Heimrennen mit mildernden Umständen – Motodrom Masters 2016

Nachdem loki beim geheimen Geheimtraining im kroatischen Rijeka am vorletzten Juli-Wochenende Betty’s Hinterradführung zerschrabbelt hatte, kam vor dem vierten von fünf Rennwochenenden unerwartet Hektik in der RSRP-Teamzentrale auf. Betty musste unbedingt eine neue Schwinge bekommen. Glücklicherweise lag ein geeignetes Bauteil auf Lager und trotz kleiner Schwierigkeiten fand es gerade noch rechtzeitig den Weg ins Heck des Alu-Brückenrahmens der Italienerin.

Eine Woche zuvor konnte el Mecanico im zweiten Anlauf endlich sein überarbeitetes Fahrwerk bei HH Racetech in Rottenburg a.N. abholen und Brunhilde wieder auf die Füße stellen. Die Tokioterin steht mit dem neu gestalteten Dämpferwerk nun um ein paar Millimeter höher über dem Asphalt, was sich zu allererst beim ungewohnt schleiflosen Einladen positiv auswirkte. Die eigentliche Idee hinter der Höherlegung war allerdings die Möglichkeit zur spanlosen Kurvenhatz, was el Mecanico mehr Schräglagenfreiheit und dem neuen Design am Bug eine reelle Überlebenschance generieren sollte.
Das Highlight in der Pre-Hockenheim-Woche war allerdings das zweite Paket von Blitz Racing Aparell, in dem endlich auch el Mecanico seinen Full Custom Maßlederanzug nebst passenden Handschuhen in Empfang nehmen konnte. Loki konnte seine „blitzende“ Schutzhülle 2 Wochen früher in Empfang nehmen und bei über 30°C in Rijeka über zwei Tage eintragen können. Wir haben mit großer Spannung auf das letzte Element der Corporate Desings gewartet und sind mit dem Ergebnis mehr als zufrieden.

Es war Mittwoch der 3. August, an dem loki sich, wie schon zum Festival Italia, alleine auf den Weg gen Kringel begab. Der Weg war kurz, denn er führte nach Hockenheim, die Stadt der Formel 1 und der strengen Geräuschlimits, zwei Themen, die sich in der Moderne nicht mehr zwingend gegenseitig ausschließen. Diese Geräuschlimits wie wahrscheinlich auch das schmale Starterfeld der Art Motor SuperClassiX in 2015 waren wahrscheinlich der Grund dafür, dass die TT-Klassen nicht im badischen Zeitplan auftauchten. Die Rennklassen der IBPM, DRC und WOM waren dafür offenbar zu zahlreich, was wir natürlich sehr schade fanden.
Die Wertungsläufe der Pro Thunder, in der loki bis dahin auf Meisterschaftsrang 5 rangierte, sollten ungewohnt früh am Freitag und Samstag austragen werden. Das obligatorische freie Training, bei dem loki sich den Highsider samt Betty-Havarie aus 2015 von der Seele fahren wollte, lief demzufolge am Donnerstag. Um seine neue zweite Haut einzutragen und zwecks Fehlerbehebung an Brunhildes Treibsatz, hatte el Mecanico eine Möglichkeit aufgetan um am Freitag zumindest 4 Trainingsturns mitnehmen zu können. Er würde also einen Tag später das Team komplettieren.

Wie immer zierte Philipp Messer’s stattliches Wohnmobilgespann bereits das Fahrerlager, als loki in selbigem eintrudelte. Ein Platz im Windschatten des MAN war noch frei und so hatte sich einmal mehr eine tolle temporäre Nachbarschaft mit dem KTM-Sammler ergeben. Nachdem die beiden Twin-Treiber nach dem Aufbauen und Anmelden gemeinsam mit dem kleinen Philipp, der selbstverständlich wieder in Messer’s Diensten im Schraubereinsatz war, etappenweise insgesamt einen kompletten V8 zur technischen Abnahme geschoben hatten, gab’s zum Abendessen eine Pizzalieferung ins Fahrerlager.

Tag 1 – Freies Training loki
Aufgrund der frühen Ankunft am Ort des Geschehens und der guten Vorbereitung am Vorabend war loki zeitig wie noch nie in 2016 startklar fürs freie Training. So kam es, dass er schon zum ersten Turn des Tages in Gruppe 2 von 3 auf die Strecke ging. In Gruppe 1 waren die schnellsten Leute bereits unterwegs gewesen und die Tatsache, dass das schwarz-orangene Eisen des Nachbarn bei leichtem Nieselregen nur ein einziges Mal vorbeigehuscht war, flößte unserem Aprilianer nicht gerade Vertrauen in die Streckenverhältnisse ein. Bevor Betty gen Boxenfahrt rollen durfte, wartete loki noch das optische Erscheinungsbild von RC8 samt Fahrer ab, die in diesem Moment vom Lumpensammler herbeigekarrt wurden. Beim Defilee gab‘s wenig Havariertes zu sehen und ein positives Handzeichen von Philipp. Los ging’s!

Der erste Turn sollte für den Rest des Tages bezeichnend werden. Irgendetwas schien nicht zu stimmen. Betty’s zuletzt in Oschersleben, wie auch in Rijeka so einwandfreier Motorlauf war wie die Seele Winnetou’s nach dem feindlichen Gewehrtreffer völlig spurlos in die ewigen Jadggründe verflogen. Besonders im mittleren Drehzahlbereich beim Beschleunigen aus den Kurven heraus musste loki böse Stotterorgien ertragen. Das sorgte für Unruhe im Gebälk und war für das gute Gefühl für die IDM-Variante nicht gerade zuträglich. Glücklicherweise war das Fahrwerk über jeden Ruckler erhaben und ließ unseren Aprilia-Akrobaten jede noch so kribblige Situation einigermaßen gelassen überstehen. Gelassen war loki auch, weil er zu diesem Zeitpunkt der festen Überzeugung war, dass sich das Thema innerhalb weniger Turns auflösen würde. Immerhin war der verbaute Power Commander seit Rijeka mit einem funktionierenden Autotune-Modul gekoppelt. Das war schließlich dazu bestimmt, sämtliche Unregelmäßigkeiten in der elektronischen Gemischbildung glattzubügeln, die loki für Betty’s Fehlverhalten als ursächlich erachtet hatte. Mit der Unterstützung des Autotune im Rücken, hatte loki nach Rijeka die vormals verbaute China-Einspritzdüse des vorderen Zylinders durch eine mutmaßlich höherwertige Komponente ersetzt. Das schien jetzt die Probleme zu verursachen und war daher aktuell eher Fluch als Segen.

Nach 4 unverändert schlecht gelaufenen Trainingsturns hatte loki sich in die Mittagspause gerettet. Jetzt war die Zeit gekommen, die vom Autotune produzierte Mappingkorrektur auf Plausibilität zu checken und erstmals ins Einspritzkennfeld zu übernehmen. Frohen Mutes ging es wenig später auf in Turn 5 von planmäßigen 7. Entgegen jede Erwartung lief Betty’s V-Zwilling noch immer nicht rund. Das Stotterproblem war in andere Drehzahlen verrutscht, aber weiterhin deutlich dominant und rundenzeitenbestimmend. So und mit regelmäßigen Rundenzeiten von lediglich 1:42.4 Minuten nicht einmal auf Vorjahresniveau machte das freie Training keinen Spaß.

Eine Optimierungsschleife, 5 geborgte Liter Sprit (Danke Philipp!) und abermals deutliche Korrektursprünge später, lief inzwischen Turn 6. Fazit: Same Procedure as last Turn. Als loki Turn 7 dann auf Grund von Regen zu allem Überfluss auch noch ausfallen lassen musste, war der Tag vollends für die Katz gewesen. Jetzt blieb nur noch das, was unser Aprilia-Pilot um jeden Preis hatte vermeiden wollen. Training und/oder Qualifying am ersten Renntag würden zur weiteren Technikoptimierung herhalten müssen. Aus Erfahrung passen die zeitgleiche Suche nach komplexen technischen Problemen und wertvollen Sekunden nicht wirklich zusammen.

Jetzt war erstmal eine Stärkung fällig. Der Zugführer von nebenan hatte bereits den Gasgrill in Betrieb genommen und faustdickes Dunkelrot aus der Rinderhüfte aufgelegt. Sah das lecker aus! Und wie das duftete. Kurzerhand plünderte loki den mitgebrachten spärlichen Inhalt seiner Kühlbox und war mit von der Partie. El Mecanico war noch lange nicht in Sicht und der Hunger groß. Man war das gut! (Schonwieder) Danke Philipp!
Nach dem deliziösen Abendmahl machten loki und der kleine Philipp sich auf den Weg gen Hockenheim City. Hochoktaniges Raffinat war ihr Begehr. Als die beiden Tanker mit gut gefüllten Reserven wenig später ins Fahrerlager eingetrudelt waren, hatte auch el Mecanico endlich den Weg in die selbsternannte Rennstadt gefunden. Er schien recht ausgehungert und verlangte alsbald nach Lebensmittel. Da die hiesige Küche inzwischen kalt war, blieb nur der Gang zum Imbiss. Leider war auch dieser um 20:30 Uhr bereits verrammelt. Der letzte Tipp zur Nahrungssuche, der schlussendlich auch Erfolg versprach, führte unseren ClassiXer zum Xlite-Truck. Hier wurde zum Zwecke der Kundengewinnung mit vollen Händen Pizza über den Tresen gereicht. Jetzt noch fix die Japanerin zur technischen Abnahme geschoben und der gemütliche Teil des Abends konnte beginnen. Während Messer’s Philipp aufgrund von ungewöhnlichen Kopfschmerzen geplagt inzwischen in den Federn lag, gab es für den kleinen Philipp, el Mecanico und loki zum Tagesabschluss noch lecker Gebrautes aus Böblingen und Benzingespräche in der würdigen Atmosphäre der rollenden dreiachsigen KTM-Werkstatt von nebenan.

Tag 2 – Freies Training el Mecanico und Qualifying plus Rennen 1 loki
Alle verfügbaren Heizdecken glühten unsere Pneus vor. Beim Frühstück gingen unsere ohnehin spärlichen Lebensmittelvorräte langsam zur Neige. Für den Abend würden wir definitiv eine Luftbrücke oder eine Versorgungsfahrt brauchen. Zuerst stand jedoch loki’s erster Turn an, der zugleich sein letztes freies Training war. Am Vorabend hatte unser Aprilianer bereits schwer mit sich und der Technik gehadert. In den Tiefen seiner Datenaufzeichnungen wollte er im Falle, dass sich der jetzige Trend bis zum Rennen fortsetzen würde, nach einer Backup-Map für den Power Commander stöbern. Dieses Backup wollte er neben dem Rückbau auf die alte hintere Einspritzdüse und die alte Zündkerze für den zweiten Renntag einsetzen. Jetzt erstmal wollte loki weiter mit dem Autotune experimentieren.

Der Trainingsturn verlief miserabel. Erstens war die Strecke aufgrund eines nächtlichen Regengusses zu weiten Teilen feucht und zum Zweiten konnte loki hinsichtlich Fahrbarkeit keine wirkliche Verbesserung zum Vortag feststellen. Er ärgerte sich über den ausgefallenen 7ten Turn und die viele bis hierher verstrichene Zeit der Fehloptimierungen. Es musste sich um ein Hardware-Problem handeln. Während el Mecanico sich nun auf seinen ersten Schleudergang vorbereitete, zermarterte sich loki das Hirn. Was sollte er ändern? Vielleicht die Rijeka-Einspritzdüse und –Zündkerze einbauen und abends dann nach WLAN suchen und die Basis-Map per Mail von Sören, loki’s Unterstützer vom Festival Italia, schicken lassen? Sören hatte damals alle Daten auf seinem Laptop gespeichert, weil loki keinen Rechner dabei gehabt hatte. Loki’s Bibliothek war also nicht komplett und das mobile Internet war im Hockenheimer Fahrerlager praktisch nicht existent. Die aktuell einzige Alternative: Erstmal alles so lassen und dem Autotune eine letzte Chance geben…

El Mecanico rangierte seine Brunhilde in Richtung Beschleunigungsstreifen. Er war erfüllt von guter Hoffnung. Im Zuge der Fahrwerksreimplantation hatten, im Unterschied zu den vergangenen Rennwochenenden, eine Lichtmaschine und die sackschwere und im Vergleich zum LiFePo-Akku riesige Originalbatterie den Weg zurück in Brunhilde’s Innerstes gefunden. Das sollten die Maßnahmen sein, die endlich einen sauberen Motorlauf garantieren sollten. Bezüglich guter Rundenzeiten waren el Mecanico’s Erwartungen nicht besonders groß. Immerhin war der Asphaltkringel stellenweise noch immer nicht abgetrocknet, es war recht kühl und außerdem steckte er zum ersten Mal im Blitz-Anzug. Die ersten zwei Runden beschleunigte Brunhilde sauber durch und lief wie erhofft. Der Plan unseres Honda-Jockeys schien aufgegangen zu sein. In Runde drei, bei erreichter Betriebstemperatur, begann jedoch Brunhilde’s Rodeo-Gehabe wieder. Der Traum war auf einen Schlag zerplatzt. Kopfschüttelnd und ohne Lösungsidee beendete El Mecanico seine erste Ausfahrt vorzeitig.

Noch bevor loki in sein erstes Qualifying starten musste, stand wenig später wieder el Mecanico’s Gruppe B im Zeitplan. Er hatte Brunhilde an den Strom angeschlossen und damit die Bordspannung auf gemessene 13,7 V aufgeladen. Er hatte die Vermutung, dass die Lima die Batterie nicht lädt und wollte daher vor und nach dem Turn die Batteriespannung ermitteln. Für den Fall, dass ein schnellladefähiger Elektronenkäfig angeschlossen werden müsste, war die Lima-Schlagader mit einem entsprechenden Bypass ausgestattet. Es half alles nichts. Der Honda-Wahn war Brunhilde einfach nicht auszutreiben. Bei der dritten Anfahrt auf die Sachskurve produzierte die zickende Geisha eine derart üble Fehlzündung, dass das daraus erwachsene Beben unseren Honda-Heizer von den Fußrasten und mit seinem stahlharten konvexen Bauchmuskel geradewegs gegen die Kanzel katapultierte. Glücklicherweise war die Gravitationskraft der Sitzbank groß genug, um el Mecanico’s Hinterteil sauber zurück in den Sattel zu ziehen. Der Schreck war schnell weggesteckt und weiter ging die wilde Fahrt!
Wenig später duellierte unser Hondarist sich mit Jan (Deckenbach) aus der GSX-R750 Challenge. Auf der Bremse und in der Kurve konnte Jan el Mecanico scheinbar nicht angreifen. Zitat Jan: „Du hast ja gesagt dass dein Motor etwas Probleme hat und Dir Leistung fehlt, aber auf der Geraden dachte ich du fährst ne 250er und in der Kurve warst du mir wieder zu schnell“. Schlussendlich war die Start-Ziel Gerade dann aber doch zu lang und die GSX-R pfiff auf und davon und der kurzweilige Spaß für el Mecanico war damit vorbei.

Für loki ging es 20 Minuten später ins erste Qualifying. Der Kampf gegen Betty’s Apriliaitis-Rückfall ging in die nächste Runde. Seine Strategie: Sicherheitsturn in Q1 und für Q2 dann den Rückbau der Einspritzdüse und Zündkerze am hinteren Zylinder aufsparen. Das erste Qualifying förderte eine unterirdische 1:43.152 ans Tageslicht. Von loki’s 10 mit angereisten Klassenkameraden waren nur ganze zwei in Q1 noch schlechter und von denen verarbeitete einer, Pechvogel Detlev (Horst), einen schweren Sturz vom Vortag. Es war zum Davonlaufen. Die Technik war ohne Hardware-Änderung nicht zur fehlerfreien Funktion zu überzeugen.

El Mecanico durfte noch vor der Mittagspause zu Turn 3 ausrücken. Aus Turn 2 zurück im Paddock war Brunhilde‘s Batteriespannung auf Vorturnniveau. Mehr aus Verzweiflung statt als ernsthafte Verbesserungsmaßnahme hatte el Mecanico aufwendig die Zündkerzen gewechselt. Kurz vorm Ablegen, bereits in voller Montur, zuckte plötzlich ein heller Blitz hinter dem Visier und eine helle Lampe ging an. El Mecanico hatte eine Eingebung! Er hatte inzwsichen ja ausnahmslos alles getauscht. Angefangen beim neuen Motor über die neue Vergaserbatterie, den gesamten Kabelbaum, die Zündspulen, die Batterie bis hin zu den Zündkerzen war alles neu. Die letzte Möglichkeit war der Hauptschalter, der im soeben beim Stiefel zumachen ins Auge gefallen war. In größter Eile und mit der Hilfe vom kleinen Philipp, waren die Kabelschuhe 1 fix 3 abgezogen und untrennbar miteinander verbunden.

Schon die erste Gerade, die Nordkurve und Einfahrt Parabolika verbindet, brachte die lange ersehnte Erlösung. Das Problem war gelöst. Unglaublich, wie einfach es am Ende gewesen ist. Für el Mecanico flog dieser dritte Turn wie in Trance vorüber. Gleich von Anfang an bot sich eine Drehzahlbandbreite die er so schon gar nicht mehr gewohnt war. Brunhilde beschleunigte sauber durch und erlöste el Mecanico nach einer gefühlten Ewigkeit von seinen Qualen indem sie ihm endlich eine kraftschonende und unverkrampfte Fahrweise ermöglichte. Unser ClassiX-Pilot sah sich jetzt einer neuen Herausforderung gegenüber. Aufgrund des erheblich breiteren nutzbaren Drehzahlspektrums waren komplett neue Schaltpunkte zu suchen, um wieder eine flüssige Linie zu generieren. Aber das war ihm erst einmal egal. El Mecanico war on Fire zog so richtig am Kabel.

In der Parabolika hatte er Jens „JackSenn“ Theuer eingeholt. Da er im Geschwindigkeitsrausch gefangen war und seine Augen wie beim Eintritt in die Atmosphäre glutrot leuchteten, wollte el Mecanico JackSenn unbedingt noch kriegen. Gesagt… versucht: Spät, später, am spätesten, noch kurz gewartet und dann doch noch gebremst. Aber wie! Voll in die Klötzer. Kurz bevor er auf JackSenn‘s Höhe war, wollte Brunhilde’s Hinterrad auch mal sehen was vorn so los ist und erhob sich gen Himmel. Also die Bremse wieder leicht auf und in einem dicken Stoppie an JackSenn vorbei. Da es kein Rennen war und die schicke neue Kombi sturzfrei bleiben sollte, lenkte el Mecanico seinen Rennflügel vorsichtshalber doch lieber geradeaus. Die Glut im Kopf war von jetzt auf gleich eingefroren. Turn 3 war dann auch zu Ende und zurück im Fahrerlager eine Entschuldigung bei JackSenn Ehrensache.

Bevor loki, der inzwischen die hintere Einspritzdüse sowie Zündkerze zurückgebaut hatte, zu Q2 auf die Strecke musste, durfte el Mecanico zu seinem vierten und letzten Turn ausreiten. Er hatte sich in der zwischenzeitlichen „Lunch Brake“ eine Bockwurst eingebaut und konnte nun frisch gestärkt auf die Suche nach einer funktionierenden Linie ausrücken. Loki saß inzwischen mit seiner Freundin, el Mecanico’s Angetrauter und dem RSRP-Ehrenteammitglied eiwig, die zwischenzeitlich zur Unterstützung angereist waren, auf der Tribüne hinter der Sachskurve. El Mecanico scheuerte vorbei und verschwand sogleich in der Boxengasse. Seine 4 erwähnten Zuschauer rechneten sofort mit einem technischen Problem und eilten ohne zu zögern zurück ins Fahrerlager. Dort war kein el Mecanico! Der hatte nämlich nur vergessen seine Stiefel zuzuschnallen und war direkt wieder auf die Strecke rausgefahren. Dort optimierte er neben Schalt- und Bremspunkten auch seine Ideallinie und verbesserte seine Rundenzeit so Umlauf für Umlauf. Am Ende konnte er seine persönliche Bestzeit aus 2015 mit einer 1:46.362 um mehr als 3,4 Sekunden unterbieten. Das ist ein Wort!

Im Großen und Ganzen war dieser Freitag für unseren Honda-Jockey also ein erfolgreicher Testtag bei dem er Brunhilde endlich ihre Krankheiten austreiben konnte. Denkt er ans Biketoberfest, ist el Mecanico Feuer und Flamme. Um sich in der SuperClassiX TT F2 zum Meister zu krönen, sind 10 Punkte aufzuholen! Zwei Siege könnten den Traum Wirklichkeit werden lassen…
Für loki ging es jetzt ins Q2. Würde der Hardware-Rückbau ohne die notwendige zugehörige Software-Anpassung etwas bringen. Der Zweifel fuhr auf loki’s Schulter hockend mit und transformierte sich in den ersten Runden des Turns in Gewissheit. Auch dieser Versuch war ein glatter Fehlschlag. Die erreichte Rundenzeit war sogar noch schlechter als in Q1. Im Feld von 23 Pro Thunder AllStars konnte loki sich mit stumpfen Waffen niedergeschlagen nur Startposition 16 erkämpfen. Das hatte er sich bei Weitem anders vorgestellt.

Als letzter Umlauf des Tages fand um 17:50 Uhr das R1 der AllStars statt. Auf Platz 16 vorletzter von 11 Pro Thunder Piloten startete loki in ein fast hoffnungsloses Rennen. Der einzige Vorteil war es, dass er sich mit dem Hinblick auf das Rennergebnis keinen Druck machen musste. Den Top-Ten-Platz würde er ohne weiteres verteidigen können und nach vorne würde nur mit viel Glück etwas gehen. Loki hatte also nichts zu verlieren!
Der Start war ok und bis zur Nordkurve war wenig passiert. Interessant wurde es in der Ersten Anfahrt auf die IDM-Querspange, die die Parabolika mit der Anfahrt auf die Mercedes-Tribüne kurzschließt. Tommy Hofmann, der direkt vor loki auf Platz 9 lag, verbremste sich und ging weit. Unser Apriliatreiber ergriff diese einmalige Gelegenheit und zog innen vorbei. In den folgenden Kurven reichte allerdings alles breit machen nichts und Tommy flog auf seiner Baby-Panigale wieder vorbei. In der Anfangsphase des Rennens hatte sich eine spannende Gruppe gebildet, an die loki über die nächsten paar Runden, wie die sprichwörtliche rote Laterne, mit Mühe und Not den Anschluss halten konnte.

Von seiner Position aus musste er nun zusehen, wie Tommy langsam ins Rennen fand und sich einen Mitstreiter nach dem anderen zur Brust nahm. So wie den 899-Piloten musste loki im weiteren Rennverlauf auch die Kampfgruppe vor sich langsam ziehen lassen. Die folgenden Runden wurden einsam für unseren Aprilianer und die Unruhe im Fahrwerk, die bei jeder Kurvenausfahrt mehr und mehr zunahm wurde zum bestimmenden Element. Loki kämpfte tapfer. Um nicht abgeworfen zu werden klammerte er sich mit allem was er hatte an Lenker uns Tank. „Wann ist es endlich vorbei?!“ war der einzige klare Gedanke, den er fassen konnte.

Als Torsten (Erxleben) auf seiner 749S Mitte der achten Runde zur Überrundung in Sichtweite kam, passierte plötzlich Unschönes. Im Ausgang der langen Rechts nach der Mercedes-Tribüne war Volker (Eikmeyer) zu Sturz gekommen. Als loki Volker passierte, lag dieser unter seiner Street Triple begraben am linken Streckenrand. Loki war sofort klar: Das Rennen wird noch in dieser Runde abgebrochen. Als er gerade die Boxeneinfahrt erreicht hatte, schwenkte der Streckenposten an der Südtribüne rot zum Rennabbruch. Platz 10 und damit 6 Meisterschaftspunkte waren dem völlig erschöpften loki in diesem Moment sicher. Freude darüber kam allerdings nicht auf.

Unsere Gäste begaben sich wenig später auf den Heimweg. Unterdessen hatte Tommy loki zum Dinner ins Hotel Motodrom eingeladen. El Mecanico musste Mission „Luftbrücke“ also alleine angehen. Er hatte das Vergnügen an diesem Abend am Messerschen Gasgrill gastieren zu dürfen. Unsere Jungs verbrachten jeder für sich einen tollen Rennstreckenabend. Die Seemine blieb erstmals in der RSRP-Geschichte kalt und trotz des Spaßes, den jeder der Jungs bei seinem Abendprogramm hatte, sind sie sich darüber einig, dass für die Zukunft zu einem gemeinsamen Trackday auch ein gemeinsamer Grillabend gehört.

Tag 3 – Warmup und Rennen 2 loki
Nach einer kurzen Nacht, begann unser Samstag in Hockenheim mit kleinen Augen. Noch vor dem Frühstück hatte loki die Eingebung, dass sich auf seinem alten Werkstatt-Laptop noch irgendwo eine gut passende alte Power Commander Map rumfliegen musste. Diese Map trug den verheißungsvollen Namen „20160714_Cylinder_back_orig.Injector_open_Airbox_AT_OSL_Startpoint_Cyl_front“. Ja genau! So hat auch loki dreingeschaut, als er die Bezeichnung sah und versuchte das gelesene dem damaligen Hardware-Stand zuzuordnen. Er konnte sich nämlich nicht entsinnen, in Oschersleben mit den originalen Düsen unterwegs gewesen zu sein. Auch die flüchtige Rücksprache mit Sören konnte keine Klärung herbeiführen. Loki musste sich jetzt entscheiden. Entweder der Aufzeichnung glauben und die Original-Einspritzdüsen anstecken oder der eigenen Erinnerung vertrauen und die Düsen der Dusche beibehalten.

Die Wahl fiel auf die Aufzeichnung. Loki schraubte also die Airbox auf, steckte von Dusche auf Originaldüsen um, spielte die aufgespürte Datei auf den Power Commander und schraubte Betty wieder zusammen. Schnell das Müsli inhaliert, die schnelle Pelle umgehängt und pünktlich zum ersten und einzigen 15-minütigen Warmup den Button gepresst. Betty sprang nicht an! Erste Zweifel an der Wahrheitstreue des Dateinamens keimten unter loki’s Kopfprotektor. Der Startpilot würde es schon richten. Und tadaa, damit lief der Österreichische Treibsatz hustend und polternd an. Das war geschafft. Jetzt noch etwas den Startpilot rauspusten und dann könnte es losgehen. Leider drehte der V2 auch nach mehrmaligem „Full Throttle“ nur bis auf 6000 Umdrehungen hoch. Das war nur gut halbe Maximaldrehzahl. Das war der berühmte Satz mit x.

Bis zum Rennen hatte loki noch satte 3h Galgenfrist. Es gab nur eine Möglichkeit, wie er überhaupt am zweiten Rennen teilnehmen könnte. Tank hoch und wieder auf die Einspritzdüsen der Dusche wechseln. Was lernen wir daraus? Der erste Gedanke ist immer der richtige! Frisch betankt, aufgeladen und mit geheizten Slicks rollte loki um 13:08 Uhr in Richtung Startaufstellung. Der relativ problemlose Startvorgang und die Inlap machten deutlich, dass Betty sich technisch etwas über dem Niveau von Rennen 1 bewegte. Das war ja schon mal was.

Loki‘s Rennstart verlief hervorragend. Bereits in der Nordkurve erkämpfte sich unser V2-Treiber Position 9 von Tommy Hofmann. Nach der Parabolika war loki bereits auf Platz 8 vorgefahren. Micha (Becker) hatte auf seiner Daytona noch nicht ins Rennen gefunden und seinen Platz abgegeben. In den folgenden Runden wurde Jonas (Heinrich) und seine Ducati 999 zu loki’s Fixstern. Die Lücke nach vorne schien teilweise sogar etwas kleiner zu werden. Im letzten Renndrittel, als loki geschwächt vom Vortag langsam die Kräfte verließen, war Jonas in der Lage sein Tempo zu verschärfen. Die 999 wurde immer kleiner.

Doch was war das? 3 Runden vor Schluss schien ein anderer All Star noch mehr zu schwächeln als loki. Unser Aprilianer war deutlich schneller und eine Runde später war bereits deutlich zu erkennen, dass es sich beim neuen Vordermann um Henning (Schipper) handelte, der sichtlich Probleme hatte, seine SuperDuke 990 bei der Kurvenausfahrt auf Spur zu halten. In der letzten Durchfahrt der Parabolika hatte loki vielleicht noch eine knappe Sekunde Rückstand. Wahnsinn wie er in den letzten beiden Runden an Henning herangeflogen war. Das Rennen war schon einige Runden alt und loki war so dicht am Limit unterwegs, wie das gesamte Wochenende nicht. Beim Anbremsen auf die IDM-Querspange war die Versuchung groß, einen Angriff zu wagen. Doch das hätte, wenn überhaupt, nur mit der Brechstange funktioniert. Loki rief sich selbst zur Räson: „Junge bleib geschmeidig! Schmeiß den Hobel auf die letzten Meter bloß nicht noch weg! Den kriegst Du schon noch.“

Loki war voll fokussiert. Den Eingang auf die Dragster-Gerade hoch zu Motodrom hatte Henning besser erwischt. Im Motodrom war das Überholen schwierig. Wenn loki vor der Sachskurve nicht nah genug dran wäre, würde es nur das Beschleunigungsduell in Richtung Ziellinie noch richten können. Mist: Henning ist ein Tier auf der Bremse! Die Chance an der Sachskurve war vergeben. Jetzt musste sich loki sauber positionieren und den Ausgang der Südkurve perfekt treffen. Das sah gut aus… das sah gut aus… loki kam mit mehr Schwung auf die Gerade raus… Er kam näher… er kam auf gleiche Höhe… Und „wusch“ rauschte das Duo an der karierten Flagge vorbei. Das war verflucht knapp! Aber sowas von…

Loki hatte es nicht geschafft. Am Ende fehlten ihm satte 0,085 Sekunden auf Henning bzw. Platz 7. Verdammter Mist verdammter! Aber loki waren Platz 8 und damit weitere 8 Punkte geblieben. Das und das geile Gefühl des Kampfes Mann gegen Mann. Das ist es doch wieso wir Rennen fahren. Als loki bei der Siegerehrung das Rennergebnis in die Hände bekam, war er mit sich und der Welt im Einklang. Das Tüpfelchen auf dem i war jedoch die Rundenzeit. Als niemand, nicht zuletzt er selbst, noch daran geglaubt hatte das er sein Ziel von einer Runde unter 1:40 würde erreichen können, schlug ihm dieses Stück Papier ins Gesicht. Bääm! 1:39.674. Wahnsinn! Das war mit Abstand loki’s schnellste Runde des Wochenendes. Und es war die allerletzte! Danke Henning!

P.S.: Danke an Hubert von HH Racetech für die tolle Arbeit an unseren Fahrwerken! Hockenheim. Der Motor stottert. Das Fahrwerk hält. HH Racetech!
Auch an Bert von Blitz Racing Apparel muss hier nochmal ein Dank gerichtet werden. Das Fotoshooting zum Corporate Design war der Hammer! Wir sehen bald, was dabei rausgekommen ist…

RSRP/2 mit Knotenplatzer – Festival Italia in Oschersleben

Die 4 Wochen zwischen der German TT in Schleiz und dem Festival Italia sind wie im Flug vergangen. Loki war in diesem Zeitraum leider einer hartnäckigen Krankheitsphase anheimgefallen, sodass Betty viel zu lange alleine in der dunklen Teamzentrale ausharren musste. Die einzigen Dinge, die loki seiner Bella hatte angedeihen lassen können, war eine neu gestaltete Startnummer, die die unverwechselbare Optik optimieren und eine neue Starterbatterie, die endlich die Stotterproblematik beheben sollte.

Für el Mecanico, der an einigen Wochenenden im DTM-Rennkalender unverzichtbar in den Paddocks des Zweispursport gebunden ist, zeichnete sich bereits länger der schwerliche Verzicht auf’s Festival und der damit wahrscheinlich einhergehende Verlust der Führung in der SuperClassiX TT F2 – Wertung ab. So kam es dann, dass loki sich am Donnerstagabend, mit Sack und Pack und seiner Freundin Meike als helfende Hand und Köpfchenstreichlerin für schwierige Zeiten im Gepäck, alleine gen Bördekringel aufmachen musste.

Aber so ganz alleine ist man bei „Racing with Friends“ ja nie wirklich. Kumpel Sören (Schließer) von GA Promotion hatte sich wenige Tage zuvor als Teilnehmer bei den Supersportlern angekündigt und sich bei loki nach einem Platz unterm RSRP-Pavillon erkundigt. „Kein Thema! Gerne!“ Außerdem war Philipp Messer mit seiner KTM RC8-Flotte und Florian Bauer (3ter R6-Cup 2009, IDM SuperSport und Langstrecken-WM) als Konkurrent im eigenen Team bereits im Fahrerlager eingezogen und hatte einen der besten Plätze für loki freigehalten.

Gegen 21:30 Uhr lief das RSRP-Gespann entspannt und erfreulicherweise noch bei Tageslicht ins Fahrerlager der Motorsportarena ein. Der reservierte Stellplatz war schnell gefunden und mit tatkräftiger Unterstützung der bereits nebenan residierenden Kurzzeitnachbarn war auch der Aufbau der RSRP-Heimlichkeit fix erledigt. Nach kurzer Gruß- und Kennenlernphase gab’s noch ein leckeres Willkommens-Schönbuch und dann ging’s flugs ins Pensionszimmer. Sören war unterdessen noch mitten im Anflug begriffen. „Wir sehen uns morgen. Der erste macht die Reifenwärmer an…“

Tag 1 – Freies Training
Die Nacht nach einer erfrischenden Dusche in gemauertem Bad begonnen und nach erholsamem Schlaf in fester Behausung um 06:30 Uhr beendet, ging es 30 Minuten später zum bereits kredenzten Frühstücksbuffet. Was für eine tolle Sache! Der Tag begann vielversprechend. Zurück im Fahrerlager, kam loki gerade rechtzeitig zur Anmeldung und Fahrerbesprechung. Sören war bereits eingelaufen und hatte seine 675er F3 direkt neben Betty festgemacht. Für unseren Apriliapiloten stand die erste Prüfung des Tages, die technische Abnahme bei Ingo (Nowaczyk), dem Head of NRT48, auf dem Plan.

Nichts leichter als das!(?) Helmtasche auf den Rücken geschnallt, rechtes Bein übers Heck geschwungen, Zündung an und Start. Bis auf den Start klappte alles super. Allerdings schien Betty den Teil mit dem Anspringen nicht so wirklich auf dem Schirm zu haben. Naja… Was für den Menschen der Morgenkaffee, ist für die Maschine eben das Starthilfespray. Nächster Versuch mit Asthmaspray… mehr Asthmaspary… viel Asthmaspray… Peng… Qualm… Schei… -benkleister!!!

Betty quittierte das Hardcore-Morgenprogramm ähnlich einem Quaterhorse, das beim Brandzeichen setzen nach seinem Peiniger tritt, mit einem ordentlichen Backfire. Auch der Effekt war vergleichbar. Neben dem unvermittelten dumpfen Knall, trat plötzlich ein unangenehmer Geruch in die Nasen und dichter weißer Rauch quoll unterm Tank hervor. Wie von der Tarantel gestochen, sprang loki fluchend aus dem Sattel. Helm in die Ecke, Sekundenbruchteile später das Werkzeug bei der Hand, Betty’s Heck runter, Tank hochgeklappt. Der Luftfilterbrand konnte leider nicht mehr verhindert, nur noch diagnostiziert werden. Die Schwaden zogen langsam der Sonne entgegen. Der stechende Geruch und der ein ungutes Gefühl blieben noch eine Weile. Sören meinte direkt: „Heute fährst Du wohl nicht mehr.“ Diese ermunternden Worte hatte loki jetzt gebraucht. Der nächste Startversuch fand mit hochgeklapptem Tank statt. Der Tiefpunkt kam jetzt. Der Tastendruck generierte ein leises helles „Klick“ an der Stelle, an der eigentlich der Anlasser einspuren sollte. Verdammt!

Noch während der erste Turn in vollem Gange war, telefonierte unser leidgeprüfter Aprilianer bereits sämtliche Motorradhändler in und um Magdeburg ab. „Habt Ihr zufällig ein Anlasserrelais für eine 1000er da? Ich selbst fahre eine Mille aber da passen auch Eure…“ Jeder einzelne Anruf war ein Schuss in den Ofen. Nach seinem ersten Turn hatte Sören eine Idee. Er entstammt einer Moppedhändler-Familie. Der Schließer‘sche Familiensitz befindet sich 15 Auto-Minuten von der Motorsportarena entfernt. Also rein ins Auto und Vater’s Ersatzteilregal durchforstet. Leider ergab die Suche keinen Treffer.

Zurück im Fahrerlager hatte loki inzwischen Turn 2 verpasst. Eine Chance gab es noch. Sören hatte noch einen letzten Tipp im Ärmel: „Ruf mal beim Motorradmarkt Helmstedt an. Die könnten was da haben.“ Tatsächlich hatte Inhaber Wolfgang Landrath am Telefon eine vielversprechende Ansage gemacht. Jetzt war die Zeit für Meike gekommen. Sie hüpfte unverzüglich ins Auto und rauschte ab in die Porschestraße 11 in 38350 Helmstedt. Einfache Strecke 41,2km und 45 Minuten. Das gab loki Zeit, die Strecke heute doch noch zeitnah aus der Übertankperspektive zu erleben. Die Zeit für eine ganz besondere und heiß ersehnte Probefahrt war gekommen.
Mit den Rennfahrerkollegen ist es so eine Sache. Schraubst Du einmal, ist alles noch im grünen Bereich. Schraubst Du ein zweites Mal, gucken schon alle etwas angestrengt und erste Offerten dringen ans erfolglose Schrauberohr. So geschehen in Schleiz. Loki bekam ein mehr oder weniger ernst gemeintes Angebot nach dem anderen, als er Betty am Freitagmorgen für alle gut sichtbar komplettiert hatte. Eins der seriösen Angebote machte sein Klassenkamerad Kay (Liedtke), der damals mit der Anschaffung einer moderneren 675er Daytona R liebäugelte. Da ihm, wahrscheinlich auch seiner Claudia, 3 Motorräder als eins zu viel erschien, bot er sein Meistermotorrad aus 2015 zum Erwerb an. Loki, in den vergangenen Jahren mit zahlreichen Apriliaria beschenkt, überlegte kurz und zog Kay’s Angebot in den Favoritenkreis. Man einigte sich auf eine unverbindliche Testfahrt beim Festival, bevor es zu tagelangen zähen Verhandlungen kommen sollte.

In Turn 3 der vierten und langsamsten Gruppe am Platz war es dann soweit. Loki saß zum ersten Mal in seinem Leben auf einer Boden-Boden Rakete von der Insel. Im Vergleich zur Mille erschien die Daytona aus 2009 bereits beim Aufsteigen als Zwergenbike. Die Sitzhöhe niedrig. Die Windschutzscheibe hat diese Bezeichnung wohl eher geerbt als verdient. Das Gewicht des Fahrzeugs kaum spürbar. Das wird ein Spaß, dachte loki nachdem die Liedtke’sche Einweisung mit der Antwort „… umgekehrtes Schaltschema…“ zu Ende ging. Unser Mille-Pilot wollte das ohnehin schon immer mal ausprobieren.

Loki’s erster Oschersleben-Turn 2016 war geprägt von ans Schaltschema denken, glatten Rasten, viel zu großem Spiel im Hauptgashahn, falsch eingestellten Hebeln aber auch von der Leichtigkeit des Seins, dem geilen heiseren Dreizylinder-Kreischen des kleinen Triples und der unerwarteten Slalomfahrt durch die Reihen der teilweise instruktorgeführten Ideallinien-Novizen. Kay hatte zwar erwähnt, den verbauten Laptimer aktivieren zu wollen, es dann aber wohl doch vergessen. Egal, loki kam mit jeder Runde besser mit den Eigenheiten der kleinen Engländerin zurecht und hatte tatsächlich viel vom erhofften Spaß. Endlich mal wieder ein Motorrad, das einfach nur funktionierte.

In der folgenden Mittagspause wurden die Gruppen nach Rundenzeiten neu gemischt. Kay und loki hatten sich auf einen weiteren Test-Turn verständigt. Die 1:46, die loki als beste Runde gutgeschrieben war, reichte für die Einteilung in die zweitschnellste Fahrergruppe. Er war also fast ohne Pause direkt wieder an der Reihe. Noch ein paar Kilo hochoctaniges ins schlanke Fässchen geplempert und in der Boxengasse kurz auf Kay gewartet, sodass dieser sich nicht wundern musste, wo sein Kampfzwerg abgeblieben sein würde und wieder raus auf die Strecke.

Inzwischen war das Schalten in umgekehrter Gangfolge fast vollkommen in loki’s Unterbewusstsein abgetaucht. Nur noch selten musste er unterm Kopfprotektor die Fragen „Wie war das noch? Ähhh… runter oder hoch für runter?!“ beantworten. Mit steigender Sicherheit viel die Rundenzeit. Am Ende des Turns stand eine ungeahnte 1:42.58 zu Buche. Michael Becker, ebenfalls auf Daytona 675 in der Pro Thunder unterwegs zollte loki Respekt. Er selbst war bereits seit Donnerstag vor Ort, kennt das Motorrad schon über einige Monate und war in ähnlichem Rundenzeitenbereich unterwegs.

Meike war inzwischen zurück. Sie hatte erfreulicherweise ein exakt tupfengleiches Ersatzteil aus Helmstedt mitgebracht. Sören hatte es zwischenzeitlich sogar schon in Betty’s Hintern implantiert. „Genau das gleiche Teil. Ist schon drin. Den Rest machste bitte selbst!“ begrüßte er loki, der mit breitem Grinsen und Schweißperlen auf der Stirn von seinem Seitensprung zurück kam. Spannung! Zündung an. Knopf zögerlich gedrückt. Starter dreht! Welch eine Freude. Die Hoffnung war ins Apriliaherz zurückgekehrt. Immerhin waren noch 2 Freitagsturns geblieben. Nachdem Betty nun wieder angesprungen war, lenkte Ihr Herrchen sie mit 4 Turns Verspätung nun endlich zu Ingo in die Abnahme. Nach gewissenhafter Prüfung bekam die Italienerin endlich den ersehnten Aufkleber. Freies Training wir kommen!

Widerwillig schluckte Betty erneut die bittere Start-Medizin aus der Dose bevor sie loki zum ersten Mal seit dem Biketoberfest 2015 wieder aufs Oscherslebener Parkett führte. Die Interpretation des folgenden Tanzes machte der Venezianerin blöderweise aus Most und Schleiz bekannte Probleme. Die Hoffnung, dass der neue Akku die Wunderheilung herbeiführen würde, verpuffte wie Darkwing Duck nach seinem Spruch „Ich bin der Schrecken, der die Nacht durchflattert…“. Der fiktive Begrenzer bei 8500 U/min war immer noch nicht besiegt. Loki sah sich der Herausforderung gegenüber, das Wochenende abermals als hauptamtlicher Rodeo Reiter auf widerspenstigem Untersatz bestreiten zu müssen. Das Ergebnis: 1:43.11. Die Kaufoption auf Kay’s Daytona wurde loki immer sympathiascher.

Die Pause zum letzten Turn verging für loki ohne besondere Vorkommnisse. Sören wunderte sich unterdessen über den erhöhten Wasserstand im Verkleidungsbug seiner grau-roten MV. Die Ursachenforschung blieb ohne offensichtliches Ergebnis. Loki machte sich langsam fertig für seinen letzten Trainingsturn. Er hatte sich vorgenommen, seine Schaltpunkte an die gesenkte Maximaldrehzahl anzupassen und den Umbau auf eine andere Sekundärübersetzung zu plausibilisieren. Untypischerweise brauchte Betty wieder eine Dosis Inhalat um Ihren Treibsatz zu zünden. Also ersten Gang rein und lo… ähh… aus! Was war jetzt wieder? Nach 2 weiteren Starts verweigerte die Italo-Zicke jeweils beim Einlegen eines beliebigen Gangs den Dienst. Loki kassierte den nächsten Tiefschlag.

Statt trainieren stand abermals schrauben im Abendprogramm. Wie oben bereits erwähnt, ist es mit den Rennfahrerkollegen so eine Sache. Während die einen, z.B. Philipp Messer, Dir Respekt zollen, weil sie selbst die Geduld schon längst verloren und ihre Steaks über den glühenden Überresten eines Moppedfeuers gegart hätten, während Du immer neue Ideen zur Lösungsfindung hast und die Hoffnung nie aufgibst, bieten andere Dir hämisch grinsend Motorräder zum Kauf an, die einfach nur funktionieren. Es gibt aber auch die, die mit Dir die Köpfe im Scheinwerferlicht über dem vollgekritzelten A3-Schaltplan zusammenstecken und versuchen, Dich mit selbst gemachten Erfahrungen zu unterstützen, wie Flori Bauer, Philipp II. (Philipp Messer’s Mechaniker) und Sören. Es gibt dann aber auch noch die Franky Schumachers, die Dir im Fahrerlager im Vorbeigehen mit einem Zwinkern Sprüche wie „Schrauberteam mit Rennproblemen?!“ reindrücken. Jetzt erst Recht! Das ist loki’s Mentalität in solchen Fällen. Zwischendurch machte eine Sturmfront sich übers Fahrerlager her. Die Tapfersten aus Messer’s Gefolge stürzten nach der Sicherung des eigenen Pavillons unter unseren und hielten ihn vom Davonfliegen ab. Es dauerte eine halbe Stunde, bis unter Aufbietung sämtlicher Ressourcen und einiger Schaffenskraft das RSRP-Zeltlager gesichert werden konnte. Ein Umzug in den Windschatten von Philipp’s Wohnmobilgespann war die einzig logische und finale Lösung. Das alles warf loki in seiner Lösungsfindung und Konzentration um Stunden zurück. Leider stoppte die Ordnungsmacht loki‘s und Philipp II. letzte Startversuche im frei gebliebenen Fahrerlagerteil um 22:45 Uhr mit den Worten „Ihr müsst Euch gar nicht wundern, wenn hier bald keine Rennen mehr stattfinden…“ Wir nehmen an, dass der V2 für diese Uhrzeit doch etwas zu geräuschvoll ausatmet. Also ab ins Bett und wieder von der Daytona mit der Startnummer 415 träumen! „Wir sehen uns morgen. Der erste macht die Reifenwärmer an…“

Tag 2 – Qualifyings und Rennen #1
Die Nacht war kurz für unseren Donnerkapitän. Der Tag der Wahrheit war gekommen. Jetzt hieß es Fehler finden und eliminieren oder den Klassenkameraden bei der Quali und den Rennen zugucken. Loki hatte neue Energie getankt und beim Zähneputzen neue Lösungsideen generiert. Er hatte aus den vergangenen Rennwochenenden gelernt und sein Austauschsteuergerät in die Überseekiste gesteckt. Das wollte er als erstes ausprobieren, bevor er sich abermals kopfüber in die unendlichen Tiefen des farbenfrohen Jungles aus kunststoffummantelten Kupferleitern begeben würde.

Mit ungläubigem Blick zog loki das Carbongehäuse des Steuergeräts aus Betty’s Hinterteil. Was sah er denn da? Ein seltsam geknicktes Kabel. Kabelbruch?! Sollte hier die Ursache für Betty’s Seitenständerkillschalterphantomschmerz verborgen liegen?! Fix war die Stelle abisoliert. Tatsächlich handelte es sich um die Brücke, die unser V2-Treiber vor etlichen Jahren an genau dieser Stelle eingezogen hatte. Stecker geöffnet, ausgepinnt, Lötkolben angeheizt, alte Lötstelle gesäubert, Leitung nachgesetzt und sauber neu angesetzt, Schrumpfschlauch geschrumpft, alles wieder zusammengesteckt, fertig… Spannung! Der Startversuch folgte sogleich. Das Leben war zurück! Auch der getriebeseitige Ladevorgang konnte ihm nichts anhaben. Freunde und Erleichterung pur zeichnete ein helles Leuchten in loki’s Augen. Jetzt konnte es endlich weitergehen bzw. anfangen.

Doch während loki endlich auf der Sonnenseite angekommen schien, gab es dunkle Wolken bei Sören. Das Wasserproblem weitete sich aus. Als Ursache stand bald darauf ein gerissener Wasserkühler fest. Der mit hilfreichen Kontakten gesegnete MV-Pilot hatte ruck zuck eine Lösung aufgetan. Im Laufe des Tages sollte er ein Ersatzteil aus Bremen angeliefert bekommen. In der Zwischenzeit berichtete er allen, die es wissen wollten und auch den anderen, dass ein Fluch über dem RSRP-Pavillon liegen musste.

Die Qualifikationsläufe zu den Festival-Rennen liefen bereits unaufhaltsam. Um Problemen mit der Einspritzung aus dem Weg zu gehen, hatte loki sich dazu entschieden, die originalen Einspritzdüsen statt der Dusche in den Stromkreis aufzunehmen. Sören zauberte ein Autotune 300 aus seinem Fundus. Damit sollte es möglich sein, die Einspritzkennfelder zylinderselektiv auf die neue Bedüsung abzustimmen. Leider stellte sich beim Systemcheck heraus, dass das Gerät nur von einer der beiden zugehörigen Breitbandlambdasonden mit einem sauberen Signal versorgt wurde. Also zuerst den kritischeren hinteren Zylinder angestöpselt und auf in Q3. Die beiden ersten Quali-Turns waren bereits ohne loki gelaufen. Der Schuss musste also sitzen.

Mit einer ordentlichen 1:40.482 reichte es gerade einmal zu Platz 19/30 im gemischten Feld aus Pro Thunder und Pro Thunder Open. Klassenbereinigt bedeutete das für loki Startplatz 10/18. Punkte sollten also locker drin sein. Zum Rennen, das in 73 Minuten gestartet werden würde, musste das Autotune nach getanem ersten Schritt jetzt an den vorderen Zylinder adaptiert werden. So richtig sauber lief der Rotax-Zwilling besonders bis 4000 U/min immer noch nicht. Aber in diesen Regionen ist man ja im Rennen eh nur einmal ganz kurz unterwegs. Viel wichtiger war die Erkenntnis, dass die 8500er Hemmschwelle endlich besiegt war. Loki hatte mit den letzten Maßnahmen dem Fehlerteufel den Sensenmann auf den Hals gehetzt. Der ging, wie eh und je, konsequent zur Sache und trat dem kleinen roten Schwerenöter mal so richtig in den Arsch. Das gab loki erstmals in 2016 die Gelegenheit, sich einzig und allein aufs Fahren zu konzentrieren. Rennen #1 konnte kommen.

Da war es auch schon. In der Startaufstellung bedeutete Platz 19 Reihe 7 ganz rechts außen. Zwei Reihen weiter vorne war es Jörn Widderich auf RSV4, dem offensichtlich grobe Fehljustage seiner Launch Control bei Ampel aus den Startvorgang völlig verhagelte. In der Folge gab es einen Mopped-Stau auf der Mittelspur. Loki flog daraufhin noch vorm Erreichen der Hotelkurve am halben Feld vorbei. Granatenstart! Wie die Jungfrau zum Kinde kam er dadurch unverhofft zu Platz 5 in seiner Wertung.

Das war schön wie befremdlich. Unserem Aprilia-Akrobaten war ja schon einiges am Start passiert, aber sowas?! Ihm blieb nur nach vorne zu schauen, sein Tempo zu gehen und auf die warten, die in der Quali bis zu 3 Sekunden schneller um den Rundkurs satelliert waren. Peu à peu rauschten die Unglücksraben von hinten heran und einer nach dem anderen vorbei. In Runde 3 kam Frank Schumacher, der mit dem Gaststart auf seiner Giulia für ordentlich Furore im etablierten Pro Thunder Feld sorgte. Leider führte Franky mit seiner zum Festival frisch aufgebauten Power-Duc wenige Runden später schwere Erdarbeiten in der Kiesgrube jenseits der Triple Links durch. Das Ergebnis war die Totalzerknüllung es edlen Rennbikes.

Auch Uli Geier fand Mitte des Rennens einen Weg vorbei an loki. Uli hatte seine altbewährte 848 zuhause gelassen und führte erstmals seine neue 959 ins Feld. Er zog unwiderstehlich vorbei und schnupfte wenig später auch Jonas Heinrich auf, der seine 999 aus dem Schleizer Gerstenfeld in der Eventpause reanim- und relackiert hatte. Loki hatte sich im Rennverlauf Zehntel für Zehntel stetig an Jonas herangearbeitet. Die Überholmanöver, die er über sich ergehen lassen musste, machten diesen Trend jedoch zunichte. Als letzter presste sich dann kurz vor Rennende in der Schlussrunde noch Frank Behrje auf seiner 998 innen in Turn 4 an loki vorbei. Für loki blieb nach der karierten Flagge eine der schönsten Auslaufrunden seines Rennfahrerdaseins. Trotz permanenter Positionsverluste hatte er nach einem tiefen Tal der Tränen endlich auch bei trockenen Verhältnissen ein perfektes Gefühl für sein Pasta-Projektil erlangt. Bei bestem Wetter schien nun auch unter der GfK-Mütze endlich wieder die Sonne.

Zurück im Fahrerlager blickte loki in ein weiteres Grinsegesicht. Meike empfing ihren Rennfahrer mit bester Laune und den erfreulichen Zahlen, Daten und Fakten zum Rennen. Sie berichtete von Platz sieben und der offensichtlichen Pulverisierung des persönlichen Rundenrekords vom Biketoberfest 2015. Bei der Rundenzeit musste loki kurz ungläubig den Kopf schütteln und die Öhrchen putzen. Mit allem hatte er gerechnet aber nicht mit einer Verbesserung seines bisherigen persönlichen Rekords um sage und schreibe eine glatte Sekunde. Meike musste einer Wahnvorstellung erlegen sein und versuchte loki eine 1:38.881 als Realität zu verkaufen. Tja, sie hatte Recht! Loki konnte sich das nur mit dem perfekt arbeitenden weil hochtransparentem Fahrwerk von HH-Racetech erklären. Danke Hubert!

El Mecanico verfolgte unterdessen vom Norisring gespannt das Live-Timing, wenn immer es ihm möglich war. Außerdem war der abwesende Alteisen-Treiber schwer an Zwischenständen und Ergebnis der SuperClassiX TT F2 interessiert. Loki konnte seinem Teamkollegen leider keine wirklich guten Dinge berichten. El Mecanico’s schärfster Verfolger Niels Paulsen hatte sich keine Blöße gegeben und war mit 1:42er Runden in Quali und Rennen hinter Joachim König sicher auf Platz 2 unterwegs. Nachdem sich Joachim in Runde 7/11 selbst aus dem Rennen katapultiert hatte, siegte Niels im Samstagsrennen und strich volle 25 Punkte ein. Neuer Meisterschafts-Zwischenstand: 1. Niels Paulsen mit 75 Punkten, 2. el Mecanico mit 65 Punkten.

Nach den Siegerehrungen wurde es dann gesellig im Fahrerlager. Roland, loki’s Studienkollege war mit seiner Frau Nicki aus Berlin zu Besuch vorbeigekommen. Sie hatten sich den Tag über auf dem Gelände und den Tribünen vergnügt und waren abends zur Grillparty angerückt. Roland hatte neben frischem Sonnenbrand auch eine leichte Rennvirusinfektion erlitten. Gerstensaft und Wein-Brause flossen und wie angenehme Gesprächsthemen in Strömen. Der einsetzende Regen spülte uns noch den Vielfachmeister Malte (Siedenburg) unters Zeltdach und auch Jonas war der Runde beigetreten. Sein flüssiges Bayrisches Gold und er sind stets gern gesehene Gäste.

Tag 3 – Warmups und Rennen #2
Mit neuem 200er Brückenstein auf der Hinterhand und neuen EBC-Sinterbelägen an der gegenüberliegenden Achse rollte Betty am Rennsonntag um 08:47 Uhr ins erste Warmup. Loki’s Fahrplan sah ein paar lockere und solide Runden vor, um die frischen Komponenten angemessen für sein zweites Rennen vorzukonditionieren. Sören, der alte Fuchs hatte loki zu einem niedrigeren Reifendruck geraten und diesen auch eingestellt. Der Heckpneu funktionierte auch damit tadellos und vermittelte loki besonders am Kurvenausgang nochmal ein besseres Gefühl. Die Bremse wurde mit den neuen Ankerplatten nochmals spürbar bissiger. Insgesamt war das gute Gefühl vom Vortag geblieben und es schien sogar noch etwas Luft nach oben zu geben.

Sören hatte inzwischen seinen neuen Kühler ins wunderschöne Gitterrohr verpflanzt und war seinerseits nach einem komplett verpassten Rennsamstag wieder bereit aktiv ins Geschehen einzugreifen. Sein Ziel war es, im heutigen Supersport-Rennen Maurice „Reese“ Evans zu challengen. Reece ist 2016 mit dem Scheunpflug-Team ebenfalls auf MV Agusta F3 675 unterwegs. Der reine Rundenzeitenvergleich prophezeite Sören auf jeden Fall Chancen im Kampf mit dem Amerikaner.

In Warmup 2 legte loki den Fokus auf Bestätigung der Rundenzeiten um die 1:39. Alle Systeme seiner Italorakete arbeiteten innerhalb der zulässigen bis optimalen Parametern. Das stimmte unseren Pro Thunder-Piloten positiv und seine Mission zum Selbstläufer. Das Rennen konnte kommen. Spannend würde sein, wo loki ohne die Schützenhilfe von Zuckelstarter Widderich sich würde positionieren können. Es war nicht davon auszugehen, dass sich das Szenario aus Rennen 1 wiederholen würde.

12:55 Uhr. Start zum Pro Thunder Sonntagsrennen. Roland saß heute alleine bis unter die Strohhutkrempe elektrisiert unterm Tribünendach hinter der Hasseröder. Es grollte der Donner und gleich müsste das stattliche Feld heraus aus der Hotelkurve in seine Richtung geflogen kommen. Die Szene auf der anderen Seite des Walls gestaltete sich folgendermaßen: Nachdem das rote Licht erloschen war, sah loki kurz im linken Augenwinkel, dass Jonas, der von 17 (Reihe 6 Mitte) aus ins Rennen ging, wild winkend und sofort unter den Schutz gelber Beflaggung genommen, stehen blieb. Abgewürgt, wie sich später herausstellen sollte. Loki selbst hingegen schoss abermals wie entfesselt der Hotelkurve entgegen und hatte auf dem Weg dorthin neben Jonas bereits auch Tommy Hofmann (Ducati 899) und Henning Schipper (KTM SuperDuke 990), den Rest der Besatzung von Startreihe 6 sowie die Ducati 998 von Frank Behrje hinter sich gelassen.

Da Franky Schumacher aufgrund der Giulia-Problematik vom Vortag nicht am Start war, befand loki sich nunmehr auf Rang 5 im Pro Thunder – Getümmel. Loki zog am Kabel als gäbe es kein Morgen mehr. Seine zum Sonntagsrennen frisch installierte GPS-Messtechnik zeigte ihm ab der ersten fliegenden Runde mittlere bis tiefe 1:39er und ab Runde 5, trotz gelb nach Sturz hinter den Shell-Esses, fast ausschließlich 1:38er Runden an. Henning, der wie bereits gestern in den ersten Runden Betty’s Endrohre näher untersucht hatte, als loki selbst das jemals getan hat, konnte das Tempo des Italogespanns nicht lange mitgehen und verlor zusehends an Boden. Loki seinerseits musste Uli Geier ziehen lassen. Uli’s 1:37er Rundenzeiten lagen deutlich unter loki’s Möglichkeiten. Die 1:36er Zeiten der 3 Spitzenleute (Stefan Lange, Hans Paßberger und Kay Liedtke) schon gleich gar nicht. Der Zieleinlauf erfolgte dann eben auch in genau dieser Reihenfolge.

Meike empfing unseren Aprilianer wieder mit leuchtenden Augen. Ihre Nachrichten diesmal: Platz 5 und 1:38.263. Das glaubte loki ihr direkt auf’s Wort, denn diese neuerliche Rekordzeit hatte auch seine bordeigene Zeitmesseinrichtung mitgeschrieben. Der Knoten ist geplatzt! Unser Apriliatreiber war endlich da angekommen, wo er sich selbst bereits vorm ersten Börde-Rennwochenende unter Außerachtlassung sämtlicher möglicher Probleme hingeträumt hatte. Alle Anstrengungen hatten hiermit Ihre Absolution erhalten und auch Betty war auf einen Schlag wieder zu 1000% ins Herz geschlossen. Kay trug es mit Fassung. Welch ein geiles Gefühl!
Als das Sonntagsrennen der SuperClassiX gestartet wurde, war das RSRP-Transportgespann bereits im Heimflug begriffen. Nachzureichen bleibt die Tatsache, dass el Mecanico keine weiteren Positionen und/oder Punkte in der Meisterschaft eingebüßt hat. Niels Paulsen hat sich in Runde 6 selbst aus dem Rennen genommen. Sieger der TT F2 war dieses Mal Joachim König. Es wird also beim Biketoberfest, beim zweiten Saisonevent in Oschersleben, zum Showdown bei den SuperClassiX kommen. Beim Event in Hockenheim Anfang August wird leider kein Rennbetrieb für die Klassiker stattfinden.

Es bleibt loki’s Danksagung zum Festival Italia: „Hi Leute! Lasst mich an dieser Stelle ganz herzlich Danke sagen! Danke mein Spätzle, Du bist für mich mehrfach über Deinen eigenen Schatten gesprungen und hast mir damit unendlich geholfen. Ich weiß das zu schätzen. Kay, nochmal vielen lieben Dank für diese Möglichkeit und Dein Vertrauen, mich mit Deiner Daytona ausreiten zu lassen! Viel Erfolg bei der Käufersuche! Danke Sören! Das Wochenende mit Dir war klasse. Ohne Deine Hilfe und Dein Equipment wäre es für mich sicher nicht so gut gelaufen. Du bist jederzeit wieder willkommen! Ein Dank geht auch an Dich Peter Lewicki (Teamfotograf) für die tollen Bilder! Allen anderen, die ich getroffen und gesprochen habe, danke ich für ein geniales Wochenende unter Freunden! Wir sehen uns in Hockenheim…“

Schrauber- und Regengötter am Dreieck – German T.T. in Schleiz

Es ist inzwischen mal wieder Nacht geworden um die Teamzentrale herum. Während el Mecanico drinnen Brunhilde das Röckchen anpasste, wollte loki draußen nur eben fix die Räder von Apollo13.2 von „ieh“ nach „oho“ tauschen und nebenbei gleich noch der Ursache für den Radschiefstand hinten links auf den Grund gehen. Die Folge war eine zeitraubende wie blutige OP an Fragmenten eines Schräglenkers. Der war nämlich einmal halb durchgerissen. Danke lieber Dennis Kramer, amtlich anerkannter Prüfer mit Teilbefugnis (aaPmT) des TÜV Rheinland, der Du den Anhänger am 14.10.2015 in Oppenheim mit einer frischen Plakette versehen hast. War ein feiner Zug von Dir. Leider hat unser loki das gute Stück im März 2016 erworben und findet sowas ganz und gar nicht lustig, Du bl… A…!!!

Am Morgen des Fronleichnamtags, waren unsere Jungs wieder am Start um den kleinen nun nicht mehr fußkranken Lastenesel zu bestücken. Die Beladung sollte recht zügig von der Hand gehen, denn Betty war aufgrund der technischen Probleme am Most-Wochenende vor 1 ½ Wochen gar nicht erst mit in den Süden geflogen. Zwei Jungs aus der Gladius Trophy, Franky (Lieber) und Moritz (Möbius) haben die Italienerin mit der tiefschwarzen Seele mit nach Hause genommen, von wo aus sie wenige Tage später von unserem Prüfstandsmann aufgelesen und neu eingestellt wurde. An dieser Stelle nochmal herzlichen Dank an Franky und Moritz! Ihr seid die Wucht in Tüten Männer!

So machten wir uns das erste Mal bereits vormittags und völlig stressless auf den Weg zur Wettkampfstätte. Die Reise ging ins beschauliche Schleiz, eine Stadt, die vormals als Residenzstadt des Fürsten Reuß-Schleiz und inzwischen, viel interessanter für unsereins, für eine der ältesten Motorsport-Rennstrecken Deutschlands bekannt ist. Der zweitbeste Platz im Fahrerlager war uns bereits sicher, da durch Philipp Messer freigesperrt. Entspannt angereist, relaxed aufgebaut, bei Tageslicht zum Bierstand gefunden, die Nacht zum Tag gemacht. Welch ein Erlebnis…

Tag 1 – Freies Training loki
Freitagmorgen… 06:30 Uhr… Loki erblickt leicht zerknirscht das Tageslicht im oberen Fahrerlager der traditionellen Dreieckspiste und rief, wie einst Rocky Balboa seine „Äääydriääähhhnnn“, leicht angeschlagen nach seiner Black Betty. Immerhin war ihm ihre Ankunft auf den Hochebenen des Vogtlandes bereits für gestern 21:00 Uhr, dann 22:00 Uhr versprochen worden. Der Smaltmoto-Häuptling Konstantin himself hatte loki’s Asphaltfräse im Gepäck und war des Nachts mit seiner Wagenburg und Lichtmaschinen-Schaden leider irgendwo auf halber Strecke zwischen Peine und Schleiz zur Notlandung gezwungen gewesen.

Kaum war zur Fahrerbesprechung geladen, kam der erlösende Anruf von Konsti. „Moin loki! Wo steht Ihr denn? Wir reiten soeben durchs Haupttor.“ Puhh… Für unseren Schraubergott #1 ging unverzüglich der Werkstattwagen auf. Betty musste schließlich noch komplettiert, eingestellt, geflext, abgeknackt, gebohrt, gestrapst, verkleidet und beklebt werden. Dabei und bei der Suche nach einigen verschollenen oder im RSRP-Headquater versehentlich vergessenen Kleinteilen hatte loki tatkräftige Unterstützung vom inzwischen nebenan eingezogenen Smaltmoto-Team. Das Aufbringen der ansehnlichen Schar von Sponsorenaufklebern war bei Brunhilde bereits gestern geschehen. Somit konnte unser Aprilianer sich bei der Gestaltung der Venezianischen Tracht am nebenstehenden GFK-Kimono orientieren.

El Mecanico war unterdessen mit loki’s treuem Zugpferd, dem Polarstern, auf Beutezug in nahegelegene Super- und Baumärkte ausgerückt. Er war auf feste und Flüssige Nahrung und auf befestigende Bodenplatten fürs begrünte Fahrerlager aus. Außerdem versorgte unser Raubritter bei einer Rast im Gasthaus zum güldenen M unsere treue Anhängerschaft mit dem Rennbericht aus Most. Was mobile Datenübertragung oder gar WLAN angeht, ist Schleiz leider noch etwas hinter dem Durchschnitt unterwegs.

So verging der komplette Freitagvormittag, und mit ihm ein wichtiger Trainingsturn nach dem anderen. Schließlich war immernoch unklar, ob die dunkelhäutige Schönheit überhaupt anständig Ballett machen würde. Vor diese Prüfung hatte die Rennkommission allerdings die Barrikade technische Abnahme gestellt. Also das Italobrenneisen fixen Schrittes hinüberkatapultiert, einen weiteren Aufkleber abgeholt und mit gemischten Gefühlen zum ersten Mal seit nunmehr 12 Tagen wieder den Anlasserknopf betätigt. Betty hustete sich den Weg ins Leben noch etwas frei, lief nach kurzer Aufwärmphase aber recht sauber in die Standdrehzahl ein. Der erste bzw. fünfte und vorletzte Turn konnte also kommen.

El Mecanico konnte vor Ort leider kein Ticket für die freien Trainings mehr lösen. Zu groß war der Andrang der Trainingswilligen im Vorfeld gewesen. Die in weiser Voraussicht eröffnete Warteliste war inzwischen länger als das Neue Testament. Im Nachhinein verständlich bei DER Strecke und DEM Wetter. So blieb unserem Honda-Jockey für heute nur der Papierkrieg rund um Lizenz und Anmeldung nebst Abnahme für die Renntage. Die Abnahme der Bikes für die scharfen Tage war dabei DMSB-seitig selbstverständlich hoch bürokratisch von der schnöden Blickhascherei als Prüfung für die Trainingstage getrennt und separat im unteren Fahrerlager vorgenommen worden. Nach loki’s letztem Turn hatten unsere tapferen Recken auch diese Hürde hinter sich gelassen und liebäugelten kurze Zeit später mit dem geilsten Abendessen unserer Rennstreckenkarriere, nämlich selbstgemachten Spaghetti Bolognese und buntem Salat aus der Gourmetküche von Philipp’s Wohnmobil, und der ein oder anderen Hopfenkaltschale. Ein geiler Abend war das Männer! Danke nochmal!

Nach dem Essen, Trinken, Bierwagenbesuch und el Mecanico’s Erkenntnis, dass auch geiles Essen in Massen genossen großes Bauchweh und übelste Übelkeit hervorrufen kann, kam loki alleine dem verabredeten Abwaschdienst nach und mietete sich bis nachts um 01:00 Uhr in Philipp’s megamäßig ausgestattetem Werkstattanhänger ein. Der kleine Philipp, der des großen Philipp’s el Mecanico ist, half unserem Donnerkapitän bei Betty’s Tankumrüstung. Der alte Tank passte einfach nicht mehr ins neue Farbkonzept.

Tag 2 – Qualifyings el Mecanico und loki und Rennen 1 el Mecanico
Der Samstagmorgen begrüßte uns freudestrahlend und mit bester Laune. Da die vorherige Nacht uns spät mit einem Arschtritt ins Bett geschickt hatte, kam uns dieser Umstand sehr gelegen. Leider hatten wir das Frühstück bereits ohne es einzunehmen hinter uns gelassen. So kam es dann, dass el Mecanico ohne Nahrungsaufnahme um 08:00 Uhr in sein erstes Qualifying starten musste. Seine Worte danach waren „…ohne Frühstück raus auf die Strecke und ein paar Runden gedreht. Insgesamt habe ich mich schon deutlich wohler gefühlt als in Most. Ich konnte in den Kurven das Vertrauen zurück gewinnen und mich langsam an die Bremspunkte tasten. Leider stotterte Brunhilde immernoch wie verrückt im oberen Drehzahlbereich.“

Diese Erfahrung musste – upps, ganz vergessen zu erwähnen – auch loki am Vortag machen. Konsti beteuerte allerdings, dass es am Prüfstand mit Ladegerätunterstützung keine derartigen Schwierigkeiten gegeben hatte. Wir scheinen den Fehlerteufel also so langsam in die Enge zu treiben. Offenbar ist die derzeitig verfügbare Generation China-Modellbauakkus im Gegensatz zu früheren Chargen nicht zum Starten und danach lichtmaschinenlosem Betrieb von großvolumigen Ottotreibsätzen geschaffen. Wir begannen unsere Fühler im Fahrerlager nach weniger schwachbrüstigen Elektronenspeichern anderer Bauarten auszustrecken. Dazu später mehr.

Auch loki, der mit dem gestrigen Tagesverlauf (einmal mehr) ganz und gar auf Kriegsfuß gestanden hatte, – seine beste Runde 4 ½ Sekunden, also eine halbe Ewigkeit, langsamer als in 2015 – war inzwischen in das samstägliche Startplatzrennen eingestiegen. Neben dem Benzintank hatte er am Vorabend auch noch Betty’s Funkengeneratoren getauscht. Leider blieb diese Maßnahme ohne den zündenen Erfolg. Das erste Qualifying lief entsprechend unterirdisch. Mit seiner 1:47.2 bewegte er sich derzeit nur auf Rang 14/18 in der Pro Thunder. Zwischendurch hatte loki immer mal wieder ein offenes Ohr und Rat und Tat für Detlev Horst, einen alten doch bisher unbekannten Klassenkameraden und RSV 1000 R Treiber, der massive Probleme mit reißenden und danach spuckenden Öltanks zu haben schien.

Der Wetterfrosch machte sich im Hinblick auf den Nachmittag bereits im gläsernen Hobbykeller zu schaffen und zersägte seine Leiter. Alle standen also unter Zugzwang noch bei trockenen Bedingungen eine schnelle Runde in die Triangel zu brennen. Das war auch unseren Feuerstuhltreibern bewusst und in ihren zweiten Qualifikationsläufen gaben sie dann alles. Bevor es für el Mecanico losging, war es ihm gelungen, Messer’s Philipp eine Bleibatterie aus den Rippen zu leiern und fix noch in Brunhilde’s Hinterteil zu implantieren. Und los!

Sein Erfahrungsbericht nach Q2 ging so: „Ich bin dann raus und dann lief‘s die ersten paar Runden richtig gut. Danach fing sie wieder an zu stottern allerdings etwas „später“. Ich habe mich dann während des Turns größtenteils auf die Probleme und weniger aufs fahren konzentriert (mal wieder). Dabei ist mir aufgefallen dass mir im oberen Drehzahlbereich die Bordspannung zusammenbricht und das die Zündaussetzer verursacht. Aufgrund des zeitlich kritischen Umbaus auf die andere Batterie hatte ich vergessen zu tanken und lief auf letzter Reserve nach dem Turn ins Fahrerlager ein. Musste in der letzten Runde manuell auf Reserve stellen und bin dann sehr ruhig die Runde zu Ende gefahren…“

Als nächster Turn stand das SuperClassiX-Q3 für uns an. El Mecanico hatte dem Blei nochmals eine externe Ladung verpasst, bevor er gen Boxengasse losrollte. Dunkel und schwer bewölkt war es inzwischen geworden und abseits der Strecke hatte der ein oder andere Regentropfen bereits Thüringer Boden erreicht. Trotz schlechter werdender Bedingungen aber mit dem Bewusstsein, dass hier und jetzt eh nichts zu ändern war unterm Helm, ließ Q3 sich für unseren Hondaristen etwas entspannter an. Endlich konzentrierte er sich aufs Fahren. Die beste Runde, die el Mecanico zusammenbrachte, reichte in seiner TT F2-Klasse knapp zur Pole. Hier gratulieren wir zum ersten Mal!

Direkt im Anschluss rollte Betty mit loki auf dem Rücken Brunhilde und el Mecanico zum Q2 der Pro Thunder entgegen. Der kleine Grüne im Glas fing unterdessen an alles für ein gemütliches Lagerfeuer zu sortieren. Doch loki musste noch was reißen, wenn er sich nicht schon am Start der morgigen Rennen sämtlicher Punktechancen berauben wollte. Immerhin sind die anderen Donnerreiter auch keine Nasenbohrer und würden sich in ihrem zweiten Turn sicher nicht lumpen lassen. Loki kam mit einem mulmigen Gefühl aus der Quali zurück. „Das war definitiv besser als heute früh. Vielleicht so in dem Bereich von gestern Abend. Aber schnell war das nich. Ich muss einfach den Kopf von dem Mopped weg, hin zur Linie kriegen. Spaß hat das grad nich gemacht ey…“ So loki’s Resümee aus unserem letzten trockenen Umlauf des Tages.

Q3 fiel für loki ins Regenwasser. Bereits 20min später sollte el Mecanico in seine erste Zählrunde starten müssen. Noch gab es Hoffnung auf eine trockene Ideallinie, denn das Wetter spielte Roulette. Am Ende gewinnt hierbei, wie hoffentlich alle wissen, immer nur einer. Die Bank! Loki war gerade dabei sich bei seinem Klassenkameraden Jonas nach dessen Strategie zu erkundigen, als der erste Aufruf zum R1 der ClassiX und SuperClassiX durchs Fahrerlager waberte. Brunhilde stand bislang noch ohne Profil auf den Rädern da. El Mecanico traf eine Entscheidung. Sofort loki suchen und wie der Blitz auf Regenreifen umbauen. Der V2-Treiber war schnell gefunden und stürmte mit leckerem Gehopf aus Bayrischen Gefilden bewaffnet gen RSRP-Zeltlager. Jonas wetzte zur Unterstützung hinterher. Loki vorne raus, el Mecanico hinten raus, alles zum Bridgestone-Mann, zweiter Aufruf zum Rennen, Lederpelle an, Räder nach dem Umbau zurück ins Fahrwerk, Jonas mit dem Blick fürs Werkzeug, dritter Aufruf zum Rennen, Drehmomentschlüssel durch Erfahrung ersetzt, Bremsen aufgepumpt, Helm auf und los wie die Feuerwehr.

Der Weg in die Startaufstellung war für keinen von uns bisher so dermaßen kurzweilig wie der von el Mecanico in sein allererstes Regenrennen. Im Launch Complex angekommen zuckten Gedanken zu ‚Fahren im Regen… Wie geht das?‘ und an die schicke neue Lackierung hinterm Visier, blieben zum Glück aber weitestgehend verrauscht. In der Inlap hatte el Mecanico dementsprechend absolut gar kein Vertrauen in Schräglage und ließ alles sehr ruhig angehen. Das Rennen selbst lief für ihn wie im Tunnel und endete mit einem unglaublichen Klassensieg! Hier gratulieren wir ganz herzlich ein zweites Mal zu einer geschichtsträchtigen Leistung des gesamten Teams und geben Raum für die persönlichen Eindrücke unseres Goldkindes:

„Der Vorstart lief insgesamt ganz gut wobei sich da schon etwas mehr Vertrauen einstellte. Beim Start selbst war mir trocken oder Regen egal. Ich bin sehr gut nach vorne gekommen. In der ersten Kurve bin ich um ein Haar in das Hinterrad von einem vor mir gekracht, da er recht abrupt von ganz außen nach ganz innen gezogen ist, was seine Körperhaltung vorher nicht gerade erahnen ließ. Das überstanden, ging es auf Kurve 2 oben auf dem Buchhübel zu und ich dachte bei mir nur: ‚Ok!? Die fahren auch auf Regenreifen und wiegen ähnlich viel wie du, also muss das physikalisch bei dir auch alles gehen.‘ Habe versucht ein paar Runden an der Spitzengruppe dran zu bleiben, dann aber abreißen lassen, als ich merkte, dass hinter mir alles frei ist. Ich wollte einfach nicht auf allerletzter Rille unterwegs sein und das Mopped dadurch wegschmeißen. Das auf dem Kopf stehende Mopped* hinterm Buchhübel trug psychologisch ebenfalls seinen Teil dazu bei. Habe mich dann regelmäßig umgeguckt und bin mein Tempo gegangen. Kritisch wurde es zwischendurch als die Sonne raus kam. Man kriegt direkt das Gefühl dass man sonst immer bei Sonne hat und man versucht automatisch wieder früher am Gas zu sein und später auf der Bremse. Nachdem ich dadurch ein paar Mal ziemlich übel gerutscht bin, hab ich mir wieder vorgenommen mich zusammenzureißen und das Ding nach Hause zu fahren.

Als ich dann die schwarz weiße Flagge gesehen habe, habe ich wie noch nie zuvor unterm Helm geschrien vor Freude. Ich hatte zu dem Zeitpunkt ja noch nich die leiseste Ahnung davon, dass ich gewonnen hab. Ich war einfach so unglaublich happy das ich das Ding heile nach Hause gefahren habe. Da am Start alles voller Gischt war, hatte ich absolut keine Ahnung ob noch jemand aus meiner Klasse vor mir war. Fakt war für mich: Ich wurde nicht überholt und habe selbst einige überholt. Also bin ich im Fahrerlager mal rumgelaufen und habe mich beim Johnny erkundigt wie es ihm geht. Die Anzeichen dass ich gewonnen hatte, verdichteten sich langsam. Kurz danach kamt ihr alle auf mich zu und sagtet mir, dass ich gewonnen habe… Unglaublich!!! Solch ein Chaos und dann noch gewonnen!? Ich konnte es nicht fassen.Iich habe es einfach nicht realisiert.“

Es ging sogleich zur Siegerehrung, wo einer von uns am liebsten einen ganzen Tanklastzug voll mit spritzbarem Perlwein zur Verfügung gehabt hätte. Das hat selbst beim Zusehen richtig Spaß gemacht und auch etwas in den Äugelein gebrannt. Sogar loki kam dann noch zu einem Schlückchen (besser bekannt als UWE**) vom Siegersekt. Wir hatten es mit vereinten Kräften zum ersten Teamsieg geschafft und mit vereinten Kräften haben wir das im Anschluss auch gefeiert.

Tag 3 – Warmups und 3 Rennen
Nach einer kühlen und mal wieder viel zu kurzen Nacht, waren wir im Fahrerlager nicht nur langsam bekannt wie die sprichwörtlichen bunten Hunde, was mit Sicherheit zum Teil auch an unseren ziemlich auffällig lackierten Brenneisen lag, wir waren auch bereit und hungrig auf mehr Erfolg. Die Chancen dafür waren da, denn für loki standen für den heutigen Sonntag 2 und für el Mecanico 1 weiteres Rennen auf dem Plan. Die 10-minütigen Warmups waren dagegen kalter Kaffee. Apropos Kaffee… Den leckersten im ganzen Fahrerlager haben wir in Stephan Lange’s Zeltlager aus stilvollen Einweg-Sektflöten kredenzt bekommen. Tommy Hofmann hatte sich zu einer derartigen Einladung hinreißen lassen und seine Freundin Bianca tat alles für den würdigen Vollzug. Herzlichen Dank Ihr tollen netten Menschen Ihr!

Um 10:10 Uhr schlug die erste Stunde der Wahrheit nun für unseren Italo-Racer. Es war trocken und ab und zu sogar wirklich sonnig an diesem Sonntagvormittag. Ohne großes Tamtam war loki rechtzeitig auf Gesamtrang 17 von 32 (Mitte-Mitte) und Pro Thunder – Position 11 von 19 in der Startaufstellung vor Anker gegangen. Seine Startegie (Achtung Wortspiel!) war, sich vor dem Spurt hoch zum Buchhübel möglichst nach außen zu schieben um den Pulk der Vorausfahrenden eventuell, wie schon so manchen Mal gelungen, in Kurve 1 außen zu überrollen. Leider ging dieser Plan nicht auf und so wurde es eng am Ende der Start-Ziel-Geraden. Dem Gewirr ungeschoren entkommen, sortierte sich das Feld recht zügig. Nach einigen kleinen Grabenkämpfen mit Micha Lutz, ebenfalls auf Aprilia RSV Mille unterwegs war es Micha Becker auf seiner 675er Daytona, der für das Salz in der Rennsuppe sorgte. Ihm war Mitte des Rennens offensichtlich der korrekte Streckenverlauf aus dem Sinn gekommen, denn die Spitzkehre kann man zwar auch Abkürzen, sollte man aber nicht. So grummelten der Anglo-Triple samt Fahrer im Chor, als sie die beiden bella Maccinas (Micha Lutz gefolgt von loki) vorbeidonnern sahen. Den Anschluss fand Kamerad Becker recht zügig, die Tür auf dem Weg vorbei an den Italo-Raketen blieb ihm allerdings verschlossen. Der Zieleinlauf für das dynamische Trio war also 10 Lutz, 11 loki, 12 Becker. Das bedeutete weitere 5 Punkte auf der Habenseite für unseren Aprilia-Akrobaten.

In direkter Folge klatschten die beiden RSRP-Piloten auf dem Weg von und zur Strecke ab, denn el Mecanico war mit Rennen 2 an der Reihe. Brunhilde trug inzwischen wieder die profilfreien Socken. Unserem Honda-Heizer war bereits vor dem (Trocken-)Rennen klar, dass er mit Brunhilde’s anhaltender Stotterei diesmal nicht würde gewinnen können aber er wollte trotzdem alles rausholen was rauszuholen war. Sein Vorstart war besorgniserregend. Trotz guter Reaktion beim vorbeifliegenden Fahnenschwenker zog Johnny Rasmussen recht locker vorbei. Er hatte bereits am Vorabend erwähnt, dass seine PC25 beängstigend viel Qualm hätte aber damit hatte el Mecanico offensichtlich beim besten Willen nicht gerechnet. In der Warmup Lap bekräftigte Johnny, dass er heute sehr angriffslustig und nicht gewillt war, mit großen Gesten Geschenke zu verteilen. In el Mecanico’s Kopfprotektor schrillten folglich die Alarmglocken. Er wusste, dass in diesem Rennen der Wahnsinn in Schräglage von Nöten sein würde, um überhaupt aus dem Schneider zu kommen.

Der Start gelang unserem Alteisen-Treiber in gewohnt guter Manier und so konnte er Johnny sowie die anderen Verfolger erfolgreich hinter sich halten. Er versuchte im Lorenzo-Stil direkt von der ersten Runde an den Rest des Feldes mit schnellen Runden unter Druck zu setzen. Doch el Mecanico kämpfte mit stumpfer Klinge. Nach einigen Runden wurde er von Patrick Gleim, ebenfalls auf CBR 600, eingeholt. Nach einigen Runden zeigte sich Patrick immer mal wieder am Ende des schnellen Abschnitts die Seng hinunter, wo el Mecanico immer wieder auf der Bremse parieren konnte. „Das jat ein paar Runden lang richtig Spaß gemacht.Ich habe mich immer wieder vorbei gebremst bzw. nach vorn gebremst.“ In der rechts vor der Spitzkehre war Patrick sogar schon zweimal an unserem Honda-Treiber vorbeigeflogen aber dieser hatte ihn bis zur Spitzkehre wieder auf der Bremse eingeholt. Da zahlen sich die 330er Sushiplatten dann eben aus. Gegen Rennende sind die beiden Kampfhähne dann auf Kevin Wendelken (750er GSX-R) aufgelaufen. Mit dem hatte el Mecanico einige Runden zuvor bereits Bekanntschaft gemacht, weil sich mit ihm herrumschlagen. Die 750er ist auf der Geraden einfach eine Macht. Da hatte die schüttelnde Brunhilde nichts dagegenzusetzen. Patrick nutzte die Gelegenheit, fuhr einen sauberen Strich und ließ unserem el Mecanico keine Konterchance. Nach wenigen dann nicht mehr wirklich spektakulären Schlussrunden beendete unser Honda-Treiber ein insgesamt gelungenes Rennen auf F2-Rang 2.

Es kam der Sonntagnachmittag und er brachte abermals den kleinen Grünen Gesellen im Gurkenglas in Lagerfeuerstimmung. Das zweite Rennen der Gladius Trophy wurde auf Kosten einer kleinen Pause um 10 Minuten nach hinten verschoben, um wenigstens einem Teil der Starter die Chance zu geben auf Regen umzurüsten. Loki war mit seinem Paddock-Racer zur Tribüne bei Kurve 1 gerollert, um die Szenerie auszuloten. Der Reifenpoker war eröffnet. Wäre unserem V2-Treiber nicht glücklicherweise eins der größten deutschen Motorradrennfahrertalente Tim Holtz über den Weg gestolpert, hätte loki’s Fazit eventuell anders gelautet. Dank Tim’s Ratschlag stand die Entscheidung aber felsenfest. Same procedure as yesterday James! Umbau auf Regen!

Noch beim Zurückrollern schallte der erste Aufruf für die Pro Thunder AllStars über die Stadionlautsprecher. Lenz Leberkern und Fifty (unser Freund aus der IDM) flachsten in ihrer Kommentatorenkabine noch über mögliche Szenarien bei abtrocknender Strecke als loki und el Mecanico im Prinzip Zeuge einer Änderung in der Matrix wurden, sprich ein Deja vu vom Vortag erleben mussten. Trotz diesmal komplett vorhandener Regenräder und aufgrund nebliger Vorahnung platzierter Werkzeuge, schienen die Aufrufe für die Allstars in deutlich kürzerer Abfolge zu ertönen als die für die ClassiX gestern. Hände, Räder, Steckachsen, Werkzeuge und Bremssättel flogen in verwaschenen Bahnen unterm RSRP-Pavillon in Pfeilesschnelle zuerst von und kurze Zeit später wie in schnellem Rücklauf wieder an ihre Positionen zurück. Der dritte Aufruf war bereits deutlich verstummt, als unser Mille-Pilot endlich in seine Tierhaut geschlüpft war und sein Kopf in seiner Schubert-Murmel steckte. Und dann das: Der Druck auf den Startknopf kurbelte den Rotax-Zwilling zwar mühsam an, doch der Treibsatz zündete nicht. Lag es an der LiPo-Quelle, die loki wenige Stunden zuvor bei MV-Yves (Kauz) abgestaubt und zum letzten Rennen testweise verschraubt hatte!? Wir werden es nie erfahren. Kurz bevor loki seine Italo-Zicke angezündet und mit glühenden Augen im Fies grinsenden Gesicht und dem Lagerfeuerfrosch in der Hand um ihren glühenden Aschehaufen hätte tanzen wollen, zog el Mecanico ein Wundermittel aus seiner Zarges-Box. Es lebe der Bremsenreiniger!!! Zündung! Attacke!

Auf dem Weg zum immernoch pitschnassen Dreieck folgte eine weitere Geduldsprobe auf loki, dem gerade jetzt einfiel, dass seit Hockenheim 2015 keine Sau den Luftdruck seiner Regenreifen geprüft hatte. Ein violetter Golf III Variant schnarchte vor unserem Italo-Racer durch die sorgsam von der Rennleitung platzierten künstlichen Schikanen auf dem Verbindungsweg zwischen den Fahrerlagern. Knapp 150m vor loki kreuzte Jonas durch die Fluten und sogar noch hinter loki teilte Franky Claussner sein Leid auf seiner 2-Ventil-Rakete. Allesamt waren sie für die Einrollrunde zu spät am Boxenausgang angekommen. Nach der Info von Micha von Bike Promotion, dass sie ihre Startplätze dadurch nicht verloren hätten, durften die 3 Recken dem Feld bei grünem Lichtsignal in die Warmup Lap nacheilen und sich in deren Folge tatsächlich auf die Plätze 3 (Jonas), 7 (Franky) und 17 (loki) einordnen.

Loki’s Startegie (!) war im Regen dieselbe wie in Rennen 1. Aufgrund eines in der Spitzkehre der Warmup Runde notwendig gewordenen schnellen, harten Bremsmanövers war loki’s Vertrauen in die Regenpneus sprunghaft um mehrere Potenzen gewachsen. Wir wollen an dieser Stelle nicht vergessen, dass loki’s erstes Regenrennen im Oktober 2013 in Oschersleben nach einem Sturz in Runde 1 bereits vorbei und jegliches Zutrauen in regennasse Rennstrecken damit nahezu ausgelöscht war.

Die Ampel war erloschen und das Feld von Gischt umsprüht unaufhaltsam im Sturm auf Kurve 1 begriffen. Endlich zündete loki’s Joker. Die Linie von ganz weit außen hinein in die hubbelige erste Dreiecksecke war frei und trocken. Unser Donnerkapitän schrabbelte mit ordentlichem Überschuss an 5 oder 6 Apex-Jüngern, die sich am kurveninneren Randstein versammelt hatten, spielerisch vorbei. Beim Aufstieg hoch zum Buchhübel waren bereits die nächsten Opfer zurechtgelegt und beim Umlegen hinter der blinden Ecke war der nächste Konkurrent geschnappt. So pflügte der verschmitzte loki mit breitem Grinsen im Visier besonders auf den ersten Kilometern durch das Donnerfeld, wie Thor mit seinem Streitwagen durch die Sterne am Nachthimmel. Jede Bewegung des Motorrads spürend, jeden Rutscher transparent im Handgelenk sensierend erfuhr loki zum ersten Mal in seiner inzwischen 4-jährigen Rennfahrerlaufbahn den Spaß am Regenfahren. Gegen Ende, als langsam Hans Paßberger auf seiner orangenen Weka-Ducati auf loki’s Leinwand immer größer wurde, als Jonas seine 999 bereits seit einigen Runden im Maisfeld vergraben hatte und auch Rolf Kaben (ebenfalls auf RSV Mille) irgendwo aber nicht auf der Strecke geblieben war, trocknete die Triangel Stück für Stück ab. Jetzt musste auf die Reifen geachtet werden. Eine Runde nach der anderen flog vorüber und loki war wie im Rausch als die karierte Flagge seinen Flow durchbrach. Das erste Mal in Schleiz war er offenbar so weit nach vorne gefahren, dass er sogar an der Ehrenrunden teilnehmen durfte. Alle Zuschauer winkten ihm zu und alle Streckenposten zeigten ihm den erhobenen Daumen und klatschten. Sogar Jonas, das Erdmännchen aus dem Maisfeld, stand am Streckenrand und applaudierte. Die Anspannung hatte sich mittlerweise in Tränen der Freude und Erleichterung aufgelöst und loki war mit sich und der Welt im Einklang.

Zurück im Fahrerlager war das RSRP-Zeltlager verlassen. Der erste, den loki traf, war der große Philipp. „Ich bin stolz auf Dich mein kleiner!“ waren seine Worte. Loki hatte zwar immernoch keine Ahnung wo er angekommen war, aber es musste um einiges besser sein als Platz 17 bzw. 11. Soviel war mal klar. Es wurde zur Siegerehrung gebeten. Erst kurz vor der Zeremonie für die Pro Thunder bekam loki das offizielle Rennergebnis in die Finger. Platz 6 gesamt. Platz 4 in der Pro Thunder. Fünftschnellste Rennrunde gesamt. Nur 3 schnellere Piloten hatten das Ziel gesehen. Der Wahnsinn!

Bilanz: 18 Punkte für loki, (unglaubliche) 45 Punkte für el Mecanico und eine leise Ahnung, was das Fehlerbild an unseren Rennziegen angeht gepaart mit großer Vorfreude auf das Festival Italia. Danke und Gruß an alle Beteiligten!

* Lars Lindenberg hat seine Ducati TT 750 (#511) in Runde 3 nach einem Sturz am Maisfeld sehr geschickt auf dem Lenker angelegt (s. Foto)
** Unten Wird’s Eklig

Most fun in der Arena – Masters & ClassiX 2016

Eine Woche vor Beginn des ersten Rennwochenendes 2016 in Most herrschte in der RSRP-Teamzentrale noch reges Treiben. El Mecanico war gerade mit der Wundversorgung und Zugangslegung nach Brunhilde’s gefühlter fünfter erfolgreicher Herztransplantation innerhalb von 2 Jahren zugange, bevor er aus beruflichen Gründen für die Dauer des Wochenendes alles stehen und liegen lassen musste. Loki hingegen hatte viel Zeit sich um den neuen Renntransportanhänger Apollo13.2 zu kümmern, denn seine Betty hatte ihren Prüfstandsurlaub noch nicht schon längst, wie 4 ½ Wochen zuvor verabredet, beendet. Einige neu lackierte Verkleidungsteile befanden sich von unserer Lackieraktion bei unserem Partner Composite Impulse mit Sitz in Gevelsberg auf dem Postweg zurück ins Ländle. Als loki seiner Betty dann am Samstag entgegenfuhr, um sie endlich nach Hause zu holen, kümmerte sich unser heimliches drittes Teammitglied bzw. regelmäßiger Retter in der Not namens Eiwig (Eike Wienberg, HWA-Kollege von el Mecanico) darum, dass Fenster in unser mobiles Residenzschlösschen kamen.

Aufgrund der recht engen Zeitschiene in Richtung Masters & Classics und der vielen offenen ToDos mussten wir beim Motorraddesign schweren Herzens Kompromisse eingehen. Wir haben uns dazu entschieden teilweise Vor- und Vorvorjahresverkleidungen zu fahren. Bevor wir nun am Mittwochnachmittag in Richtung Tschechische Republik aufbrechen konnten, stand die Tetris-Premiere für Apollo 13.2 an. Dies brachte kleine Herausforderungen mit sich, die wir jedoch allesamt erfindungsreich meistern konnten. Inzwischen war auch der Lebensmitteleinkauf erledigt und wir konnten gegen 17 Uhr aufbrechen. Nach einer heiteren und komplikationsfreien Anfahrt stempelten wir gegen 23:30 Uhr an der Pforte des „Most Autodrom“ ein. Für Anmeldung und technische Abnahme war es natürlich bereits deutlich zu spät.

Tag 1 – Freies Training

Der Morgen des Trainingsdonnerstags war frisch und begann recht früh. Als loki im Kofferraum von el Mecanico‘s E-Klasse erwachte, zeigte das Zeiteisen 07:00 Uhr. Die Fahrerbesprechung war für 8:30 Uhr geplant. Es war also noch Zeit für ein kleines Frühstück und die Morgentoilette. Nachdem sich unser Aprilianer gerichtet hatte, beschäftigte er sich mit den letzten Handgriffen an seiner Black Betty. Schraubverbindungen abknacken und Entlüftungsstatus aller hydraulischen Bordsysteme erledigte loki noch vor der Fahrerbesprechung. Nach den einführenden Worten durch Dirk von BikePromotion stand für das Italo-Pärchen noch die technische Abnahme an bevor es ernst werden konnte. Pünktlich zur Fahrerbesprechung waren auch el Mecanico und seine Frau, die das Team erstmals zu einem kompletten Rennwochenende begleitet hatte, aus dem Dornröschenschlaf erwacht. Zu unserem Leidwesen war in der Racecontrol der Kaffeenotstand ausgebrochen. Wir waren also gezwungen, im Rennstreckenimbiss zu koffeinieren. Nach dem Wachmacher zuckelte loki nun in Richtung Abnahme davon. Kurze Zeit später tauchte er mit neuem Sticker auf der Verkleidung und breitem Grinsen im Gesicht wieder im Wochenendlager auf. Er freute sich sichtlich, den sprichwörtlichen Papierkrieg erfolgreich gewonnen zu haben, in den el Mecanico noch Hals über Kopf verstrickt gewesen war.

Um 10:10 Uhr schlüpfte loki erstmals nach 7 ½ Monaten wieder ins 60%-ige Känguru, sprang in seine TCX-Treter und pfropfte den neuen Schubert aufs Köpfchen. Den V2 widerwillig angekurbelt und die Heizdecken von den Bridgestones gezogen, rollte Betty um 10:20 Uhr erwartungsfroh gen Tagesturn 2. Am Boxengassenende hieß es Visier zu volle Fahrt voraus an den Maschinenraum. Kurz vor Einfahrt in die erste Schikane, als der kleine Zeiger die 7000 erreichte, war der Spaß bereits vorbei. Der Rotax-Zwilling fing an zu husten und zu prusten. So geschah es zwei Runden am Stück, bevor loki sich entschied, die Strecke wieder zu verlassen. Ab da war ihm klar, dass das Wochenende in Most tatsächlich eher Test- statt Rennwochenende werden würde.

Am Stützpunkt angekommen, machte sich der leidgeprüfte Apriliatreiber unmittelbar daran, dem Fehlerteufel auf die Schliche zu kommen. Die sofortige Datenanalyse förderte die Erkenntnis über die erreichte Höchstgeschwindigkeit von 170 km/h aus den Bits und Bytes. Das kam für gute Rundenzeiten nicht Frage. Als Erstes musste Betty blank ziehen. Breitband-Lambdasonden wurden montiert und die Abgaswerteinstellung vom letzten Dienstag im Wohngebiet wurde plausibilisiert und nachjustiert. Währenddessen lief bereits Turn 3. Zu Turn 4 hatte loki seine Diva wieder komplettiert und war aufgesessen. Der Druck auf den Startknopf löste heftige Gefühle in unserem V2-Quäler aus. Je mehr der Anlasser sich bemühte, desto weniger schien die Venezianerin anspringen zu wollen. Selbst anschieben und Starterspray konnten Betty nicht ins Leben zurückholen. Turn 4 erging es also wie Turn 3, er musste ohne loki auskommen. Also wieder Striptease. Nachdem die Bordelektronik ein Austausch-EPROM bekommen hatte, stellte loki nochmals die Abgaswerte ein. Während die Arbeiten nach stärkender Mittagspause mit den besten Spaghetti Bolognese aus ganz Tschechien ein Ende fanden, rückte Turn 5 immer näher. Eine Schlechtwetterfront tat es Turn 5 gleich.

Die 20 Fahrminuten, die nun zu absolvieren waren, brachten für loki die erste gezeitete Runde des Wochenendes hervor. Die Rundenzeit betrug sagenhafte 2:08min. Zum Vergleich: Die schnellste Umrundung des Böhmen-Kringels war loki in 2015 in 1:52 gelungen. Die Probleme waren immer noch vorhanden. Unserem loki gingen die Ideen allerdings nicht aus. In Vorbereitung auf Turn 6, den letzten Turn des Tages, wurden die Einspritzanlage umgestrickt, der Chip zurück getauscht sowie erneut die Abgaswerte eingestellt. Wie bereits zuvor zeigte der hintere Zylinder wenig Muße, den Pegelvorgaben zu folgen. Deshalb suchte loki im Fahrerlager alle ihm bekannten Mille-Piloten auf und versuchte jedem einzelnen ein übriges Motorsteuergerät aus den Rippen zu leiern. Bis dahin leider ohne Erfolg. Er entschied sich für Zylinder 2 zu einem Extremwert. Turn 6 war gekommen. Es begann leicht zu nieseln und der Wind frischte auf. Neben diesen Negativerscheinungen gab es aber auch Licht. Plötzlich waren Rundenzeiten deutlich unter 2 Minuten möglich. Die Drehzahlmauer konnte erstmals, wenn auch nur unter Anstrengungen, durchbrochen werden. Das Setup für die Qualifyings am Freitag war beinahe gefunden.

Ab Turn 5 hatte auch el Mecanico ins Tagesgeschehen eingegriffen. Da er den Trainingstag nicht genannt hatte, jedoch vorm scharfen Einsatz Probleme entdecken wollte, hatte er sich dazu entschlossen, die letzten beiden Turns separat zu buchen. Getreu dem Motto „mit gefangen, mit gehangen“, zeigte auch Brunhilde die Betty-Symptomatik. Der neue 600er-Treibsatz, mit vielen begehrten HRC-Komponenten bestückt, schien unschöne Abstoßungserscheinungen bei seiner Empfängerin auszulösen. Alles in Allem brachten die ersten 20 Fahrminuten nach der Winterpause unserem Honda-Jockey ein schlechtes Gefühl und wenig Vertrauen ins Motorrad. El Mecanico entschied sich daher dazu, nach dem Vorbild des Spendermotorrads auf Unterdruck-Benzinzufuhr umzurüsten.

In Turn 6 schien Brunhilde geheilt zu sein. Doch der Schein trügte. Nach der langen links, in Fachkreisen „Männerlinks“ genannt, versagte der Honda Vierzeller abrupt seinen Dienst. El Mecanico wurde zum Liegenbleiber. Nachdem nach einigen Sekunden des Wartens am Streckenrand kein Marshall Notiz von ihm nahm geschweige denn zur Hilfe eilte, brach el Mecanico schiebenderweise zur Expedition durchs Kiesbett auf. Völlig entkräftet gelangte er wenig später per Lumpensammler zurück ins Fahrerlager. Seine Laune war nicht die beste. Eine Frage stand ihm dabei in großen schwarzen Lettern auf die Stirn geschrieben: „WARUM NUR?“

Das Fahrerlager war inzwischen gut besiedelt. Unsere Nachbarschaft bestand inzwischen nicht mehr nur aus der Truppe um Bert von Blitz, dem chief commander von Blitz Racing Apparel aus der GSXR 750 Challenge und Peter Hills englischem Sidecar Team von gegenüber, auch die Gladius Trophy hatte Teile ihrer Legion in unsere Reihen entsandt. Nachdem ein schwarzer Trainingstag seine dunklen Schatten auf uns geworfen hatte, brachte uns unsere kleine rote Seemine doch noch ein wenig Licht ins Gemüt. Gerade war das Grillfeuer entfacht, blickten etliche hungrige Augenpaare in unseren Pavillon. Vornehmlich waren es die Gladiatoren von nebenan, die heiß auf unsere Restwärme waren. Kühler Gerstensaft und hitzige Benzingespräche fluteten nun unsere temporäre Wohnstadt.

Tag 2 – Qualifying loki, freies Training el Mecanico
Freitag der 13. konnte per se ja mal kein Glückstag werden. Er begann dann auch wie der verheißungsvolle Donnerstag. Als Paukenschlag fiel erst mal der halbe Abwasch vom Vortag seiner eigenen potentiellen Energie zum Opfer. Zwei Teller des gut sortierten Picknickkorbes waren folglich Geschichte. In den folgenden Stunden sollten wir herausfinden ob Scherben auch tatsächlich Glück bringen. Die Qualifyings für die Pro Thunder Allstars, also auch für unseren Donnerkapitän, standen laut Zeitplan ab 14:39 Uhr an. Vorher, um 12:13 Uhr, war ein freies Training für die Allstars geplant.

Wegen seiner Probleme am Vortag und dem sonst freien Vormittag hatte sich loki dazu entschlossen ein weiteres freies Training am Vormittag zusätzlich zu buchen. Gegen loki’s Erwartungen hatten letzte Änderungen am Vorabend bezüglich Betty’s Unwohlsein keine Linderung gebracht. Loki hatte sich allerdings besser auf seine Tarantella-Tänzerin eingestellt. Seine Rundenzeit war daher deutlich unter 1:55min gefallen. Es hieß also mal wieder ran an die Werkzeugkiste. Alles wieder auf Donnerstags-Niveau und nochmal Tour de Paddock auf der Suche nach einem Ersatzsteuergerät. Wieder kehrte loki ohne Hardware zurück. Allerdings hatte er Micha Lutz und die freundliche Annette aus Breissach zu einem Kompromiss überreden können. Sollte loki Micha beweisen können, dass sein Problem tatsächlich mit dem Steuergerät zu tun hat, wäre der bereit, eines seiner zwei mitgebrachten Motorräder für den Rest des Wochenendes zu schlachten. Für diese Beweisführung brauchte loki jedoch das Steuergerät aus Annettes Einsatzgerät. Annette wiederum würde ihm ihr Steuergerät nach ihrem letzten Turn nach 14:39 Uhr für ein paar Minuten zur Verfügung stellen. Danach müsste sie abreisen und loki könnte dann gegebenenfalls auf Micha‘s Steuergerät ausweichen. Puhh…

Turn 2, sowie Q1 am Mittag, lieferten, wie zu erwarten war, keine Rundenzeitenverbesserung für unseren Aprilliamann. Der Steuergeräte-Coup stieg nach loki’s Q1 dann wie geplant, allerdings ging inzwischen die Welt unter. Es regnete in Strömen und das Q2 der Pro Thunder fiel sprichwörtlich ins Wasser. Das Ende vom Lied war der 14. und damit letzte Platz für loki in der Pro Thunder – gesamt also Platz 22 von 26 in der Startaufstellung für die morgigen Rennen. „Das is soo ärgerlich! Im letzten Jahr war ich hier schon fast 4 Sekunden schneller. Ich wollte dieses Mal unter 1:50…“ war loki‘s Kommentar dazu. Am Steuergerät hatte übrigens nicht gelegen.

El Mecanico doktorte bereits am Morgen weiterhin an Brunhilde‘s Drehzahlschwäche herum. Ein interessanter Impuls bei der Fehlersuche kam von Axel Sammet, der uns zwischendurch mit einem Besuch beehrte. Er und der Rest der Superduke-Truppe standen ebenfalls im unteren Fahrerlager. Axel hatte via Facebook von unseren technischen Problemen erfahren und daraufhin beschlossen mal vorbeizuschauen. Er vermutete einen Bug in der Tankbelüftung als Ursache für die Atemnot der betagten 600er. Unser Hondarist hatte diesen Ansatz dankend aufgegriffen und entsprechende Maßnahmen eingeleitet. Nachdem die originale Tankbelüftung unter Aufbringung gebalten Lungenvolumens tatsächlich als nicht ausreichend beurteilt werden musste, versuchte el Mecanico über den Tankdeckel mittels Feileneinsatz eine zusätzliche Belüftung zu generieren.

Die Wirksamkeit dieser Maßnahme wollte el Mecanico in einem Zusatzturn kurz vor der Mittagspause erfahren. Als Backup Lösung sollte Elisa, el Mecanicos Frau, zu einem Boxenstopp mit Tape und einem Schraubendreher bewaffnet, in der Pitlane bereit stehen. Nach zwei Runden zündete diese Stufe. El Mecanico fuhr in die Box, warf den Tankdeckel ab, klebte das entstandene Loch mit Tape zu und stach mittels Schraubendreher ein Belüftungsloch ins Gewebe. Dadurch verbesserte sich die Tankbelüftung nochmals signifikant. Das Ergebnis seiner Strategie konnte er direkt als Verbesserung feststellen und meldete nach dem Trainingslauf zurück: „Schon deutlich besser als gestern. Allerdings gehen die ganz hohen Drehzahlen immer noch nicht…“. Insgesamt hatte unser Alteisenreiter inzwischen ein deutlich besseres Gefühl und Vertrauen ins Motorrad als am Vortag. Der letzte Turn des Tages sollte wiederum den ClassiX und SuperclassiX gehören. Aufgrund einiger Vorkommnisse im Tagesverlauf waren die ursprünglich geplanten 20 Minuten allerdings auf 5 min zusammengeschmolzen worden. Dem Regen war das egal, so fiel auch dieser Turn für el Mecanico aus.

Nach Raubzug (natürlich mit bezahlen) in Brüx (zu Deutsch Most), bei dem wir Shell V-Power Nitro Plus 100 und feinstes Staropramen erbeutet hatten, folgte ein lustiger und interessanter Abend mit abermals vielen neuen Bekanntschaften für unsere Jungs. Peter Hill schaute vorbei, erkundigte sich nach unseren Befindlichkeiten und lud uns auf einen Whiskey ein. Zuvor hatten wir Philipp Messer mit seiner RC8-Armada und Timmy Stadtmüller, beides Vollblutracer aus dem Süden, kennen gelernt und von ihnen ebenfalls Einladungen zum gemütlichen Tagesausklang kassiert. Es waren diesmal jedoch wieder die Fighter aus der Gladius Trophy, die uns mit ihrer Gesellschaft erfreuten. Auch loki’s Klassenkamerad Jonas Heinrich nebst Schwager in Spe waren zugegen. Als kein anderer mehr Lust hatte, musste Jonas unsere Jungs in seinem Lager noch für einige Stunden aushalten.

Tag 3 – Rennen 1 und 2 loki, Qualifying el Mecanico
Eine Stunde vor Beginn des Warmups hatte loki einen Geistesblitz. Seine Überlegungen gingen dahin, hohe Drehzahlen möglichst zu vermeiden und allein übers reichlich vorhandene Drehmoment hohe Geschwindigkeit zu generieren. Sein erster Schachzug war daher der Tausch des hinteren Kettenrads um eine längere Sekundärübersetzung zu bekommen. Danach führte ihn sein Weg in Stecki‘s Renn-Apotheke, wo er zwei neue NGK-Keramiken erstand. Die letzte Maßnahme war ein magerer Dreh am Steuergerätepoti für den hinteren Zylinder. Diese Arbeiten reichten natürlich bis nahe ans Warmup heran. Währenddessen schob sich die Seitentüre des benachbarten Gladius-Transporters langsam auf. Mr. Norddeutschland hatte das Licht der Welt erblickt. Sein erster Blick auf Betty verursachte offenbar eine Synapsenverkettung in seinem Relaiskasten. Als loki gerade im Begriff war, das Fahrerlager zu verlassen, hörte er nur einen Schrei: „Halt aan! Du hast Wasser im Buug!“. Der hübsche Kevin eilte sofort herbei und bot loki seine Hilfe an. Der gut gebaute Gladiator griff Betty an die Gabelfüße und hob sie kurzerhand aus. Das Wasser im Bug schwappte Richtung Hinterrad, wo loki es mit Zewa just in time auffangen konnte. Die ganze Prozedur wiederholten die beiden zwei Mal. Das Warmup war bereits in vollem Gange und loki wollte los. Es reichte am Ende einmal wieder nur für eine In- und eine Outlap. Es stand also keine Rundenzeit zu Buche, doch das Gefühl unseres Aprilia-Akrobaten für seine Betty war besser als an den Tagen zuvor.

Wenige Stunden später hatte loki seinen schmachvollen fünftletzten Platz im Grid geentert. Schräg vor ihm hatte Detlev Horst auf RSV 1000 R schwere Mühe den seinigen zu besetzen. Scheinbar war Detlev massiv verwirrt, denn als die rote Ampel anging, flitze er als Einziger los und stürmte durch die stehenden Reihen perplexer Mitracer. Ab da war loki klar, „Letzter werde ich heute nicht“. Geraume Zeit später war der echte Start erfolgt und loki machte direkt in Anfahrt auf Schikane 1 schon mehrere Plätze gut. Jetzt kamen ihm die Vorteile des Startplatzes ganz links außen hinten im Feld zugute. Während alle sich wie eine Horde E-Jugend Kicker um den Ball, um den Scheitelpunkt der ersten Kurve drängten, schlich er sich außen an der Meute vorbei, um wenige Meter später vor ihnen innen am Schikanenausgang zu sein. In den ersten 300m des Rennens hatte loki so sicher sechs Plätze gut gemacht.

Einige dieser Plätze gingen in den schnellen Passagen aufgrund der weiterhin bestehenden Motorproblematik auch wieder verloren. In den nächsten Runden konnte unser Mille-Pilot sich sehr nah an die Fersen des amtierenden Pro Bears Meisters Frank Schuhmacher heften. Dieser wiederum hing an einer fünfköpfigen Verfolgergruppe und schien mit massiven Schaltproblemen zu kämpfen zu haben. Zwei Mal hätte loki ihm deswegen fast das Heck abgebissen. Die Folge war Zeitverlust. Gegen Rennmitte verschaltete sich unser Italo-Racer massiv am Eingang der vorher noch so gut gelungenen Schikane 1. Die Lücke zur Verfolgergruppe wurde größer. In den nächsten Runden schrumpfte diese wieder auf null. Wiederum am Ausgang der ersten Schikane tropfte der Grund der Langsamkeit hinten aus der Gruppe heraus. Es war Tommy Hofmann, der bei loki’s Bypass ungläubig auf seinen Schaltfuß blickte. Der Fuß hing unmotiviert in der Luft, da die Raste irgendwo ein schöneres Plätzchen gefunden zu haben schien.

Ab jetzt wurde es komisch. Die letzte Kurve der planmäßig vorletzten Runde hielt für loki die blaue Flagge bereit. Es war klar, Philipp Messer war auf Speed und näherte sich mit (RC)8-Meilen-Stiefeln von hinten an. Brav ging loki auf Schleichfahrt entlang der Boxenmauer. Die Start-Ziel-Gerade war somit offen wie ein Scheunentor. Doch auch auf Höhe der Zielgeraden war von Philipp noch nicht die Spur zu sehen. Als loki per Beinahe-Stoppie Ende Start-Ziel vor Anker ging, tauchte der KTMler winkenderweise am Bildrand auf. Er zog schwungvoll an loki vorbei durch die Schikane und hielt in der Männer-Links zum Abklatsch das Händchen heraus. Loki jedoch war immer noch im Rennmodus. Die Verfolgergruppe, und mit ihr die realistische Chance auf einen Top 10 Platz, war jedoch inzwischen mehrere hundert Meter weit enteilt. Unserem enttäuschten V2-Treiber blieben neben der 1:53.3 als beste persönliche Rennrunde 5 hart erkämpfte Punkte für Platz 11 in seinem ersten Saisonrennen. Philipp Messer, im Fahrerlager mit seinem Fauxpas konfrontiert, entschuldigte sich ohne Umschweife und zu 100% sportsmännisch. Er versprach Wiedergutmachung sobald sich eine Gelegenheit zeigen möge.

Rund 3 Stunden später hieß es für unsere Aprilianer, selbe Stelle, selbe Welle. Das gesamte Starterfeld war deutlich nervös, denn vor der Streckenzufahrt waren trotz gegenteiliger Aufrufe alle wartenden für weitere 8min der Boxengasse verwiesen worden. Schuld war eine kurzfristige Zeitplanänderung während des zweiten Zeittrainings der offenen Superbikes. Loki fand währenddessen Zuflucht und tatkräftige Unterstützung mit Ständerwerk und Heiztechnik in Box 10 bei Micha Lutz und Kay Liedtke, zwei der besten Klassenkameraden, die sich ein Hobby-Racer wünschen kann. Einer hatte es vielleicht aufgrund dieser Verwirrung nicht ein zweites Mal in die Startaufstellung geschafft. Der in Rennen 1 mit 20sek penaltierte Detlev fehlte.

Beim Start erlebte loki ein Déjà-vu und fand sich zum zweiten Mal kurz nach dem Erlöschen der Ampel deutlich weiter vorne im Feld wieder als erwartet. Betty war der ganze Trubel offensichtlich über. Sie zickte im Abschlussrennen deutlich mehr als im vorhergegangenen Wettlauf. Für loki war es ein einsames Rennen. Die Überrundung durch Philipp kam daher eine halbe Runden früher als in Rennen #1. Offenbar war das die Chance zur Wiedergutmachung auf die der Orangerist gewartet hatte. Er bedeutete loki dranzubleiben und ihn ziehen zu wollen. Bei der Überquerung der Ziellinie kassierten beide, loki mit einer Runde Rückstand, die karierte Flagge. Doch auch in der Auslaufrunde gab Philipp unbeirrt weiter Kette. In der vorletzten Kurve rotierte Philipp‘s linker Arm bei verlangsamter Fahrt wie das Rotorblatt einer Trans-All kurz vorm Abheben. Loki war verwirrt. ‚Wer von uns beiden hat bloß diesmal etwas falsch verstanden?!‘ Seiner Verwirrung anheimgefallen, zog unser Aprilia-Pilot ein weiteres Mal an der Boxeneinfahrt vorbei und machte sich auf in Auslaufrunde #2. Kurze Zeit später im Fahrerlager gab es dann eine weitere Fauxpas-Ansprache an Herrn Messer. Jetzt war das Tage zuvor versprochene gemeinsame kühle Blonde fällig. Bei gelöster Stimmung und mit sinkenden Glaspegeln erfreuten sich die beiden Jungs am ersten Rennen der GSXR Challenge und dem spektakulären SideCar Qualifying. Auch Philipp’s Schrauber war mit von der Partie.

El Mecanico hatte heute Quali-Tag. Schon am Donnerstag hatte er mit seinen Handschuhen gehadert und war zwischenzeitlich daher auf loki’s Fingerlinge umgestiegen. Für den Zeittrainingstag hatte ihm Bert von Blitz ein Paar seiner Test-Objekte zu Demozwecken zur Verfügung gestellt. Unser Honda-Heizer war von Verarbeitung und Passform der Blitzgeräte schwer angetan. Mit frisch gewonnener Leichthändigkeit und generalüberholter Benzinpumpe ging es ohne Tankdeckel auf in Q2. Brunhildes Fahrwerk war zwischenzeitlich zwecks Justage beim Zupin-Fahrwerksservice vorstellig gewesen. In der letzten Kurve vor Start-Ziel gab es im Verlauf der Zeitenjagt einen heftigen Rutscher am mittelharten Frontgummi. Das war der Grund für eine erneute Gabeländerung und den schweren Gang zum Bridgestone-Mann. Ein neuer V01 musste her. In el Mecanico‘s Q3 stieg sein Vertrauen ins Bike, was die Rundenzeiten sinken lies. Als Outcome waren Startplatz 8 im Feld der ClassiX und Platz 2 der SuperClassiX TT F2 Wertung zu verzeichnen. Allerdings war unserem CBR-Treiber das zu dem Zeitpunkt so nicht bewusst. Er wähnte sich auf Platz 1, da für ihn die TT F2 lediglich aus Henning Lochte und ihm selbst bestand. Dieses Verständnis blieb für el Mecanico bis auf Weiteres wie in Stein gemeißelt.
Die RSRP-Truppe hatte es für den Samstagabend zum Dinner auf die Spitze des Kegelbergs nahe Most getrieben. Dort steht die Hrad Hnevin, die in der Neuzeit nicht mehr Verteidigungsanlage, sondern Restaurant und Nachtlager ist. Hier gibt es wohlschmeckende Speis wie Silberbeutel schonenden Trank. Der Tag hätte so schön enden können, hätte der Herr nicht 1 ½ Stunden Wartezeit vors Dessert gesetzt. Sämtliche Verabredungen im Fahrerlager waren damit ärgerlicherweise hinfällig geworden. Zu einem Besuch bei unseren Freunden von Vedo-Racing konnten wir uns dennoch aufraffen. Nach einer Lehrstunde zu standesgemäßem Aufbau und Betrieb eines Langstrecken-Bikes flüchteten wir uns in die Kojen.

Tag 4 – Warmup und Rennen el Mecanico
Während für loki der Spuk vorbei war, ging es für el Mecanico jetzt eigentlich erst los. Es war Renntag und unser Sushi-Flitzer heiß auf sein erstes Saisonrennen. Leider war das Wetter alles andere als heiß. Bei 7 Grad über Null verkam das so genannte Warmup eher zum Cooldown. El Mecanico detektierte leichte Instabilität beim Bremsen und spannte in Richtung Rennen aus diesem Grund seine USD-Gabel etwas straffer vor.

Bereits 10min vor Rennstart brannte loki, bewaffnet mit seinem Kamerarucksack, auf seinem Paddock-Racer abseits der Strecke gen Ende Start-Ziel. Dort hatte er am Vortag einen idealen Fotospot erkundet. Kurz nachdem sein Teamkollege seinen Ausguck erreicht hatte, spurtete das RSRP-Nippon-Gespann in den Wettbewerb. El Mecanico erwischte einen granatenmäßigen Start. Er schlängelte sich durch die Reihen und war in der Lage, über mehrere Runden in einer Vierergruppe im Mittelfeld mitzumischen. Brundhilde’s HRC-Konglomerat zündete sauber Richtung Max-Drehzahl und der geneigte Zuschauer konnte spaßige Zweikämpfe in Geradeaus- und Kurvenfahrt beobachten. Das neuerlich genesene Triebwerk zwang el Mecanico jedoch, seine Schaltpunkte, die er in den Vortagen mühsam erlernt hatte, zu verlegen. Eine adäquate Konzentration auf die Ideallinie war somit nicht zur Gänze gegeben. Gegen Rennmitte verkrampfte sich el Mecanicos Fahrweise zusehens. Schuld daran waren immer stärker werdende Gelenkschmerzen in seinem rechten Knie. Dadurch leicht gehandicapt musste unser Kamikaze ein paar Kohlen aus dem Feuer nehmen. Der einzige „bewusste“ Gegner (Henning) lag ohnehin bereits deutlich zurück. Gegen Rennende machte auch die Kupplung langsam schlapp. Sie begann leicht zu rutschen. Den imaginären Sieg vor Augen, ließ el Mecanico das Rennen sauber und sturzfrei austrudeln. Sein Abschlusskommentar war: „Mein Knie tut saumäßig weg und die Kupplung rutscht, aber Bert’s Handschuhe sind der Knaller!“.

Gemäß der Veranstaltungsordnung folgte 10min nach Rennende die Siegerehrung aller beteiligten Klassen. Als die TT F2 an der Reihe war, stutzte el Mecanico das erste Mal, als Henning nicht wie erwartet für Platz 2 sondern für den 3. Platz einen Pokal bekam. Die Augen wurden noch größer, als der Pokal für Henning’s 2. Platz für Daniel Richter, also unseren el Mecanico, ausgelobt wurde. Jemand Fremdes namens Nils Paulsen hatte mit 1 Runde Vorsprung die Sieger-Trophäe an sich gerissen. Jetzt war klar, wem die Jägermeister-PC31 aus dem Fahrerlager gehörte und das dieser Jemand tatsächlich nicht nur an den freien Trainings, sondern auch am Rennen teilgenommen hatte. Zur Revanche in Rennen 2 blieb dem Paar Mecanico leider keine Gelegenheit. Ein Familienfest in der alten Heimat übte eine größere Anziehungskraft aus. Somit fand das zweite Vintage-Rennen ohne RSRP-Beteiligung statt. Die Wochenendausbeute unseres Alteisen-Reiters betrug somit 20 Meisterschaftspunkte.

Insgesamt war Most für uns eher ein Testwochenende als ein echtes Rennevent. Viele Fehler wurden entdeckt und behobenund neue Reifen und Fahrwerke sowie Bremssysteme getestet. Wir haben das Beste aus unseren Möglichkeiten gemacht und viele interessante neue Bekanntschaften geschlossen. Leider war es uns nicht möglich, allen Einladungen zu folgen, aber der große Rest der Saison liegt noch vor uns. Der Grundstein ist gelegt. Wir sehen uns in Schleiz.