Hallo Team-Design!

Rechtzeitig zum Rennwochenende an und auf der atemberaubenden Naturrennstrecke „Schleier Dreieck“, der German TT, präsentieren wir unsere Motorräder im Team-Design.
Betty ist dabei im Grundton, wie gewohnt, in hellem freundlichen Schwarz gehalten. Brunhilde’s Grundfarbe ist seit jeher weiß. Die Teamfarben rot und grün sind an beiden Moppeds genau spiegelverkehrt angebracht. So sind wir nun auch optisch als Team erkennbar, haben aber unsere Individualität nicht verloren.

Rennbericht zum Festival Italia 2015 online

Hallo geneigte Leserschaft, wir freuen uns, Euch unsere Erlebnisse in Oschersleben, die mal wieder hochgradig interessant waren, bildlich und spannend im neusten Rennbericht präsentieren zu können. Das Wochenende in Oschersleben bot sehr viel Abwechslung, was nicht zuletzt auch am wechselhaften Umwelteinfluss lag. Aber schaut und lest selbst!

Euer RSRP-Team

Festival Italia 2015 – Im Land der Junikäfer

Der Blick auf den Wetterbericht sowie die Starterliste zum Festival Italia verhieß ein interessantes und spannungsgeladenes langes Rennwochenende in Oschersleben. Das Wetter schien eine Wundertüte zu werden und die Felder waren teilweise bis zum Bersten gefüllt. Loki sollte eine über 40-köpfige Reisegruppe, von der genau die Hälfte in seine Klasse (ProThunder) gehört erwarten. El Mecanico würde sich im Feld von 23 Fahrern mit 7 anderen um die Pokale in seiner Klasse (TT SuperClassiX F2) streiten dürfen. Doch vorm Event stehen naturgemäß Anreise und Aufbau des Fahrerlagers. Herr Mecanico hatte eine Woche zuvor zusammen mit der jetzigen Frau Mecanico zur Vermählung im hohen Norden geladen. Loki war nebst +1 selbstverständlich mit von der Partie. Unser Donnerkapitän hatte auf halber Strecke zum Partystrand den kleinen Apollo13 (unser Transportanhänger) in Oschersleben zwischengeparkt und nach der Feierlichkeit einen baltischen Kurzurlaub geplant. Die frisch gebackenen Eheleute Mecanico zog es für ein paar Flittertage nach Amsterdam. Die Anreise zum Festival-Gelände musste also zweigeteilt und getrennt erfolgen. So kam es, dass loki +1 bereits am Donnerstagnachmittag in der Börde aufschlugen um sogleich mit einem Supermarktbesuch und dem Fahrerlageraufbau das Rennwochenende standesgemäß vorzubereiten. Loki hatte sich nach der kompizierten Standortsuche bereits fürs freie Training angemeldet und seine Betty am Abend noch problemfrei durch die technische Abnahme geschoben. Obligatorisch wurde dann, wir müssten es eigentlich nicht erwähnen, bei einem kühlen Bierchen die Glut in der Seemine geschürt und totes Tier aufgelegt. Mecanicos näherten sich bei Amsterdam um diese Zeit gerade der Stratosphäre an, um kurz darauf in Stuttgart niederzugehen. Sie mussten danach noch den beschwerlichen Weg Richtung Harz antreten und rückten freitags erst kurz nach der Geisterstunde ins Fahrerlager der etropolis Motorsport Arena ein. Blöderweise (sch)lief das Wachpersonal gerade eine Runde und so mussten die Weltenbummler noch eine geschlagene Stunde auf Einlass warten. Es gab dann ein schnelles Abschiedsküsschen und unser Hondarist durfte verdient und totmüde in seinen Schlafpavillon abtauchen.

Tag 1 – Freies Training
Der Trainingstag begann im Vergleich mit der restlichen RSRP-Reisegruppe für loki am frühsten. Immerhin war er einigermaßen früh im (Luft)bettchen und durfte auch ganz alleine beim aktiven Fahren die Teamfahne hochhalten. El Mecanico hatte ein ähnliches Szenario wie neulich in Most geplant. Am Trainingstag noch die letzten Feinheiten fertigschrauben und dann am ersten Renntag voll angreifen. Das Aufstehen fiel an diesem, wie auch an den folgenden Tagen, unangenehm leicht. Ursächlich für diesen Umstand waren dieselben Zeitgenossen, die bereits am gestrigen Anreisetag nachdrücklich ihren Revieranspruch auf das halbe Fahrerlager verteidigt hatten. Zweitakt-Kartfahrer! Die ADAC Kart Masters. Ihnen hatte loki am Vortag schon die zweimalige Verwerfung der auserkorenen Fahrerlagerlokalität zu verdanken. Allerdings war der somit ergatterte Residenzraum strategisch hochgünstig, direkt im Mittelpunkt des Kreises technische Abnahme, Brigdestone-Truck, Strecken-Imbiss, gelegen. Jedenfalls waren diese militanten Revierverteidiger in unmittelbarer Nachbarschaft bereits gegen 07:00 Uhr dabei, ihre Fuel-to-Noise-Konverter warmlaufen zu lassen. Die Fahrerbesprechung um 07:30 Uhr musste im Kuschelkneuel um Wolf Töns stattfinden, sodass dessen teils hinweisende teils mahnende Schallemissionen auch jedes geneigte Pilotenohr erreichen konnten.

Kaum war die Fahrerbesprechung und das Frühstück Geschichte, wurden an loki’s Italo-Rakete zum ersten Mal die Heizdecken von den glatten Bridgestonegummis gerollt. Der erste Start war erwartungsgemäß schwierig. Die Diva ließ sich mal wieder bitten. Das Aggregat bollerte jedoch bald den Zweizylinder-V-Bass unters Pavillondach und kurz darauf unter die beinahe geschlossene Wolkendecke überm Arenaasphalt. Betty’s Fahrverhalten wurde durch ihren Reiter direkt in der ersten Kurve als leicht schwammig und indirekt bewertet. „Naja… Für den Turn sollte es so gehen. Bin ja eh noch im Einrollen und Systemcheckmodus!“ dachte loki bei sich, der zu dem Zeitpunkt bereits genau wusste, dass er vergessen hatte den Kalt-Luftdruck an den Rädern zu korrigieren. Abgesehen davon, schien Betty’s Schaltautomat fehlerhaft zu sein. Das Hochschalten ging nicht so zügig und weich wie sonst vor sich. So kam es, dass loki bereits Mitte seiner ersten Durchfahrung der Gegengerade ohne Vortrieb mit Motor aus Kurs auf den nächsten Streckenposten nahm. Die Jungs hinterm Shell-S hatten Mitleid und ließen unseren Aprilianer nach der erfolgreichen Wiederbelebung des Rotax-Zwillings kurz vor der Bauer Kurve wieder auf die Strecke einbiegen. Loki nahm vorsorglich den Weg durch die Boxengasse. Als bis zu deren Ausgang keine weiteren Auffälligeiten aufgetreten waren, stellte der ProThunder-Pilot die Drosselklappen wieder auf vollen Durchzug. Der Vortrieb war kurz nach der Hasseröder Kurve abermals akut gen Null gefallen. Über Umwege wieder bei der Crew hinterm Shell-S gelandet, musste loki sich dem Schicksal Besenwagen wohl oder übel fügen. Er wurde auf Betty sitzend auf fremder Achse abtransportiert. Wie erniedrigend!

Zurück im Teamlager war die Ratlosigkeit noch immer groß. Das Problem hing zweifellos mit dem Schaltautomaten zusammen. Also das Ding kurzerhand abgeklemmt und wieder auf manuellen Betrieb zurückevolutioniert. Das würde zwar 2-3 Zehntel pro Runde kosten, war aber augenscheinlich die einzige Lösung. In Turn 2 zurück auf der Strecke war das plötzliche Triebwerksterben tatsächlich behoben. Allerdings trat nun anderes Problem ins Licht. Nach der Ausfahrt der Zeppelin Kurve hinaus in die Weite der Start-Ziel Geraden brach der Vortrieb bei 8000 Umdrehungen im 3. Gang ein. Dieses Problem konnte loki nur mit lupfen und erneuter 100%-Gasgriffstellung begegnen. Das kostete am Anbremspunkt unter der Fussgängerbrücke mindestens 10 km/h Topspeed. Das ging nicht für den Rest des Wochenendes. Also wieder zum Schrauben abbiegen. Nach mehrmaligen versuchen der Fehlerbehebung war schlussendlich die Idee geboren, den PowerCommander V, der über die Dusche die Brennräume mit Hochoktanigem versorgt und eigentlich auch den Schaltautomaten steuert, gänzlich aus dem Regelkreis zu verbannen. Diese Umstellung machte die Italienerin für den Rest des Rennwochendes zwar sicher um 5 Zehntel langsamer aber immerhin fahrbar. Der letzte Turn des Trainingstages war, nachdem der vorletzte wegen Regen ausfallen musste, loki’s erster problemloser. Dieser Turn brachte dann mit 1:41.55 Minuten auch die Tagesbestzeit.

In der Zwischenzeit hatte el Mecanico die Zeit genutzt. Er hatte geschraubt, sychronisiert und zusammengebaut und kam kurz nach loki’s letztem Zentralständerhub mit Brunhilde und einem breiten Grinsen von der technischen Abnahme zurück. Bestanden! Etwas unglücklich zeigte er sich über die inzwischen dritte Form von Transponderhalter, den er zu seinem Unbehagen an seine Brunhilde knüppern musste. Außerdem hatte der Eigner des Honda 4-Zellers erste Kontakte zu unseren Nachbarn geknüpft. Krämer Motorcycles hatte direkt nebenan eine hochinteressante SuperMono-Waffe vor den großen KTM-Pavillon gerollt. Nach Feierabend gab es dort einen Motorrad-Wiegekontest und interessante Benzingespräche unter Ingenieuren.

Der Tag endete nach der Grilleinlage mit einer Teamwanderung um die Strecke, auf der el Mecanico erstmals in den Genuss kam, loki’s Paddock Racer pilotieren zu dürfen. Doch wir waren auf diesem Spaziergang nicht allein. Wir hatten unzählige kleine fliegende Begleiter, die in der Dämmerung anfingen arglose Trackwalker vehement zu attackieren. Überall neben der Strecke waren sie im wiesigen Grund zu hören. Es brummte und kreiselte überall. Wir waren, das war uns nach kurzer Zeit klar, eingedrungen ins Land der dritten territorialen Macht. Wir waren im Land der Junikäfer!

Tag 2 – Qualifikation und Rennen 1
Wie nach dem gestrigen Studieren des Wetterberichts befürchtet, brachte der morgendliche erste Augenaufschlag nicht wirklich viel Licht auf die Netzhautoberfläche. Die müden Ohren vernahmen leises Klopfen auf dem Dach. Das launische Wetter vom Trainings-Freitag war zum ekligen Nieselstelldichein mutiert. „Na das kann ja heiter werden!“ war somit weniger auf eine bevorstehende Wetteränderung sondern vielmehr auf die zu erwartenden Geschehnisse in den Qualifyings und Rennen des Tages bezogen. Wie ca. ein gutes Drittel der angereisten Motorradracer kamen auch wir beim Frühstück darauf, dass der Wechsel auf Regenbereifung sicher nicht die goldene Himbeere beim Jahres-Ideen-Wettbewerb erringen würde. Leider haben auch Bridgestone-Mitarbeiter nur der arbeitenden Hände zwei. So fiel das erste Qualifying für uns wegen Reifenmangels leider aus. Die Strecke war pitsche patsche nass. Loki bekam seinen zweiten Felgensatz, der nun im flammneuen Vollprofilmantel erstrahlte, kurz vorm Aufruf zu Q2 in die vorgespannten Schrauberhände. In Windeseile flogen Räder in Gabel und Schwinge, Drehmomentschlüssel an Schraubenköpfe und Muttern, Schutzbekleidung um den Pilotenkörper und sein Hintern auf das Moosgummipolster, das als Sitzbank dient. Als loki seine Italienische Göttin zum Leben erweckte, standen noch 5 Minuten Qualifying aus. Es war also maximal eine gezeitete Regenrunde möglich. Der Eiertanz begann. „Und das mir! Wo ich doch als Regenkönig gänzlich untauglich bin.“ Dachte loki noch so bei sich, bevor der glitschige schwarze Streckenbelag in jeder kurve versuchte, sich quer zur Fahrtrichtung unter ihm wegzuschieben. Dank korrektem Luftdruck und einer sanfteren Übersetzung im Kurzhubgasgriff gelang loki seine erste positive Regenerfahrung auf einer Rennstrecke. Wie geplant konnte er zwischen Ein- und Ausrollrunde eine einzige zählbare Runde zurechtschwimmen. Das Ergebnis war eine Rundenzeit von 2:18.9. Das war alles andere als das Ende der Fahnenstange, aber immerhin eine in der Wertung stehende Rundenzeit. Diese Runde würde, komme was wolle, verhindern, dass unser Aprilianer zu beiden Rennen dem Feld aus der Boxengasse nacheilen müsste.

El Mecanico hatte in der Zwischenzeit auch sein zweites Qualifying im Blick. Q1 war er hochoptimistisch mit seinen bewährten Semislicks angegangen. Das ging ziemlich gut. Jedenfalls bis zu dem Zeitpunkt an dem er zum ersten Mal aus dem Shell-S heraus in Richtung Bauerkurve zum Beschleunigen ansetzte. „Ich bin aus der Hasseröder schon leicht rausgeslidet. Das war aber ganz gut kontrollierbar. Aus der Shell hatte ich dann das Gefühl, als würde mir einer mit nem Vorschlaghammer das Hinterrad wegschlagen. Total plötzlich! Hab noch versucht mich mit den Beinen abzustützen aber der Gegenpendler hat mich dann voll erwischt.“ Brunhilde kam nach diesem kleinen Ausritt auf dem Besenwagen zurück in die heimische Zeltgarage. Sah ziemlich zerknirscht aus die Gute. Das hat sicher auch beim ehrenwerten Verkleidungdoc Eike zuhause für ein Tränchen im Knopfloch gesorgt. Nach kurzer gemeinsamer Kieselsuche entdeckten unsere Selbstschrauber den Grund für Brunhildes widerwillig drehendes Vorderrad. Einer dieser kleinen Kiesbettinsassen hatte sich in der Bremsbetätigung festgehalten und da Verstecken gespielt. Die Pumpe sowie die Bremshebelage waren also intakt. Die weitere Schadenaufnahme legte im Verhältnis zur Unfallschwere nur kleinere Probleme offen. Ein defekter Bremsschlauch und ein damit einhergehender Leerstand des Bremsflüssigkeitsbehälter der Vorderachse war noch am schwierigsten zu beheben. Nachdem el Mecanico seine Sammelaktion „Steine für den heimischen Blumentopf“ erfolgreich beendet hatte, zogen seine Felgen von Semibeslickung in den von Tom Dick in der Instruktorenbox angepriesenen fast unberührten Satz Regenreifen um. Brunhildes Verkleidung war folglich um einige Quadratzentimeter Panzertape reicher und die Rastenanlage war wieder einigermaßen gerade gebogen. Leider wurde der japanische Samurai-Flitzer zu Q2 nichtmehr rechtzeitig fertig.

Das Wetterroulette ging in die nächste Runde. Im Anflug auf loki’s Q3 hörte der Regen so langsam auf. Knapp 15 Minuten vor Öffnung der Boxengasse fing der Glitschbelag langsam aber sicher an wieder helle Gripflecken zu kriegen. Loki war zwischenzeitlich persönlich an die Boxenmauer geeilt um die Lage auf der Start-Ziel Geraden zu sondieren. Alles noch gut nass. Jetzt war es eh zu spät noch Räder zu tauschen. Als das dritte Qualifying für den Apriliatreiber losging, waren die Hotelkurve und auch der Rest der Strecke auf einem gut 3 Meter breiten Streifen, in dessen Mitte die Ideallinie lag, nahezu vollkommen Trocken. Nur Ende der Tripple Links und vor der Schikane gab es die üblichen kleinen Rinnsale. „Mist! Das wäre schon mit Slicks gegangen.“ Gab loki nach Q3 zu Protokoll. „Ich war beim Anbremsen und auch beim Rausbeschleunigen schon verdammt vorsichtig aber es wurde immer eiriger. Es gab auch nicht wirklich viel Wasser auf der Strecke, in dem ich die Regenreifen hätte vernünftig kühlen können.“ Das stimmte die Regenbereiften ClassiX-Piloten, zu denen auch el Mecanico gehört, alles andere als optimistisch. Ihr Q3 sollte im direkten Anschluss laufen. Loki erfuhr durch die erreichte Rundenzeit von 1:51.87 Minuten einen ordentlichen Hub in der Startaufstellung der ProThunder/Open. Das Feld bestand schlussendlich aus 36 Fahrern. Loki stand auf Gesamtrang 11 und ProThunder-Platz 4, also in der Mitte von Reihe 4 so weit vorne wie nie in der Börde.

Für el Mecanico hieß es jetzt hopp oder top. Er hatte bisher keine einzige wertungsfähige Qualirunde absolviert. Mit Regenreifen bei diesen Bedingungen war die Ausgangslage alles andere als rosig für ihn. Loki’s Schilderungen wurden für ihn nun auch bittere Realität. Er eierte Runde um Runde auf den zusehends stärker abbauenden Regenpneus um den Bördekringel. „Was sollte ich machen? Ich musste Sicherheit gewinnen. Gleichzeitig wollte ich eine halbwegs anständige Runde zusammenkriegen. Hab mich deshalb entschieden noch etwas länger als besprochen draußen zu bleiben.“ Er hatte mit seinem Vorgehen den Reifen zwar arg zugesetzt aber sein Plan ging auf. El Mecanico qualifizierte sich mit einer Bestzeit von 1:57.4 Minuten auf Gesamtrang 12 und Klassenrang 4. Damit gingen die Qualizikationsläufe nochmal glimpflich an und vorbei. Zu den Rennen gab es dann doch den einen oder anderen, der aus der Box starten musste.

Wo wir gerade bei Rennen waren… die Rennstarts ließen nicht lange auf sich warten. Loki war nach längerer Unschlüssigkeit der Reifenwahl und dem schlussendlichen Schwenk auf Slicks – die Deuter des Regenradars waren lange unsicher, ob sein Rennen vom abends erwarteten Unwetter verschont bleiben würde – im Team der Erste, der seine Boden-Boden Rakete an den Start buchsieren durfte. Leider waren vorm Erlöschen der roten Boxenampel noch einige Trümmer vom Vorlauf zu beseitigen, sodass loki’s Rennstart sich um schicksalhafte 15min verzögerte. Nach dem Vorstart wieder in der Startformation angetreten wartete das riesige Feld auf die Freigabe für den Sprint gen Kurve 1. Loki kam verhältnismäßig gut weg. Er verlor und gewann am Start zumindest klassenbereinigt ± 0 Plätze. Im Rennen selbst lieferte er sich einige ansehnliche Duelle auch mit SuperDukes und MV Agustas, die in die Open- und damit die vermeintlich schnellere Klasse gehören. Ab und zu meinte der ein oder andere das Junikäferrevier etwas ausgedehnter erkunden zu müssen und es gab ab und zu einen gelbbeschwenkten Sektor. Die Rundenanzeige an der Signalbrücke auf der Start/Ziel sprang auf 2, dann auf 1 und schließlich auf 0. Doch wieder jede Erwartung schwenkte niemand die schwarz-weiß karierte Flagge. Was war da denn los? „Bin erstmal full pull weitergefahren bis ich hinter der Hasseröder stetig auf eine langsame Gruppe auflief. Da dachte ich bei mir – siehste, is doch vorbei jetz!“ Loki reihte sich hinter der erwähnten Schleichgruppe ein und machte klar zum Abbiegen in die Boxeneinfahrt. Aber niemand bog ab. Stattdessen überholten ihn gleich 3 Raser noch beim Abbiegen auf die Start/Ziel Gerade. Loki war fassungslos! Trotz intensiver Bemühungen gelang es ihm nichtmehr noch einen der dreisten Drei einzuholen. Er ärgerte sich maßlos über sich, die Anzeige, die fehlende checked Flag, die jetzt dann doch noch geschwenkt wurde. Er haderte schlussendlich solange, bis er das offizielle Ergebnis in Händen hielt. Dort war er auf Platz 4 gelistet. Alles war gut!

Dank der Verzögerung vor loki’s Rennstart fingen natürlich auch alle folgenden Läufe entsprechend später an. Als die SuperClassiX an der Reihe waren, sah es am Horizont schon ziemlich düster aus. Es war allen Beteiligten klar, dass es nur eine Frage zu beantworten gab. Diese lautete nicht ob sondern wann es auf der Strecke nass werden würde. Natürlich waren, wie die ProThunder-Truppe, auch die Alteisenreiter ob den unsicheren Wetterverhältnissen zum Reifengamble gezwungen. Da alle Starter samt und sonders auf Trockenbereifung angerückt waren, müsste es bei deutlicher Nässebildung auf der Strecke folglich „Rennabbruch“ heißen. Unser Reisbrenner hatte nach den Regenreifen zum ersten Mal auf Vollslicks umbauen lassen. Bereits in der Einrollrunde wurde klar, dass die profillosen Schwarzmaler einiges können. Auch Brunhildes Kraftwerk lief sauber. Nach dem Start, der el Mecanico auf Brunhilde gut gelungen war, hatte das Feld langsam Fahrt aufgenommen.

Unser Hondapilot war gut mit dabei und hatte Ambitionen Richtung Podium. In der zweiten Runde setzten sich nach der zweiten Hotelkurve die ersten Regentropfen auf‘s Visier. Es folgte eine kleine Tanzeinlage durch die Schikane. Der Puls schlug el Mecanico plötzlich bis zum Kinnriemen. Eine Sekunde später war dieser Vorfall selbstverständlich schon vergessen. Die Gegengerade war völlig trocken. Also wieder hart ans Gas und weiter! Doch dann kam das Unausweichliche. Eine Wasserwand bahnte sich den Weg in Richtung Strecke. Das kühle Nass schob sich aus Richtung Westen unaufhaltsam vorwärts. Die Zuschauer, die unterm Dach der Hasseröder Tribüne Platz genommen hatten, gehörten zu den Glücklichen, die trocken bleiben sollten, als die Regenfront die Start/Ziel Gerade und auch die Gerade zwischen Hotelkurve und Hasseröder Kurve Meter für Meter zum Teich überschwemmte. Unfassbare Bilder und Klänge schlossen sich diesem Schauspiel an, als nach immer stärker werdendem Regen plötzlich der Hagel einsetzte. Das Blechdach der Tribüne bekam ein wahres Trommelfeuer ab. Es war nass! Es war laut! El Mecanico war unterdessen mit großen Augen kurz vorm Bremspunkt Ende Start/Ziel vor Anker gegangen. Als alle Mitstreiter falsch herum in die Boxengasse abbogen, fuhr er kurz entschlossen einfach hinterher. „Ich war plötzlich total blind. Nix zu machen. Ich musste von der Strecke runter.“ Der Weltuntergang war nach wenigen Minuten so schnell gegangen, wie er gekommen war. Unser pudelnasser Hondajockey, mit einem Adrenalinpegel bis unter die CFK-Mütze rannte direkt zu den Krämers und erkundigte sich nach einer Durchsage, aus der hervorgegangen wäre, wieviel Zeit er für den Radwechsel hätte. Die 3 Jungs guckten ihn völlig entgeistert an und meinten dann: „Alter, hast Du mal rausgeguckt?“ Das Rennen war abgebrochen und eine mögliche Verschiebung auf Sonntag wurde diskutiert. Heute sollte niemand mehr ein Rennen fahren.
So rief ArtMotor gegen 20:00 Uhr bei bestem Wetter zur Siegerehrung aller Klassen unter das Boxendach. Unter der Begleitung von bester italienischer Rockmusik wechselten Unmengen an Küssen und eine ansehnliche Anzahl Pokale die Besitzer. Weil wir es vorher nicht geschafft hatten, heizten wir zum letzten Mal an diesem Festival-Wochenende die Seemine an und machten und ein paar Bierchen auf.

Tag 3 – Warmup und Rennen 2

Schon am Sonntagmorgen konnte man ein lautes Aufatmen durchs Fahrerlager wabern hören. Endlich trocken und für den Tagesverlauf waren optimale Bedingungen vorausgesagt. Die Erleichterung der leidgeprüften Racergemeinde konnte man an jeder Ecke vernehmen. Bei loki lief es nach den technischen Problemen der Vortage und der gemachten Kompromisse bezüglich Betty-Setup ganz gut. Warmup 1 und 2 dienten nochmals zur Sicherstellung der Bremspunkterkennung bei Sonnenschein und die Rundenzeiten lagen von Beginn an in den tiefen 1:40ern. Die Pace sollte für ein ähnliches Rennergebnis wie am Samstag ausreichen. So jedenfalls loki‘s Meinung. Also ab in die Startaufstellung und volle Attacke!

Der Renngott bestraft zu optimistische Pläne auf dem Fusse! Er hat dazu auch allerlei ausgefuchste Mittelchen zu Hand. Bei loki’s Start entschied er sich für den gern genommenen Wheelie! So verlor zuerst Betty’s Vorderrad erheblich an Bodenkontakt und kurz darauf loki entscheidende Plätze. Um die zickig steigende V2-Asphaltfräse zu bändigen drehte loki kurz den Gashahn zu. Die so hervorgerufene Vortriebsschwäche nutzten gleich 3 Klassenkameraden um noch vorm Erreichen der ersten Kurve vorbeizuschlüpfen. Diese 3 Plätze waren während des gesamten Rennverlaufs nicht mehr zurückzugewinnen. Das lag nicht zuletzt an der MV Agusta F4, an der sich loki Runde für Runde die Zähne ausbiss. Nach den Kurven hatte das Teil einfach zu viel Druck. Kurz vor Rennende presste sich unser V2-Treiber gekonnt am Eingang der Shell-S an der MV vorbei. Leider zu spät. So ist das Leben. Nach einem vom Start abgesehen recht spaßigen und mit engen Fights und einem Beinaheausflug ins Kiesbett eingangs Start-Ziel gespickten Rennen, brachte loki Rang 7 in trockene Tücher.

Bei el Mecanico lief Warmup 1 wirklich mies. Er hatte offenbar Probleme mit Brunhildes Treibstoffsystem. Die Gute schien einfach nicht genug vom herrlichen Rennsprit in die Brennräume zu bekommen. Drehzahlen über 8000 und Rundenzeiten unter 2 Minuten blieben so echte Mangelware. Nach dem verkorksten Warmup war nun also wieder ein Schraubereinsatz angesagt. Die schnellen Mittel, wie Benzinpumpe abklemmen und auf Unterdruckversorgung umrüsten sowie das Steuergerät an die kühle Außenluft versetzen, die auf Anraten der Wellbrock Jungs ergriffen wurden, brachten die Bonsai-Waffe nicht zurück zu gewohnten Manieren. Das Samstagsrennen war – wir erinnern uns – wegen Unwetters abgebrochen und verschoben worden. Das Zweite Warmup fiel eben dieser Rennwiederholung zum Opfer. An eine tiefgreifende Frischzellenkur für Brunhilde war in der Kürze der Zeit im Traum nicht zu denken. Rennen 1 ebenfalls unter schmerzhaft niedrigen Drehzahlen und unterirdischen Rundenzeiten bestreiten, hieß also die Devise. Alles andere als ein letzter also 7. Platz in seiner Klasse wäre mit diesem Handycap eine echte Überraschung gewesen. So kam es dann nach einem erwartet grottigen Start, wie es kommen musste. Der Sushi-Blitz ruckelte und zuckelte von der ersten bis zu letzten Sekunde des Rennens oft schwer kontrollierbar über die Rennstrecke und verlangte ihrem Reiter einiges ab. El Mecanico war teilweise gezwungen die Zündung in der Kurve aus- und wieder einzuschalten, weil die Fuhre wegen fehlender Brennstoffzufuhr einfach zu stark zappelte. Nach etlichen Helm-Kanzel Crashes, der eindrucksvollen Tachodisco und Maximalgeschwindigkeiten von 140 km/h auf der Start/Ziel musste sich el Mecanico dann überrunden lassen. Das hat kein Rennfahrer gerne. Er konnte nur versuchen so gut wie möglich dran zu bleiben, was in den Kurven deutlich besser klappte als auf den Geraden. Nach diesem Höllenritt reichte es leider nur zum eben thematisierten Platz 7. Bei der Ausfahrt durch die Boxengasse gab es von den dortigen Streckenposten immerhin respektvollen Beifall für unseren Shakerpiloten. Es folgte eine abermals ausgedehnete Schauberpause. Zündkerzen wurden gecheckt und getauscht und die Spritpumpe wurde zerlegt und gereinigt. Das brachte den erwünschten Erfolg. Brunhilde’s Performance war wieder hergestellt.

In Rennen 2 am Nachmittag brannte el Mecanico nach einem gelungenen Start seine erste 1:45er Zeit in den Bördeasphalt. Das Rennen lief insgesamt deutlich besser. Bald taten sich sowohl vor als auch hinter dem R4-Joghurtbecher größere Lücken auf und el Mecanico konnte sich ganz auf sein eigenes Rennen fokussieren. Die Slicks verlangeten recht hohe Lenkkräfte, boten bis dahin aber ein unbekannt hohes Gripniveau. Gegen Rennende, als die Rundenzeiten etwas gesunken waren, setzte in der Hotelkurve sogar mehrmals kurz die rechte Fussraste auf. Auf Platz 4 liegend hatte die rechte Raste im Belag der Zeppelin Kurve der vorletzten Rennrunde dann schlussendlich etwas entdeckt an dem sie sich richtig festhalten konnte. El Mecanico hatte das nicht geplant und war entsprechend überrascht. So kam es dann leider zum Sturz und der nächsten mittelschweren Havarie an diesem Festival-Wochenende. El Mecanico und seine Kamikaze-Schleuder blieben aufgrund dieses Sturzes im zweiten Festival-Rennen leider platz- und punktlos.

Das finale Teamergebnis lautet 1x Platz 4 und 2x Platz 7. Wir nahmen aus Oschersleben also trotz der komplizierten Bedingungen neben unschätzbaren Erfahrungen weitere 31 Meisterschaftspunkte und 2 Pokale mit ins RSRP-Hauptquartier nach Marbach. Sicher hätte es besser laufen können. Wir haben allerdings gezeigt, dass wir nicht aufgeben und voll für unseren Sport leben. Aufgeben? Niemals! Schleiz, mach Dich schonmal frisch!!!

P.S.: El Mecanico’s Klassenkameraden Henning, der nach dem Regenabbruch vom Samstagsrennen spektakulär gestürzt ist und sich das linke Schulterblatt dabei gebrochen hat, wünschen wir schnelle Genesung!