Schrauber- und Regengötter am Dreieck – German T.T. in Schleiz

Es ist inzwischen mal wieder Nacht geworden um die Teamzentrale herum. Während el Mecanico drinnen Brunhilde das Röckchen anpasste, wollte loki draußen nur eben fix die Räder von Apollo13.2 von „ieh“ nach „oho“ tauschen und nebenbei gleich noch der Ursache für den Radschiefstand hinten links auf den Grund gehen. Die Folge war eine zeitraubende wie blutige OP an Fragmenten eines Schräglenkers. Der war nämlich einmal halb durchgerissen. Danke lieber Dennis Kramer, amtlich anerkannter Prüfer mit Teilbefugnis (aaPmT) des TÜV Rheinland, der Du den Anhänger am 14.10.2015 in Oppenheim mit einer frischen Plakette versehen hast. War ein feiner Zug von Dir. Leider hat unser loki das gute Stück im März 2016 erworben und findet sowas ganz und gar nicht lustig, Du bl… A…!!!

Am Morgen des Fronleichnamtags, waren unsere Jungs wieder am Start um den kleinen nun nicht mehr fußkranken Lastenesel zu bestücken. Die Beladung sollte recht zügig von der Hand gehen, denn Betty war aufgrund der technischen Probleme am Most-Wochenende vor 1 ½ Wochen gar nicht erst mit in den Süden geflogen. Zwei Jungs aus der Gladius Trophy, Franky (Lieber) und Moritz (Möbius) haben die Italienerin mit der tiefschwarzen Seele mit nach Hause genommen, von wo aus sie wenige Tage später von unserem Prüfstandsmann aufgelesen und neu eingestellt wurde. An dieser Stelle nochmal herzlichen Dank an Franky und Moritz! Ihr seid die Wucht in Tüten Männer!

So machten wir uns das erste Mal bereits vormittags und völlig stressless auf den Weg zur Wettkampfstätte. Die Reise ging ins beschauliche Schleiz, eine Stadt, die vormals als Residenzstadt des Fürsten Reuß-Schleiz und inzwischen, viel interessanter für unsereins, für eine der ältesten Motorsport-Rennstrecken Deutschlands bekannt ist. Der zweitbeste Platz im Fahrerlager war uns bereits sicher, da durch Philipp Messer freigesperrt. Entspannt angereist, relaxed aufgebaut, bei Tageslicht zum Bierstand gefunden, die Nacht zum Tag gemacht. Welch ein Erlebnis…

Tag 1 – Freies Training loki
Freitagmorgen… 06:30 Uhr… Loki erblickt leicht zerknirscht das Tageslicht im oberen Fahrerlager der traditionellen Dreieckspiste und rief, wie einst Rocky Balboa seine „Äääydriääähhhnnn“, leicht angeschlagen nach seiner Black Betty. Immerhin war ihm ihre Ankunft auf den Hochebenen des Vogtlandes bereits für gestern 21:00 Uhr, dann 22:00 Uhr versprochen worden. Der Smaltmoto-Häuptling Konstantin himself hatte loki’s Asphaltfräse im Gepäck und war des Nachts mit seiner Wagenburg und Lichtmaschinen-Schaden leider irgendwo auf halber Strecke zwischen Peine und Schleiz zur Notlandung gezwungen gewesen.

Kaum war zur Fahrerbesprechung geladen, kam der erlösende Anruf von Konsti. „Moin loki! Wo steht Ihr denn? Wir reiten soeben durchs Haupttor.“ Puhh… Für unseren Schraubergott #1 ging unverzüglich der Werkstattwagen auf. Betty musste schließlich noch komplettiert, eingestellt, geflext, abgeknackt, gebohrt, gestrapst, verkleidet und beklebt werden. Dabei und bei der Suche nach einigen verschollenen oder im RSRP-Headquater versehentlich vergessenen Kleinteilen hatte loki tatkräftige Unterstützung vom inzwischen nebenan eingezogenen Smaltmoto-Team. Das Aufbringen der ansehnlichen Schar von Sponsorenaufklebern war bei Brunhilde bereits gestern geschehen. Somit konnte unser Aprilianer sich bei der Gestaltung der Venezianischen Tracht am nebenstehenden GFK-Kimono orientieren.

El Mecanico war unterdessen mit loki’s treuem Zugpferd, dem Polarstern, auf Beutezug in nahegelegene Super- und Baumärkte ausgerückt. Er war auf feste und Flüssige Nahrung und auf befestigende Bodenplatten fürs begrünte Fahrerlager aus. Außerdem versorgte unser Raubritter bei einer Rast im Gasthaus zum güldenen M unsere treue Anhängerschaft mit dem Rennbericht aus Most. Was mobile Datenübertragung oder gar WLAN angeht, ist Schleiz leider noch etwas hinter dem Durchschnitt unterwegs.

So verging der komplette Freitagvormittag, und mit ihm ein wichtiger Trainingsturn nach dem anderen. Schließlich war immernoch unklar, ob die dunkelhäutige Schönheit überhaupt anständig Ballett machen würde. Vor diese Prüfung hatte die Rennkommission allerdings die Barrikade technische Abnahme gestellt. Also das Italobrenneisen fixen Schrittes hinüberkatapultiert, einen weiteren Aufkleber abgeholt und mit gemischten Gefühlen zum ersten Mal seit nunmehr 12 Tagen wieder den Anlasserknopf betätigt. Betty hustete sich den Weg ins Leben noch etwas frei, lief nach kurzer Aufwärmphase aber recht sauber in die Standdrehzahl ein. Der erste bzw. fünfte und vorletzte Turn konnte also kommen.

El Mecanico konnte vor Ort leider kein Ticket für die freien Trainings mehr lösen. Zu groß war der Andrang der Trainingswilligen im Vorfeld gewesen. Die in weiser Voraussicht eröffnete Warteliste war inzwischen länger als das Neue Testament. Im Nachhinein verständlich bei DER Strecke und DEM Wetter. So blieb unserem Honda-Jockey für heute nur der Papierkrieg rund um Lizenz und Anmeldung nebst Abnahme für die Renntage. Die Abnahme der Bikes für die scharfen Tage war dabei DMSB-seitig selbstverständlich hoch bürokratisch von der schnöden Blickhascherei als Prüfung für die Trainingstage getrennt und separat im unteren Fahrerlager vorgenommen worden. Nach loki’s letztem Turn hatten unsere tapferen Recken auch diese Hürde hinter sich gelassen und liebäugelten kurze Zeit später mit dem geilsten Abendessen unserer Rennstreckenkarriere, nämlich selbstgemachten Spaghetti Bolognese und buntem Salat aus der Gourmetküche von Philipp’s Wohnmobil, und der ein oder anderen Hopfenkaltschale. Ein geiler Abend war das Männer! Danke nochmal!

Nach dem Essen, Trinken, Bierwagenbesuch und el Mecanico’s Erkenntnis, dass auch geiles Essen in Massen genossen großes Bauchweh und übelste Übelkeit hervorrufen kann, kam loki alleine dem verabredeten Abwaschdienst nach und mietete sich bis nachts um 01:00 Uhr in Philipp’s megamäßig ausgestattetem Werkstattanhänger ein. Der kleine Philipp, der des großen Philipp’s el Mecanico ist, half unserem Donnerkapitän bei Betty’s Tankumrüstung. Der alte Tank passte einfach nicht mehr ins neue Farbkonzept.

Tag 2 – Qualifyings el Mecanico und loki und Rennen 1 el Mecanico
Der Samstagmorgen begrüßte uns freudestrahlend und mit bester Laune. Da die vorherige Nacht uns spät mit einem Arschtritt ins Bett geschickt hatte, kam uns dieser Umstand sehr gelegen. Leider hatten wir das Frühstück bereits ohne es einzunehmen hinter uns gelassen. So kam es dann, dass el Mecanico ohne Nahrungsaufnahme um 08:00 Uhr in sein erstes Qualifying starten musste. Seine Worte danach waren „…ohne Frühstück raus auf die Strecke und ein paar Runden gedreht. Insgesamt habe ich mich schon deutlich wohler gefühlt als in Most. Ich konnte in den Kurven das Vertrauen zurück gewinnen und mich langsam an die Bremspunkte tasten. Leider stotterte Brunhilde immernoch wie verrückt im oberen Drehzahlbereich.“

Diese Erfahrung musste – upps, ganz vergessen zu erwähnen – auch loki am Vortag machen. Konsti beteuerte allerdings, dass es am Prüfstand mit Ladegerätunterstützung keine derartigen Schwierigkeiten gegeben hatte. Wir scheinen den Fehlerteufel also so langsam in die Enge zu treiben. Offenbar ist die derzeitig verfügbare Generation China-Modellbauakkus im Gegensatz zu früheren Chargen nicht zum Starten und danach lichtmaschinenlosem Betrieb von großvolumigen Ottotreibsätzen geschaffen. Wir begannen unsere Fühler im Fahrerlager nach weniger schwachbrüstigen Elektronenspeichern anderer Bauarten auszustrecken. Dazu später mehr.

Auch loki, der mit dem gestrigen Tagesverlauf (einmal mehr) ganz und gar auf Kriegsfuß gestanden hatte, – seine beste Runde 4 ½ Sekunden, also eine halbe Ewigkeit, langsamer als in 2015 – war inzwischen in das samstägliche Startplatzrennen eingestiegen. Neben dem Benzintank hatte er am Vorabend auch noch Betty’s Funkengeneratoren getauscht. Leider blieb diese Maßnahme ohne den zündenen Erfolg. Das erste Qualifying lief entsprechend unterirdisch. Mit seiner 1:47.2 bewegte er sich derzeit nur auf Rang 14/18 in der Pro Thunder. Zwischendurch hatte loki immer mal wieder ein offenes Ohr und Rat und Tat für Detlev Horst, einen alten doch bisher unbekannten Klassenkameraden und RSV 1000 R Treiber, der massive Probleme mit reißenden und danach spuckenden Öltanks zu haben schien.

Der Wetterfrosch machte sich im Hinblick auf den Nachmittag bereits im gläsernen Hobbykeller zu schaffen und zersägte seine Leiter. Alle standen also unter Zugzwang noch bei trockenen Bedingungen eine schnelle Runde in die Triangel zu brennen. Das war auch unseren Feuerstuhltreibern bewusst und in ihren zweiten Qualifikationsläufen gaben sie dann alles. Bevor es für el Mecanico losging, war es ihm gelungen, Messer’s Philipp eine Bleibatterie aus den Rippen zu leiern und fix noch in Brunhilde’s Hinterteil zu implantieren. Und los!

Sein Erfahrungsbericht nach Q2 ging so: „Ich bin dann raus und dann lief‘s die ersten paar Runden richtig gut. Danach fing sie wieder an zu stottern allerdings etwas „später“. Ich habe mich dann während des Turns größtenteils auf die Probleme und weniger aufs fahren konzentriert (mal wieder). Dabei ist mir aufgefallen dass mir im oberen Drehzahlbereich die Bordspannung zusammenbricht und das die Zündaussetzer verursacht. Aufgrund des zeitlich kritischen Umbaus auf die andere Batterie hatte ich vergessen zu tanken und lief auf letzter Reserve nach dem Turn ins Fahrerlager ein. Musste in der letzten Runde manuell auf Reserve stellen und bin dann sehr ruhig die Runde zu Ende gefahren…“

Als nächster Turn stand das SuperClassiX-Q3 für uns an. El Mecanico hatte dem Blei nochmals eine externe Ladung verpasst, bevor er gen Boxengasse losrollte. Dunkel und schwer bewölkt war es inzwischen geworden und abseits der Strecke hatte der ein oder andere Regentropfen bereits Thüringer Boden erreicht. Trotz schlechter werdender Bedingungen aber mit dem Bewusstsein, dass hier und jetzt eh nichts zu ändern war unterm Helm, ließ Q3 sich für unseren Hondaristen etwas entspannter an. Endlich konzentrierte er sich aufs Fahren. Die beste Runde, die el Mecanico zusammenbrachte, reichte in seiner TT F2-Klasse knapp zur Pole. Hier gratulieren wir zum ersten Mal!

Direkt im Anschluss rollte Betty mit loki auf dem Rücken Brunhilde und el Mecanico zum Q2 der Pro Thunder entgegen. Der kleine Grüne im Glas fing unterdessen an alles für ein gemütliches Lagerfeuer zu sortieren. Doch loki musste noch was reißen, wenn er sich nicht schon am Start der morgigen Rennen sämtlicher Punktechancen berauben wollte. Immerhin sind die anderen Donnerreiter auch keine Nasenbohrer und würden sich in ihrem zweiten Turn sicher nicht lumpen lassen. Loki kam mit einem mulmigen Gefühl aus der Quali zurück. „Das war definitiv besser als heute früh. Vielleicht so in dem Bereich von gestern Abend. Aber schnell war das nich. Ich muss einfach den Kopf von dem Mopped weg, hin zur Linie kriegen. Spaß hat das grad nich gemacht ey…“ So loki’s Resümee aus unserem letzten trockenen Umlauf des Tages.

Q3 fiel für loki ins Regenwasser. Bereits 20min später sollte el Mecanico in seine erste Zählrunde starten müssen. Noch gab es Hoffnung auf eine trockene Ideallinie, denn das Wetter spielte Roulette. Am Ende gewinnt hierbei, wie hoffentlich alle wissen, immer nur einer. Die Bank! Loki war gerade dabei sich bei seinem Klassenkameraden Jonas nach dessen Strategie zu erkundigen, als der erste Aufruf zum R1 der ClassiX und SuperClassiX durchs Fahrerlager waberte. Brunhilde stand bislang noch ohne Profil auf den Rädern da. El Mecanico traf eine Entscheidung. Sofort loki suchen und wie der Blitz auf Regenreifen umbauen. Der V2-Treiber war schnell gefunden und stürmte mit leckerem Gehopf aus Bayrischen Gefilden bewaffnet gen RSRP-Zeltlager. Jonas wetzte zur Unterstützung hinterher. Loki vorne raus, el Mecanico hinten raus, alles zum Bridgestone-Mann, zweiter Aufruf zum Rennen, Lederpelle an, Räder nach dem Umbau zurück ins Fahrwerk, Jonas mit dem Blick fürs Werkzeug, dritter Aufruf zum Rennen, Drehmomentschlüssel durch Erfahrung ersetzt, Bremsen aufgepumpt, Helm auf und los wie die Feuerwehr.

Der Weg in die Startaufstellung war für keinen von uns bisher so dermaßen kurzweilig wie der von el Mecanico in sein allererstes Regenrennen. Im Launch Complex angekommen zuckten Gedanken zu ‚Fahren im Regen… Wie geht das?‘ und an die schicke neue Lackierung hinterm Visier, blieben zum Glück aber weitestgehend verrauscht. In der Inlap hatte el Mecanico dementsprechend absolut gar kein Vertrauen in Schräglage und ließ alles sehr ruhig angehen. Das Rennen selbst lief für ihn wie im Tunnel und endete mit einem unglaublichen Klassensieg! Hier gratulieren wir ganz herzlich ein zweites Mal zu einer geschichtsträchtigen Leistung des gesamten Teams und geben Raum für die persönlichen Eindrücke unseres Goldkindes:

„Der Vorstart lief insgesamt ganz gut wobei sich da schon etwas mehr Vertrauen einstellte. Beim Start selbst war mir trocken oder Regen egal. Ich bin sehr gut nach vorne gekommen. In der ersten Kurve bin ich um ein Haar in das Hinterrad von einem vor mir gekracht, da er recht abrupt von ganz außen nach ganz innen gezogen ist, was seine Körperhaltung vorher nicht gerade erahnen ließ. Das überstanden, ging es auf Kurve 2 oben auf dem Buchhübel zu und ich dachte bei mir nur: ‚Ok!? Die fahren auch auf Regenreifen und wiegen ähnlich viel wie du, also muss das physikalisch bei dir auch alles gehen.‘ Habe versucht ein paar Runden an der Spitzengruppe dran zu bleiben, dann aber abreißen lassen, als ich merkte, dass hinter mir alles frei ist. Ich wollte einfach nicht auf allerletzter Rille unterwegs sein und das Mopped dadurch wegschmeißen. Das auf dem Kopf stehende Mopped* hinterm Buchhübel trug psychologisch ebenfalls seinen Teil dazu bei. Habe mich dann regelmäßig umgeguckt und bin mein Tempo gegangen. Kritisch wurde es zwischendurch als die Sonne raus kam. Man kriegt direkt das Gefühl dass man sonst immer bei Sonne hat und man versucht automatisch wieder früher am Gas zu sein und später auf der Bremse. Nachdem ich dadurch ein paar Mal ziemlich übel gerutscht bin, hab ich mir wieder vorgenommen mich zusammenzureißen und das Ding nach Hause zu fahren.

Als ich dann die schwarz weiße Flagge gesehen habe, habe ich wie noch nie zuvor unterm Helm geschrien vor Freude. Ich hatte zu dem Zeitpunkt ja noch nich die leiseste Ahnung davon, dass ich gewonnen hab. Ich war einfach so unglaublich happy das ich das Ding heile nach Hause gefahren habe. Da am Start alles voller Gischt war, hatte ich absolut keine Ahnung ob noch jemand aus meiner Klasse vor mir war. Fakt war für mich: Ich wurde nicht überholt und habe selbst einige überholt. Also bin ich im Fahrerlager mal rumgelaufen und habe mich beim Johnny erkundigt wie es ihm geht. Die Anzeichen dass ich gewonnen hatte, verdichteten sich langsam. Kurz danach kamt ihr alle auf mich zu und sagtet mir, dass ich gewonnen habe… Unglaublich!!! Solch ein Chaos und dann noch gewonnen!? Ich konnte es nicht fassen.Iich habe es einfach nicht realisiert.“

Es ging sogleich zur Siegerehrung, wo einer von uns am liebsten einen ganzen Tanklastzug voll mit spritzbarem Perlwein zur Verfügung gehabt hätte. Das hat selbst beim Zusehen richtig Spaß gemacht und auch etwas in den Äugelein gebrannt. Sogar loki kam dann noch zu einem Schlückchen (besser bekannt als UWE**) vom Siegersekt. Wir hatten es mit vereinten Kräften zum ersten Teamsieg geschafft und mit vereinten Kräften haben wir das im Anschluss auch gefeiert.

Tag 3 – Warmups und 3 Rennen
Nach einer kühlen und mal wieder viel zu kurzen Nacht, waren wir im Fahrerlager nicht nur langsam bekannt wie die sprichwörtlichen bunten Hunde, was mit Sicherheit zum Teil auch an unseren ziemlich auffällig lackierten Brenneisen lag, wir waren auch bereit und hungrig auf mehr Erfolg. Die Chancen dafür waren da, denn für loki standen für den heutigen Sonntag 2 und für el Mecanico 1 weiteres Rennen auf dem Plan. Die 10-minütigen Warmups waren dagegen kalter Kaffee. Apropos Kaffee… Den leckersten im ganzen Fahrerlager haben wir in Stephan Lange’s Zeltlager aus stilvollen Einweg-Sektflöten kredenzt bekommen. Tommy Hofmann hatte sich zu einer derartigen Einladung hinreißen lassen und seine Freundin Bianca tat alles für den würdigen Vollzug. Herzlichen Dank Ihr tollen netten Menschen Ihr!

Um 10:10 Uhr schlug die erste Stunde der Wahrheit nun für unseren Italo-Racer. Es war trocken und ab und zu sogar wirklich sonnig an diesem Sonntagvormittag. Ohne großes Tamtam war loki rechtzeitig auf Gesamtrang 17 von 32 (Mitte-Mitte) und Pro Thunder – Position 11 von 19 in der Startaufstellung vor Anker gegangen. Seine Startegie (Achtung Wortspiel!) war, sich vor dem Spurt hoch zum Buchhübel möglichst nach außen zu schieben um den Pulk der Vorausfahrenden eventuell, wie schon so manchen Mal gelungen, in Kurve 1 außen zu überrollen. Leider ging dieser Plan nicht auf und so wurde es eng am Ende der Start-Ziel-Geraden. Dem Gewirr ungeschoren entkommen, sortierte sich das Feld recht zügig. Nach einigen kleinen Grabenkämpfen mit Micha Lutz, ebenfalls auf Aprilia RSV Mille unterwegs war es Micha Becker auf seiner 675er Daytona, der für das Salz in der Rennsuppe sorgte. Ihm war Mitte des Rennens offensichtlich der korrekte Streckenverlauf aus dem Sinn gekommen, denn die Spitzkehre kann man zwar auch Abkürzen, sollte man aber nicht. So grummelten der Anglo-Triple samt Fahrer im Chor, als sie die beiden bella Maccinas (Micha Lutz gefolgt von loki) vorbeidonnern sahen. Den Anschluss fand Kamerad Becker recht zügig, die Tür auf dem Weg vorbei an den Italo-Raketen blieb ihm allerdings verschlossen. Der Zieleinlauf für das dynamische Trio war also 10 Lutz, 11 loki, 12 Becker. Das bedeutete weitere 5 Punkte auf der Habenseite für unseren Aprilia-Akrobaten.

In direkter Folge klatschten die beiden RSRP-Piloten auf dem Weg von und zur Strecke ab, denn el Mecanico war mit Rennen 2 an der Reihe. Brunhilde trug inzwischen wieder die profilfreien Socken. Unserem Honda-Heizer war bereits vor dem (Trocken-)Rennen klar, dass er mit Brunhilde’s anhaltender Stotterei diesmal nicht würde gewinnen können aber er wollte trotzdem alles rausholen was rauszuholen war. Sein Vorstart war besorgniserregend. Trotz guter Reaktion beim vorbeifliegenden Fahnenschwenker zog Johnny Rasmussen recht locker vorbei. Er hatte bereits am Vorabend erwähnt, dass seine PC25 beängstigend viel Qualm hätte aber damit hatte el Mecanico offensichtlich beim besten Willen nicht gerechnet. In der Warmup Lap bekräftigte Johnny, dass er heute sehr angriffslustig und nicht gewillt war, mit großen Gesten Geschenke zu verteilen. In el Mecanico’s Kopfprotektor schrillten folglich die Alarmglocken. Er wusste, dass in diesem Rennen der Wahnsinn in Schräglage von Nöten sein würde, um überhaupt aus dem Schneider zu kommen.

Der Start gelang unserem Alteisen-Treiber in gewohnt guter Manier und so konnte er Johnny sowie die anderen Verfolger erfolgreich hinter sich halten. Er versuchte im Lorenzo-Stil direkt von der ersten Runde an den Rest des Feldes mit schnellen Runden unter Druck zu setzen. Doch el Mecanico kämpfte mit stumpfer Klinge. Nach einigen Runden wurde er von Patrick Gleim, ebenfalls auf CBR 600, eingeholt. Nach einigen Runden zeigte sich Patrick immer mal wieder am Ende des schnellen Abschnitts die Seng hinunter, wo el Mecanico immer wieder auf der Bremse parieren konnte. „Das jat ein paar Runden lang richtig Spaß gemacht.Ich habe mich immer wieder vorbei gebremst bzw. nach vorn gebremst.“ In der rechts vor der Spitzkehre war Patrick sogar schon zweimal an unserem Honda-Treiber vorbeigeflogen aber dieser hatte ihn bis zur Spitzkehre wieder auf der Bremse eingeholt. Da zahlen sich die 330er Sushiplatten dann eben aus. Gegen Rennende sind die beiden Kampfhähne dann auf Kevin Wendelken (750er GSX-R) aufgelaufen. Mit dem hatte el Mecanico einige Runden zuvor bereits Bekanntschaft gemacht, weil sich mit ihm herrumschlagen. Die 750er ist auf der Geraden einfach eine Macht. Da hatte die schüttelnde Brunhilde nichts dagegenzusetzen. Patrick nutzte die Gelegenheit, fuhr einen sauberen Strich und ließ unserem el Mecanico keine Konterchance. Nach wenigen dann nicht mehr wirklich spektakulären Schlussrunden beendete unser Honda-Treiber ein insgesamt gelungenes Rennen auf F2-Rang 2.

Es kam der Sonntagnachmittag und er brachte abermals den kleinen Grünen Gesellen im Gurkenglas in Lagerfeuerstimmung. Das zweite Rennen der Gladius Trophy wurde auf Kosten einer kleinen Pause um 10 Minuten nach hinten verschoben, um wenigstens einem Teil der Starter die Chance zu geben auf Regen umzurüsten. Loki war mit seinem Paddock-Racer zur Tribüne bei Kurve 1 gerollert, um die Szenerie auszuloten. Der Reifenpoker war eröffnet. Wäre unserem V2-Treiber nicht glücklicherweise eins der größten deutschen Motorradrennfahrertalente Tim Holtz über den Weg gestolpert, hätte loki’s Fazit eventuell anders gelautet. Dank Tim’s Ratschlag stand die Entscheidung aber felsenfest. Same procedure as yesterday James! Umbau auf Regen!

Noch beim Zurückrollern schallte der erste Aufruf für die Pro Thunder AllStars über die Stadionlautsprecher. Lenz Leberkern und Fifty (unser Freund aus der IDM) flachsten in ihrer Kommentatorenkabine noch über mögliche Szenarien bei abtrocknender Strecke als loki und el Mecanico im Prinzip Zeuge einer Änderung in der Matrix wurden, sprich ein Deja vu vom Vortag erleben mussten. Trotz diesmal komplett vorhandener Regenräder und aufgrund nebliger Vorahnung platzierter Werkzeuge, schienen die Aufrufe für die Allstars in deutlich kürzerer Abfolge zu ertönen als die für die ClassiX gestern. Hände, Räder, Steckachsen, Werkzeuge und Bremssättel flogen in verwaschenen Bahnen unterm RSRP-Pavillon in Pfeilesschnelle zuerst von und kurze Zeit später wie in schnellem Rücklauf wieder an ihre Positionen zurück. Der dritte Aufruf war bereits deutlich verstummt, als unser Mille-Pilot endlich in seine Tierhaut geschlüpft war und sein Kopf in seiner Schubert-Murmel steckte. Und dann das: Der Druck auf den Startknopf kurbelte den Rotax-Zwilling zwar mühsam an, doch der Treibsatz zündete nicht. Lag es an der LiPo-Quelle, die loki wenige Stunden zuvor bei MV-Yves (Kauz) abgestaubt und zum letzten Rennen testweise verschraubt hatte!? Wir werden es nie erfahren. Kurz bevor loki seine Italo-Zicke angezündet und mit glühenden Augen im Fies grinsenden Gesicht und dem Lagerfeuerfrosch in der Hand um ihren glühenden Aschehaufen hätte tanzen wollen, zog el Mecanico ein Wundermittel aus seiner Zarges-Box. Es lebe der Bremsenreiniger!!! Zündung! Attacke!

Auf dem Weg zum immernoch pitschnassen Dreieck folgte eine weitere Geduldsprobe auf loki, dem gerade jetzt einfiel, dass seit Hockenheim 2015 keine Sau den Luftdruck seiner Regenreifen geprüft hatte. Ein violetter Golf III Variant schnarchte vor unserem Italo-Racer durch die sorgsam von der Rennleitung platzierten künstlichen Schikanen auf dem Verbindungsweg zwischen den Fahrerlagern. Knapp 150m vor loki kreuzte Jonas durch die Fluten und sogar noch hinter loki teilte Franky Claussner sein Leid auf seiner 2-Ventil-Rakete. Allesamt waren sie für die Einrollrunde zu spät am Boxenausgang angekommen. Nach der Info von Micha von Bike Promotion, dass sie ihre Startplätze dadurch nicht verloren hätten, durften die 3 Recken dem Feld bei grünem Lichtsignal in die Warmup Lap nacheilen und sich in deren Folge tatsächlich auf die Plätze 3 (Jonas), 7 (Franky) und 17 (loki) einordnen.

Loki’s Startegie (!) war im Regen dieselbe wie in Rennen 1. Aufgrund eines in der Spitzkehre der Warmup Runde notwendig gewordenen schnellen, harten Bremsmanövers war loki’s Vertrauen in die Regenpneus sprunghaft um mehrere Potenzen gewachsen. Wir wollen an dieser Stelle nicht vergessen, dass loki’s erstes Regenrennen im Oktober 2013 in Oschersleben nach einem Sturz in Runde 1 bereits vorbei und jegliches Zutrauen in regennasse Rennstrecken damit nahezu ausgelöscht war.

Die Ampel war erloschen und das Feld von Gischt umsprüht unaufhaltsam im Sturm auf Kurve 1 begriffen. Endlich zündete loki’s Joker. Die Linie von ganz weit außen hinein in die hubbelige erste Dreiecksecke war frei und trocken. Unser Donnerkapitän schrabbelte mit ordentlichem Überschuss an 5 oder 6 Apex-Jüngern, die sich am kurveninneren Randstein versammelt hatten, spielerisch vorbei. Beim Aufstieg hoch zum Buchhübel waren bereits die nächsten Opfer zurechtgelegt und beim Umlegen hinter der blinden Ecke war der nächste Konkurrent geschnappt. So pflügte der verschmitzte loki mit breitem Grinsen im Visier besonders auf den ersten Kilometern durch das Donnerfeld, wie Thor mit seinem Streitwagen durch die Sterne am Nachthimmel. Jede Bewegung des Motorrads spürend, jeden Rutscher transparent im Handgelenk sensierend erfuhr loki zum ersten Mal in seiner inzwischen 4-jährigen Rennfahrerlaufbahn den Spaß am Regenfahren. Gegen Ende, als langsam Hans Paßberger auf seiner orangenen Weka-Ducati auf loki’s Leinwand immer größer wurde, als Jonas seine 999 bereits seit einigen Runden im Maisfeld vergraben hatte und auch Rolf Kaben (ebenfalls auf RSV Mille) irgendwo aber nicht auf der Strecke geblieben war, trocknete die Triangel Stück für Stück ab. Jetzt musste auf die Reifen geachtet werden. Eine Runde nach der anderen flog vorüber und loki war wie im Rausch als die karierte Flagge seinen Flow durchbrach. Das erste Mal in Schleiz war er offenbar so weit nach vorne gefahren, dass er sogar an der Ehrenrunden teilnehmen durfte. Alle Zuschauer winkten ihm zu und alle Streckenposten zeigten ihm den erhobenen Daumen und klatschten. Sogar Jonas, das Erdmännchen aus dem Maisfeld, stand am Streckenrand und applaudierte. Die Anspannung hatte sich mittlerweise in Tränen der Freude und Erleichterung aufgelöst und loki war mit sich und der Welt im Einklang.

Zurück im Fahrerlager war das RSRP-Zeltlager verlassen. Der erste, den loki traf, war der große Philipp. „Ich bin stolz auf Dich mein kleiner!“ waren seine Worte. Loki hatte zwar immernoch keine Ahnung wo er angekommen war, aber es musste um einiges besser sein als Platz 17 bzw. 11. Soviel war mal klar. Es wurde zur Siegerehrung gebeten. Erst kurz vor der Zeremonie für die Pro Thunder bekam loki das offizielle Rennergebnis in die Finger. Platz 6 gesamt. Platz 4 in der Pro Thunder. Fünftschnellste Rennrunde gesamt. Nur 3 schnellere Piloten hatten das Ziel gesehen. Der Wahnsinn!

Bilanz: 18 Punkte für loki, (unglaubliche) 45 Punkte für el Mecanico und eine leise Ahnung, was das Fehlerbild an unseren Rennziegen angeht gepaart mit großer Vorfreude auf das Festival Italia. Danke und Gruß an alle Beteiligten!

* Lars Lindenberg hat seine Ducati TT 750 (#511) in Runde 3 nach einem Sturz am Maisfeld sehr geschickt auf dem Lenker angelegt (s. Foto)
** Unten Wird’s Eklig

Wer hat Lust auf Rennberiiicht???

Unsere mitreißende Most-Story nebst geiler Bilder ist seit wenigen Minuten online. Unter der Galerie „Most fun in der Arena – Masters & ClassiX 2016“ steht sie der breiten Öffentlichkeit zur Verfügung. Nehmt Euch ein paar (mehr) Minuten Zeit und schaut mal vorbei! Es lohnt sich…

Most fun in der Arena – Masters & ClassiX 2016

Eine Woche vor Beginn des ersten Rennwochenendes 2016 in Most herrschte in der RSRP-Teamzentrale noch reges Treiben. El Mecanico war gerade mit der Wundversorgung und Zugangslegung nach Brunhilde’s gefühlter fünfter erfolgreicher Herztransplantation innerhalb von 2 Jahren zugange, bevor er aus beruflichen Gründen für die Dauer des Wochenendes alles stehen und liegen lassen musste. Loki hingegen hatte viel Zeit sich um den neuen Renntransportanhänger Apollo13.2 zu kümmern, denn seine Betty hatte ihren Prüfstandsurlaub noch nicht schon längst, wie 4 ½ Wochen zuvor verabredet, beendet. Einige neu lackierte Verkleidungsteile befanden sich von unserer Lackieraktion bei unserem Partner Composite Impulse mit Sitz in Gevelsberg auf dem Postweg zurück ins Ländle. Als loki seiner Betty dann am Samstag entgegenfuhr, um sie endlich nach Hause zu holen, kümmerte sich unser heimliches drittes Teammitglied bzw. regelmäßiger Retter in der Not namens Eiwig (Eike Wienberg, HWA-Kollege von el Mecanico) darum, dass Fenster in unser mobiles Residenzschlösschen kamen.

Aufgrund der recht engen Zeitschiene in Richtung Masters & Classics und der vielen offenen ToDos mussten wir beim Motorraddesign schweren Herzens Kompromisse eingehen. Wir haben uns dazu entschieden teilweise Vor- und Vorvorjahresverkleidungen zu fahren. Bevor wir nun am Mittwochnachmittag in Richtung Tschechische Republik aufbrechen konnten, stand die Tetris-Premiere für Apollo 13.2 an. Dies brachte kleine Herausforderungen mit sich, die wir jedoch allesamt erfindungsreich meistern konnten. Inzwischen war auch der Lebensmitteleinkauf erledigt und wir konnten gegen 17 Uhr aufbrechen. Nach einer heiteren und komplikationsfreien Anfahrt stempelten wir gegen 23:30 Uhr an der Pforte des „Most Autodrom“ ein. Für Anmeldung und technische Abnahme war es natürlich bereits deutlich zu spät.

Tag 1 – Freies Training

Der Morgen des Trainingsdonnerstags war frisch und begann recht früh. Als loki im Kofferraum von el Mecanico‘s E-Klasse erwachte, zeigte das Zeiteisen 07:00 Uhr. Die Fahrerbesprechung war für 8:30 Uhr geplant. Es war also noch Zeit für ein kleines Frühstück und die Morgentoilette. Nachdem sich unser Aprilianer gerichtet hatte, beschäftigte er sich mit den letzten Handgriffen an seiner Black Betty. Schraubverbindungen abknacken und Entlüftungsstatus aller hydraulischen Bordsysteme erledigte loki noch vor der Fahrerbesprechung. Nach den einführenden Worten durch Dirk von BikePromotion stand für das Italo-Pärchen noch die technische Abnahme an bevor es ernst werden konnte. Pünktlich zur Fahrerbesprechung waren auch el Mecanico und seine Frau, die das Team erstmals zu einem kompletten Rennwochenende begleitet hatte, aus dem Dornröschenschlaf erwacht. Zu unserem Leidwesen war in der Racecontrol der Kaffeenotstand ausgebrochen. Wir waren also gezwungen, im Rennstreckenimbiss zu koffeinieren. Nach dem Wachmacher zuckelte loki nun in Richtung Abnahme davon. Kurze Zeit später tauchte er mit neuem Sticker auf der Verkleidung und breitem Grinsen im Gesicht wieder im Wochenendlager auf. Er freute sich sichtlich, den sprichwörtlichen Papierkrieg erfolgreich gewonnen zu haben, in den el Mecanico noch Hals über Kopf verstrickt gewesen war.

Um 10:10 Uhr schlüpfte loki erstmals nach 7 ½ Monaten wieder ins 60%-ige Känguru, sprang in seine TCX-Treter und pfropfte den neuen Schubert aufs Köpfchen. Den V2 widerwillig angekurbelt und die Heizdecken von den Bridgestones gezogen, rollte Betty um 10:20 Uhr erwartungsfroh gen Tagesturn 2. Am Boxengassenende hieß es Visier zu volle Fahrt voraus an den Maschinenraum. Kurz vor Einfahrt in die erste Schikane, als der kleine Zeiger die 7000 erreichte, war der Spaß bereits vorbei. Der Rotax-Zwilling fing an zu husten und zu prusten. So geschah es zwei Runden am Stück, bevor loki sich entschied, die Strecke wieder zu verlassen. Ab da war ihm klar, dass das Wochenende in Most tatsächlich eher Test- statt Rennwochenende werden würde.

Am Stützpunkt angekommen, machte sich der leidgeprüfte Apriliatreiber unmittelbar daran, dem Fehlerteufel auf die Schliche zu kommen. Die sofortige Datenanalyse förderte die Erkenntnis über die erreichte Höchstgeschwindigkeit von 170 km/h aus den Bits und Bytes. Das kam für gute Rundenzeiten nicht Frage. Als Erstes musste Betty blank ziehen. Breitband-Lambdasonden wurden montiert und die Abgaswerteinstellung vom letzten Dienstag im Wohngebiet wurde plausibilisiert und nachjustiert. Währenddessen lief bereits Turn 3. Zu Turn 4 hatte loki seine Diva wieder komplettiert und war aufgesessen. Der Druck auf den Startknopf löste heftige Gefühle in unserem V2-Quäler aus. Je mehr der Anlasser sich bemühte, desto weniger schien die Venezianerin anspringen zu wollen. Selbst anschieben und Starterspray konnten Betty nicht ins Leben zurückholen. Turn 4 erging es also wie Turn 3, er musste ohne loki auskommen. Also wieder Striptease. Nachdem die Bordelektronik ein Austausch-EPROM bekommen hatte, stellte loki nochmals die Abgaswerte ein. Während die Arbeiten nach stärkender Mittagspause mit den besten Spaghetti Bolognese aus ganz Tschechien ein Ende fanden, rückte Turn 5 immer näher. Eine Schlechtwetterfront tat es Turn 5 gleich.

Die 20 Fahrminuten, die nun zu absolvieren waren, brachten für loki die erste gezeitete Runde des Wochenendes hervor. Die Rundenzeit betrug sagenhafte 2:08min. Zum Vergleich: Die schnellste Umrundung des Böhmen-Kringels war loki in 2015 in 1:52 gelungen. Die Probleme waren immer noch vorhanden. Unserem loki gingen die Ideen allerdings nicht aus. In Vorbereitung auf Turn 6, den letzten Turn des Tages, wurden die Einspritzanlage umgestrickt, der Chip zurück getauscht sowie erneut die Abgaswerte eingestellt. Wie bereits zuvor zeigte der hintere Zylinder wenig Muße, den Pegelvorgaben zu folgen. Deshalb suchte loki im Fahrerlager alle ihm bekannten Mille-Piloten auf und versuchte jedem einzelnen ein übriges Motorsteuergerät aus den Rippen zu leiern. Bis dahin leider ohne Erfolg. Er entschied sich für Zylinder 2 zu einem Extremwert. Turn 6 war gekommen. Es begann leicht zu nieseln und der Wind frischte auf. Neben diesen Negativerscheinungen gab es aber auch Licht. Plötzlich waren Rundenzeiten deutlich unter 2 Minuten möglich. Die Drehzahlmauer konnte erstmals, wenn auch nur unter Anstrengungen, durchbrochen werden. Das Setup für die Qualifyings am Freitag war beinahe gefunden.

Ab Turn 5 hatte auch el Mecanico ins Tagesgeschehen eingegriffen. Da er den Trainingstag nicht genannt hatte, jedoch vorm scharfen Einsatz Probleme entdecken wollte, hatte er sich dazu entschlossen, die letzten beiden Turns separat zu buchen. Getreu dem Motto „mit gefangen, mit gehangen“, zeigte auch Brunhilde die Betty-Symptomatik. Der neue 600er-Treibsatz, mit vielen begehrten HRC-Komponenten bestückt, schien unschöne Abstoßungserscheinungen bei seiner Empfängerin auszulösen. Alles in Allem brachten die ersten 20 Fahrminuten nach der Winterpause unserem Honda-Jockey ein schlechtes Gefühl und wenig Vertrauen ins Motorrad. El Mecanico entschied sich daher dazu, nach dem Vorbild des Spendermotorrads auf Unterdruck-Benzinzufuhr umzurüsten.

In Turn 6 schien Brunhilde geheilt zu sein. Doch der Schein trügte. Nach der langen links, in Fachkreisen „Männerlinks“ genannt, versagte der Honda Vierzeller abrupt seinen Dienst. El Mecanico wurde zum Liegenbleiber. Nachdem nach einigen Sekunden des Wartens am Streckenrand kein Marshall Notiz von ihm nahm geschweige denn zur Hilfe eilte, brach el Mecanico schiebenderweise zur Expedition durchs Kiesbett auf. Völlig entkräftet gelangte er wenig später per Lumpensammler zurück ins Fahrerlager. Seine Laune war nicht die beste. Eine Frage stand ihm dabei in großen schwarzen Lettern auf die Stirn geschrieben: „WARUM NUR?“

Das Fahrerlager war inzwischen gut besiedelt. Unsere Nachbarschaft bestand inzwischen nicht mehr nur aus der Truppe um Bert von Blitz, dem chief commander von Blitz Racing Apparel aus der GSXR 750 Challenge und Peter Hills englischem Sidecar Team von gegenüber, auch die Gladius Trophy hatte Teile ihrer Legion in unsere Reihen entsandt. Nachdem ein schwarzer Trainingstag seine dunklen Schatten auf uns geworfen hatte, brachte uns unsere kleine rote Seemine doch noch ein wenig Licht ins Gemüt. Gerade war das Grillfeuer entfacht, blickten etliche hungrige Augenpaare in unseren Pavillon. Vornehmlich waren es die Gladiatoren von nebenan, die heiß auf unsere Restwärme waren. Kühler Gerstensaft und hitzige Benzingespräche fluteten nun unsere temporäre Wohnstadt.

Tag 2 – Qualifying loki, freies Training el Mecanico
Freitag der 13. konnte per se ja mal kein Glückstag werden. Er begann dann auch wie der verheißungsvolle Donnerstag. Als Paukenschlag fiel erst mal der halbe Abwasch vom Vortag seiner eigenen potentiellen Energie zum Opfer. Zwei Teller des gut sortierten Picknickkorbes waren folglich Geschichte. In den folgenden Stunden sollten wir herausfinden ob Scherben auch tatsächlich Glück bringen. Die Qualifyings für die Pro Thunder Allstars, also auch für unseren Donnerkapitän, standen laut Zeitplan ab 14:39 Uhr an. Vorher, um 12:13 Uhr, war ein freies Training für die Allstars geplant.

Wegen seiner Probleme am Vortag und dem sonst freien Vormittag hatte sich loki dazu entschlossen ein weiteres freies Training am Vormittag zusätzlich zu buchen. Gegen loki’s Erwartungen hatten letzte Änderungen am Vorabend bezüglich Betty’s Unwohlsein keine Linderung gebracht. Loki hatte sich allerdings besser auf seine Tarantella-Tänzerin eingestellt. Seine Rundenzeit war daher deutlich unter 1:55min gefallen. Es hieß also mal wieder ran an die Werkzeugkiste. Alles wieder auf Donnerstags-Niveau und nochmal Tour de Paddock auf der Suche nach einem Ersatzsteuergerät. Wieder kehrte loki ohne Hardware zurück. Allerdings hatte er Micha Lutz und die freundliche Annette aus Breissach zu einem Kompromiss überreden können. Sollte loki Micha beweisen können, dass sein Problem tatsächlich mit dem Steuergerät zu tun hat, wäre der bereit, eines seiner zwei mitgebrachten Motorräder für den Rest des Wochenendes zu schlachten. Für diese Beweisführung brauchte loki jedoch das Steuergerät aus Annettes Einsatzgerät. Annette wiederum würde ihm ihr Steuergerät nach ihrem letzten Turn nach 14:39 Uhr für ein paar Minuten zur Verfügung stellen. Danach müsste sie abreisen und loki könnte dann gegebenenfalls auf Micha‘s Steuergerät ausweichen. Puhh…

Turn 2, sowie Q1 am Mittag, lieferten, wie zu erwarten war, keine Rundenzeitenverbesserung für unseren Aprilliamann. Der Steuergeräte-Coup stieg nach loki’s Q1 dann wie geplant, allerdings ging inzwischen die Welt unter. Es regnete in Strömen und das Q2 der Pro Thunder fiel sprichwörtlich ins Wasser. Das Ende vom Lied war der 14. und damit letzte Platz für loki in der Pro Thunder – gesamt also Platz 22 von 26 in der Startaufstellung für die morgigen Rennen. „Das is soo ärgerlich! Im letzten Jahr war ich hier schon fast 4 Sekunden schneller. Ich wollte dieses Mal unter 1:50…“ war loki‘s Kommentar dazu. Am Steuergerät hatte übrigens nicht gelegen.

El Mecanico doktorte bereits am Morgen weiterhin an Brunhilde‘s Drehzahlschwäche herum. Ein interessanter Impuls bei der Fehlersuche kam von Axel Sammet, der uns zwischendurch mit einem Besuch beehrte. Er und der Rest der Superduke-Truppe standen ebenfalls im unteren Fahrerlager. Axel hatte via Facebook von unseren technischen Problemen erfahren und daraufhin beschlossen mal vorbeizuschauen. Er vermutete einen Bug in der Tankbelüftung als Ursache für die Atemnot der betagten 600er. Unser Hondarist hatte diesen Ansatz dankend aufgegriffen und entsprechende Maßnahmen eingeleitet. Nachdem die originale Tankbelüftung unter Aufbringung gebalten Lungenvolumens tatsächlich als nicht ausreichend beurteilt werden musste, versuchte el Mecanico über den Tankdeckel mittels Feileneinsatz eine zusätzliche Belüftung zu generieren.

Die Wirksamkeit dieser Maßnahme wollte el Mecanico in einem Zusatzturn kurz vor der Mittagspause erfahren. Als Backup Lösung sollte Elisa, el Mecanicos Frau, zu einem Boxenstopp mit Tape und einem Schraubendreher bewaffnet, in der Pitlane bereit stehen. Nach zwei Runden zündete diese Stufe. El Mecanico fuhr in die Box, warf den Tankdeckel ab, klebte das entstandene Loch mit Tape zu und stach mittels Schraubendreher ein Belüftungsloch ins Gewebe. Dadurch verbesserte sich die Tankbelüftung nochmals signifikant. Das Ergebnis seiner Strategie konnte er direkt als Verbesserung feststellen und meldete nach dem Trainingslauf zurück: „Schon deutlich besser als gestern. Allerdings gehen die ganz hohen Drehzahlen immer noch nicht…“. Insgesamt hatte unser Alteisenreiter inzwischen ein deutlich besseres Gefühl und Vertrauen ins Motorrad als am Vortag. Der letzte Turn des Tages sollte wiederum den ClassiX und SuperclassiX gehören. Aufgrund einiger Vorkommnisse im Tagesverlauf waren die ursprünglich geplanten 20 Minuten allerdings auf 5 min zusammengeschmolzen worden. Dem Regen war das egal, so fiel auch dieser Turn für el Mecanico aus.

Nach Raubzug (natürlich mit bezahlen) in Brüx (zu Deutsch Most), bei dem wir Shell V-Power Nitro Plus 100 und feinstes Staropramen erbeutet hatten, folgte ein lustiger und interessanter Abend mit abermals vielen neuen Bekanntschaften für unsere Jungs. Peter Hill schaute vorbei, erkundigte sich nach unseren Befindlichkeiten und lud uns auf einen Whiskey ein. Zuvor hatten wir Philipp Messer mit seiner RC8-Armada und Timmy Stadtmüller, beides Vollblutracer aus dem Süden, kennen gelernt und von ihnen ebenfalls Einladungen zum gemütlichen Tagesausklang kassiert. Es waren diesmal jedoch wieder die Fighter aus der Gladius Trophy, die uns mit ihrer Gesellschaft erfreuten. Auch loki’s Klassenkamerad Jonas Heinrich nebst Schwager in Spe waren zugegen. Als kein anderer mehr Lust hatte, musste Jonas unsere Jungs in seinem Lager noch für einige Stunden aushalten.

Tag 3 – Rennen 1 und 2 loki, Qualifying el Mecanico
Eine Stunde vor Beginn des Warmups hatte loki einen Geistesblitz. Seine Überlegungen gingen dahin, hohe Drehzahlen möglichst zu vermeiden und allein übers reichlich vorhandene Drehmoment hohe Geschwindigkeit zu generieren. Sein erster Schachzug war daher der Tausch des hinteren Kettenrads um eine längere Sekundärübersetzung zu bekommen. Danach führte ihn sein Weg in Stecki‘s Renn-Apotheke, wo er zwei neue NGK-Keramiken erstand. Die letzte Maßnahme war ein magerer Dreh am Steuergerätepoti für den hinteren Zylinder. Diese Arbeiten reichten natürlich bis nahe ans Warmup heran. Währenddessen schob sich die Seitentüre des benachbarten Gladius-Transporters langsam auf. Mr. Norddeutschland hatte das Licht der Welt erblickt. Sein erster Blick auf Betty verursachte offenbar eine Synapsenverkettung in seinem Relaiskasten. Als loki gerade im Begriff war, das Fahrerlager zu verlassen, hörte er nur einen Schrei: „Halt aan! Du hast Wasser im Buug!“. Der hübsche Kevin eilte sofort herbei und bot loki seine Hilfe an. Der gut gebaute Gladiator griff Betty an die Gabelfüße und hob sie kurzerhand aus. Das Wasser im Bug schwappte Richtung Hinterrad, wo loki es mit Zewa just in time auffangen konnte. Die ganze Prozedur wiederholten die beiden zwei Mal. Das Warmup war bereits in vollem Gange und loki wollte los. Es reichte am Ende einmal wieder nur für eine In- und eine Outlap. Es stand also keine Rundenzeit zu Buche, doch das Gefühl unseres Aprilia-Akrobaten für seine Betty war besser als an den Tagen zuvor.

Wenige Stunden später hatte loki seinen schmachvollen fünftletzten Platz im Grid geentert. Schräg vor ihm hatte Detlev Horst auf RSV 1000 R schwere Mühe den seinigen zu besetzen. Scheinbar war Detlev massiv verwirrt, denn als die rote Ampel anging, flitze er als Einziger los und stürmte durch die stehenden Reihen perplexer Mitracer. Ab da war loki klar, „Letzter werde ich heute nicht“. Geraume Zeit später war der echte Start erfolgt und loki machte direkt in Anfahrt auf Schikane 1 schon mehrere Plätze gut. Jetzt kamen ihm die Vorteile des Startplatzes ganz links außen hinten im Feld zugute. Während alle sich wie eine Horde E-Jugend Kicker um den Ball, um den Scheitelpunkt der ersten Kurve drängten, schlich er sich außen an der Meute vorbei, um wenige Meter später vor ihnen innen am Schikanenausgang zu sein. In den ersten 300m des Rennens hatte loki so sicher sechs Plätze gut gemacht.

Einige dieser Plätze gingen in den schnellen Passagen aufgrund der weiterhin bestehenden Motorproblematik auch wieder verloren. In den nächsten Runden konnte unser Mille-Pilot sich sehr nah an die Fersen des amtierenden Pro Bears Meisters Frank Schuhmacher heften. Dieser wiederum hing an einer fünfköpfigen Verfolgergruppe und schien mit massiven Schaltproblemen zu kämpfen zu haben. Zwei Mal hätte loki ihm deswegen fast das Heck abgebissen. Die Folge war Zeitverlust. Gegen Rennmitte verschaltete sich unser Italo-Racer massiv am Eingang der vorher noch so gut gelungenen Schikane 1. Die Lücke zur Verfolgergruppe wurde größer. In den nächsten Runden schrumpfte diese wieder auf null. Wiederum am Ausgang der ersten Schikane tropfte der Grund der Langsamkeit hinten aus der Gruppe heraus. Es war Tommy Hofmann, der bei loki’s Bypass ungläubig auf seinen Schaltfuß blickte. Der Fuß hing unmotiviert in der Luft, da die Raste irgendwo ein schöneres Plätzchen gefunden zu haben schien.

Ab jetzt wurde es komisch. Die letzte Kurve der planmäßig vorletzten Runde hielt für loki die blaue Flagge bereit. Es war klar, Philipp Messer war auf Speed und näherte sich mit (RC)8-Meilen-Stiefeln von hinten an. Brav ging loki auf Schleichfahrt entlang der Boxenmauer. Die Start-Ziel-Gerade war somit offen wie ein Scheunentor. Doch auch auf Höhe der Zielgeraden war von Philipp noch nicht die Spur zu sehen. Als loki per Beinahe-Stoppie Ende Start-Ziel vor Anker ging, tauchte der KTMler winkenderweise am Bildrand auf. Er zog schwungvoll an loki vorbei durch die Schikane und hielt in der Männer-Links zum Abklatsch das Händchen heraus. Loki jedoch war immer noch im Rennmodus. Die Verfolgergruppe, und mit ihr die realistische Chance auf einen Top 10 Platz, war jedoch inzwischen mehrere hundert Meter weit enteilt. Unserem enttäuschten V2-Treiber blieben neben der 1:53.3 als beste persönliche Rennrunde 5 hart erkämpfte Punkte für Platz 11 in seinem ersten Saisonrennen. Philipp Messer, im Fahrerlager mit seinem Fauxpas konfrontiert, entschuldigte sich ohne Umschweife und zu 100% sportsmännisch. Er versprach Wiedergutmachung sobald sich eine Gelegenheit zeigen möge.

Rund 3 Stunden später hieß es für unsere Aprilianer, selbe Stelle, selbe Welle. Das gesamte Starterfeld war deutlich nervös, denn vor der Streckenzufahrt waren trotz gegenteiliger Aufrufe alle wartenden für weitere 8min der Boxengasse verwiesen worden. Schuld war eine kurzfristige Zeitplanänderung während des zweiten Zeittrainings der offenen Superbikes. Loki fand währenddessen Zuflucht und tatkräftige Unterstützung mit Ständerwerk und Heiztechnik in Box 10 bei Micha Lutz und Kay Liedtke, zwei der besten Klassenkameraden, die sich ein Hobby-Racer wünschen kann. Einer hatte es vielleicht aufgrund dieser Verwirrung nicht ein zweites Mal in die Startaufstellung geschafft. Der in Rennen 1 mit 20sek penaltierte Detlev fehlte.

Beim Start erlebte loki ein Déjà-vu und fand sich zum zweiten Mal kurz nach dem Erlöschen der Ampel deutlich weiter vorne im Feld wieder als erwartet. Betty war der ganze Trubel offensichtlich über. Sie zickte im Abschlussrennen deutlich mehr als im vorhergegangenen Wettlauf. Für loki war es ein einsames Rennen. Die Überrundung durch Philipp kam daher eine halbe Runden früher als in Rennen #1. Offenbar war das die Chance zur Wiedergutmachung auf die der Orangerist gewartet hatte. Er bedeutete loki dranzubleiben und ihn ziehen zu wollen. Bei der Überquerung der Ziellinie kassierten beide, loki mit einer Runde Rückstand, die karierte Flagge. Doch auch in der Auslaufrunde gab Philipp unbeirrt weiter Kette. In der vorletzten Kurve rotierte Philipp‘s linker Arm bei verlangsamter Fahrt wie das Rotorblatt einer Trans-All kurz vorm Abheben. Loki war verwirrt. ‚Wer von uns beiden hat bloß diesmal etwas falsch verstanden?!‘ Seiner Verwirrung anheimgefallen, zog unser Aprilia-Pilot ein weiteres Mal an der Boxeneinfahrt vorbei und machte sich auf in Auslaufrunde #2. Kurze Zeit später im Fahrerlager gab es dann eine weitere Fauxpas-Ansprache an Herrn Messer. Jetzt war das Tage zuvor versprochene gemeinsame kühle Blonde fällig. Bei gelöster Stimmung und mit sinkenden Glaspegeln erfreuten sich die beiden Jungs am ersten Rennen der GSXR Challenge und dem spektakulären SideCar Qualifying. Auch Philipp’s Schrauber war mit von der Partie.

El Mecanico hatte heute Quali-Tag. Schon am Donnerstag hatte er mit seinen Handschuhen gehadert und war zwischenzeitlich daher auf loki’s Fingerlinge umgestiegen. Für den Zeittrainingstag hatte ihm Bert von Blitz ein Paar seiner Test-Objekte zu Demozwecken zur Verfügung gestellt. Unser Honda-Heizer war von Verarbeitung und Passform der Blitzgeräte schwer angetan. Mit frisch gewonnener Leichthändigkeit und generalüberholter Benzinpumpe ging es ohne Tankdeckel auf in Q2. Brunhildes Fahrwerk war zwischenzeitlich zwecks Justage beim Zupin-Fahrwerksservice vorstellig gewesen. In der letzten Kurve vor Start-Ziel gab es im Verlauf der Zeitenjagt einen heftigen Rutscher am mittelharten Frontgummi. Das war der Grund für eine erneute Gabeländerung und den schweren Gang zum Bridgestone-Mann. Ein neuer V01 musste her. In el Mecanico‘s Q3 stieg sein Vertrauen ins Bike, was die Rundenzeiten sinken lies. Als Outcome waren Startplatz 8 im Feld der ClassiX und Platz 2 der SuperClassiX TT F2 Wertung zu verzeichnen. Allerdings war unserem CBR-Treiber das zu dem Zeitpunkt so nicht bewusst. Er wähnte sich auf Platz 1, da für ihn die TT F2 lediglich aus Henning Lochte und ihm selbst bestand. Dieses Verständnis blieb für el Mecanico bis auf Weiteres wie in Stein gemeißelt.
Die RSRP-Truppe hatte es für den Samstagabend zum Dinner auf die Spitze des Kegelbergs nahe Most getrieben. Dort steht die Hrad Hnevin, die in der Neuzeit nicht mehr Verteidigungsanlage, sondern Restaurant und Nachtlager ist. Hier gibt es wohlschmeckende Speis wie Silberbeutel schonenden Trank. Der Tag hätte so schön enden können, hätte der Herr nicht 1 ½ Stunden Wartezeit vors Dessert gesetzt. Sämtliche Verabredungen im Fahrerlager waren damit ärgerlicherweise hinfällig geworden. Zu einem Besuch bei unseren Freunden von Vedo-Racing konnten wir uns dennoch aufraffen. Nach einer Lehrstunde zu standesgemäßem Aufbau und Betrieb eines Langstrecken-Bikes flüchteten wir uns in die Kojen.

Tag 4 – Warmup und Rennen el Mecanico
Während für loki der Spuk vorbei war, ging es für el Mecanico jetzt eigentlich erst los. Es war Renntag und unser Sushi-Flitzer heiß auf sein erstes Saisonrennen. Leider war das Wetter alles andere als heiß. Bei 7 Grad über Null verkam das so genannte Warmup eher zum Cooldown. El Mecanico detektierte leichte Instabilität beim Bremsen und spannte in Richtung Rennen aus diesem Grund seine USD-Gabel etwas straffer vor.

Bereits 10min vor Rennstart brannte loki, bewaffnet mit seinem Kamerarucksack, auf seinem Paddock-Racer abseits der Strecke gen Ende Start-Ziel. Dort hatte er am Vortag einen idealen Fotospot erkundet. Kurz nachdem sein Teamkollege seinen Ausguck erreicht hatte, spurtete das RSRP-Nippon-Gespann in den Wettbewerb. El Mecanico erwischte einen granatenmäßigen Start. Er schlängelte sich durch die Reihen und war in der Lage, über mehrere Runden in einer Vierergruppe im Mittelfeld mitzumischen. Brundhilde’s HRC-Konglomerat zündete sauber Richtung Max-Drehzahl und der geneigte Zuschauer konnte spaßige Zweikämpfe in Geradeaus- und Kurvenfahrt beobachten. Das neuerlich genesene Triebwerk zwang el Mecanico jedoch, seine Schaltpunkte, die er in den Vortagen mühsam erlernt hatte, zu verlegen. Eine adäquate Konzentration auf die Ideallinie war somit nicht zur Gänze gegeben. Gegen Rennmitte verkrampfte sich el Mecanicos Fahrweise zusehens. Schuld daran waren immer stärker werdende Gelenkschmerzen in seinem rechten Knie. Dadurch leicht gehandicapt musste unser Kamikaze ein paar Kohlen aus dem Feuer nehmen. Der einzige „bewusste“ Gegner (Henning) lag ohnehin bereits deutlich zurück. Gegen Rennende machte auch die Kupplung langsam schlapp. Sie begann leicht zu rutschen. Den imaginären Sieg vor Augen, ließ el Mecanico das Rennen sauber und sturzfrei austrudeln. Sein Abschlusskommentar war: „Mein Knie tut saumäßig weg und die Kupplung rutscht, aber Bert’s Handschuhe sind der Knaller!“.

Gemäß der Veranstaltungsordnung folgte 10min nach Rennende die Siegerehrung aller beteiligten Klassen. Als die TT F2 an der Reihe war, stutzte el Mecanico das erste Mal, als Henning nicht wie erwartet für Platz 2 sondern für den 3. Platz einen Pokal bekam. Die Augen wurden noch größer, als der Pokal für Henning’s 2. Platz für Daniel Richter, also unseren el Mecanico, ausgelobt wurde. Jemand Fremdes namens Nils Paulsen hatte mit 1 Runde Vorsprung die Sieger-Trophäe an sich gerissen. Jetzt war klar, wem die Jägermeister-PC31 aus dem Fahrerlager gehörte und das dieser Jemand tatsächlich nicht nur an den freien Trainings, sondern auch am Rennen teilgenommen hatte. Zur Revanche in Rennen 2 blieb dem Paar Mecanico leider keine Gelegenheit. Ein Familienfest in der alten Heimat übte eine größere Anziehungskraft aus. Somit fand das zweite Vintage-Rennen ohne RSRP-Beteiligung statt. Die Wochenendausbeute unseres Alteisen-Reiters betrug somit 20 Meisterschaftspunkte.

Insgesamt war Most für uns eher ein Testwochenende als ein echtes Rennevent. Viele Fehler wurden entdeckt und behobenund neue Reifen und Fahrwerke sowie Bremssysteme getestet. Wir haben das Beste aus unseren Möglichkeiten gemacht und viele interessante neue Bekanntschaften geschlossen. Leider war es uns nicht möglich, allen Einladungen zu folgen, aber der große Rest der Saison liegt noch vor uns. Der Grundstein ist gelegt. Wir sehen uns in Schleiz.

Sponsoringangebote für 2016

Natürlich mal wieder seeehr spät aber, wie nicht unbedingt selten, nach dem Motto „Besser spät als nie!“ haben wir uns am vergangenen Samstag eifrig daran gemacht, unsere Unterlagen für neue Sponsorenanfragen auf Stand zu bringen. Der Stein des Anstoßes dafür war die Fertigstellung unserer niegelnagelneuen Sponsorenmappe durch unseren hochbegabten Medienpartner ‪‎Stay Loud. Herzlichen Dank dafür langer!
Parallel zu neuen Anfragen, sind wir selbstverständlich dabei neue Pakete mit unseren bereits vorhandenen Partnern zu schnüren. Der Abschluss mit EBC liegt bereits vor und beinhaltet für uns noch bessere Konditionen.
Auch ein neuer Partner kann bereits kommuniziert werden. Es handelt sich dabei um den absoluten Aprilia-Spezialisten Smaltmoto. Betty wird nach den aktuell laufenden Umbauprojekten einen Prüfstandslauf in Peine absolvieren.

Drückt uns die Daumen für die anstehenden Gespräche und empfehlt uns gerne weiter!

Euer RSRP-Team

Wir wünschen fröhliche Weihnachten

Heute ist der kürzeste Tag des Jahres. Es gibt wohl keinen besseren Anlass, sich an die Saison 2015 zu erinnern und gleichzeitig die Aufbruchsstimmung im Sonnensystem als Antrieb für neue Vorhaben zu kanalisieren.

Keine Frage, die vergangene Rennsaison war die beste, die wir als RS-RACING-PROJECT bisher erleben durften. Wenn wir zurückblicken, sehen wir viele kleine Erfolge und auch die eine oder andere positive Überraschung allerdings auch einige Dinge, die noch besser hätten laufen können. Dieses Potenzial wollen wir in 2016 nutzen. Wir haben uns viel vorgenommen und arbeiten schon jetzt mit viel Energie und Leidenschaft an uns selbst sowie unseren Maschinen.

Doch nun steht zuerst einmal Weihnachten vor der Tür. Zeit, sich ein paar Tage Ruhe zu gönnen. In diesem Sinne wünschen wir Euch/Ihnen allen eine frohe und erholsame Weihnachtszeit und einen guten Start ins neue Jahr!

Saisonabschluss mit Meisterehrung

Am ersten echten Schneewochenende des Winters 2015/2016 haben sich unsere Jungs auf den Weg zu den Sportbike Awards von Art Motor nach Oschersleben gemacht. Allerdings lud die A71 eher zum Boarden als zum Auto fahren ein. Über weite Strecken waren wir aufgrund des Schneechaos , das am Reisetag (28.11.) die Autobahn fest im eisigen Griff hatte, zu niedrigen Reisegeschwindigkeiten gezwungen. Unser rechtzeitiges Erscheinen zum traditionellen Team-Kart-Endurance stand daher lange auf unsicheren Beinen.

Nachdem wir es gegen alle Erwartungen doch pünktlich zum Rennring Magdeburg geschafft hatten, blieb wenig Zeit zum Durchatmen. Es ging jetzt Schlag auf Schlag und ehe wir uns versahen waren wir von der Pole Position ins 120-Runden Rennen gestartet. Loki hatte das Qualifying für uns gewonnen und führte nach dem Start das Feld duch die ersten 30 Runden. Der erste von insgesamt 3 Fahrerwechseln lief, wie die 2 folgenden, perfekt. El Mecanico kam im Kart hervorragend zurecht und konnte die Führung für RSRP verteitigen. Im Ziel lagen wir knapp 2 Runden vorm Rest der Welt und sind daher jetzt auch auf dem Papier ganz offiziell das beste Team! Das sagt jedenfalls der Pokal, den wir nach unserem Triumpf entgegen nehmen durften.

Nach einem kurzen Snack erreichten wir bald nach dem letzten Saisonrennen das Motorsporthotell Arena in Oschersleben, in dem am Abend der Saisonabschluss zelebriert werden sollte. Neben verschiedenen Filmvorführungen, zu denen wir unseren „Parabolisch“ mitgebracht hatten und einem Saisonrück- sowie -ausblick wurden die besten Piloten der 2015er Rennsaison mit Pokalen ausgezeichnet. Mit Platz 3 in der SuperClassiX F2 für el Mecanico und Platz 9 in der Pro Thunder Wertung für loki durften wir abermals glänzendes Metall entgegennehmen. Im weiteren Verlauf des Abends folgte geselliges Beisammensein mit Freunden und Bekannten aus den verschiedenen Serien, bei dem es regen Austausch zu Motorrädern und Saisonplänen für 2016 gab. Was haben wir gefeiert, gelacht und applaudiert.

Alles in allem wieder eine sehr gelungene Veranstaltung! Herzlichen Dank für den gelungenen Tag und dessen Orga gehen von uns an Wolf und Dorle!
Wir sehen uns im Frühjahr 2016…

FASTBIKE die Zweite…

Nachdem loki im Bericht zur ProThunder und ProThunder Open in der FASTBIKE-Ausgabe September-November 2015 Erwähnung fand, haben wir es mit der Berichterstattung zur SuperClassiX erneut ins Magazin für Technik, Straße und Sport geschafft. Die neueste Ausgabe unseres Lieblings-Motorradmagazins hat El Mecanico auf den Seiten 23 und 24 einen eigenen Kasten gewidmet. Wir freuen uns, dass man uns neben der Erwähnung im Text sogar für fotogen genug gehalten hat…
Also Leute, es lohnt sich demnächst die Kiosks zu stürmen und für reißenden FASTBIKE-Absatz zu sorgen!!!

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Zerplantes Saisonfinale – BIKEtoberfest 2015 in Oschersleben

Planmäßig und erstmals in diesem Jahr ohne nächtliche Schraubereskapaden am Vorabend machten wir uns am Donnerstagnachmittag auf den Weg ins 470km entferne Oschersleben (Bode). In den vergangenen Wochen war es in der Teamzentrale recht umtriebig zugegangen. Die Motodrom Masters hatten uns und unseren Renneisen einiges abverlangt und tiefe Scharten im Material hinterlassen. El Mecanico hatte Brunhilde aufgrund eines Nockenwellenschadens einen neuen Treibsatz implantieren müssen und loki war damit beschäftigt, Betty nach ihrer Leitplankenaffäre wieder gerade zu biegen. Glücklicherweise waren schlussendlich alle notwendigen Operationen termingerecht gelungen. Die Patientinnen waren zum Saisonabschluss zwar nicht vollständig genesen aber „fitgespritzt“.

Die Freude über die Fertigstellung unserer Lieblingsautobahn (A71) und den damit mutmaßlich einhergehenden Zeitgewinn war ebenso groß wie von kurzer Dauer. Ab Sangerhausen war das Glück bereits verflogen. Wir sahen uns 2 Bundesstraßensperrungen gegenüber und ließen die erhoffte halbe Stunde auf winkligen Landstraßen am Ostrand des Harzes liegen.

In der Motorsportarena angekommen, satellierten wir eine kleine Ewigkeit durchs Fahrerlager. Etwa ¼ der Fläche war für die Parallelveranstaltung des ADAC Mini Bike Cup gesperrt und die übrigen ¾ waren bis zum Bersten mit teilweise wild parkenden Fuhrwerken und Pavillons der angereisten Trainingsteilnehmer vollgepfropft. Nachdem unsere aufgerollte Elektronenader sich als zu kurz erwies, zogen wir nach einem kleinen Erkundungsspaziergang mit Stromkastencheck vom anfänglich favorisierten Quartierplatz notgedrungen sogar nochmal um. Wir befanden uns nun in den unheimlichen Untiefen des parkenden Chaos. Hier galt es unter Aufbringung unserer allerletzten Reserven den Aufbau unserer temporären Wochenendresidenz zu bewältigen. Gegen 00:45 Uhr am Freitagmorgen ließen wir unsere erschöpften Häupter endlich in die Kissen fallen.

Tag 1 – Freies Training
Tatsächlich hatten wir unser Wochenenddomizil nach den nächtlichen Irrfahrten am Vortag wohl am kältesten Plätzchen im Oscherslebener Fahrerlager aufgeschlagen. Nach den zu erledigenden Formalitäten und dem erfolgreich bestandenen Technikcheck hielt sich loki zum Start seines ersten Trainingsturns lieber an seinem warmen Kaffeebecher fest, als ins Leder zu springen. Die aktuellen Luft- und Asphalttemperaturen (7°C und 9°C) luden genauso wenig zur fröhlichen Zeitenjagd ein, wie der im Osten noch deutlich tiefstehende solare Feuerball. Es blieb also Zeit zum Wachwerden und für die mentale Vorbereitung auf Turn 2. Von Horizont zu Horizont blickten wir in tiefes und verheißungsvolles Himmelblau. Bessere Bedingungen standen also außer Frage.

Während wir uns mit Benzingesprächen warme Gedanken machten, schwanden el Mecanico’s Hoffnungen Brunhilde heute noch in die Arena zu führen. Er hatte sich im Vorfeld ob der unsicheren technischen Lage seiner Nippon-Rakete sehr kurzfristig für den Start beim BIKEtoberfest angemeldet und sah sich daher nun vollen Feldern gegenüber. Bezüglich einer Teilnahme am freien Training und der damit einhergehenden Möglichkeit Brunhilde auf Austauschherz und Nieren zu checken, gab es für unseren Hondapiloten leider wenig Hoffnung.

Loki hatte den V2 nach kleinen Anlaufschwierigkeiten inzwischen in Betrieb genommen und steuerte seine Diva gen Asphaltkringel. El Mecanico war in die Boxengasse geeilt um Betty nach 2 – 3 Umläufen auf etwaige Undichtigkeiten zu untersuchen. Nachdem der kurze optische Check beim Boxenstopp abgeschlossen war, folgte die aufschlussreiche Auswertung. Betty schien am linken Kühler leicht inkontinent zu sein und der Motor lief wie ein Sack Nüsse. Die in dieser Saison öfter auftretende italienische Zickigkeit war also wieder Programm. Nach einer weiteren Runde beendete loki seinen Trainingslauf vorzeitig. Zurück unterm Pavillon begegnete unser Aprilianer den Technikteufeln recht gelassen. Die zu treffenden Maßnahmen waren schnell abgeschlossen und stellten sich im nächsten Turn als erfolgreich heraus. Der Oberöstereichische Treibsatz lief nun erste Sahne und weiterer Kurzcheck in der Boxengasse lieferte die Erkenntnis, dass der Kühler seinen Inhalt nun bei sich behielt. Leider war loki’s Gruppe extrem voll. Nach dem Zwischenstopp wurde ihm daher durch die rot leuchtende Boxenampel bestimmt 5 Minuten lang der Wiedereintritt verweigert.

Im weiteren Tagesverlauf gab es bei loki Anlass zur Freude, da keine weiteren Probleme aufgetaucht waren. Die neue Bremse sowie Federelemente an der Vorderachse machten einen guten Job und die Fahrwerkseinstellung durch den Vorortservice vermittelte ein transparentes Fahrgefühl. Blöderweise waren die Fahrermassen in den Trainingsgruppen riesig, was seine Euphorie dann doch in Grenzen hielt. Das seit letztem Jahr erklärte Ziel, hier in der Börde endlich die 1:40er Marke zu knacken, war unter den herrschenden Bedingungen nicht ansatzweise erreichbar. El Mecanico hatte sich in der Zwischenzeit mit seiner Zuschauerrolle abgefunden. Nach der erfolgreichen Vergasersynchronisierung an Brunhilde hatte er mit hopfenhaltigem Kaltgetränk und Spiegelreflexkamera bewaffnet Stellung am Shell-S bezogen. Der Tag hätte so recht gechillt zu Ende gehen können, wäre da nicht der letzte Turn gewesen.

Gegen 17:45 Uhr ging es für loki zum letzten Turn auf die Strecke. Die Sonne hing westlich schon recht tief am Firmament. Als unser Apriliatreiber zum ersten Mal im Anflug auf die Tripple-Links begriffen war, spiegelten die dortigen Randsteine helle Flecken auf seine Netzhaut. Die ersten beiden Scheitelpunkte waren unter diesen Bedingungen kaum auszumachen. In Runde 3 fluchte Loki an eben dieser Stelle wie ein Kesselflicker. Hätte er bloß seinem ersten Impuls nachgegeben und den Turn ob der potenziellen Gefahr schon in Runde 1 abgebrochen. Dann wäre er jetzt nicht beinahe ins Heck des Letzten einer ca. 5 Mann starken im Blümchenpflückermodus dahincruisenden Gruppe gekracht. Um die nun nötig gewordene Vollbremsung durchführen zu können, musste Betty fix wieder in die Senkrechte positioniert werden. Diese Maßnahme bedingt allerdings unweigerlich das tangentiale Verlassen des zuvor angepeilten Kurvenradius. Da die Strecke aber nicht geradeaus führt sondern links abwinkelt blieb loki der Ritt durchs örtliche Kiesbett. Als die Kieselsteine unter ihm durchgeflogen waren, sah sich loki auf einer Wiese schlingernd einem schnell näherkommenden Reifenstapel gegenüber. Es war eine Entscheidung zu treffen: Ballerst Du gleich nahezu ungebremst aufrecht in die Reifen oder legst Du Dich lieber vorher hin und vermeidest so den umgekehrten Zarco?! Loki entschied sich gegen den Einschlag. Er legte sich nebst Pasta-Projektil bei einem Restspeed von gut 50 Sachen linksseitig ins Grüne.

Zurück im Fahrerlager war der Ärger über seinen überflüssigen Abflug bereits deutlich verflogen. Die Bestandsaufnahme förderte lediglich kleinere Kollateralschäden ans Tageslicht. Neben diverser Pflanzenteile fanden sich kleine Risse in der Frontverkleidung, die leicht mit Tapestreifen versorgt werden konnten. Auch das Geweih war schnell gerichtet. Die meiste Aufmerksamkeit erforderte der um beinahe 180° nach hinten verbogene Schalthebel. Dank des Schraubstocks von Beckel Fahrwerkstechnik war auch dieses Problem schnell geradegezogen.

Da in der Zwischenzeit aufgrund der angefallenen Richtarbeiten an loki‘s Italobike und der durchzuführenden Anmeldung und Abnahme auf Seiten el Mecanico’s der Abend langsam zur Nacht wurde, mieteten wir uns zwecks Einleitung der Grillgutgarung kurzerhand an die tolle Truppe rund um Krämer Motorcycles. Sie hatten in unmittelbarer Nachbarschaft ihren großzügig bemessenen Gasgrill gezündet und uns herzlich an Ihrer Tafel willkommen geheißen. Unser Abendmahl nahmen wir somit in bester Gesellschaft und bei netten Gesprächen sowie in Begleitung durch das ein oder andere Bierchen zu uns. Wenig später begaben wir uns zuerst unter fließendes Wasser und im Anschluss zur Ruhe.

Tag 2 – Qualifikation und Rennen 1 bzw. ½
Weil wir die bürokratischen Notwendigkeiten bereits am Vortag erledigt hatten, konnten wir gelassen in den Samstag starten. Für heute standen je 3 Qualifyings und ein Rennen für unsere Jungs an. Die ersten Quali-Läufe dienten mehr der Eingewöhnung als der Bestzeiterlangung. Besonders el Mecanico, der am Vortag zum Zuschauen verdammt gewesen war, hatte einige Einrollrunden nötig. Da es sich abermals um einen Morgen der kühlen Sorte handelte war falscher Ehrgeiz eh ein schlechter Wegbegleiter. Folglich blieb Q1 für beide RSRP-Piloten ohne Zwischenfälle und nennenswerte Rundenzeiten. Der Tag nahm langsam Fahrt auf.

Bereits in Q2 der zweiten Gruppe wurde klar, dass der Rennsamstag ein chaotischer werden würde. Als der Rettungsheli gelandet war, hatte das auch der Letzte verstanden. Auf diesem Wege gute Besserung an die Betroffenen. In der Folge wurden Zeitpläne im Minutentakt umgestrickt und Starterlisten erging es zeitweise nicht besser. Alles schien irgendwie aus dem Ruder zu laufen. Inmitten der Ereignisse musste unser Motto „ruhig Blut“ heißen. Wir versuchten uns nicht verrückt machen zu lassen und das Beste aus den Gegebenheiten zu machen. Mitten in dieser Phase erblickte loki Ralf Steinert, das Mastermind hinter dem Motorradmagazin „Fastbike“ in unmittelbarer Nähe unseres Lagerplatzes. Kurzerhand ging loki zu Ralf hinüber und drückte ihm gegenüber seine ehrliche Bewunderung aus. Ralf war und ist für loki so etwas wie der Bruce Lee der Textgestaltung und inspiriert unseren Schreiberling mit jedem seiner Berichte aufs Neue. Aus dem kurz gedachten Gruß wurde ein echtes Treffen mit Interviewcharakter. Ralf schnappte sich einen unserer Campingstühle, nahm damit unter el Mecanicos leerem Pavillon Platz und zückte seinen Notizblock. Während des angenehmen Gesprächs übers RSRP Team, unsere Begeisterung und die Technik unserer Sportgeräte knipste Ralf sogar einige Fotos. Noch bevor er sich in Richtung Strecke verabschiedete, tauchte el Mecanico aus den Tiefen seines Qualifyings auf und gab ergänzende Worte zum Besten.

Inzwischen waren die letzten Qualifikationsläufe im Gange. Zwischenzeitlich war auch Maiki (Maik Seifert), unser Kameraass vom BIKEtoberfest 2013 und den Motodrom Masters 2015 bei uns aufgeschlagen. Er hatte diesmal bei Wolf (Töns) angeheuert und begleitete an diesem Wochenende in dessen Auftrag das allgemeine BIKEtoberfestgeschehen.

Nachdem die Gruppen wie am Vortag abermals recht voll waren, kam es nur selten zu schnellen Runden dafür aber umso öfter zu Stürzen. Während loki stabil unterwegs war, hatte es el Mecanico in Q2 am Ausgang vom Shell-S beinahe aus dem Sattel gerissen. Als er weiterfuhr, hatte er zusehends Probleme mit einem durchdrehenden Hinterrad und einem außergewöhnlich schwammigen Fahrverhalten. In der asphaltierten Auslaufzone rechts vor der Triple Links hatte die Schleichfahrt ein Ende. Unser erschrockener Alteisenreiter hatte für einen Check kurz Halt gemacht. Ans Weiterfahren war nicht zu denken. Zum Glück befand sich der Besenwagen genau an derselben Stelle. Der 180er Slick an Brunhilde’s Hinterhand stand förmlich unter Wasser. Auch jetzt schien die Japanerin noch immer große Freude dabei zu haben, ihr Hinterrad mit Kühlwasser zu beschießen. Wie sich wenig später herausstellte, war ein Kühlwasserschlauch geplatzt. Bei Stecki’s Renndienst gab es adäquaten Ersatz. El Mecanico’s Schwester, die nebst +1 zur Unterstützung aus Berlin angereist war, hatte inzwischen einen Kanister destilliertes Wasser aufgetrieben. Das technische Problem war behoben. Was jedoch blieb, war ein unsicheres Gefühl.

Q3 verzögerte sich erneut. Loki war dann als erster an der Reihe. Es war voll und das schlug sich auf die Rundenzeiten nieder. Während der 3 Qualifikationsturns hatte unser ProThunder-Pilot insgesamt maximal 2 freie Runden. Die schnellste stammte aus Q2 und stand mit 1:41.04 zu Buche. Diese Zeit reichte für Startplatz 17 im kombinierten Feld aus Supertwins und ProThunder. Klassenbereinigt bedeutete das Platz 11. Loki hatte sich mehr vorgenommen. Auch für el Mecanico lief Q3 nicht wirklich rund. Dementsprechend wurden die Zeiten auch bei ihm nicht besser. Schlussendlich hatte auch er sich mit 1:47.556 deutlich hinter seinen Möglichkeiten auf Platz 5 in seiner Klasse eingereiht. Im ansehnlichen Feld aller SuperClassiX nebst ProBears stand er damit im Grid recht weit hinten in der Mitte von Startreihe 11.

Loki’s Rennen war für uns das erste des Wochenendes. Aufgrund der vielen Verzögerungen fand es erst gegen 16:40 Uhr und damit etwa 45 Minuten später statt, als es der erste Zeitplan vorsah. Zusätzlich waren alle Rennen auf 10 Minuten plus eine Runde eingedampft worden. Auf seinem Startplatz befand sich loki so ziemlich mittendrin im Feld aus 34 Startern. Die Hatz in Richtung Kurve 1 sollte sich als äußerst spannend herausstellen. Kaum war das rote Licht der Startampel erloschen, stürmte das Feld los. Direkt vor unserem Aprilianer war in einer der vorderen Reihen jemand äußerst schlecht weggekommen. Es entstand somit ein rollendes Hindernis, dem ausgewichen werden musste. Loki entschied sich für die linke Seite, was im ersten Linksknick nach Start/Ziel die innere Linie, in der folgenden Hotelkurve aber den großen Bogen bedeutete. Trotz des gelungenen Starts waren ein oder zwei Fahrer durchgeschlüpft. Nach wenigen Runden hatte sich das Feld einigermaßen sortiert. Loki war als letzter einer Dreiergruppe hinter der Ducati 999 von Jonas (Heinrich) und Frank Claussner auf seiner 2-Ventiler WEKA-Ducati unterwegs. Den heißen Fight, den sich seine 2 Vordermänner lieferten, konnte loki leider nur als Zuschauer aus erster Reihe beobachten. Es ging für ihn weder auf Schlagdistanz heran geschweige denn vorbei. Dazu waren die beiden Ducatisti doch zu flott unterwegs. Das Rennen plätscherte in der Folge wie beschrieben dahin, bis es auf’s Ende der letzten Runde zuging. Bei der Ausfahrt aus dem Shell-S hatte loki plötzlich einen eigenartigen Brandgeruch in der Nase. Er ordnete seine Sinneswahrnehmung ins Schubfach Motorproblem, Öl oder Kupplung ein. Sofort scannte er seine Betty auf etwaige Auffälligkeiten. Nichts. Es war demnach klar, dass einer der unmittelbar vor ihm fahrenden Piloten ein Problem haben musste. Auf der kurzen Geraden zwischen den letzten beiden Kurven des Rennens enttarnte sich der Übelriecher. Aus Jonas‘ 999 trat rechts aus dem Motorbereich einen dunkle Rauchfahne hervor. Der Ducatipilot schien von alldem bisher keine Notiz genommen zu haben und fuhr weiter kräftig drauf los. Loki direkt dahinter und ohne Kenntnis des tatsächlichen Schadenbilds rechnete mit dem Schlimmsten. Öl! Mit dieser Warntafel im Kopf, versuchte er möglichst nicht die Spur seines Vordermanns zu treffen und kreuzte daher auf einer abenteuerlichen Linie durch die letzte Kurve. Das war natürlich nicht schnell aber immernoch deutlich zügiger als GfK und Leder auf Asphalt. So kam es dann, dass Jonas seine Ducati qualmend und ohne Vortrieb ganz links an der Boxenmauer noch knapp vor loki ins Ziel rettete. Für Frank, Jonas und unseren RPRP-Piloten ging das Rennen auf Platz 16,17 und 18 zu Ende. Klassenbereinigt lag loki auf 11. Er ärgerte sich später, dass der Jonas trotz dessen Problem nicht hinter sich lassen konnte. Wie sich kurz nach dem Rennen herausstellte, hatte die 999 Ihre Kupplung verbrannt und die Wahl der schlechten Linie vergebene Liebesmüh. Ein Grinsen breitete sich in loki’s Gesicht erst bei der Datensichtnung aus. Er hatte sich endlich seinen lange gehegten Traum erfüllt. Eine 1:39.853 stand als seine schnellste Rennrunde auf dem Tableau.

Endlich stand auch El Mecanico’s Rennengemeinde in den Startlöchern. Er hatte geschlagene 55min länger warten müssen als es im ersten Zeitplan des Tages vorgesehen war. Die Boxenampel war erst um 18:20 Uhr auf grün gesprungen. Um diese Zeit war es fraglich, ob man ohne künstliches Licht das Rennen überhaupt würde zu Ende fahren können. In der Warm-Up Runde spielte Brunhilde’s Tachoeinheit, wie schon neulich in Hockenheim, eine Lightshow vom Feinsten. Dieses Schauspiel deutet auf einen elektronischen Defekt hin, der schlussendlich mit extremem Verlust an Motorleistung einhergeht. Der Discomodus verschwand zum Glück so schnell wie er gekommen war. Ampel aus! Das Feld flog los. In der ersten Kurve folgte das totale Chaos. Alle fuhren irgendwie kreuz und quer, zu Stürzen kam es allerdings nicht. El Mecanico, der einen gewohnt guten Start abgeliefert hatte, konnte von den unklaren Zuständen profitieren und in der Hotelkurve außen herum weitere Plätze gut machen. Klassenbereinigt noch immer fünfter fand er sich daraufhin hinter einer Dreiergruppe wieder, auf die er zusehends aufschließen konnte. Die Drei waren so eng beisammen, dass unser Hondarist nur eine Möglichkeit sah. Er musste versuchen, sie allesamt mit einem Mal zu kassieren. Er schaute sich die Situation 2 Runden lang an und hatte für Runde 3 den idealen Angriffspunkt ausgemacht. Im Eingang zum Shell-S wollte er es wagen. Doch was war jetzt los? Als das Feld zum dritten Mal durch die Triple zirkulierte, wurden plötzlich rote Flaggen geschwenkt. Rennabbruch! Aber aus welchem Grund? Kein Sturz war passiert. Keiner der 38 Starter konnte sich einen Reim darauf machen. Zurück in der Boxengasse herrschte helle Aufregung. Die Aufklärung folgte auf dem Fuße. Die Rennleitung hatte den Zapfenstreich befohlen. Von offizieller Seite ist der Rennbetrieb in Oschersleben nur bis 18:30 Uhr gestattet und diese Marke war inzwischen locker erreicht. Wie ein Vogelschwarm auf dem Weg in wärmere Gefilde machten sich sogleich sämtliche Streckenposten auf den Heimweg. Spätestens jetzt war auch dem geneigten Zuschauer klar. Schluss! Ende! Finito! Heute fährt hier niemand mehr. Vielmehr wurde später per Lautsprecheransage verkündet, dass es für den Rennsonntag, wer hätte es gedacht, einen neuen Zeitplan geben würde, um den SuperClassiX und ProBears die Möglichkeit zur Rennwiederholung zu bieten. Zwei Rennen am Sonntag also. Für el Mecanico ein zweifelhaftes Vergnügen.

Was folgte, stimmte uns jedoch wieder etwas fröhlicher. Der Tag war noch lange nicht zu Ende. Jetzt war es Zeit für Festlichkeit! Mit „Original Waidhauser Blasmusik“ sollte nun das BIKEtoberfest gefeiert werden. Die Buam und Madl waren bereits mit schwerem Musiziergut bestückt unterwegs durch Boxengasse und Fahrerlager und leuteten so den angenehmen Teil des Abends ein. Ein weiteres Mal blieb unsere kleine Seemine kalt, denn um ausreichend Speis und Trank zu generieren, war rund um die Partybox der ein oder andere Wagen aufgebaut worden. Es war ein Fest der Heiterkeit. Hier trafen wir neben Tom (Dick) und seinem Sohn Johann (Flammann) erneut auf die Krämertruppe und viele weitere nette Leute und zeitweise war das RSRP-Team sogar Teil der Show. Das hat Laune gemacht.

Tag 3 – Warmups und Rennen 1, 2 und 2
Am Sonntagmorgen war es ähnlich frisch, wie bereits an den Tagen zuvor. Allerdings hing in deutlicher Höhe eine Dunstglocke über der Börde, die den gesamten Tag über nicht wirklich weichen sollte. So etwas wie eine Dunstglocke hatte auch der Vorabend in unseren Köpfen hinterlassen. Wir kamen daraufhin nur recht träge in die Gänge. Aufgrund der niedrigen Außentemperaturen war das aber nicht wirklich tragisch. Loki schien es das Beste zu sein, das erste Warmup ausfallen zu lassen. El Mecanico hingegen wollte keine Session ungenutzt lassen. Immerhin hatte er ja heute zwei Rennen zu bestreiten und wollte darauf möglichst gut vorbereitet sein. Er bestritt also das erste Warmup und fuhr sich dabei prompt die Reifen kalt. Es war megakalt, doch um das Gefühl für die Strecke wieder herzustellen drehte unser Hondajockey einige Runden. Als er dann gänzlich durchgekühlt war und ins Fahrerlager zurückkam, fiel ihm auf, dass der komplette Ausgleichsbehälter des Kühlkreislaufs vollgelaufen war. Also wieder Verkleidung runter und Kühlwasser nachgefüllt. Da alle Schläuche dicht waren und auch das Laserthermometer die erwartete gleichmäßige Erwärmung der beteiligten Komponenten in richtiger Reihenfolge aufzeigte, blieb el Mecanico nichts anderes übrig, als mit unverändertem Aufbau ins zweite Warmup zu starten. Dort war auch loki inzwischen aktiv am Geschehen beteiligt. Allerdings war für ihn nach 5 Runden zeitweise hinter, vor und inmitten nasenbohrender vorabendlicher Partygäste der sprichwörtliche Kas bissen. Da sich keine freie Runde abzeichnete, steuerte unser Dönnerkapitän vorzeitig den Boxenhafen an.

Alle Wettfahrten waren im neuen Sonntagszeitplan aufgrund des Zusatzrennens der SuperClassiX und ProBears auf 13 Minuten plus eine Runde verdichtet worden. Das erste des Tages war für uns eben dieses Wiederholungsrennen. El Mecanico machte sich direkt im Anschluss an sein zweites Warmup nach kurzem Versorgungsstopp auf den Weg in die Startaufstellung. Aufgrund der noch immer unklaren Situation bezüglich Brunhilde’s Kühlwasserproblematik war er mit gemischten Gefühlen unterwegs.

Nach einem eher durchschnittlichen aber deutlich weniger chaotischen Start als am Abend zuvor kämpfte el Mecanico mit sich und einer stumpfen Waffe gegen den Rest der Altmetalltreiber. Der 600er 16-Ventiler schien nicht recht auf Touren zu kommen und auch in den Kurven fehlte es heute irgendwie an Entschlossenheit. So kam es, dass unser ClassiX-Pilot mit Hans (Möller) und Martin Behrens zwei der letzten drei F2-Jungs nahezu ohne Gegenwehr passieren lassen musste. Das Ende vom Lied war ein geknickter el Mecanico, der mit einer Bestzeit von 1:49.119 gerade eben noch Platz 7 seiner Kategorie ins Ziel retten konnte. Nach diesem Rennen sollte wenige Stunden später noch das zweite folgen. Die logische Konsequenz konnte jetzt nur Fehlersuche und –beseitigung heißen. El Mecanico machte sich ans Werk. Unter Verdacht stand schnell der Kühlerdeckel, der unter Umständen bereits in Hockenheim stark überhitzt und damit in Mitleidenschaft gezogen worden sein konnte. Der Deckel schien undicht geworden zu sein, wodurch der Bypass zum Ausgleichsbehälter deutlich zu früh freigegeben wurde. Wolfgang Harbusch, seines Zeichens diesjähriger SuperClassiX F2 Meister hatte ein passendes Ersatzteil parat und zeigte sich mit der Leihgabe abermals als hervorragender fairer Sportsmann.

Zwischen el Mecanico’s Sonntagsrennen stand loki zu seinem zweiten Kräftemessen an selber Stelle wie am Vortag umringt von großvolumigem Zwei- und Dreizylingergebrabbel mitten auf der Start/Ziel-Geraden vor der roten Ampel. Die Ampel ging aus und der Trubel brach aus. Loki’s Start war nicht schlecht aber leider nicht ganz so gut wie der in Rennen 1. Als die traditionell sehr spannende Anfangsphase des Rennens, die auch den ein oder anderen Ausritt jenseits der befestigten Streckenführung sah, vorüber war, surfte loki über weite Strecken in der Heckwelle der 675er Daytona von Lasse Bartschat. Unglaublich welch krasse Pace der kleine englische Dreizylinder auf der Geraden vorlegen konnte. Die Kurven gehörten allerdings loki und seiner Italorakete. Für loki war ein Vorbeikommen offensichtlich nicht so leicht zu bewerkstelligen. Oft hatte er sich bereits neben Lasse gebremst, doch immer musste er im letzten Augenblick zurückziehen. Die Kampfhähne wurden Mitte des Rennens über knapp 2 Runden von Comiczeichner Holger „MOTOmania“ Aue und seiner Guzzi, einem der Ausflügler der Anfangsphase, in Ihrem Treiben gestört. Holger war in jedem Winkel eine Nummer für sich, musste sich auf der Geraden aber oft der schieren Gewalt von Betty’s Rotax-Zwilling geschlagen geben. Nach zähem Ringen bezwang Holger dann aber auch Lasse und überließ den o.g. Duellanten wieder ihren Ring. Die letzte Runde war angebrochen und loki war nun vom Ehrgeiz gepackt. So konnte er die Saison nicht abschließen. Er musste unbedingt einen Weg an der Daytona vorbei finden. So kam es zum Showdown im Shell-S, der Schikane, die an diesem Wochenende bereits so oft im Mittelpunkt gestanden hatte. Am Eingang näher dran als je zuvor, quetschte sich loki beim Umlegen von rechts auf links an der Daytona mit der Startnummer 432 vorbei und behielt dieses Mal auch am Ausgang die Nase vorn. Dieses Manöver sicherte unserem Milletreiber Platz 15 im Rennen und damit Platz 10 in der ProThunder-Wertung. Was hat das Spaß gemacht! Für loki ein würdiger Abschluss einer ereignisreichen Saison. Toll!

Es ging jetzt Schlag auf Schlag und kaum 1 ½ Stunden später war es el Mecanico, der dem Aufruf zu seinem letzten Saisonrennen folgte und in seine schwarze Kuhhaut kletterte. Seit seinem ersten Renneinsatz an diesem Tag waren lediglich 2 Stunden ins Land gegangen. Ein echtes Gefühl der Erholung hatte sich definitiv nicht eingestellt. Bereits in der Einrollrunde war klar, dass el Mecanico erneut ein schwieriges Rennen bevorstand. Neben dem schwachbrüstigen Eindruck, den der japanische Vierzeller machte, hatte unser CBR-Pilot bereits seit Tagesbeginn über schmerzende Knie geklagt. Der Umstand, seine 1,86m auf der kleinen mit erhöhten Rasten bestückten Japanerin zusammenfalten zu müssen, trug nicht wirklich zur Besserung bei. Das zweite Rennen selbst lief ähnlich wie das erste des Tages. Mit wachsenden Schmerzen und immernoch ohne Druck im Kessel musste el Mecanico sowohl Hansi als auch Martin abermals ziehen lassen. Am Ende des Tages war zwar alles sturzfrei abgelaufen aber die Unzufriedenheit beim RSRP-Hondamann riesig. Schlussendlich war neben allen aufgetretenen Hardwarethemen auch el Mecanico’s mentale Verfassung aufgrund eines kürzlichen Schicksalsschlags in der Familie über weite Strecken nicht die beste gewesen. Vor diesem Hintergrund sind wir froh, dass es lief, wie es eben lief.

Das letzte Rennwochenende und damit unsere erste komplette Rennsaison als Team ist nun vorüber. Wir hatten wie immer ein, sagen wir, ereignisreiches Rennwochenende mit einigen Höhen und Tiefen. Insgesamt konnte el Mecanico mit insgesamt 120 gesammelten Punkten seinen dritten Platz in der Meisterschaft halten und loki endlich die magische 1:40 Mauer durchbrechen. In der Pro Thunder Wertung reichte es loki wegen 3 Ausfällen mit immerhin noch 66 Meisterschaftspunkten gerade noch zu Gesamtrang 9. Klar hätte es besser laufen können. Man darf allerdings nicht vergessen, dass die Saison 2015 mit Abstand die erfolgreichste für unsere Piloten war. Jetzt haben wir Zeit um im Winter neue Kraft zu schöpfen, die geplanten Reparaturen und Optimierungen zu realisieren und im nächsten Jahr wieder voll anzugreifen! Vor der Abreise aus der Börde galt es einige Hände zu schütteln und uns von lieb gewordenen Mitstreitern und Freunden zu verabschieden. Leute, wir bleiben in Kontakt und sehen uns spätestens 2016 wieder.

Zu guter Letzt bedanken wir uns herzlich bei allen, die uns 2015 unterstützt, gefeiert uns begleitet und unser zeitaufwendiges Hobby toleriert haben. Danke Mädels, Fans, Maiki, Eike, ArtMotor, EBC Brakes, Composite Impulse, BikeSide und Frima und alle die wir hier vergessen haben!

2015 unterm Strich

Unsere Rennsaison 2015 hat am letzten Wochenende beim Biketoberfest in Oschersleben einen würdigen Abschluss gefunden. Die Saison 2015 war für uns eine große Herausforderung mit vielen Höhen und Tiefen. Selten in einem Jahr hatten wir so viele Themen mit technischen Problemen zu bewältigen. Doch egal wie schwierig die Umsetzung der Lösungen und wie eng die Terminpläne waren, wir sind dran geblieben und haben alles gegeben um bei jedem einzelnen Event präsent und am Start zu sein. Letztendlich konnten wir mit unserem unermüdlichen Einsatz die vergangene Rennsaison zur erfolgreichsten der Teamgeschichte machen. Die Endabrechnung der Meisterschaftsstände ist zwar noch nicht offiziell aber wir haben mal nachgerechnet. El Mecanico hat die SuperClassiX F2 nach seiner ersten kompletten Saison auf Gesamtrang 3 beendet. Für loki hat es trotz 3 nicht beendeter Rennen noch zu Gesamtplatz 9 in der Pro Thunder gereicht.

Wir finden, dass das ein sehr beachtliches Teamergebnis ist und sind stolz darauf!

An dieser Stelle bedanken wir uns von ganzem Herzen für die Unterstützung durch unsere Partner, Freunde und Fans! DANKE!!!

Als kleines Schmankerl zum Schluss präsentieren wir hier in der „Galerie“ und inzwischen auch auf Youtube unseren neusten Film. Er hat unser Wochenende bei den Motodrom Masters in Hockenheim zum Inhalt und trägt den vielsagenden Titel „parabolisch“. Viel Spaß bei anschauen!

 

Euer RSRP-Team

Filmreifes Spektakel in Schrottenheim – Motodrom Masters auf dem Hockenheimring

Es ist Mittwochmorgen 01:00 Uhr vor dem Rennwochenende am für uns naheliegendsten Veranstaltungsort der Saison 2015. Gerade haben wir die letzte Zurröse im frisch teilrestaurierten Rennanhänger aus dem neuen Fußboden freigeschnitten. Den Motorrädern muss nachher zwischen Feierabend und dem Verladen noch für ca. 2 Stunden unsere volle Aufmerksamkeit zuteilwerden. Die notwendigen Arbeiten packen wir jetzt nicht auch noch. Wir sind geschafft und fahren nach Hause.

Mittwoch 16:00 Uhr. Die Motodrom Masters sind im Vorfeld um einen Tag vorverlegt worden. Loki muss also bereits in wenigen Stunden Apollo13 anspannen und gen Baden-Kringel reiten, um am obligatorischen Trainingstag teilnehmen zu können. El Mecanico kann sich vor Donnerstagabend nicht vom Bürostuhl loseisen. Dafür reicht der Resturlaub leider nicht mehr aus. Aufgrund der unplanmäßig vielen Arbeitsstunden, die wir uns mit unserem Feuerstuhlträger beschäftigen mussten, kommen wir erst kurz vorm Verladen dazu, unsere Motorräder zu finalisieren. Während sich loki’s +1 auf Verpflegungsjagd im nahegelegenen Supermarkt befindet, wird an Betty eine neue Bremsleitung ums vorderachsige Schwedengold gebunden und danach die Gfk-Tunika wieder verzurrt. Zur selben Zeit fliegen neue Griffgummis auf Brunhilde’s Lenkerenden und die überarbeitete linke Rastenarmatur ans Stahlskelett. Die Wochenendration ist längst vor Ort, als unsere Jungs endlich zum Einladen kommen. Begleitet von seiner Freundin, steuert loki gegen 19:30 Uhr endlich das Transportgespann vom Hof.

Gut zwei Stunden später trafen die zwei im inzwischen stockfinsteren Hockenheimer Fahrerlager ein. Viel los war noch nicht. Strom war trotz allem bereits Mangelware. Als Wochenendresidenz wurde nach mehreren Platzrunden schließlich ein ca. 60m² großer Asphaltfleck in Fahrerlager 2 in Kabeltrommelweite zur Boxenanlage auserkoren. Kaum war die Elektronenader verlegt, blendete uns das Fernlicht eines ebenfalls Unterkunftsuchenden. Tom (Dick) suchte Gesellschaft. Wenig später, nach einer gemeinsamen Rangieraktion, befanden sich unsere Wochenendreviere in angenehmer Kurzzeitnachbarschaft. Als alle Pavillons ihren Platz gefunden hatten und die Betten gebaut waren, verschwanden wir in selbigen.

Tag 1 – Freies Training
Sowohl Anmeldung als auch technische Abnahme waren beim gestrigen Eintreffen in der Rennstadt natürlich bereits verrammelt. Für Loki hieß es also mal wieder frühzeitig Kissen adé. Der Umstand, dass die gestern eilig montierte Stahlflexleitung noch Luft statt DOT in sich trug, zwang loki bereits in der Dämmerung aus dem mobilen Schlafgemach. Der Aggregatzustand im Bremssystem war nach geübten Handgriffen rasch in flüssig übergegangen. Anmeldung, Fahrerbesprechung und Abnahme waren zügig erledigt und so blieb vorm ersten Turn, der für unseren Aprilianer um 09:20 Uhr gestartet werden sollte, sogar Zeit für ein einigermaßen entspanntes Frühstück mit Cappuccino à la Tom.

Bereits zu Tagesbeginn war loki um eine Info zum Reifenservice bemüht. Ursprünglich war er bestrebt vor Trainingsbeginn den nach Schleiz bereits bis auf die Grundmauern abgebrannten Heckpneu tauschen zu lassen. Nach kurzer Rücksprache mit Tom, dessen Hinterradgummierung in ähnlich bemitleidenswertem Zustand war, entschloss sich loki die Vormittagsturns mit bereits montiertem Material locker anzugehen, um den Rundlauf seines Rotax-Zwillings zu checken und den Verlauf der IDM-Streckenführung sauber abspeichern zu können. Die getroffende Entscheidung entpuppte sich als goldrichtig. Betty zickte mal wieder, dass die Schwarte krachte. Ein neuer Slick wäre den Stress nicht wert gewesen. Glücklicherweise hatte loki die verbauten Einspritzmodule inzwischen tauchgerecht flexibel gestaltet. Der notwendige Umbau war binnen weniger Minuten bewerkstelligt.

Nach der glaubwürdigen Ansage, dass der Bridgestone Truck nicht vor Donnerstag arbeitsfähig im Paddock stehen würde, musste loki die fällige Frischpelle über Bike Promotion beziehen. Diesem Reifendienst wollte das gebrannte Kind nach Brünn 2014 eigentlich nicht nochmal sein Vertrauen schenken. Leider war das Rad nach der Mittagspause nicht rechtzeitig fertig. Der Radrückbau machte einen Start im ersten Nachmittagsturn unmöglich. Es blieb also Zeit Luftdruck und Vorhandensein der Ventilkappe gewissenhaft zu kontrollieren und Tom seine Schwierigkeiten bei der Linienfindung im Motodrom zu klagen. Loki’s Rundenzeit war in den ersten Turns zwar deutlich, bis auf 1:42.13 Minuten gefallen, aber da musste deutlich mehr gehen. Besonders die Doppelrechts, die den Übergang von Motodrom zu Start/Ziel bildet, machte unserem Donnerkapitän Probleme.

In der folgenden Trainingseinheit umrundete ein kleiner Apriliazug den Hockenheimer IDM-Kurs. Tom war für den halben Donnerstag ins aktive Geschehen eingestiegen. An seinem Hinterrad versuchte loki dem Altmeister zu folgen. Die 1100er Tuono skizzierte eine astreine Linie vor. Blöderweise konnte die Mille dem feinen Strich ihrer deutlich jüngeren Schwester nicht immer sauber folgen. In erwähnter Problemecke sorgte loki mit einem Ausritt gen Südtribüne für den Tiefpunkt. Demzufolge hagelte es nach eindeutigen Handzeichen auf der Strecke beim Nachgespräch ungewohnt Kritik an loki’s Fahrstil. „Das Motorrad fährt mehr mit Dir als andersrum. Du musst das äußere Knie mehr nutzen… und denk an Deine Blickführung!“ Diese kritischen Worte versuchte unser V2-Treiber im letzten Turn des Tages zu beherzigen. Trotz einer deutlich runderen Linie, sank die Rundenzeit nicht mehr unter die 1:42er Marke. Dann eben morgen.

Es folgte ein letzter Technikcheck. An Betty war alles soweit iO. Nebenan bei Tom herrschte, wie bereits nach seinem ersten Turn, Aufregung um die Qualität der verbauten Bremsbeläge. Zwischenzeitlich hatte der Motorradmeister Stefan (Lange) 899er Panigale-Beläge besorgt. Die funktionierten in der Tuono sehr gut. Tom wollte unbedingt Nachschub. Da kam el Mecanico ins Gespräch. Nach kurzem Smartphoneeinsatz war der Belaglieferservice aus Stuttgart eingetütet. Unser Hondajockey hatte sich bereit erklärt, nach der Arbeit einen Ducati-Händler zu tangieren und Tom mit der heiß begehrten Ware zu beliefern. Um den Zeitplan für den Quali-Freitag etwas zu entspannen, war loki mit Brunhilde nach anfänglichen Startschwierigkeiten zur Abnahme aufgebrochen und bald darauf erfolgreich zurück.

Nach der Dämmerung kam die Nacht und gegen 22:45 Uhr traf endlich auch el Mecanico in Hockenheim ein. Im Gepäck hatte er nicht nur alles was loki am Vortag in der Hektik vergessen hatte und Tom’s Ankerpads. Am Rande der Szenerie lud ein kleiner Kerl allerhand sperriges Equipment aus el Mecanico’s nachtschwarzem Kombi. Die Rede ist von Maik (Seifert). Maiki ist ein guter Freund des RSRP-Teams und ein wahren Meister, wenn es ums einfangen bewegter Bilder geht. Er war bereits beim Biketoberfest 2013 mit von der Partie und zeichnet für den Streifen „Let It Rain“ (zu betrachten auf unserer Homepage) verantwortlich. Er war heiß auf Rennaktion und bereit jedes Detail in Highspeed gigabyteweise auf SD-Speicher zu bannen. Der Filmprofi und el Mecanico kehrten nach einem Spaziergang durchs Fahrerlager noch unterm Nachbarpavillon ein. Loki +1 begaben sich zur Ruhe.

Tag 2 – Qualifikation

Am Freitagmorgen musste unsere Mannschaft leider feststellen, dass die Wettervorhersage der Pessimisten in die Realität verwandelt hatte. Alles war nass. Sogar im rundum geschlossenen Übernachtungspavillon war der Fussboden gänzlich überflutet. Unser erster Blick ging in den dunklen Himmel, der zweite auf das Regenradar. Der Himmel war dunkelgrau. Die Wolken zogen schnell. Das Regenradar sagte ab Mittag Besserung voraus. Der Zeitplan fürs Qualifying sah 5 Trainingsturns für die ArtMotor-Gladiatoren vor. Die beste Rumrundungszeit sollte als Indikator zur Startplatzfindung für die Rennen herangezogen werden. Nach der Fahrerbesprechung, auf der unser Nachzügler el Mecanico die wichtigsten Infos aus erster Hand mitgenommen hatte, wurde der Zeitplan vorerst ausgesetzt und die Boxengasse für alle geöffnet. Während unser Hondarist ob der immer wieder auftauchenden hellen Flecken im Gewölk mit dem Umbau auf Regenreifen haderte, war loki noch halbwegs entspannt. Er kannte die Strecke ja bereits von gestern und wollte auf die vorherorakelte Trockenzeit warten, um seine Qualifyingzeit zu setzen.

Als das Radar das Ende des Regens mehrfach nach hinten korrigiert hatte, war el Mecanicos Geduld am Ende. Fix waren die profillosen Rotoren ausgebaut und zwischen die Regenreifen auf den Rollwagen gestapelt. Der Bridgestone-Truck war inzwischen eingetroffen und zum aktiven Dienst befähigt. Wenig später rumpelte der Wagen hinter el Mecanico wieder auf unsere Zeltstadt zu. Die Regenreifen befanden sich kurz darauf wieder im Honda-Fahrwerk. Immernoch war die Boxenampel pauschal auf grün gepolt. Kaum war die letzte Radachse fixiert, saß el Mecanico im Sattel um die Hockenheimer Wasserstraße zu sichten. Eine freie Runde später wurde zur Mittagspause abgewunken. Auf Du und Du war el Mecanico mit der Strecke noch lange nicht.

Als die Pause zuende war, ging es bis auf Widerruf mit dem freien Fahren weiter. Allen Piloten, die wie loki das Ende des Regens abgewartet hatten, wurden nicht enttäuscht. Gegen 14:30 Uhr wurde es langsam heller und das Fahrerlager bekam zusehends mehr und mehr trockene Flecken. El Mecanico nahm erneut Anlauf zur Kringelerkundung. Loki hatte sich zwischenzeitlich in der Boxengasse eingefunden, um herauszufinden, wann sich die Konkurrenz auf Slicks raustraute. Bei el Mecanico lief es nicht wirklich rund. Nach einem Beinahecrash mit der 1290er Superduke von Luca Sammet in der Einrollrunde gab es erneut einen Abbruch noch bevor er Brunhilde zu dritten Mal über die Start/Ziel Gerade treiben konnte. Inzwischen war Slickzeit. Loki warf sofort das Leder über und erwischte die letzten 15 unterbrechungsfreien Minuten des freien Fahrens. Auf seine Tagesbestzeit vom Vortag fehlte dem V2-Piloten deutlich über eine Sekunde. Das Training wurde abgewunken. Ab sofort galt wieder der offizielle Zeitplan. El Mecanico geriet erneut in Stress. Die Räder mussten zurückgerüstet werden. Also wieder raus damit und ab zu Bridgestone.

Die ArtMotor-Trainingsgruppe war längst unterwegs, als Brunhilde endlich wieder auf Slicks stand. Für die optimalen Zeitfenster hatte unser Hondapilot heute offenbar kein gutes Gespür. Loki fuhr den Turn, konnte sich aufgrund des starken Verkehrs allerdings nicht nennenswert verbessern. Seine beste Qualifyingrunde stand bis dato mit 1:43.225 Minuten zu Buche. Das war immernoch 1,1 Sekunden langsamer als im Donnerstagstraining. Für unsere Jungs galt es jetzt, sich voll auf den hoffentlich trockenen letzten Turn zu fokussieren. Beide Teamkollegen konnten mit dem bisherigen Tagesverlauf nicht zufrieden sein. Es kam wie es kommen musste. Es wurde dunkel und es begann erneut zu regnen. Wir konnten also getrost die Reifenwärmer ausschalten und den Tag vollends abhaken. Niemand würde sich unter diesen Bedingungen noch verbessern können. Inoffiziell standen die Startaufstellungen also bereits fest.

Unser Fokus schwenkte nun in Richtung Filmmaterial um. Maiki, der mit seiner Ausrüstung den ganzen Tag bereits unser Schatten war und auch zwischendurch für das ein oder andere Bild unsere Mitwirkung eingefordert hatte, bekam nun unsere ungeteilte Zuwendung. Der Kameramann sprudelte nur so vor Ideen für unfassbar tolle Kurzaufnahmen. Kurz vor der Dämmerung machten er und el Mecanico sich auf den Weg um die Badische Asphaltschleife, um die Abendstimmung im Zeitraffer einzufangen. Nebenbei sammelte unser Alteisen-Reiter weitere Eindrücke von der ihm immernoch nahezu fremden Strecke. Zum Tagesabschluss fanden wir uns erneut bei Tom ein. Auch Bernd, unser Freund mit der #171 aus der SuperClassiX TT Open und seine Frau fanden sich dort ein. Gemeinsam stießen wir auf el Mecanico‘s Podestpremiere in Schleiz an und lauschten Tom’s unglaublichen Motorradgeschichten, die er mit eindrucksvollem Bildmaterial untermauerte.

Tag 3 – Warmup und Rennen
Sehr untypisch aber sicher der Anwesenheit von Maiki geschuldet, war der Schlafpavillon am Samstagmorgen als erstes verwaist. El Mecanico und Maiki waren gegen 05:45 Uhr aufgebrochen, um eine Zeitrafferaufnahme des Sonnenaufgangs zu machen. Ja richtig, es gab wieder Sonne zu sehen. In ihrer Mission sind sie beiden Frühaufsteher so ziemlich überall herrumgeirrt und haben sogar im Rennstreckenhotel gefragt ob man von dort aus vielleicht einen guten Blick erhaschen könnte. Im Endeffekt fanden sie auf der Südtribüne einen dankbaren Platz, von dem aus eine hervorragende Aufnahme gelingen sollte. Nach getanem Werk war vor den Warmups noch Zeit fürs Frühstück.

Die Warmups wurden für die anwesende ArtMotor-Gemeinde in zwei direkt hintereinander startenden Gruppen abgehalten. In Gruppe 1 fuhren die bereits aus Most bekannten ProThunder Allstars, also auch loki. Gruppe 2 war den historisch wertvollen Bikes vorbehalten, zu denen auch el Mecanico’s Brunhilde gehört. Diese Konstellation sollte laut Zeitplan auch für die je 2 Rennen aller Klassen Bestand haben. Beide Warmup-Turns liefen insgesamt insgesamt besser als die Trainings am Freitag. Zum einen lag das natürlich an den optimalen klimatischen Bedingungen zum anderen waren die Fahrerfelder deutlich homogener gestaltet. El Mecanico freute sich zudem, dass er endlich auch die Gelegenheit bekam ein paar Runden am Stück zu fahren.

Gegen Mittag, kurz vor den ersten Rennstarts trafen langsam aber sicher alle Freunde und Unterstützer unseres kleinen Rennteams ein, die sich zuvor angekündigt hatten. Loki musste sogleich als erster in seine Startaufstellung. Im Feld von 23 Startern aus den Kategorien ProThunder und ProThunder Open hatte er sich auf Rang 11 eingereiht. El Mecanico und unsere Gäste konnten sich gemeinsam noch loki‘s Start anschauen. Auf seiner RSV liefen der Start und die ersten beiden Rennrunden nicht schlecht. Klassenbereinigt auf 6 gestartet, konnte unser Donnerkapitän sich bereits auf Rang 5 verbessern und seine erste fliegende Runde war mit 1:42:005 die schnellste des bisherigen Wochenendes. Von Runde 3 bis 6 beherrschte ein Gedanke loki’s Rennhirn. „Wie um alles in der Welt knacke ich diese Superduke?!“ Unser Apriliatreiber war auf Karsten Hofmann aufgelaufen. Auf seiner Breitlenker-KTM wurde Karsten an nahezu jedem Kurveneingang zum Hindernis. Beim Zwischenspurt auf den Geraden wurde der Abstand jedesmal größer. Eins war klar. Loki’s Chance lag an irgendeinem Geradenende. Beinahe spielerisch zirkelte einer von loki’s Klassenkammeraden dann in der Anfahrt auf die Sachskurve innen an Betty vorbei. Es war mal wieder dieser Jonas (Heinrich). Der Jonas, der sich seit Saisonbeginn immer wieder als loki’s Lieblingsgegner herauskristallisiert hat.

Aus dem Motodrom heraus war Jonas bereits fast neben Karsten und Ende der Parabolika zog er schließlich vorbei. Das konnte loki trotz offenem Mund nicht auf sich sitzen lassen. Karstens Verwirrung nach Jonas‘ Attacke nutze loki ein paar Kurven später um am Eingang zum Motodrom ebenfalls an dem KTM-Piloten vorbeizugehen. Sofort wurde die Lücke zu Jonas geschlossen. Etwas über eine Runde später bremste sich unser Aprilianer dann Ende Start/Ziel an Jonas vorbei und stellte die ursprüngliche Reihenfolge im ProThunder-Feld wieder her. Im Zweikampf mit Jonas waren dieser und loki bereits sehr nah an Kay Liedtke auf seiner 675er Daytona herangeflogen. Kay, der sich aktuell die Meisterschaftsführung mit Ulrich Geier teilte, lag auf Platz 4 der ProThunder-Kategorie. Loki hatte sofort Feuer gefangen und die Verfolgung aufgenommen. Etwas mehr als eine Runde später war der Abstand zu Kay weiter geschrumpft. Loki, aus diesem Grund wohl etwas übermotiviert, zog eingangs der Parabolika das Gas etwas zu früh auf. Er malte Jonas einen wunderschönen schwarzen Strich vor die Onboardkamera, der als er zuende gezeichnet war, in einem Highsider gipfelte.

Loki, der bereits seit 3 Runden durch eine eingeschlafene Kupplungshand gezeichnet war, konnte sich beim Gegenpendler leider nicht mehr am Lenkerstummel halten und purzelte bei ca. 120 km/h aus dem Sattel. Seine Diva machte keine Anstalten mit zu Boden zu gehen und fasste als idealen Einschlagort die orange gehighlightete Leitplanke vorm nächstgelegenen Streckenposten am gegenüberliegenden Fahrbahnrand ins Auge. Das Rennen war für den Unglücksraben loki an Ort und Stelle in der vorletzten Runde vorzeitig zuende. Die Stimmung war auch bei Ulli Geier im Keller, der als Passagier auf dem Besenwagen zu loki’s Unfallstelle mitgefahren war. Zurück im Fahrerlager konnte loki endgültig einen Haken ans Wochenende machen. Der Schaden an seiner Betty war einfach zu groß um 3 ½ Stunden später in Rennen 2 starten zu können. Unserem Italoracer waren körperliche Folgen glücklicherweise weitestgehend erspart geblieben.
Unterdessen befand sich el Mecanico bereits in den Startlöchern. Aufgrund der unwirtlichen Bedingungen am Vortag, die lediglich für eine 1:59er Rundenzeit gut waren, musste sich der CBR-Treiber in der vorletzten Startreihe auf Platz 3 seiner Klasse ans Feld anstellen. Brunhilde hatte heute keine Lust. Bereits am Vorstart bemerkte el Mecanico ich, dass Brunhilde irgendwie nicht so richtig gut lief. Nach der Einführungsrunde starb ihm die zickige Geisha kurz vor dem Start sogar unterm Hintern aus und nichtmehr an. Wie bei der Fahrerbesprechung für einen solchen Fall empfohlen, fuchtelte el Mecanico wild mit den Armen um auf sich aufmerksam zu machen und so alle nachfolgenden auf einen stehenbleibenden Vordermann vorzubereiten. Gegen das eigentliche Problem half das natürlich herzlich wenig.

Nachdem alle Hintermänner an unserem Hondapiloten vorbeigerauscht waren, versuchte er die Fuhre mehrfach zurück ins Leben zu rufen. Mit Erfolg. Irgendwann, von außen betrachtet fast sofort, für el Mecanico nach einer gefühlten Ewigkeit, sprang Brunhilde glücklicherweise wieder an. Schnellstmöglich flog der Reihenvierer jetzt dem Feld hinterher. Da Brunhilde nur sehr schlecht Gas annahm und extrem viel stotterte, fehlte es el Mecanico seiner späteren Datenauswertung zufolge etwa 40 km/h Topspeed in der Parabolica. Er war also gezwungen alles in der Kurve zu holen und entsprechend viel Risiko zu gehen. Gegen Rennende hatte er besonders eingangs des Motodroms mit erheblichem Untersteuern zu kämpfen. Er hatte das ungute Gefühl an dieser Stelle über weite Strecken nicht Herr über sein Vorderrad zu sein. Nach einem Massencrash in der Bremszone am Ende der Parabolica, bei dem unter anderem auch der Führende in der SuperClassiX F2 Meisterschaft Wolfgang Harbusch abgeräumt wurde, war el Mecanico plötzlich unverhofft zweiter. Er beschloss, es ab diesem Zeitpunkt etwas ruhiger angehen zu lassen. Das Rennen ging ohne weitere Zwischenfälle für unseren Hondaristen mit Platz zwei zuende. Grund zur Zufriedenheit war dieses Ergebnis für el Mecanico jedoch nicht.

Zwischen den Rennen wurden an Brunhilde mehrere Baustellen eröffnet. Eike, unser heimlicher Helfer in der Not, der zu erwähnten Besuchern zählte, tauschte die Zündkerzen. Nebenbei wurden das Kühlwasser nach einem Check nachgefüllt und die Kontakte der Spritpumpe gereinigt. Diese zeitraubenden Maßnahmen sollten Brunhilde im zweiten Rennen etwas beherrschbarer und damit schneller machen.

Am Start zu Rennen 2 sah es tatsächlich so aus, als sollte el Mecanico’s Schraubereinsatz Gutes bewirkt haben. Es lief gut, doch bereits in Kurve 1 kam es zum ersten Aufreger. Unser Hondajockey wollte sich außen an zwei Mitstreitern vorbei pressen. Leider entpuppte sich dieses Manöver als zu optimistisch. Der sich am weitesten innen in der Kurve Befindliche entschied sich zu einer spontanen Richtungskorrektur und doch weiter nach außen zu fahren. Nach einem kleinen Dominoeffekt musste der am weitesten außen entlangpfeilende el Mecanico auf die weite asphaltierte Auslaufzone ausweichen. In der Folge gab es in Runde zwei ein paar schöne Fights mit Bernd, den el Mecanico oft vor oder in den Kursrundungen aufschnupfen konnte. Im Gegenzug war es Bernd, der el Mecanico beim Herausbeschleunigen ob seines Leistungsvorteils immer wieder überflügelte. Das hat richtig Spaß gemacht!

Als Bernd endlich abgehängt war, konnte el Mecanico sich trotz erneuter Motorprobleme mit Rundenzeiten um die 1:49 hoch an Hans Möller, dem Sieger vom ersten Rennen, heranfahren und den Abstand immer weiter verringern. Im weiteren Rennverlauf, wäre in den Kurven allerdings abermals ein sehr hohes Risiko nötig geworden um den immer schlechter laufenden Hondatreibsatz zu kompensieren. Bei el Mecanico stellte sich abermals regelmäßig das Gefühl ein, leicht über Vorder- sowie Hinterrad zu rutschen. Wenig später zwang ihn ein Verbremser erneut auf die bereits vorhin thematisierte Auslaufzone. Der Wiedereintritt über den Curb hat el Mecanico beinahe die Sattelhaftung gekostet. Nach dem sicheren Gefühl gleich mit dem Gesäß auf dem Streckenbelag zu thronen, fing sich die Japanerin wie durch ein Wunder und setzte Ihren Weg auf der Umlaufbahn fort als wäre nichts gewesen. El Mecanico, der in letzter Zeit immer mehr mit Köpfchen unterwegs zu sein scheint, entschied sogleich mit Platz 3 und den damit verbundenen Meitserschaftspunkten gut leben zu können. Er wechselte vom Hasen- in den Schildkrötenmodus und brachte seine 16 Zähler sicher über die Distanz.

Noch bevor die Outlap zuende ging, hatte Brunhilde noch eine Überraschung für Ihren Reiter vorbereitet. Bei beinahe aufrechter Schleichfahrt durch die Querspange der IDM-Variante kochte die CBR ihr Kühlwasser bis über den Behälterrand und spuckte es vors eigene Hinterrad. Damit konnte der unprofilierte Bridgestone-Pneu nicht umgehen. Es kam zu einem üblen Highsider, bei dem Brunhildes Lenkanschläge wechselnd den drohenden Abflug in die Rahmenrohre morsten. El Mecanico, die Augen vor Schreck direkt am Visier klebend, reagierte blitzschnell und instinktiv richtig. Er blieb sitzen.

Eins der chaotischsten Rennwochenenden in der RSRP-Geschichte ging mit dem bisher wohl schnellsten Fahrerlagerabbau zuende. Alle Unterstützer, die noch vorort waren, haben geholfen. Dafür bedanken wir uns auf diesem Wege nochmals recht herzlich. Die Rückfahrt aus Hockenheim verlief angenehm zügig und problemfrei. Auch hier war unser Filmprofi Maiki wieder von der Partie. Er fand das Wochenende klasse. Das gesammelte Bildmaterial trieb ihm Lachfältchen um die wachen Augen. „Jungs, das is hundertmal besser, als das was wir damals in Oschersleben hatten.“ Als Tüpfelchen auf dem i folgte am Sonntagnachmittag ein ergänzender Drehtag in der Teamzentrale. Auf das Endergebnis darf man sicher gespannt sein. Wir platzen jedenfalls fast beim Gedanken daran.

In den nächsten Wochen werden wir alles daran setzen, unsere Feuerstühle fürs Biketoberfest zu rekonfigurieren. Den Saisonabschluss wollen wir auf keinen Fall verpassen.