Im Schatten der Nürburg

Am 30. Mai fand Saisonlauf #2 des Deutschen Langstrecken Cups (DLC) auf der GP-Variante des Nürburgrings statt. Mittendrin wir, das RS-Racing-Project Endurance plus (RSRPe+) als Nürburgring-Frischlinge mit teilweise etwas Playstation-Erfahrung auf dem Kurs. Unsere Besetzung war, wie bereits beim ersten DLC-Event in Hockenheim, erfreulich umfangreich und auch eigene Fans hatten sich angesagt.

Bereits kurz nach dem Einlass ins Fahrerlager um 18:00 Uhr am Mittwoch vorm Himmelfahrtstag waren wir emsig mit Boxenbezug, Anmeldung, technischer Abnahme und Fahrerbesprechung beschäftigt. Die Abwesenheit der Kawasaki Ninja Turtles #567 machte uns in unserer 2er Box zu Einzelkindern. Nicht soo schlecht, wenn man die wirklich kleinen Boxen in der Eifel kennt. Außerdem hatten wir so genügend Platz, unsere neusten Errungenschaften an Boxenausstattung angemessen auszuprobieren.

Am nächsten Morgen um 09:00 Uhr, als auch die letzten Nachzügler eingetroffen waren, starteten wir aus unserer immernoch hochgradig exklusiven Einzelbox ins 2-stündige Qualifying zum 6h-Rennen. Wir hatten uns, wenn auch nicht komplett einstimmig, darauf geeinigt, dass jeder der 3 Fahrer einen etwas längeren Turn nach einem kurzen Kennenlern-Stint absolvieren sollte. Klar war zu diesem Zeitpunkt auch bereits, dass el Mecanico dieses Mal der glückliche Le Mans-Starter sein würde.

So rückten unsere 3 Piloten einer nach dem anderen aus, um die ersten „echten“ Fahrerfahrungen auf dem heiligen Asphaltkringel zu sammeln. Zur allgemeinen Zufriedenheit stellten wir fest, dass wir von Beginn an halbwegs bei der Musik waren und wir uns mit unseren stetig schneller werdenden Umrundungszeiten nicht unauffindbar verstecken mussten. Sascha, unserer Fahrlehrer aus Blaubeuren, war es einmal mehr, der schlussendlich knapp vor loki das 3-Mann-Duell für sich entschied und somit unsere eine weitere Kerbe für die beste teaminterne Qualizeit in den Lenkerstummel feilen durfte. Dieses Mal sollte es also von Gesamtrang 29/33 und… jaa guuut… zu dem Zeitpunkt als letztes Moto1000-Team (13/13). Allerdings hatten wir mit 2:14.45 auch noch lange nicht das letzte Wort gesprochen…

Nur 40 Minuten nach Ende des Qualifikationstrainings war es nun an el Mecanico, zu Le Mans-ieren. Sascha war vom Team ganz demokratisch (nur (s)eine Gegenstimme) als Elfriede-Halter auserkoren worden. Der Grund: Es sollte sein übertrieben großer Respekt vor der alt ehrwürdigen Endurance-Startprozedur in den Griff gebracht werden.

Auf das geschwenkte Flaggensignal, das unser Startpilot vor lauter Lampenfieber fast verpasst hätte, machte el Mecanico seine Sache gut. Er stürmte leicht verzögert aber trotzdem nicht überstürzt und flink allen hinterher gen Elfriede und übernahm souverän deren Kontrolleinrichtungen während er bereits im Begriff war, beinahe in die erste Kurve einzulenken. Diese erste Kurve hat es echt in sich, besonders wenn man mitten in einer wilden Horde erstmalig dort anrückt. Auf jeden Fall ging el Mecanico kein Kinderlied durch den Kopf, als er im Stoppie einfliegend auf den Touch Down seines Hinterrades wartet, um endlich einlenken zu können.

Diese erste Kurve… An ihrem innersten Punkt fällt man nahezu ins Bodenlose. Jedenfalls sieht es so aus und fühlt sich so an. Besonders ohne Erfahrung tut man gut daran, sich hier etwas zurückzuhalten. Ohne größere Zwischenfälle – naja, in der ersten Runde gab es ev. doch den ein oder anderen Verbremser und beinahe Feindkontakt aber das blieb zum Glück folgenlos – zog unser Yamsenreiter eine Runde nach der anderen und wurde dabei stetig schneller.

Nach einem 17-ründigen positiven Auftritt übergab el Mecanico an loki. Unser KTM-Treiber legte ordentlich los und war in den nächsten Runden in der Lage die Qualizeit des Teams deutlich zu unterbieten. In Runde 10 seines Stints kam er dann aber ein weiteres Mal nicht wieder auf Start Ziel vorbei. Was war jetzt schon wieder los bei Bruchpilot loki? Beinahe 50 Sekunden nach der erwarteten Vorbeifahrt tauchte Matilda unter Ihrem Fahrer dann in der Boxengasse auf. Natürlich war keiner auf einen schnellen Wechsel vorbereitet, am allerwenigsten Sascha. So gingen fast 1 ½ Minuten innerhalb von nur 2 Runden verloren. Die gute Nachricht war, dass loki nicht gestürzt war. Die schlechte Nachricht umfasste eine Verbrannte Kupplung bei Matilda.

Kaum aus der Box geschoben brannte Sascha auf seinem SOVIT-Projektil gen Horizont und flinke Mechaniker-Hände, allen voran die von KTM-Spezi Sören, machten sich an die OP von loki’s kraftloser RC8 R Track. In der Folge verbreitete sich beißender Brandgeruch in der Box #9. Sascha bekam von alledem nichts mit und spulte Runde um Runde bei fallenden Umlaufzeiten ab. So kam es, dass Muthi in seiner 14. und unserer insgesamt 42. Rennrunde unsere Bestzeit von 2:11.134 Minuten markierte. Die KTM stand inzwischen wieder fast komplett mit neuer Kupplung da. Die Ursache für den Defekt war auch gefunden aber dazu später mehr.

In Runde 43 holte Bene (unser Mauerblümchen) Sascha zum Fahrerwechsel rein. Nun war es also wieder an Elfriede ihrem Herrn und Meister zu gehorchen und flugs war el Mecanico im Sattel und unterwegs in Richtung Mercedes-Arena. Er machte seine Sache gut und fuhr stabil sichere Runden. Das ging ca. 40 Minuten lang so. Inzwischen war Matilda buchstäblich wieder fit gespritzt. Grund für die Verbrannte Kupplung war ein klemmender Kolben in der hydraulischen Kupplungsbetätigung. Das ganze Debakel hatte bereits in Hockenheim nach loki’s dortigem Sturz angefangen. Hierbei war nämlich die Kupplungsflüssigkeit verloren gegangen und in der Reparatur aus Mangel an passendem Fluid vom Team kurzerhand Bremsflüssigkeit eingesetzt worden. Das hat das Dichtsystem uns leider übel genommen. Sören versuchte das Schlimmste nun mit Servo-Öl aus diversen Lenkungen teameigener PKWs zu kaschieren. Es wurde also spannend, denn jetzt war loki erneut an der Reihe.

Nach Roland’s wiederholt gelungenem und zügigem Transponderwechsel von blau nach orange brüllte nun Matilda die Boxengasse hinunter. Die Rundenzeiten ließen hoffen. Leider war die Hoffnung nur 7 Umläufe später gestorben. Loki lenkte seine Österreicherin abermals nahezu vortriebsfrei auf die langsame Seite der Boxenmauer. Das waren das zweite verbrannte Kupplungspaket und das Aus für Matilda an diesem Tag. Loki war einigermaßen unglücklich über die Situation und Sascha stand einmal mehr noch in Unterhose da, als er zum unerwartet frühen Einsatz zitiert wurde. Erneut rannen wertvolle 40 Sekunden ungenutzt durch emsige Hände.

Endlich saß Sascha wieder auf und zirkelte seine ZX10R erneut auf den Ring. In 17 flotten Runden zog unser Fahrlehrer einmal mehr so richtig am Kabel und absolvierte zu aller Freude in feinstem Takt unseren bisher längsten Turn des Tages. Beinahe schien es als wolle Sascha den Tank leer fahren und Bene dieses Vorhaben auch noch unterstützen. Inzwischen in Runde 85 angekommen kam es dann doch zum Wechsel auf… nein nicht auf el Mecanico… aaber auf Elfriede. Das Team hatte sich aufgrund des KTM-Ausfalls zu einem Taktikwechsel entschieden. So war es nun an loki, wie bereits ein paar Wochen zuvor in Hockenheim, die R1 zu bändigen.

Nach einem 16-ründigen Gemetzel auf einer für loki viel zu glatten Sitzbank, mit viel zu niedriger Sitzposition und bei viel zu hohen Drehzahlen steuerte der Aushilfs-Yamaha-Pilot schweißüberströmt den rettenden Hafen an. Die Umstellung auf den 4-töpfigen Reihenmotor war loki dieses Mal unfassbar schwer von der Hand gegangen. Glücklicherweise sollten die vergangenen 40 Minuten für diesen Renntag die einzigen für loki auf Elfriede bleiben.

Nun mussten die zwei Frisurzwillinge das übrig gebliebene letzte Renndrittel abreißen. Obwohl es keiner so richtig wusste, war der Plan, dass Sascha als nächstes einen etwas kürzeren 13-Runden-Stint einschiebt, um dann an el Mecanico zu übergeben und folglich im Anschluss das Ding nach Hause zu fahren. Sascha’s erster Turn lief dabei ganz ohne Zwischenfälle. Beinahe wie ein Uhrwerk zog Sascha Runde für Runde viele unserer schnellsten Rennrunden.

Flinker Wechsel auf das zweite Japan-Gespann und weiter ging die wilde Fahrt. El Mecanico war mit mindestens 3 verschiedenen Taktik-Ansagen in seinen letzten Angriff auf den Ring gestartet. Klar wurde das vielen, als nahezu die halbe RSRPe+-Truppe die mit immer poetischeren Sprüchen bespannte Boxentafel wild gestikulierend und winkend el Mecanico Runde um Runde vors Visier ballerten. Nur einen schien das kalt zu lassen. Er hatte sein eigenes Taktikextrakt aus allem empfangenen Input gebraut. Loki verabschiedete sich ob der fortgeschrittenen Rennzeit von einem weiteren, durch einen der vielen Strategiewichteln in sein Hirn gepflanzen Gedanken an einen weiteren Kurzeinsatz auf Elfriede. Es hieß nun Zeit zu sparen und keinen unnötigen Stopp mehr einzulegen. Immerhin waren wir trotz der kleineren Schwierigkeiten bereits von 13 auf 10 in unserer Klasse vorgerückt.

So war es, wie es tatsächlich und unumstößlich vor Rennstart abgesprochen war, Sascha, der auf seiner Lila-Laune-Kawa zum letzten Gefecht ausrücken sollte. Nach el Mecanicos sagenhaftem 21-Runden-Stint waren für unseren ZX10-Kommandanten schlussendlich noch knapp 40 Minuten lang Signale gen Maschinenraum zu senden. Inzwischen auf Gewohnt zügig zirkulierte Sascha bis zum Abwinken und durfte nach einer genussvollen Ehrenrunde nebst Gänsehaut auch seine Kawa in den Parc fermé bringen. Dort gab es den üblichen Sekt- für uns selbstverständlich Bierempfang der Ankömmlinge und ein heiteres Angestoße und Abgeklatsche. Mal wieder typisch DLC…

Vielen Dank an alle Besucher, Helfer und Sponsoren!!!

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