Heimrennen mit mildernden Umständen – Motodrom Masters 2016

Nachdem loki beim geheimen Geheimtraining im kroatischen Rijeka am vorletzten Juli-Wochenende Betty’s Hinterradführung zerschrabbelt hatte, kam vor dem vierten von fünf Rennwochenenden unerwartet Hektik in der RSRP-Teamzentrale auf. Betty musste unbedingt eine neue Schwinge bekommen. Glücklicherweise lag ein geeignetes Bauteil auf Lager und trotz kleiner Schwierigkeiten fand es gerade noch rechtzeitig den Weg ins Heck des Alu-Brückenrahmens der Italienerin.

Eine Woche zuvor konnte el Mecanico im zweiten Anlauf endlich sein überarbeitetes Fahrwerk bei HH Racetech in Rottenburg a.N. abholen und Brunhilde wieder auf die Füße stellen. Die Tokioterin steht mit dem neu gestalteten Dämpferwerk nun um ein paar Millimeter höher über dem Asphalt, was sich zu allererst beim ungewohnt schleiflosen Einladen positiv auswirkte. Die eigentliche Idee hinter der Höherlegung war allerdings die Möglichkeit zur spanlosen Kurvenhatz, was el Mecanico mehr Schräglagenfreiheit und dem neuen Design am Bug eine reelle Überlebenschance generieren sollte.
Das Highlight in der Pre-Hockenheim-Woche war allerdings das zweite Paket von Blitz Racing Aparell, in dem endlich auch el Mecanico seinen Full Custom Maßlederanzug nebst passenden Handschuhen in Empfang nehmen konnte. Loki konnte seine „blitzende“ Schutzhülle 2 Wochen früher in Empfang nehmen und bei über 30°C in Rijeka über zwei Tage eintragen können. Wir haben mit großer Spannung auf das letzte Element der Corporate Desings gewartet und sind mit dem Ergebnis mehr als zufrieden.

Es war Mittwoch der 3. August, an dem loki sich, wie schon zum Festival Italia, alleine auf den Weg gen Kringel begab. Der Weg war kurz, denn er führte nach Hockenheim, die Stadt der Formel 1 und der strengen Geräuschlimits, zwei Themen, die sich in der Moderne nicht mehr zwingend gegenseitig ausschließen. Diese Geräuschlimits wie wahrscheinlich auch das schmale Starterfeld der Art Motor SuperClassiX in 2015 waren wahrscheinlich der Grund dafür, dass die TT-Klassen nicht im badischen Zeitplan auftauchten. Die Rennklassen der IBPM, DRC und WOM waren dafür offenbar zu zahlreich, was wir natürlich sehr schade fanden.
Die Wertungsläufe der Pro Thunder, in der loki bis dahin auf Meisterschaftsrang 5 rangierte, sollten ungewohnt früh am Freitag und Samstag austragen werden. Das obligatorische freie Training, bei dem loki sich den Highsider samt Betty-Havarie aus 2015 von der Seele fahren wollte, lief demzufolge am Donnerstag. Um seine neue zweite Haut einzutragen und zwecks Fehlerbehebung an Brunhildes Treibsatz, hatte el Mecanico eine Möglichkeit aufgetan um am Freitag zumindest 4 Trainingsturns mitnehmen zu können. Er würde also einen Tag später das Team komplettieren.

Wie immer zierte Philipp Messer’s stattliches Wohnmobilgespann bereits das Fahrerlager, als loki in selbigem eintrudelte. Ein Platz im Windschatten des MAN war noch frei und so hatte sich einmal mehr eine tolle temporäre Nachbarschaft mit dem KTM-Sammler ergeben. Nachdem die beiden Twin-Treiber nach dem Aufbauen und Anmelden gemeinsam mit dem kleinen Philipp, der selbstverständlich wieder in Messer’s Diensten im Schraubereinsatz war, etappenweise insgesamt einen kompletten V8 zur technischen Abnahme geschoben hatten, gab’s zum Abendessen eine Pizzalieferung ins Fahrerlager.

Tag 1 – Freies Training loki
Aufgrund der frühen Ankunft am Ort des Geschehens und der guten Vorbereitung am Vorabend war loki zeitig wie noch nie in 2016 startklar fürs freie Training. So kam es, dass er schon zum ersten Turn des Tages in Gruppe 2 von 3 auf die Strecke ging. In Gruppe 1 waren die schnellsten Leute bereits unterwegs gewesen und die Tatsache, dass das schwarz-orangene Eisen des Nachbarn bei leichtem Nieselregen nur ein einziges Mal vorbeigehuscht war, flößte unserem Aprilianer nicht gerade Vertrauen in die Streckenverhältnisse ein. Bevor Betty gen Boxenfahrt rollen durfte, wartete loki noch das optische Erscheinungsbild von RC8 samt Fahrer ab, die in diesem Moment vom Lumpensammler herbeigekarrt wurden. Beim Defilee gab‘s wenig Havariertes zu sehen und ein positives Handzeichen von Philipp. Los ging’s!

Der erste Turn sollte für den Rest des Tages bezeichnend werden. Irgendetwas schien nicht zu stimmen. Betty’s zuletzt in Oschersleben, wie auch in Rijeka so einwandfreier Motorlauf war wie die Seele Winnetou’s nach dem feindlichen Gewehrtreffer völlig spurlos in die ewigen Jadggründe verflogen. Besonders im mittleren Drehzahlbereich beim Beschleunigen aus den Kurven heraus musste loki böse Stotterorgien ertragen. Das sorgte für Unruhe im Gebälk und war für das gute Gefühl für die IDM-Variante nicht gerade zuträglich. Glücklicherweise war das Fahrwerk über jeden Ruckler erhaben und ließ unseren Aprilia-Akrobaten jede noch so kribblige Situation einigermaßen gelassen überstehen. Gelassen war loki auch, weil er zu diesem Zeitpunkt der festen Überzeugung war, dass sich das Thema innerhalb weniger Turns auflösen würde. Immerhin war der verbaute Power Commander seit Rijeka mit einem funktionierenden Autotune-Modul gekoppelt. Das war schließlich dazu bestimmt, sämtliche Unregelmäßigkeiten in der elektronischen Gemischbildung glattzubügeln, die loki für Betty’s Fehlverhalten als ursächlich erachtet hatte. Mit der Unterstützung des Autotune im Rücken, hatte loki nach Rijeka die vormals verbaute China-Einspritzdüse des vorderen Zylinders durch eine mutmaßlich höherwertige Komponente ersetzt. Das schien jetzt die Probleme zu verursachen und war daher aktuell eher Fluch als Segen.

Nach 4 unverändert schlecht gelaufenen Trainingsturns hatte loki sich in die Mittagspause gerettet. Jetzt war die Zeit gekommen, die vom Autotune produzierte Mappingkorrektur auf Plausibilität zu checken und erstmals ins Einspritzkennfeld zu übernehmen. Frohen Mutes ging es wenig später auf in Turn 5 von planmäßigen 7. Entgegen jede Erwartung lief Betty’s V-Zwilling noch immer nicht rund. Das Stotterproblem war in andere Drehzahlen verrutscht, aber weiterhin deutlich dominant und rundenzeitenbestimmend. So und mit regelmäßigen Rundenzeiten von lediglich 1:42.4 Minuten nicht einmal auf Vorjahresniveau machte das freie Training keinen Spaß.

Eine Optimierungsschleife, 5 geborgte Liter Sprit (Danke Philipp!) und abermals deutliche Korrektursprünge später, lief inzwischen Turn 6. Fazit: Same Procedure as last Turn. Als loki Turn 7 dann auf Grund von Regen zu allem Überfluss auch noch ausfallen lassen musste, war der Tag vollends für die Katz gewesen. Jetzt blieb nur noch das, was unser Aprilia-Pilot um jeden Preis hatte vermeiden wollen. Training und/oder Qualifying am ersten Renntag würden zur weiteren Technikoptimierung herhalten müssen. Aus Erfahrung passen die zeitgleiche Suche nach komplexen technischen Problemen und wertvollen Sekunden nicht wirklich zusammen.

Jetzt war erstmal eine Stärkung fällig. Der Zugführer von nebenan hatte bereits den Gasgrill in Betrieb genommen und faustdickes Dunkelrot aus der Rinderhüfte aufgelegt. Sah das lecker aus! Und wie das duftete. Kurzerhand plünderte loki den mitgebrachten spärlichen Inhalt seiner Kühlbox und war mit von der Partie. El Mecanico war noch lange nicht in Sicht und der Hunger groß. Man war das gut! (Schonwieder) Danke Philipp!
Nach dem deliziösen Abendmahl machten loki und der kleine Philipp sich auf den Weg gen Hockenheim City. Hochoktaniges Raffinat war ihr Begehr. Als die beiden Tanker mit gut gefüllten Reserven wenig später ins Fahrerlager eingetrudelt waren, hatte auch el Mecanico endlich den Weg in die selbsternannte Rennstadt gefunden. Er schien recht ausgehungert und verlangte alsbald nach Lebensmittel. Da die hiesige Küche inzwischen kalt war, blieb nur der Gang zum Imbiss. Leider war auch dieser um 20:30 Uhr bereits verrammelt. Der letzte Tipp zur Nahrungssuche, der schlussendlich auch Erfolg versprach, führte unseren ClassiXer zum Xlite-Truck. Hier wurde zum Zwecke der Kundengewinnung mit vollen Händen Pizza über den Tresen gereicht. Jetzt noch fix die Japanerin zur technischen Abnahme geschoben und der gemütliche Teil des Abends konnte beginnen. Während Messer’s Philipp aufgrund von ungewöhnlichen Kopfschmerzen geplagt inzwischen in den Federn lag, gab es für den kleinen Philipp, el Mecanico und loki zum Tagesabschluss noch lecker Gebrautes aus Böblingen und Benzingespräche in der würdigen Atmosphäre der rollenden dreiachsigen KTM-Werkstatt von nebenan.

Tag 2 – Freies Training el Mecanico und Qualifying plus Rennen 1 loki
Alle verfügbaren Heizdecken glühten unsere Pneus vor. Beim Frühstück gingen unsere ohnehin spärlichen Lebensmittelvorräte langsam zur Neige. Für den Abend würden wir definitiv eine Luftbrücke oder eine Versorgungsfahrt brauchen. Zuerst stand jedoch loki’s erster Turn an, der zugleich sein letztes freies Training war. Am Vorabend hatte unser Aprilianer bereits schwer mit sich und der Technik gehadert. In den Tiefen seiner Datenaufzeichnungen wollte er im Falle, dass sich der jetzige Trend bis zum Rennen fortsetzen würde, nach einer Backup-Map für den Power Commander stöbern. Dieses Backup wollte er neben dem Rückbau auf die alte hintere Einspritzdüse und die alte Zündkerze für den zweiten Renntag einsetzen. Jetzt erstmal wollte loki weiter mit dem Autotune experimentieren.

Der Trainingsturn verlief miserabel. Erstens war die Strecke aufgrund eines nächtlichen Regengusses zu weiten Teilen feucht und zum Zweiten konnte loki hinsichtlich Fahrbarkeit keine wirkliche Verbesserung zum Vortag feststellen. Er ärgerte sich über den ausgefallenen 7ten Turn und die viele bis hierher verstrichene Zeit der Fehloptimierungen. Es musste sich um ein Hardware-Problem handeln. Während el Mecanico sich nun auf seinen ersten Schleudergang vorbereitete, zermarterte sich loki das Hirn. Was sollte er ändern? Vielleicht die Rijeka-Einspritzdüse und –Zündkerze einbauen und abends dann nach WLAN suchen und die Basis-Map per Mail von Sören, loki’s Unterstützer vom Festival Italia, schicken lassen? Sören hatte damals alle Daten auf seinem Laptop gespeichert, weil loki keinen Rechner dabei gehabt hatte. Loki’s Bibliothek war also nicht komplett und das mobile Internet war im Hockenheimer Fahrerlager praktisch nicht existent. Die aktuell einzige Alternative: Erstmal alles so lassen und dem Autotune eine letzte Chance geben…

El Mecanico rangierte seine Brunhilde in Richtung Beschleunigungsstreifen. Er war erfüllt von guter Hoffnung. Im Zuge der Fahrwerksreimplantation hatten, im Unterschied zu den vergangenen Rennwochenenden, eine Lichtmaschine und die sackschwere und im Vergleich zum LiFePo-Akku riesige Originalbatterie den Weg zurück in Brunhilde’s Innerstes gefunden. Das sollten die Maßnahmen sein, die endlich einen sauberen Motorlauf garantieren sollten. Bezüglich guter Rundenzeiten waren el Mecanico’s Erwartungen nicht besonders groß. Immerhin war der Asphaltkringel stellenweise noch immer nicht abgetrocknet, es war recht kühl und außerdem steckte er zum ersten Mal im Blitz-Anzug. Die ersten zwei Runden beschleunigte Brunhilde sauber durch und lief wie erhofft. Der Plan unseres Honda-Jockeys schien aufgegangen zu sein. In Runde drei, bei erreichter Betriebstemperatur, begann jedoch Brunhilde’s Rodeo-Gehabe wieder. Der Traum war auf einen Schlag zerplatzt. Kopfschüttelnd und ohne Lösungsidee beendete El Mecanico seine erste Ausfahrt vorzeitig.

Noch bevor loki in sein erstes Qualifying starten musste, stand wenig später wieder el Mecanico’s Gruppe B im Zeitplan. Er hatte Brunhilde an den Strom angeschlossen und damit die Bordspannung auf gemessene 13,7 V aufgeladen. Er hatte die Vermutung, dass die Lima die Batterie nicht lädt und wollte daher vor und nach dem Turn die Batteriespannung ermitteln. Für den Fall, dass ein schnellladefähiger Elektronenkäfig angeschlossen werden müsste, war die Lima-Schlagader mit einem entsprechenden Bypass ausgestattet. Es half alles nichts. Der Honda-Wahn war Brunhilde einfach nicht auszutreiben. Bei der dritten Anfahrt auf die Sachskurve produzierte die zickende Geisha eine derart üble Fehlzündung, dass das daraus erwachsene Beben unseren Honda-Heizer von den Fußrasten und mit seinem stahlharten konvexen Bauchmuskel geradewegs gegen die Kanzel katapultierte. Glücklicherweise war die Gravitationskraft der Sitzbank groß genug, um el Mecanico’s Hinterteil sauber zurück in den Sattel zu ziehen. Der Schreck war schnell weggesteckt und weiter ging die wilde Fahrt!
Wenig später duellierte unser Hondarist sich mit Jan (Deckenbach) aus der GSX-R750 Challenge. Auf der Bremse und in der Kurve konnte Jan el Mecanico scheinbar nicht angreifen. Zitat Jan: „Du hast ja gesagt dass dein Motor etwas Probleme hat und Dir Leistung fehlt, aber auf der Geraden dachte ich du fährst ne 250er und in der Kurve warst du mir wieder zu schnell“. Schlussendlich war die Start-Ziel Gerade dann aber doch zu lang und die GSX-R pfiff auf und davon und der kurzweilige Spaß für el Mecanico war damit vorbei.

Für loki ging es 20 Minuten später ins erste Qualifying. Der Kampf gegen Betty’s Apriliaitis-Rückfall ging in die nächste Runde. Seine Strategie: Sicherheitsturn in Q1 und für Q2 dann den Rückbau der Einspritzdüse und Zündkerze am hinteren Zylinder aufsparen. Das erste Qualifying förderte eine unterirdische 1:43.152 ans Tageslicht. Von loki’s 10 mit angereisten Klassenkameraden waren nur ganze zwei in Q1 noch schlechter und von denen verarbeitete einer, Pechvogel Detlev (Horst), einen schweren Sturz vom Vortag. Es war zum Davonlaufen. Die Technik war ohne Hardware-Änderung nicht zur fehlerfreien Funktion zu überzeugen.

El Mecanico durfte noch vor der Mittagspause zu Turn 3 ausrücken. Aus Turn 2 zurück im Paddock war Brunhilde‘s Batteriespannung auf Vorturnniveau. Mehr aus Verzweiflung statt als ernsthafte Verbesserungsmaßnahme hatte el Mecanico aufwendig die Zündkerzen gewechselt. Kurz vorm Ablegen, bereits in voller Montur, zuckte plötzlich ein heller Blitz hinter dem Visier und eine helle Lampe ging an. El Mecanico hatte eine Eingebung! Er hatte inzwsichen ja ausnahmslos alles getauscht. Angefangen beim neuen Motor über die neue Vergaserbatterie, den gesamten Kabelbaum, die Zündspulen, die Batterie bis hin zu den Zündkerzen war alles neu. Die letzte Möglichkeit war der Hauptschalter, der im soeben beim Stiefel zumachen ins Auge gefallen war. In größter Eile und mit der Hilfe vom kleinen Philipp, waren die Kabelschuhe 1 fix 3 abgezogen und untrennbar miteinander verbunden.

Schon die erste Gerade, die Nordkurve und Einfahrt Parabolika verbindet, brachte die lange ersehnte Erlösung. Das Problem war gelöst. Unglaublich, wie einfach es am Ende gewesen ist. Für el Mecanico flog dieser dritte Turn wie in Trance vorüber. Gleich von Anfang an bot sich eine Drehzahlbandbreite die er so schon gar nicht mehr gewohnt war. Brunhilde beschleunigte sauber durch und erlöste el Mecanico nach einer gefühlten Ewigkeit von seinen Qualen indem sie ihm endlich eine kraftschonende und unverkrampfte Fahrweise ermöglichte. Unser ClassiX-Pilot sah sich jetzt einer neuen Herausforderung gegenüber. Aufgrund des erheblich breiteren nutzbaren Drehzahlspektrums waren komplett neue Schaltpunkte zu suchen, um wieder eine flüssige Linie zu generieren. Aber das war ihm erst einmal egal. El Mecanico war on Fire zog so richtig am Kabel.

In der Parabolika hatte er Jens „JackSenn“ Theuer eingeholt. Da er im Geschwindigkeitsrausch gefangen war und seine Augen wie beim Eintritt in die Atmosphäre glutrot leuchteten, wollte el Mecanico JackSenn unbedingt noch kriegen. Gesagt… versucht: Spät, später, am spätesten, noch kurz gewartet und dann doch noch gebremst. Aber wie! Voll in die Klötzer. Kurz bevor er auf JackSenn‘s Höhe war, wollte Brunhilde’s Hinterrad auch mal sehen was vorn so los ist und erhob sich gen Himmel. Also die Bremse wieder leicht auf und in einem dicken Stoppie an JackSenn vorbei. Da es kein Rennen war und die schicke neue Kombi sturzfrei bleiben sollte, lenkte el Mecanico seinen Rennflügel vorsichtshalber doch lieber geradeaus. Die Glut im Kopf war von jetzt auf gleich eingefroren. Turn 3 war dann auch zu Ende und zurück im Fahrerlager eine Entschuldigung bei JackSenn Ehrensache.

Bevor loki, der inzwischen die hintere Einspritzdüse sowie Zündkerze zurückgebaut hatte, zu Q2 auf die Strecke musste, durfte el Mecanico zu seinem vierten und letzten Turn ausreiten. Er hatte sich in der zwischenzeitlichen „Lunch Brake“ eine Bockwurst eingebaut und konnte nun frisch gestärkt auf die Suche nach einer funktionierenden Linie ausrücken. Loki saß inzwischen mit seiner Freundin, el Mecanico’s Angetrauter und dem RSRP-Ehrenteammitglied eiwig, die zwischenzeitlich zur Unterstützung angereist waren, auf der Tribüne hinter der Sachskurve. El Mecanico scheuerte vorbei und verschwand sogleich in der Boxengasse. Seine 4 erwähnten Zuschauer rechneten sofort mit einem technischen Problem und eilten ohne zu zögern zurück ins Fahrerlager. Dort war kein el Mecanico! Der hatte nämlich nur vergessen seine Stiefel zuzuschnallen und war direkt wieder auf die Strecke rausgefahren. Dort optimierte er neben Schalt- und Bremspunkten auch seine Ideallinie und verbesserte seine Rundenzeit so Umlauf für Umlauf. Am Ende konnte er seine persönliche Bestzeit aus 2015 mit einer 1:46.362 um mehr als 3,4 Sekunden unterbieten. Das ist ein Wort!

Im Großen und Ganzen war dieser Freitag für unseren Honda-Jockey also ein erfolgreicher Testtag bei dem er Brunhilde endlich ihre Krankheiten austreiben konnte. Denkt er ans Biketoberfest, ist el Mecanico Feuer und Flamme. Um sich in der SuperClassiX TT F2 zum Meister zu krönen, sind 10 Punkte aufzuholen! Zwei Siege könnten den Traum Wirklichkeit werden lassen…
Für loki ging es jetzt ins Q2. Würde der Hardware-Rückbau ohne die notwendige zugehörige Software-Anpassung etwas bringen. Der Zweifel fuhr auf loki’s Schulter hockend mit und transformierte sich in den ersten Runden des Turns in Gewissheit. Auch dieser Versuch war ein glatter Fehlschlag. Die erreichte Rundenzeit war sogar noch schlechter als in Q1. Im Feld von 23 Pro Thunder AllStars konnte loki sich mit stumpfen Waffen niedergeschlagen nur Startposition 16 erkämpfen. Das hatte er sich bei Weitem anders vorgestellt.

Als letzter Umlauf des Tages fand um 17:50 Uhr das R1 der AllStars statt. Auf Platz 16 vorletzter von 11 Pro Thunder Piloten startete loki in ein fast hoffnungsloses Rennen. Der einzige Vorteil war es, dass er sich mit dem Hinblick auf das Rennergebnis keinen Druck machen musste. Den Top-Ten-Platz würde er ohne weiteres verteidigen können und nach vorne würde nur mit viel Glück etwas gehen. Loki hatte also nichts zu verlieren!
Der Start war ok und bis zur Nordkurve war wenig passiert. Interessant wurde es in der Ersten Anfahrt auf die IDM-Querspange, die die Parabolika mit der Anfahrt auf die Mercedes-Tribüne kurzschließt. Tommy Hofmann, der direkt vor loki auf Platz 9 lag, verbremste sich und ging weit. Unser Apriliatreiber ergriff diese einmalige Gelegenheit und zog innen vorbei. In den folgenden Kurven reichte allerdings alles breit machen nichts und Tommy flog auf seiner Baby-Panigale wieder vorbei. In der Anfangsphase des Rennens hatte sich eine spannende Gruppe gebildet, an die loki über die nächsten paar Runden, wie die sprichwörtliche rote Laterne, mit Mühe und Not den Anschluss halten konnte.

Von seiner Position aus musste er nun zusehen, wie Tommy langsam ins Rennen fand und sich einen Mitstreiter nach dem anderen zur Brust nahm. So wie den 899-Piloten musste loki im weiteren Rennverlauf auch die Kampfgruppe vor sich langsam ziehen lassen. Die folgenden Runden wurden einsam für unseren Aprilianer und die Unruhe im Fahrwerk, die bei jeder Kurvenausfahrt mehr und mehr zunahm wurde zum bestimmenden Element. Loki kämpfte tapfer. Um nicht abgeworfen zu werden klammerte er sich mit allem was er hatte an Lenker uns Tank. „Wann ist es endlich vorbei?!“ war der einzige klare Gedanke, den er fassen konnte.

Als Torsten (Erxleben) auf seiner 749S Mitte der achten Runde zur Überrundung in Sichtweite kam, passierte plötzlich Unschönes. Im Ausgang der langen Rechts nach der Mercedes-Tribüne war Volker (Eikmeyer) zu Sturz gekommen. Als loki Volker passierte, lag dieser unter seiner Street Triple begraben am linken Streckenrand. Loki war sofort klar: Das Rennen wird noch in dieser Runde abgebrochen. Als er gerade die Boxeneinfahrt erreicht hatte, schwenkte der Streckenposten an der Südtribüne rot zum Rennabbruch. Platz 10 und damit 6 Meisterschaftspunkte waren dem völlig erschöpften loki in diesem Moment sicher. Freude darüber kam allerdings nicht auf.

Unsere Gäste begaben sich wenig später auf den Heimweg. Unterdessen hatte Tommy loki zum Dinner ins Hotel Motodrom eingeladen. El Mecanico musste Mission „Luftbrücke“ also alleine angehen. Er hatte das Vergnügen an diesem Abend am Messerschen Gasgrill gastieren zu dürfen. Unsere Jungs verbrachten jeder für sich einen tollen Rennstreckenabend. Die Seemine blieb erstmals in der RSRP-Geschichte kalt und trotz des Spaßes, den jeder der Jungs bei seinem Abendprogramm hatte, sind sie sich darüber einig, dass für die Zukunft zu einem gemeinsamen Trackday auch ein gemeinsamer Grillabend gehört.

Tag 3 – Warmup und Rennen 2 loki
Nach einer kurzen Nacht, begann unser Samstag in Hockenheim mit kleinen Augen. Noch vor dem Frühstück hatte loki die Eingebung, dass sich auf seinem alten Werkstatt-Laptop noch irgendwo eine gut passende alte Power Commander Map rumfliegen musste. Diese Map trug den verheißungsvollen Namen „20160714_Cylinder_back_orig.Injector_open_Airbox_AT_OSL_Startpoint_Cyl_front“. Ja genau! So hat auch loki dreingeschaut, als er die Bezeichnung sah und versuchte das gelesene dem damaligen Hardware-Stand zuzuordnen. Er konnte sich nämlich nicht entsinnen, in Oschersleben mit den originalen Düsen unterwegs gewesen zu sein. Auch die flüchtige Rücksprache mit Sören konnte keine Klärung herbeiführen. Loki musste sich jetzt entscheiden. Entweder der Aufzeichnung glauben und die Original-Einspritzdüsen anstecken oder der eigenen Erinnerung vertrauen und die Düsen der Dusche beibehalten.

Die Wahl fiel auf die Aufzeichnung. Loki schraubte also die Airbox auf, steckte von Dusche auf Originaldüsen um, spielte die aufgespürte Datei auf den Power Commander und schraubte Betty wieder zusammen. Schnell das Müsli inhaliert, die schnelle Pelle umgehängt und pünktlich zum ersten und einzigen 15-minütigen Warmup den Button gepresst. Betty sprang nicht an! Erste Zweifel an der Wahrheitstreue des Dateinamens keimten unter loki’s Kopfprotektor. Der Startpilot würde es schon richten. Und tadaa, damit lief der Österreichische Treibsatz hustend und polternd an. Das war geschafft. Jetzt noch etwas den Startpilot rauspusten und dann könnte es losgehen. Leider drehte der V2 auch nach mehrmaligem „Full Throttle“ nur bis auf 6000 Umdrehungen hoch. Das war nur gut halbe Maximaldrehzahl. Das war der berühmte Satz mit x.

Bis zum Rennen hatte loki noch satte 3h Galgenfrist. Es gab nur eine Möglichkeit, wie er überhaupt am zweiten Rennen teilnehmen könnte. Tank hoch und wieder auf die Einspritzdüsen der Dusche wechseln. Was lernen wir daraus? Der erste Gedanke ist immer der richtige! Frisch betankt, aufgeladen und mit geheizten Slicks rollte loki um 13:08 Uhr in Richtung Startaufstellung. Der relativ problemlose Startvorgang und die Inlap machten deutlich, dass Betty sich technisch etwas über dem Niveau von Rennen 1 bewegte. Das war ja schon mal was.

Loki‘s Rennstart verlief hervorragend. Bereits in der Nordkurve erkämpfte sich unser V2-Treiber Position 9 von Tommy Hofmann. Nach der Parabolika war loki bereits auf Platz 8 vorgefahren. Micha (Becker) hatte auf seiner Daytona noch nicht ins Rennen gefunden und seinen Platz abgegeben. In den folgenden Runden wurde Jonas (Heinrich) und seine Ducati 999 zu loki’s Fixstern. Die Lücke nach vorne schien teilweise sogar etwas kleiner zu werden. Im letzten Renndrittel, als loki geschwächt vom Vortag langsam die Kräfte verließen, war Jonas in der Lage sein Tempo zu verschärfen. Die 999 wurde immer kleiner.

Doch was war das? 3 Runden vor Schluss schien ein anderer All Star noch mehr zu schwächeln als loki. Unser Aprilianer war deutlich schneller und eine Runde später war bereits deutlich zu erkennen, dass es sich beim neuen Vordermann um Henning (Schipper) handelte, der sichtlich Probleme hatte, seine SuperDuke 990 bei der Kurvenausfahrt auf Spur zu halten. In der letzten Durchfahrt der Parabolika hatte loki vielleicht noch eine knappe Sekunde Rückstand. Wahnsinn wie er in den letzten beiden Runden an Henning herangeflogen war. Das Rennen war schon einige Runden alt und loki war so dicht am Limit unterwegs, wie das gesamte Wochenende nicht. Beim Anbremsen auf die IDM-Querspange war die Versuchung groß, einen Angriff zu wagen. Doch das hätte, wenn überhaupt, nur mit der Brechstange funktioniert. Loki rief sich selbst zur Räson: „Junge bleib geschmeidig! Schmeiß den Hobel auf die letzten Meter bloß nicht noch weg! Den kriegst Du schon noch.“

Loki war voll fokussiert. Den Eingang auf die Dragster-Gerade hoch zu Motodrom hatte Henning besser erwischt. Im Motodrom war das Überholen schwierig. Wenn loki vor der Sachskurve nicht nah genug dran wäre, würde es nur das Beschleunigungsduell in Richtung Ziellinie noch richten können. Mist: Henning ist ein Tier auf der Bremse! Die Chance an der Sachskurve war vergeben. Jetzt musste sich loki sauber positionieren und den Ausgang der Südkurve perfekt treffen. Das sah gut aus… das sah gut aus… loki kam mit mehr Schwung auf die Gerade raus… Er kam näher… er kam auf gleiche Höhe… Und „wusch“ rauschte das Duo an der karierten Flagge vorbei. Das war verflucht knapp! Aber sowas von…

Loki hatte es nicht geschafft. Am Ende fehlten ihm satte 0,085 Sekunden auf Henning bzw. Platz 7. Verdammter Mist verdammter! Aber loki waren Platz 8 und damit weitere 8 Punkte geblieben. Das und das geile Gefühl des Kampfes Mann gegen Mann. Das ist es doch wieso wir Rennen fahren. Als loki bei der Siegerehrung das Rennergebnis in die Hände bekam, war er mit sich und der Welt im Einklang. Das Tüpfelchen auf dem i war jedoch die Rundenzeit. Als niemand, nicht zuletzt er selbst, noch daran geglaubt hatte das er sein Ziel von einer Runde unter 1:40 würde erreichen können, schlug ihm dieses Stück Papier ins Gesicht. Bääm! 1:39.674. Wahnsinn! Das war mit Abstand loki’s schnellste Runde des Wochenendes. Und es war die allerletzte! Danke Henning!

P.S.: Danke an Hubert von HH Racetech für die tolle Arbeit an unseren Fahrwerken! Hockenheim. Der Motor stottert. Das Fahrwerk hält. HH Racetech!
Auch an Bert von Blitz Racing Apparel muss hier nochmal ein Dank gerichtet werden. Das Fotoshooting zum Corporate Design war der Hammer! Wir sehen bald, was dabei rausgekommen ist…