Zerplantes Saisonfinale – BIKEtoberfest 2015 in Oschersleben

Planmäßig und erstmals in diesem Jahr ohne nächtliche Schraubereskapaden am Vorabend machten wir uns am Donnerstagnachmittag auf den Weg ins 470km entferne Oschersleben (Bode). In den vergangenen Wochen war es in der Teamzentrale recht umtriebig zugegangen. Die Motodrom Masters hatten uns und unseren Renneisen einiges abverlangt und tiefe Scharten im Material hinterlassen. El Mecanico hatte Brunhilde aufgrund eines Nockenwellenschadens einen neuen Treibsatz implantieren müssen und loki war damit beschäftigt, Betty nach ihrer Leitplankenaffäre wieder gerade zu biegen. Glücklicherweise waren schlussendlich alle notwendigen Operationen termingerecht gelungen. Die Patientinnen waren zum Saisonabschluss zwar nicht vollständig genesen aber „fitgespritzt“.

Die Freude über die Fertigstellung unserer Lieblingsautobahn (A71) und den damit mutmaßlich einhergehenden Zeitgewinn war ebenso groß wie von kurzer Dauer. Ab Sangerhausen war das Glück bereits verflogen. Wir sahen uns 2 Bundesstraßensperrungen gegenüber und ließen die erhoffte halbe Stunde auf winkligen Landstraßen am Ostrand des Harzes liegen.

In der Motorsportarena angekommen, satellierten wir eine kleine Ewigkeit durchs Fahrerlager. Etwa ¼ der Fläche war für die Parallelveranstaltung des ADAC Mini Bike Cup gesperrt und die übrigen ¾ waren bis zum Bersten mit teilweise wild parkenden Fuhrwerken und Pavillons der angereisten Trainingsteilnehmer vollgepfropft. Nachdem unsere aufgerollte Elektronenader sich als zu kurz erwies, zogen wir nach einem kleinen Erkundungsspaziergang mit Stromkastencheck vom anfänglich favorisierten Quartierplatz notgedrungen sogar nochmal um. Wir befanden uns nun in den unheimlichen Untiefen des parkenden Chaos. Hier galt es unter Aufbringung unserer allerletzten Reserven den Aufbau unserer temporären Wochenendresidenz zu bewältigen. Gegen 00:45 Uhr am Freitagmorgen ließen wir unsere erschöpften Häupter endlich in die Kissen fallen.

Tag 1 – Freies Training
Tatsächlich hatten wir unser Wochenenddomizil nach den nächtlichen Irrfahrten am Vortag wohl am kältesten Plätzchen im Oscherslebener Fahrerlager aufgeschlagen. Nach den zu erledigenden Formalitäten und dem erfolgreich bestandenen Technikcheck hielt sich loki zum Start seines ersten Trainingsturns lieber an seinem warmen Kaffeebecher fest, als ins Leder zu springen. Die aktuellen Luft- und Asphalttemperaturen (7°C und 9°C) luden genauso wenig zur fröhlichen Zeitenjagd ein, wie der im Osten noch deutlich tiefstehende solare Feuerball. Es blieb also Zeit zum Wachwerden und für die mentale Vorbereitung auf Turn 2. Von Horizont zu Horizont blickten wir in tiefes und verheißungsvolles Himmelblau. Bessere Bedingungen standen also außer Frage.

Während wir uns mit Benzingesprächen warme Gedanken machten, schwanden el Mecanico’s Hoffnungen Brunhilde heute noch in die Arena zu führen. Er hatte sich im Vorfeld ob der unsicheren technischen Lage seiner Nippon-Rakete sehr kurzfristig für den Start beim BIKEtoberfest angemeldet und sah sich daher nun vollen Feldern gegenüber. Bezüglich einer Teilnahme am freien Training und der damit einhergehenden Möglichkeit Brunhilde auf Austauschherz und Nieren zu checken, gab es für unseren Hondapiloten leider wenig Hoffnung.

Loki hatte den V2 nach kleinen Anlaufschwierigkeiten inzwischen in Betrieb genommen und steuerte seine Diva gen Asphaltkringel. El Mecanico war in die Boxengasse geeilt um Betty nach 2 – 3 Umläufen auf etwaige Undichtigkeiten zu untersuchen. Nachdem der kurze optische Check beim Boxenstopp abgeschlossen war, folgte die aufschlussreiche Auswertung. Betty schien am linken Kühler leicht inkontinent zu sein und der Motor lief wie ein Sack Nüsse. Die in dieser Saison öfter auftretende italienische Zickigkeit war also wieder Programm. Nach einer weiteren Runde beendete loki seinen Trainingslauf vorzeitig. Zurück unterm Pavillon begegnete unser Aprilianer den Technikteufeln recht gelassen. Die zu treffenden Maßnahmen waren schnell abgeschlossen und stellten sich im nächsten Turn als erfolgreich heraus. Der Oberöstereichische Treibsatz lief nun erste Sahne und weiterer Kurzcheck in der Boxengasse lieferte die Erkenntnis, dass der Kühler seinen Inhalt nun bei sich behielt. Leider war loki’s Gruppe extrem voll. Nach dem Zwischenstopp wurde ihm daher durch die rot leuchtende Boxenampel bestimmt 5 Minuten lang der Wiedereintritt verweigert.

Im weiteren Tagesverlauf gab es bei loki Anlass zur Freude, da keine weiteren Probleme aufgetaucht waren. Die neue Bremse sowie Federelemente an der Vorderachse machten einen guten Job und die Fahrwerkseinstellung durch den Vorortservice vermittelte ein transparentes Fahrgefühl. Blöderweise waren die Fahrermassen in den Trainingsgruppen riesig, was seine Euphorie dann doch in Grenzen hielt. Das seit letztem Jahr erklärte Ziel, hier in der Börde endlich die 1:40er Marke zu knacken, war unter den herrschenden Bedingungen nicht ansatzweise erreichbar. El Mecanico hatte sich in der Zwischenzeit mit seiner Zuschauerrolle abgefunden. Nach der erfolgreichen Vergasersynchronisierung an Brunhilde hatte er mit hopfenhaltigem Kaltgetränk und Spiegelreflexkamera bewaffnet Stellung am Shell-S bezogen. Der Tag hätte so recht gechillt zu Ende gehen können, wäre da nicht der letzte Turn gewesen.

Gegen 17:45 Uhr ging es für loki zum letzten Turn auf die Strecke. Die Sonne hing westlich schon recht tief am Firmament. Als unser Apriliatreiber zum ersten Mal im Anflug auf die Tripple-Links begriffen war, spiegelten die dortigen Randsteine helle Flecken auf seine Netzhaut. Die ersten beiden Scheitelpunkte waren unter diesen Bedingungen kaum auszumachen. In Runde 3 fluchte Loki an eben dieser Stelle wie ein Kesselflicker. Hätte er bloß seinem ersten Impuls nachgegeben und den Turn ob der potenziellen Gefahr schon in Runde 1 abgebrochen. Dann wäre er jetzt nicht beinahe ins Heck des Letzten einer ca. 5 Mann starken im Blümchenpflückermodus dahincruisenden Gruppe gekracht. Um die nun nötig gewordene Vollbremsung durchführen zu können, musste Betty fix wieder in die Senkrechte positioniert werden. Diese Maßnahme bedingt allerdings unweigerlich das tangentiale Verlassen des zuvor angepeilten Kurvenradius. Da die Strecke aber nicht geradeaus führt sondern links abwinkelt blieb loki der Ritt durchs örtliche Kiesbett. Als die Kieselsteine unter ihm durchgeflogen waren, sah sich loki auf einer Wiese schlingernd einem schnell näherkommenden Reifenstapel gegenüber. Es war eine Entscheidung zu treffen: Ballerst Du gleich nahezu ungebremst aufrecht in die Reifen oder legst Du Dich lieber vorher hin und vermeidest so den umgekehrten Zarco?! Loki entschied sich gegen den Einschlag. Er legte sich nebst Pasta-Projektil bei einem Restspeed von gut 50 Sachen linksseitig ins Grüne.

Zurück im Fahrerlager war der Ärger über seinen überflüssigen Abflug bereits deutlich verflogen. Die Bestandsaufnahme förderte lediglich kleinere Kollateralschäden ans Tageslicht. Neben diverser Pflanzenteile fanden sich kleine Risse in der Frontverkleidung, die leicht mit Tapestreifen versorgt werden konnten. Auch das Geweih war schnell gerichtet. Die meiste Aufmerksamkeit erforderte der um beinahe 180° nach hinten verbogene Schalthebel. Dank des Schraubstocks von Beckel Fahrwerkstechnik war auch dieses Problem schnell geradegezogen.

Da in der Zwischenzeit aufgrund der angefallenen Richtarbeiten an loki‘s Italobike und der durchzuführenden Anmeldung und Abnahme auf Seiten el Mecanico’s der Abend langsam zur Nacht wurde, mieteten wir uns zwecks Einleitung der Grillgutgarung kurzerhand an die tolle Truppe rund um Krämer Motorcycles. Sie hatten in unmittelbarer Nachbarschaft ihren großzügig bemessenen Gasgrill gezündet und uns herzlich an Ihrer Tafel willkommen geheißen. Unser Abendmahl nahmen wir somit in bester Gesellschaft und bei netten Gesprächen sowie in Begleitung durch das ein oder andere Bierchen zu uns. Wenig später begaben wir uns zuerst unter fließendes Wasser und im Anschluss zur Ruhe.

Tag 2 – Qualifikation und Rennen 1 bzw. ½
Weil wir die bürokratischen Notwendigkeiten bereits am Vortag erledigt hatten, konnten wir gelassen in den Samstag starten. Für heute standen je 3 Qualifyings und ein Rennen für unsere Jungs an. Die ersten Quali-Läufe dienten mehr der Eingewöhnung als der Bestzeiterlangung. Besonders el Mecanico, der am Vortag zum Zuschauen verdammt gewesen war, hatte einige Einrollrunden nötig. Da es sich abermals um einen Morgen der kühlen Sorte handelte war falscher Ehrgeiz eh ein schlechter Wegbegleiter. Folglich blieb Q1 für beide RSRP-Piloten ohne Zwischenfälle und nennenswerte Rundenzeiten. Der Tag nahm langsam Fahrt auf.

Bereits in Q2 der zweiten Gruppe wurde klar, dass der Rennsamstag ein chaotischer werden würde. Als der Rettungsheli gelandet war, hatte das auch der Letzte verstanden. Auf diesem Wege gute Besserung an die Betroffenen. In der Folge wurden Zeitpläne im Minutentakt umgestrickt und Starterlisten erging es zeitweise nicht besser. Alles schien irgendwie aus dem Ruder zu laufen. Inmitten der Ereignisse musste unser Motto „ruhig Blut“ heißen. Wir versuchten uns nicht verrückt machen zu lassen und das Beste aus den Gegebenheiten zu machen. Mitten in dieser Phase erblickte loki Ralf Steinert, das Mastermind hinter dem Motorradmagazin „Fastbike“ in unmittelbarer Nähe unseres Lagerplatzes. Kurzerhand ging loki zu Ralf hinüber und drückte ihm gegenüber seine ehrliche Bewunderung aus. Ralf war und ist für loki so etwas wie der Bruce Lee der Textgestaltung und inspiriert unseren Schreiberling mit jedem seiner Berichte aufs Neue. Aus dem kurz gedachten Gruß wurde ein echtes Treffen mit Interviewcharakter. Ralf schnappte sich einen unserer Campingstühle, nahm damit unter el Mecanicos leerem Pavillon Platz und zückte seinen Notizblock. Während des angenehmen Gesprächs übers RSRP Team, unsere Begeisterung und die Technik unserer Sportgeräte knipste Ralf sogar einige Fotos. Noch bevor er sich in Richtung Strecke verabschiedete, tauchte el Mecanico aus den Tiefen seines Qualifyings auf und gab ergänzende Worte zum Besten.

Inzwischen waren die letzten Qualifikationsläufe im Gange. Zwischenzeitlich war auch Maiki (Maik Seifert), unser Kameraass vom BIKEtoberfest 2013 und den Motodrom Masters 2015 bei uns aufgeschlagen. Er hatte diesmal bei Wolf (Töns) angeheuert und begleitete an diesem Wochenende in dessen Auftrag das allgemeine BIKEtoberfestgeschehen.

Nachdem die Gruppen wie am Vortag abermals recht voll waren, kam es nur selten zu schnellen Runden dafür aber umso öfter zu Stürzen. Während loki stabil unterwegs war, hatte es el Mecanico in Q2 am Ausgang vom Shell-S beinahe aus dem Sattel gerissen. Als er weiterfuhr, hatte er zusehends Probleme mit einem durchdrehenden Hinterrad und einem außergewöhnlich schwammigen Fahrverhalten. In der asphaltierten Auslaufzone rechts vor der Triple Links hatte die Schleichfahrt ein Ende. Unser erschrockener Alteisenreiter hatte für einen Check kurz Halt gemacht. Ans Weiterfahren war nicht zu denken. Zum Glück befand sich der Besenwagen genau an derselben Stelle. Der 180er Slick an Brunhilde’s Hinterhand stand förmlich unter Wasser. Auch jetzt schien die Japanerin noch immer große Freude dabei zu haben, ihr Hinterrad mit Kühlwasser zu beschießen. Wie sich wenig später herausstellte, war ein Kühlwasserschlauch geplatzt. Bei Stecki’s Renndienst gab es adäquaten Ersatz. El Mecanico’s Schwester, die nebst +1 zur Unterstützung aus Berlin angereist war, hatte inzwischen einen Kanister destilliertes Wasser aufgetrieben. Das technische Problem war behoben. Was jedoch blieb, war ein unsicheres Gefühl.

Q3 verzögerte sich erneut. Loki war dann als erster an der Reihe. Es war voll und das schlug sich auf die Rundenzeiten nieder. Während der 3 Qualifikationsturns hatte unser ProThunder-Pilot insgesamt maximal 2 freie Runden. Die schnellste stammte aus Q2 und stand mit 1:41.04 zu Buche. Diese Zeit reichte für Startplatz 17 im kombinierten Feld aus Supertwins und ProThunder. Klassenbereinigt bedeutete das Platz 11. Loki hatte sich mehr vorgenommen. Auch für el Mecanico lief Q3 nicht wirklich rund. Dementsprechend wurden die Zeiten auch bei ihm nicht besser. Schlussendlich hatte auch er sich mit 1:47.556 deutlich hinter seinen Möglichkeiten auf Platz 5 in seiner Klasse eingereiht. Im ansehnlichen Feld aller SuperClassiX nebst ProBears stand er damit im Grid recht weit hinten in der Mitte von Startreihe 11.

Loki’s Rennen war für uns das erste des Wochenendes. Aufgrund der vielen Verzögerungen fand es erst gegen 16:40 Uhr und damit etwa 45 Minuten später statt, als es der erste Zeitplan vorsah. Zusätzlich waren alle Rennen auf 10 Minuten plus eine Runde eingedampft worden. Auf seinem Startplatz befand sich loki so ziemlich mittendrin im Feld aus 34 Startern. Die Hatz in Richtung Kurve 1 sollte sich als äußerst spannend herausstellen. Kaum war das rote Licht der Startampel erloschen, stürmte das Feld los. Direkt vor unserem Aprilianer war in einer der vorderen Reihen jemand äußerst schlecht weggekommen. Es entstand somit ein rollendes Hindernis, dem ausgewichen werden musste. Loki entschied sich für die linke Seite, was im ersten Linksknick nach Start/Ziel die innere Linie, in der folgenden Hotelkurve aber den großen Bogen bedeutete. Trotz des gelungenen Starts waren ein oder zwei Fahrer durchgeschlüpft. Nach wenigen Runden hatte sich das Feld einigermaßen sortiert. Loki war als letzter einer Dreiergruppe hinter der Ducati 999 von Jonas (Heinrich) und Frank Claussner auf seiner 2-Ventiler WEKA-Ducati unterwegs. Den heißen Fight, den sich seine 2 Vordermänner lieferten, konnte loki leider nur als Zuschauer aus erster Reihe beobachten. Es ging für ihn weder auf Schlagdistanz heran geschweige denn vorbei. Dazu waren die beiden Ducatisti doch zu flott unterwegs. Das Rennen plätscherte in der Folge wie beschrieben dahin, bis es auf’s Ende der letzten Runde zuging. Bei der Ausfahrt aus dem Shell-S hatte loki plötzlich einen eigenartigen Brandgeruch in der Nase. Er ordnete seine Sinneswahrnehmung ins Schubfach Motorproblem, Öl oder Kupplung ein. Sofort scannte er seine Betty auf etwaige Auffälligkeiten. Nichts. Es war demnach klar, dass einer der unmittelbar vor ihm fahrenden Piloten ein Problem haben musste. Auf der kurzen Geraden zwischen den letzten beiden Kurven des Rennens enttarnte sich der Übelriecher. Aus Jonas‘ 999 trat rechts aus dem Motorbereich einen dunkle Rauchfahne hervor. Der Ducatipilot schien von alldem bisher keine Notiz genommen zu haben und fuhr weiter kräftig drauf los. Loki direkt dahinter und ohne Kenntnis des tatsächlichen Schadenbilds rechnete mit dem Schlimmsten. Öl! Mit dieser Warntafel im Kopf, versuchte er möglichst nicht die Spur seines Vordermanns zu treffen und kreuzte daher auf einer abenteuerlichen Linie durch die letzte Kurve. Das war natürlich nicht schnell aber immernoch deutlich zügiger als GfK und Leder auf Asphalt. So kam es dann, dass Jonas seine Ducati qualmend und ohne Vortrieb ganz links an der Boxenmauer noch knapp vor loki ins Ziel rettete. Für Frank, Jonas und unseren RPRP-Piloten ging das Rennen auf Platz 16,17 und 18 zu Ende. Klassenbereinigt lag loki auf 11. Er ärgerte sich später, dass der Jonas trotz dessen Problem nicht hinter sich lassen konnte. Wie sich kurz nach dem Rennen herausstellte, hatte die 999 Ihre Kupplung verbrannt und die Wahl der schlechten Linie vergebene Liebesmüh. Ein Grinsen breitete sich in loki’s Gesicht erst bei der Datensichtnung aus. Er hatte sich endlich seinen lange gehegten Traum erfüllt. Eine 1:39.853 stand als seine schnellste Rennrunde auf dem Tableau.

Endlich stand auch El Mecanico’s Rennengemeinde in den Startlöchern. Er hatte geschlagene 55min länger warten müssen als es im ersten Zeitplan des Tages vorgesehen war. Die Boxenampel war erst um 18:20 Uhr auf grün gesprungen. Um diese Zeit war es fraglich, ob man ohne künstliches Licht das Rennen überhaupt würde zu Ende fahren können. In der Warm-Up Runde spielte Brunhilde’s Tachoeinheit, wie schon neulich in Hockenheim, eine Lightshow vom Feinsten. Dieses Schauspiel deutet auf einen elektronischen Defekt hin, der schlussendlich mit extremem Verlust an Motorleistung einhergeht. Der Discomodus verschwand zum Glück so schnell wie er gekommen war. Ampel aus! Das Feld flog los. In der ersten Kurve folgte das totale Chaos. Alle fuhren irgendwie kreuz und quer, zu Stürzen kam es allerdings nicht. El Mecanico, der einen gewohnt guten Start abgeliefert hatte, konnte von den unklaren Zuständen profitieren und in der Hotelkurve außen herum weitere Plätze gut machen. Klassenbereinigt noch immer fünfter fand er sich daraufhin hinter einer Dreiergruppe wieder, auf die er zusehends aufschließen konnte. Die Drei waren so eng beisammen, dass unser Hondarist nur eine Möglichkeit sah. Er musste versuchen, sie allesamt mit einem Mal zu kassieren. Er schaute sich die Situation 2 Runden lang an und hatte für Runde 3 den idealen Angriffspunkt ausgemacht. Im Eingang zum Shell-S wollte er es wagen. Doch was war jetzt los? Als das Feld zum dritten Mal durch die Triple zirkulierte, wurden plötzlich rote Flaggen geschwenkt. Rennabbruch! Aber aus welchem Grund? Kein Sturz war passiert. Keiner der 38 Starter konnte sich einen Reim darauf machen. Zurück in der Boxengasse herrschte helle Aufregung. Die Aufklärung folgte auf dem Fuße. Die Rennleitung hatte den Zapfenstreich befohlen. Von offizieller Seite ist der Rennbetrieb in Oschersleben nur bis 18:30 Uhr gestattet und diese Marke war inzwischen locker erreicht. Wie ein Vogelschwarm auf dem Weg in wärmere Gefilde machten sich sogleich sämtliche Streckenposten auf den Heimweg. Spätestens jetzt war auch dem geneigten Zuschauer klar. Schluss! Ende! Finito! Heute fährt hier niemand mehr. Vielmehr wurde später per Lautsprecheransage verkündet, dass es für den Rennsonntag, wer hätte es gedacht, einen neuen Zeitplan geben würde, um den SuperClassiX und ProBears die Möglichkeit zur Rennwiederholung zu bieten. Zwei Rennen am Sonntag also. Für el Mecanico ein zweifelhaftes Vergnügen.

Was folgte, stimmte uns jedoch wieder etwas fröhlicher. Der Tag war noch lange nicht zu Ende. Jetzt war es Zeit für Festlichkeit! Mit „Original Waidhauser Blasmusik“ sollte nun das BIKEtoberfest gefeiert werden. Die Buam und Madl waren bereits mit schwerem Musiziergut bestückt unterwegs durch Boxengasse und Fahrerlager und leuteten so den angenehmen Teil des Abends ein. Ein weiteres Mal blieb unsere kleine Seemine kalt, denn um ausreichend Speis und Trank zu generieren, war rund um die Partybox der ein oder andere Wagen aufgebaut worden. Es war ein Fest der Heiterkeit. Hier trafen wir neben Tom (Dick) und seinem Sohn Johann (Flammann) erneut auf die Krämertruppe und viele weitere nette Leute und zeitweise war das RSRP-Team sogar Teil der Show. Das hat Laune gemacht.

Tag 3 – Warmups und Rennen 1, 2 und 2
Am Sonntagmorgen war es ähnlich frisch, wie bereits an den Tagen zuvor. Allerdings hing in deutlicher Höhe eine Dunstglocke über der Börde, die den gesamten Tag über nicht wirklich weichen sollte. So etwas wie eine Dunstglocke hatte auch der Vorabend in unseren Köpfen hinterlassen. Wir kamen daraufhin nur recht träge in die Gänge. Aufgrund der niedrigen Außentemperaturen war das aber nicht wirklich tragisch. Loki schien es das Beste zu sein, das erste Warmup ausfallen zu lassen. El Mecanico hingegen wollte keine Session ungenutzt lassen. Immerhin hatte er ja heute zwei Rennen zu bestreiten und wollte darauf möglichst gut vorbereitet sein. Er bestritt also das erste Warmup und fuhr sich dabei prompt die Reifen kalt. Es war megakalt, doch um das Gefühl für die Strecke wieder herzustellen drehte unser Hondajockey einige Runden. Als er dann gänzlich durchgekühlt war und ins Fahrerlager zurückkam, fiel ihm auf, dass der komplette Ausgleichsbehälter des Kühlkreislaufs vollgelaufen war. Also wieder Verkleidung runter und Kühlwasser nachgefüllt. Da alle Schläuche dicht waren und auch das Laserthermometer die erwartete gleichmäßige Erwärmung der beteiligten Komponenten in richtiger Reihenfolge aufzeigte, blieb el Mecanico nichts anderes übrig, als mit unverändertem Aufbau ins zweite Warmup zu starten. Dort war auch loki inzwischen aktiv am Geschehen beteiligt. Allerdings war für ihn nach 5 Runden zeitweise hinter, vor und inmitten nasenbohrender vorabendlicher Partygäste der sprichwörtliche Kas bissen. Da sich keine freie Runde abzeichnete, steuerte unser Dönnerkapitän vorzeitig den Boxenhafen an.

Alle Wettfahrten waren im neuen Sonntagszeitplan aufgrund des Zusatzrennens der SuperClassiX und ProBears auf 13 Minuten plus eine Runde verdichtet worden. Das erste des Tages war für uns eben dieses Wiederholungsrennen. El Mecanico machte sich direkt im Anschluss an sein zweites Warmup nach kurzem Versorgungsstopp auf den Weg in die Startaufstellung. Aufgrund der noch immer unklaren Situation bezüglich Brunhilde’s Kühlwasserproblematik war er mit gemischten Gefühlen unterwegs.

Nach einem eher durchschnittlichen aber deutlich weniger chaotischen Start als am Abend zuvor kämpfte el Mecanico mit sich und einer stumpfen Waffe gegen den Rest der Altmetalltreiber. Der 600er 16-Ventiler schien nicht recht auf Touren zu kommen und auch in den Kurven fehlte es heute irgendwie an Entschlossenheit. So kam es, dass unser ClassiX-Pilot mit Hans (Möller) und Martin Behrens zwei der letzten drei F2-Jungs nahezu ohne Gegenwehr passieren lassen musste. Das Ende vom Lied war ein geknickter el Mecanico, der mit einer Bestzeit von 1:49.119 gerade eben noch Platz 7 seiner Kategorie ins Ziel retten konnte. Nach diesem Rennen sollte wenige Stunden später noch das zweite folgen. Die logische Konsequenz konnte jetzt nur Fehlersuche und –beseitigung heißen. El Mecanico machte sich ans Werk. Unter Verdacht stand schnell der Kühlerdeckel, der unter Umständen bereits in Hockenheim stark überhitzt und damit in Mitleidenschaft gezogen worden sein konnte. Der Deckel schien undicht geworden zu sein, wodurch der Bypass zum Ausgleichsbehälter deutlich zu früh freigegeben wurde. Wolfgang Harbusch, seines Zeichens diesjähriger SuperClassiX F2 Meister hatte ein passendes Ersatzteil parat und zeigte sich mit der Leihgabe abermals als hervorragender fairer Sportsmann.

Zwischen el Mecanico’s Sonntagsrennen stand loki zu seinem zweiten Kräftemessen an selber Stelle wie am Vortag umringt von großvolumigem Zwei- und Dreizylingergebrabbel mitten auf der Start/Ziel-Geraden vor der roten Ampel. Die Ampel ging aus und der Trubel brach aus. Loki’s Start war nicht schlecht aber leider nicht ganz so gut wie der in Rennen 1. Als die traditionell sehr spannende Anfangsphase des Rennens, die auch den ein oder anderen Ausritt jenseits der befestigten Streckenführung sah, vorüber war, surfte loki über weite Strecken in der Heckwelle der 675er Daytona von Lasse Bartschat. Unglaublich welch krasse Pace der kleine englische Dreizylinder auf der Geraden vorlegen konnte. Die Kurven gehörten allerdings loki und seiner Italorakete. Für loki war ein Vorbeikommen offensichtlich nicht so leicht zu bewerkstelligen. Oft hatte er sich bereits neben Lasse gebremst, doch immer musste er im letzten Augenblick zurückziehen. Die Kampfhähne wurden Mitte des Rennens über knapp 2 Runden von Comiczeichner Holger „MOTOmania“ Aue und seiner Guzzi, einem der Ausflügler der Anfangsphase, in Ihrem Treiben gestört. Holger war in jedem Winkel eine Nummer für sich, musste sich auf der Geraden aber oft der schieren Gewalt von Betty’s Rotax-Zwilling geschlagen geben. Nach zähem Ringen bezwang Holger dann aber auch Lasse und überließ den o.g. Duellanten wieder ihren Ring. Die letzte Runde war angebrochen und loki war nun vom Ehrgeiz gepackt. So konnte er die Saison nicht abschließen. Er musste unbedingt einen Weg an der Daytona vorbei finden. So kam es zum Showdown im Shell-S, der Schikane, die an diesem Wochenende bereits so oft im Mittelpunkt gestanden hatte. Am Eingang näher dran als je zuvor, quetschte sich loki beim Umlegen von rechts auf links an der Daytona mit der Startnummer 432 vorbei und behielt dieses Mal auch am Ausgang die Nase vorn. Dieses Manöver sicherte unserem Milletreiber Platz 15 im Rennen und damit Platz 10 in der ProThunder-Wertung. Was hat das Spaß gemacht! Für loki ein würdiger Abschluss einer ereignisreichen Saison. Toll!

Es ging jetzt Schlag auf Schlag und kaum 1 ½ Stunden später war es el Mecanico, der dem Aufruf zu seinem letzten Saisonrennen folgte und in seine schwarze Kuhhaut kletterte. Seit seinem ersten Renneinsatz an diesem Tag waren lediglich 2 Stunden ins Land gegangen. Ein echtes Gefühl der Erholung hatte sich definitiv nicht eingestellt. Bereits in der Einrollrunde war klar, dass el Mecanico erneut ein schwieriges Rennen bevorstand. Neben dem schwachbrüstigen Eindruck, den der japanische Vierzeller machte, hatte unser CBR-Pilot bereits seit Tagesbeginn über schmerzende Knie geklagt. Der Umstand, seine 1,86m auf der kleinen mit erhöhten Rasten bestückten Japanerin zusammenfalten zu müssen, trug nicht wirklich zur Besserung bei. Das zweite Rennen selbst lief ähnlich wie das erste des Tages. Mit wachsenden Schmerzen und immernoch ohne Druck im Kessel musste el Mecanico sowohl Hansi als auch Martin abermals ziehen lassen. Am Ende des Tages war zwar alles sturzfrei abgelaufen aber die Unzufriedenheit beim RSRP-Hondamann riesig. Schlussendlich war neben allen aufgetretenen Hardwarethemen auch el Mecanico’s mentale Verfassung aufgrund eines kürzlichen Schicksalsschlags in der Familie über weite Strecken nicht die beste gewesen. Vor diesem Hintergrund sind wir froh, dass es lief, wie es eben lief.

Das letzte Rennwochenende und damit unsere erste komplette Rennsaison als Team ist nun vorüber. Wir hatten wie immer ein, sagen wir, ereignisreiches Rennwochenende mit einigen Höhen und Tiefen. Insgesamt konnte el Mecanico mit insgesamt 120 gesammelten Punkten seinen dritten Platz in der Meisterschaft halten und loki endlich die magische 1:40 Mauer durchbrechen. In der Pro Thunder Wertung reichte es loki wegen 3 Ausfällen mit immerhin noch 66 Meisterschaftspunkten gerade noch zu Gesamtrang 9. Klar hätte es besser laufen können. Man darf allerdings nicht vergessen, dass die Saison 2015 mit Abstand die erfolgreichste für unsere Piloten war. Jetzt haben wir Zeit um im Winter neue Kraft zu schöpfen, die geplanten Reparaturen und Optimierungen zu realisieren und im nächsten Jahr wieder voll anzugreifen! Vor der Abreise aus der Börde galt es einige Hände zu schütteln und uns von lieb gewordenen Mitstreitern und Freunden zu verabschieden. Leute, wir bleiben in Kontakt und sehen uns spätestens 2016 wieder.

Zu guter Letzt bedanken wir uns herzlich bei allen, die uns 2015 unterstützt, gefeiert uns begleitet und unser zeitaufwendiges Hobby toleriert haben. Danke Mädels, Fans, Maiki, Eike, ArtMotor, EBC Brakes, Composite Impulse, BikeSide und Frima und alle die wir hier vergessen haben!

Filmreifes Spektakel in Schrottenheim – Motodrom Masters auf dem Hockenheimring

Es ist Mittwochmorgen 01:00 Uhr vor dem Rennwochenende am für uns naheliegendsten Veranstaltungsort der Saison 2015. Gerade haben wir die letzte Zurröse im frisch teilrestaurierten Rennanhänger aus dem neuen Fußboden freigeschnitten. Den Motorrädern muss nachher zwischen Feierabend und dem Verladen noch für ca. 2 Stunden unsere volle Aufmerksamkeit zuteilwerden. Die notwendigen Arbeiten packen wir jetzt nicht auch noch. Wir sind geschafft und fahren nach Hause.

Mittwoch 16:00 Uhr. Die Motodrom Masters sind im Vorfeld um einen Tag vorverlegt worden. Loki muss also bereits in wenigen Stunden Apollo13 anspannen und gen Baden-Kringel reiten, um am obligatorischen Trainingstag teilnehmen zu können. El Mecanico kann sich vor Donnerstagabend nicht vom Bürostuhl loseisen. Dafür reicht der Resturlaub leider nicht mehr aus. Aufgrund der unplanmäßig vielen Arbeitsstunden, die wir uns mit unserem Feuerstuhlträger beschäftigen mussten, kommen wir erst kurz vorm Verladen dazu, unsere Motorräder zu finalisieren. Während sich loki’s +1 auf Verpflegungsjagd im nahegelegenen Supermarkt befindet, wird an Betty eine neue Bremsleitung ums vorderachsige Schwedengold gebunden und danach die Gfk-Tunika wieder verzurrt. Zur selben Zeit fliegen neue Griffgummis auf Brunhilde’s Lenkerenden und die überarbeitete linke Rastenarmatur ans Stahlskelett. Die Wochenendration ist längst vor Ort, als unsere Jungs endlich zum Einladen kommen. Begleitet von seiner Freundin, steuert loki gegen 19:30 Uhr endlich das Transportgespann vom Hof.

Gut zwei Stunden später trafen die zwei im inzwischen stockfinsteren Hockenheimer Fahrerlager ein. Viel los war noch nicht. Strom war trotz allem bereits Mangelware. Als Wochenendresidenz wurde nach mehreren Platzrunden schließlich ein ca. 60m² großer Asphaltfleck in Fahrerlager 2 in Kabeltrommelweite zur Boxenanlage auserkoren. Kaum war die Elektronenader verlegt, blendete uns das Fernlicht eines ebenfalls Unterkunftsuchenden. Tom (Dick) suchte Gesellschaft. Wenig später, nach einer gemeinsamen Rangieraktion, befanden sich unsere Wochenendreviere in angenehmer Kurzzeitnachbarschaft. Als alle Pavillons ihren Platz gefunden hatten und die Betten gebaut waren, verschwanden wir in selbigen.

Tag 1 – Freies Training
Sowohl Anmeldung als auch technische Abnahme waren beim gestrigen Eintreffen in der Rennstadt natürlich bereits verrammelt. Für Loki hieß es also mal wieder frühzeitig Kissen adé. Der Umstand, dass die gestern eilig montierte Stahlflexleitung noch Luft statt DOT in sich trug, zwang loki bereits in der Dämmerung aus dem mobilen Schlafgemach. Der Aggregatzustand im Bremssystem war nach geübten Handgriffen rasch in flüssig übergegangen. Anmeldung, Fahrerbesprechung und Abnahme waren zügig erledigt und so blieb vorm ersten Turn, der für unseren Aprilianer um 09:20 Uhr gestartet werden sollte, sogar Zeit für ein einigermaßen entspanntes Frühstück mit Cappuccino à la Tom.

Bereits zu Tagesbeginn war loki um eine Info zum Reifenservice bemüht. Ursprünglich war er bestrebt vor Trainingsbeginn den nach Schleiz bereits bis auf die Grundmauern abgebrannten Heckpneu tauschen zu lassen. Nach kurzer Rücksprache mit Tom, dessen Hinterradgummierung in ähnlich bemitleidenswertem Zustand war, entschloss sich loki die Vormittagsturns mit bereits montiertem Material locker anzugehen, um den Rundlauf seines Rotax-Zwillings zu checken und den Verlauf der IDM-Streckenführung sauber abspeichern zu können. Die getroffende Entscheidung entpuppte sich als goldrichtig. Betty zickte mal wieder, dass die Schwarte krachte. Ein neuer Slick wäre den Stress nicht wert gewesen. Glücklicherweise hatte loki die verbauten Einspritzmodule inzwischen tauchgerecht flexibel gestaltet. Der notwendige Umbau war binnen weniger Minuten bewerkstelligt.

Nach der glaubwürdigen Ansage, dass der Bridgestone Truck nicht vor Donnerstag arbeitsfähig im Paddock stehen würde, musste loki die fällige Frischpelle über Bike Promotion beziehen. Diesem Reifendienst wollte das gebrannte Kind nach Brünn 2014 eigentlich nicht nochmal sein Vertrauen schenken. Leider war das Rad nach der Mittagspause nicht rechtzeitig fertig. Der Radrückbau machte einen Start im ersten Nachmittagsturn unmöglich. Es blieb also Zeit Luftdruck und Vorhandensein der Ventilkappe gewissenhaft zu kontrollieren und Tom seine Schwierigkeiten bei der Linienfindung im Motodrom zu klagen. Loki’s Rundenzeit war in den ersten Turns zwar deutlich, bis auf 1:42.13 Minuten gefallen, aber da musste deutlich mehr gehen. Besonders die Doppelrechts, die den Übergang von Motodrom zu Start/Ziel bildet, machte unserem Donnerkapitän Probleme.

In der folgenden Trainingseinheit umrundete ein kleiner Apriliazug den Hockenheimer IDM-Kurs. Tom war für den halben Donnerstag ins aktive Geschehen eingestiegen. An seinem Hinterrad versuchte loki dem Altmeister zu folgen. Die 1100er Tuono skizzierte eine astreine Linie vor. Blöderweise konnte die Mille dem feinen Strich ihrer deutlich jüngeren Schwester nicht immer sauber folgen. In erwähnter Problemecke sorgte loki mit einem Ausritt gen Südtribüne für den Tiefpunkt. Demzufolge hagelte es nach eindeutigen Handzeichen auf der Strecke beim Nachgespräch ungewohnt Kritik an loki’s Fahrstil. „Das Motorrad fährt mehr mit Dir als andersrum. Du musst das äußere Knie mehr nutzen… und denk an Deine Blickführung!“ Diese kritischen Worte versuchte unser V2-Treiber im letzten Turn des Tages zu beherzigen. Trotz einer deutlich runderen Linie, sank die Rundenzeit nicht mehr unter die 1:42er Marke. Dann eben morgen.

Es folgte ein letzter Technikcheck. An Betty war alles soweit iO. Nebenan bei Tom herrschte, wie bereits nach seinem ersten Turn, Aufregung um die Qualität der verbauten Bremsbeläge. Zwischenzeitlich hatte der Motorradmeister Stefan (Lange) 899er Panigale-Beläge besorgt. Die funktionierten in der Tuono sehr gut. Tom wollte unbedingt Nachschub. Da kam el Mecanico ins Gespräch. Nach kurzem Smartphoneeinsatz war der Belaglieferservice aus Stuttgart eingetütet. Unser Hondajockey hatte sich bereit erklärt, nach der Arbeit einen Ducati-Händler zu tangieren und Tom mit der heiß begehrten Ware zu beliefern. Um den Zeitplan für den Quali-Freitag etwas zu entspannen, war loki mit Brunhilde nach anfänglichen Startschwierigkeiten zur Abnahme aufgebrochen und bald darauf erfolgreich zurück.

Nach der Dämmerung kam die Nacht und gegen 22:45 Uhr traf endlich auch el Mecanico in Hockenheim ein. Im Gepäck hatte er nicht nur alles was loki am Vortag in der Hektik vergessen hatte und Tom’s Ankerpads. Am Rande der Szenerie lud ein kleiner Kerl allerhand sperriges Equipment aus el Mecanico’s nachtschwarzem Kombi. Die Rede ist von Maik (Seifert). Maiki ist ein guter Freund des RSRP-Teams und ein wahren Meister, wenn es ums einfangen bewegter Bilder geht. Er war bereits beim Biketoberfest 2013 mit von der Partie und zeichnet für den Streifen „Let It Rain“ (zu betrachten auf unserer Homepage) verantwortlich. Er war heiß auf Rennaktion und bereit jedes Detail in Highspeed gigabyteweise auf SD-Speicher zu bannen. Der Filmprofi und el Mecanico kehrten nach einem Spaziergang durchs Fahrerlager noch unterm Nachbarpavillon ein. Loki +1 begaben sich zur Ruhe.

Tag 2 – Qualifikation

Am Freitagmorgen musste unsere Mannschaft leider feststellen, dass die Wettervorhersage der Pessimisten in die Realität verwandelt hatte. Alles war nass. Sogar im rundum geschlossenen Übernachtungspavillon war der Fussboden gänzlich überflutet. Unser erster Blick ging in den dunklen Himmel, der zweite auf das Regenradar. Der Himmel war dunkelgrau. Die Wolken zogen schnell. Das Regenradar sagte ab Mittag Besserung voraus. Der Zeitplan fürs Qualifying sah 5 Trainingsturns für die ArtMotor-Gladiatoren vor. Die beste Rumrundungszeit sollte als Indikator zur Startplatzfindung für die Rennen herangezogen werden. Nach der Fahrerbesprechung, auf der unser Nachzügler el Mecanico die wichtigsten Infos aus erster Hand mitgenommen hatte, wurde der Zeitplan vorerst ausgesetzt und die Boxengasse für alle geöffnet. Während unser Hondarist ob der immer wieder auftauchenden hellen Flecken im Gewölk mit dem Umbau auf Regenreifen haderte, war loki noch halbwegs entspannt. Er kannte die Strecke ja bereits von gestern und wollte auf die vorherorakelte Trockenzeit warten, um seine Qualifyingzeit zu setzen.

Als das Radar das Ende des Regens mehrfach nach hinten korrigiert hatte, war el Mecanicos Geduld am Ende. Fix waren die profillosen Rotoren ausgebaut und zwischen die Regenreifen auf den Rollwagen gestapelt. Der Bridgestone-Truck war inzwischen eingetroffen und zum aktiven Dienst befähigt. Wenig später rumpelte der Wagen hinter el Mecanico wieder auf unsere Zeltstadt zu. Die Regenreifen befanden sich kurz darauf wieder im Honda-Fahrwerk. Immernoch war die Boxenampel pauschal auf grün gepolt. Kaum war die letzte Radachse fixiert, saß el Mecanico im Sattel um die Hockenheimer Wasserstraße zu sichten. Eine freie Runde später wurde zur Mittagspause abgewunken. Auf Du und Du war el Mecanico mit der Strecke noch lange nicht.

Als die Pause zuende war, ging es bis auf Widerruf mit dem freien Fahren weiter. Allen Piloten, die wie loki das Ende des Regens abgewartet hatten, wurden nicht enttäuscht. Gegen 14:30 Uhr wurde es langsam heller und das Fahrerlager bekam zusehends mehr und mehr trockene Flecken. El Mecanico nahm erneut Anlauf zur Kringelerkundung. Loki hatte sich zwischenzeitlich in der Boxengasse eingefunden, um herauszufinden, wann sich die Konkurrenz auf Slicks raustraute. Bei el Mecanico lief es nicht wirklich rund. Nach einem Beinahecrash mit der 1290er Superduke von Luca Sammet in der Einrollrunde gab es erneut einen Abbruch noch bevor er Brunhilde zu dritten Mal über die Start/Ziel Gerade treiben konnte. Inzwischen war Slickzeit. Loki warf sofort das Leder über und erwischte die letzten 15 unterbrechungsfreien Minuten des freien Fahrens. Auf seine Tagesbestzeit vom Vortag fehlte dem V2-Piloten deutlich über eine Sekunde. Das Training wurde abgewunken. Ab sofort galt wieder der offizielle Zeitplan. El Mecanico geriet erneut in Stress. Die Räder mussten zurückgerüstet werden. Also wieder raus damit und ab zu Bridgestone.

Die ArtMotor-Trainingsgruppe war längst unterwegs, als Brunhilde endlich wieder auf Slicks stand. Für die optimalen Zeitfenster hatte unser Hondapilot heute offenbar kein gutes Gespür. Loki fuhr den Turn, konnte sich aufgrund des starken Verkehrs allerdings nicht nennenswert verbessern. Seine beste Qualifyingrunde stand bis dato mit 1:43.225 Minuten zu Buche. Das war immernoch 1,1 Sekunden langsamer als im Donnerstagstraining. Für unsere Jungs galt es jetzt, sich voll auf den hoffentlich trockenen letzten Turn zu fokussieren. Beide Teamkollegen konnten mit dem bisherigen Tagesverlauf nicht zufrieden sein. Es kam wie es kommen musste. Es wurde dunkel und es begann erneut zu regnen. Wir konnten also getrost die Reifenwärmer ausschalten und den Tag vollends abhaken. Niemand würde sich unter diesen Bedingungen noch verbessern können. Inoffiziell standen die Startaufstellungen also bereits fest.

Unser Fokus schwenkte nun in Richtung Filmmaterial um. Maiki, der mit seiner Ausrüstung den ganzen Tag bereits unser Schatten war und auch zwischendurch für das ein oder andere Bild unsere Mitwirkung eingefordert hatte, bekam nun unsere ungeteilte Zuwendung. Der Kameramann sprudelte nur so vor Ideen für unfassbar tolle Kurzaufnahmen. Kurz vor der Dämmerung machten er und el Mecanico sich auf den Weg um die Badische Asphaltschleife, um die Abendstimmung im Zeitraffer einzufangen. Nebenbei sammelte unser Alteisen-Reiter weitere Eindrücke von der ihm immernoch nahezu fremden Strecke. Zum Tagesabschluss fanden wir uns erneut bei Tom ein. Auch Bernd, unser Freund mit der #171 aus der SuperClassiX TT Open und seine Frau fanden sich dort ein. Gemeinsam stießen wir auf el Mecanico‘s Podestpremiere in Schleiz an und lauschten Tom’s unglaublichen Motorradgeschichten, die er mit eindrucksvollem Bildmaterial untermauerte.

Tag 3 – Warmup und Rennen
Sehr untypisch aber sicher der Anwesenheit von Maiki geschuldet, war der Schlafpavillon am Samstagmorgen als erstes verwaist. El Mecanico und Maiki waren gegen 05:45 Uhr aufgebrochen, um eine Zeitrafferaufnahme des Sonnenaufgangs zu machen. Ja richtig, es gab wieder Sonne zu sehen. In ihrer Mission sind sie beiden Frühaufsteher so ziemlich überall herrumgeirrt und haben sogar im Rennstreckenhotel gefragt ob man von dort aus vielleicht einen guten Blick erhaschen könnte. Im Endeffekt fanden sie auf der Südtribüne einen dankbaren Platz, von dem aus eine hervorragende Aufnahme gelingen sollte. Nach getanem Werk war vor den Warmups noch Zeit fürs Frühstück.

Die Warmups wurden für die anwesende ArtMotor-Gemeinde in zwei direkt hintereinander startenden Gruppen abgehalten. In Gruppe 1 fuhren die bereits aus Most bekannten ProThunder Allstars, also auch loki. Gruppe 2 war den historisch wertvollen Bikes vorbehalten, zu denen auch el Mecanico’s Brunhilde gehört. Diese Konstellation sollte laut Zeitplan auch für die je 2 Rennen aller Klassen Bestand haben. Beide Warmup-Turns liefen insgesamt insgesamt besser als die Trainings am Freitag. Zum einen lag das natürlich an den optimalen klimatischen Bedingungen zum anderen waren die Fahrerfelder deutlich homogener gestaltet. El Mecanico freute sich zudem, dass er endlich auch die Gelegenheit bekam ein paar Runden am Stück zu fahren.

Gegen Mittag, kurz vor den ersten Rennstarts trafen langsam aber sicher alle Freunde und Unterstützer unseres kleinen Rennteams ein, die sich zuvor angekündigt hatten. Loki musste sogleich als erster in seine Startaufstellung. Im Feld von 23 Startern aus den Kategorien ProThunder und ProThunder Open hatte er sich auf Rang 11 eingereiht. El Mecanico und unsere Gäste konnten sich gemeinsam noch loki‘s Start anschauen. Auf seiner RSV liefen der Start und die ersten beiden Rennrunden nicht schlecht. Klassenbereinigt auf 6 gestartet, konnte unser Donnerkapitän sich bereits auf Rang 5 verbessern und seine erste fliegende Runde war mit 1:42:005 die schnellste des bisherigen Wochenendes. Von Runde 3 bis 6 beherrschte ein Gedanke loki’s Rennhirn. „Wie um alles in der Welt knacke ich diese Superduke?!“ Unser Apriliatreiber war auf Karsten Hofmann aufgelaufen. Auf seiner Breitlenker-KTM wurde Karsten an nahezu jedem Kurveneingang zum Hindernis. Beim Zwischenspurt auf den Geraden wurde der Abstand jedesmal größer. Eins war klar. Loki’s Chance lag an irgendeinem Geradenende. Beinahe spielerisch zirkelte einer von loki’s Klassenkammeraden dann in der Anfahrt auf die Sachskurve innen an Betty vorbei. Es war mal wieder dieser Jonas (Heinrich). Der Jonas, der sich seit Saisonbeginn immer wieder als loki’s Lieblingsgegner herauskristallisiert hat.

Aus dem Motodrom heraus war Jonas bereits fast neben Karsten und Ende der Parabolika zog er schließlich vorbei. Das konnte loki trotz offenem Mund nicht auf sich sitzen lassen. Karstens Verwirrung nach Jonas‘ Attacke nutze loki ein paar Kurven später um am Eingang zum Motodrom ebenfalls an dem KTM-Piloten vorbeizugehen. Sofort wurde die Lücke zu Jonas geschlossen. Etwas über eine Runde später bremste sich unser Aprilianer dann Ende Start/Ziel an Jonas vorbei und stellte die ursprüngliche Reihenfolge im ProThunder-Feld wieder her. Im Zweikampf mit Jonas waren dieser und loki bereits sehr nah an Kay Liedtke auf seiner 675er Daytona herangeflogen. Kay, der sich aktuell die Meisterschaftsführung mit Ulrich Geier teilte, lag auf Platz 4 der ProThunder-Kategorie. Loki hatte sofort Feuer gefangen und die Verfolgung aufgenommen. Etwas mehr als eine Runde später war der Abstand zu Kay weiter geschrumpft. Loki, aus diesem Grund wohl etwas übermotiviert, zog eingangs der Parabolika das Gas etwas zu früh auf. Er malte Jonas einen wunderschönen schwarzen Strich vor die Onboardkamera, der als er zuende gezeichnet war, in einem Highsider gipfelte.

Loki, der bereits seit 3 Runden durch eine eingeschlafene Kupplungshand gezeichnet war, konnte sich beim Gegenpendler leider nicht mehr am Lenkerstummel halten und purzelte bei ca. 120 km/h aus dem Sattel. Seine Diva machte keine Anstalten mit zu Boden zu gehen und fasste als idealen Einschlagort die orange gehighlightete Leitplanke vorm nächstgelegenen Streckenposten am gegenüberliegenden Fahrbahnrand ins Auge. Das Rennen war für den Unglücksraben loki an Ort und Stelle in der vorletzten Runde vorzeitig zuende. Die Stimmung war auch bei Ulli Geier im Keller, der als Passagier auf dem Besenwagen zu loki’s Unfallstelle mitgefahren war. Zurück im Fahrerlager konnte loki endgültig einen Haken ans Wochenende machen. Der Schaden an seiner Betty war einfach zu groß um 3 ½ Stunden später in Rennen 2 starten zu können. Unserem Italoracer waren körperliche Folgen glücklicherweise weitestgehend erspart geblieben.
Unterdessen befand sich el Mecanico bereits in den Startlöchern. Aufgrund der unwirtlichen Bedingungen am Vortag, die lediglich für eine 1:59er Rundenzeit gut waren, musste sich der CBR-Treiber in der vorletzten Startreihe auf Platz 3 seiner Klasse ans Feld anstellen. Brunhilde hatte heute keine Lust. Bereits am Vorstart bemerkte el Mecanico ich, dass Brunhilde irgendwie nicht so richtig gut lief. Nach der Einführungsrunde starb ihm die zickige Geisha kurz vor dem Start sogar unterm Hintern aus und nichtmehr an. Wie bei der Fahrerbesprechung für einen solchen Fall empfohlen, fuchtelte el Mecanico wild mit den Armen um auf sich aufmerksam zu machen und so alle nachfolgenden auf einen stehenbleibenden Vordermann vorzubereiten. Gegen das eigentliche Problem half das natürlich herzlich wenig.

Nachdem alle Hintermänner an unserem Hondapiloten vorbeigerauscht waren, versuchte er die Fuhre mehrfach zurück ins Leben zu rufen. Mit Erfolg. Irgendwann, von außen betrachtet fast sofort, für el Mecanico nach einer gefühlten Ewigkeit, sprang Brunhilde glücklicherweise wieder an. Schnellstmöglich flog der Reihenvierer jetzt dem Feld hinterher. Da Brunhilde nur sehr schlecht Gas annahm und extrem viel stotterte, fehlte es el Mecanico seiner späteren Datenauswertung zufolge etwa 40 km/h Topspeed in der Parabolica. Er war also gezwungen alles in der Kurve zu holen und entsprechend viel Risiko zu gehen. Gegen Rennende hatte er besonders eingangs des Motodroms mit erheblichem Untersteuern zu kämpfen. Er hatte das ungute Gefühl an dieser Stelle über weite Strecken nicht Herr über sein Vorderrad zu sein. Nach einem Massencrash in der Bremszone am Ende der Parabolica, bei dem unter anderem auch der Führende in der SuperClassiX F2 Meisterschaft Wolfgang Harbusch abgeräumt wurde, war el Mecanico plötzlich unverhofft zweiter. Er beschloss, es ab diesem Zeitpunkt etwas ruhiger angehen zu lassen. Das Rennen ging ohne weitere Zwischenfälle für unseren Hondaristen mit Platz zwei zuende. Grund zur Zufriedenheit war dieses Ergebnis für el Mecanico jedoch nicht.

Zwischen den Rennen wurden an Brunhilde mehrere Baustellen eröffnet. Eike, unser heimlicher Helfer in der Not, der zu erwähnten Besuchern zählte, tauschte die Zündkerzen. Nebenbei wurden das Kühlwasser nach einem Check nachgefüllt und die Kontakte der Spritpumpe gereinigt. Diese zeitraubenden Maßnahmen sollten Brunhilde im zweiten Rennen etwas beherrschbarer und damit schneller machen.

Am Start zu Rennen 2 sah es tatsächlich so aus, als sollte el Mecanico’s Schraubereinsatz Gutes bewirkt haben. Es lief gut, doch bereits in Kurve 1 kam es zum ersten Aufreger. Unser Hondajockey wollte sich außen an zwei Mitstreitern vorbei pressen. Leider entpuppte sich dieses Manöver als zu optimistisch. Der sich am weitesten innen in der Kurve Befindliche entschied sich zu einer spontanen Richtungskorrektur und doch weiter nach außen zu fahren. Nach einem kleinen Dominoeffekt musste der am weitesten außen entlangpfeilende el Mecanico auf die weite asphaltierte Auslaufzone ausweichen. In der Folge gab es in Runde zwei ein paar schöne Fights mit Bernd, den el Mecanico oft vor oder in den Kursrundungen aufschnupfen konnte. Im Gegenzug war es Bernd, der el Mecanico beim Herausbeschleunigen ob seines Leistungsvorteils immer wieder überflügelte. Das hat richtig Spaß gemacht!

Als Bernd endlich abgehängt war, konnte el Mecanico sich trotz erneuter Motorprobleme mit Rundenzeiten um die 1:49 hoch an Hans Möller, dem Sieger vom ersten Rennen, heranfahren und den Abstand immer weiter verringern. Im weiteren Rennverlauf, wäre in den Kurven allerdings abermals ein sehr hohes Risiko nötig geworden um den immer schlechter laufenden Hondatreibsatz zu kompensieren. Bei el Mecanico stellte sich abermals regelmäßig das Gefühl ein, leicht über Vorder- sowie Hinterrad zu rutschen. Wenig später zwang ihn ein Verbremser erneut auf die bereits vorhin thematisierte Auslaufzone. Der Wiedereintritt über den Curb hat el Mecanico beinahe die Sattelhaftung gekostet. Nach dem sicheren Gefühl gleich mit dem Gesäß auf dem Streckenbelag zu thronen, fing sich die Japanerin wie durch ein Wunder und setzte Ihren Weg auf der Umlaufbahn fort als wäre nichts gewesen. El Mecanico, der in letzter Zeit immer mehr mit Köpfchen unterwegs zu sein scheint, entschied sogleich mit Platz 3 und den damit verbundenen Meitserschaftspunkten gut leben zu können. Er wechselte vom Hasen- in den Schildkrötenmodus und brachte seine 16 Zähler sicher über die Distanz.

Noch bevor die Outlap zuende ging, hatte Brunhilde noch eine Überraschung für Ihren Reiter vorbereitet. Bei beinahe aufrechter Schleichfahrt durch die Querspange der IDM-Variante kochte die CBR ihr Kühlwasser bis über den Behälterrand und spuckte es vors eigene Hinterrad. Damit konnte der unprofilierte Bridgestone-Pneu nicht umgehen. Es kam zu einem üblen Highsider, bei dem Brunhildes Lenkanschläge wechselnd den drohenden Abflug in die Rahmenrohre morsten. El Mecanico, die Augen vor Schreck direkt am Visier klebend, reagierte blitzschnell und instinktiv richtig. Er blieb sitzen.

Eins der chaotischsten Rennwochenenden in der RSRP-Geschichte ging mit dem bisher wohl schnellsten Fahrerlagerabbau zuende. Alle Unterstützer, die noch vorort waren, haben geholfen. Dafür bedanken wir uns auf diesem Wege nochmals recht herzlich. Die Rückfahrt aus Hockenheim verlief angenehm zügig und problemfrei. Auch hier war unser Filmprofi Maiki wieder von der Partie. Er fand das Wochenende klasse. Das gesammelte Bildmaterial trieb ihm Lachfältchen um die wachen Augen. „Jungs, das is hundertmal besser, als das was wir damals in Oschersleben hatten.“ Als Tüpfelchen auf dem i folgte am Sonntagnachmittag ein ergänzender Drehtag in der Teamzentrale. Auf das Endergebnis darf man sicher gespannt sein. Wir platzen jedenfalls fast beim Gedanken daran.

In den nächsten Wochen werden wir alles daran setzen, unsere Feuerstühle fürs Biketoberfest zu rekonfigurieren. Den Saisonabschluss wollen wir auf keinen Fall verpassen.

Sturm und Drang in Schleiz – German TT 2015

Ein erheblicher Teil der 4-wöchigen Vorbereitung auf die German TT war die Instandsetzung von Brunhilde’s Gfk-Kleidchen, das nach dem Festival Italia einer ordentlichen Grundsanierung bedurfte. Getreu nach dem Motto „Wenn schon, denn schon!“ ergriff el Mecanico die Gelegenheit und tätowierte seiner CBR gemäß den Statuten das neue Team-Design auf die glasfaserverstärkte Kunststoffhaut. Bei loki’s Betty standen eher die inneren Werte auf der ToDo-Liste. Seit dem ersten Trainingsturn beim Festival gab es erhebliche Probleme mit der Kraftstoffinfusionseinheit. Loki war zuversichtlich, das Thema mit einer getauschten Kraftstoffleitung und neu kalibrierter Drosselklappe zu den Akten gelegt zu haben.

Stolz die Vorbereitungen zur German TT auf dem Schleizer Dreieck rechtzeitig und erfolgreich abgeschlossen zu haben, fuhren wir am Donnerstagnachmittag los nach Schleiz. Bis auf einen leicht verspäteten Start lief die Anreise erfreulich problemfrei. Im unteren, schön asphaltierten Fahrerlager der traditionsreichen Thüringer Naturrennstrecke angekommen, war es zwar noch hell aber dennoch schon zu spät für Anmeldung und technische Abnahme. Dieser Umstand zog allerdings nur unserem Aprilianer loki die Mundwinkel nach unten. Während er seine im Mai 2014 begonnene Dreiecksbeziehung schon am Freitag auffrischen wollte, hatte el Mecanico an diesem Tag im näheren Umkreis geschäftlicher Tätigkeiten nachzugehen. Unser Schleiz-Neuling sollte die Entdeckung des hiesigen Landstraßengeschlängels erst am Samstag während der Qualifikationsläufe zu den Rennen erleben dürfen. Es blieb schlussendlich der Aufbau der teameigenen Wochenendresidenz, in dem, wie gewöhnlich, unser treuer Apollo13 den Ankerpunkt für die beiden Pavillons bildete. Während der Bauarbeiten hatte sich der Schleier der Nacht über die Schleizer Hügel gelegt. Wir begaben uns zur Ruhe.

Tag 1 – Freies Training
Wie so oft war es loki, der als erster den Weg vom Nachtlager hinaus in die noch frische Morgenluft fand. Mit Duschutensilien gewappnet erleuchtete er zunächst el Mecanico’s Schlafpavillon, bevor ihn sein morgendlich schlurfender Gang gen Duschcontainer führte. Loki’s Plan war noch vor dem Frühstück an Anmeldung und Abnahme einen Haken zu machen, um zum ersten Turn fix und fertig präpariert ausrücken zu können. Gesagt getan! Leider musste unser V2-Lenker feststellen, dass er nicht der einzige war, der seinen geheimen Plan mitgehört hatte. Vor der Anmeldung, die ab 07:00 Uhr geöffnet war, befand sich bereits eine erhebliche Schlange. Nach etwa 25 unendlichen Minuten des Anstehens bemerkte loki Wolf Töns im Rennbüro. Wolf erledigte die Formalitäten für Art Motor und war gerade ohne Kundschaft. Die Erlangung von Laufzettel zur Abnahme und Transponder war reine Formsache und folglich schnell erledigt. Die Schlage vor der „TÜV-Halle“ war glücklicherweise nicht ganz so lang. Zur Fahrerbesprechung, die um 07:30 Uhr auf dem Zeitplan stand, verspätete sich loki nach bestandener Fahrzeugprüfung um ca. 5 Minuten. El Mecanico hatte, bereits im Dienste seines Arbeitgebers, das Fahrerlager zwischenzeitlich verlassen.

Nach den Ausführungen zu Strecke, Ablauf und Flaggensignalen zeigte das Zeiteisen inzwischen 08:05 Uhr an. Loki befand das für genau den richtigen Zeitpunkt, um 10 Minuten vorm ersten eigenen Trainingsturn zu bemerken, dass er seine Reifenwärmer in der Teamzentrale im 350 km entfernten Marbach a.N. hatte liegen lassen. Das erste Training war also gelaufen. Glücklicherweise hatte sein Teamkollege ja 1 Paar Heizdecken im Gepäck. Nach kurzer Rücksprache war das OK eingeholt und Betty’s Socken in ungewohnte aber wohl temperierte Farben gekleidet. Für den Rest des Wochenendes musste jedoch eine andere Lösung gefunden werden. Nach fixer Konversation nahte Florian zur Rettung. Er brachte zu loki’s großer Freude die Ersatzwärmer seines Vaters Steffen, unserem Freund von Popp Racing, vorbei, die bis Sonntag verfügbar waren. Dafür an dieser Stelle nochmal ein dickes Dankeschön!

Die erste Hürde überwunden, ging es für unseren Donnerkapitän nun auf zum ersten Tanz. Loki musste feststellen, dass die Erinnerung an den Streckenverlauf über die letzten 14 ½ Monate kleine Lücken bekommen hatte. Die Winkel hinter den blinden Ecken des Dreiecks waren gedanklich nicht mehr 100%ig genau abrufbar. Erschwerend kam hinzu, dass loki das Thema „Kraftstoffinfusionseinheit“ wider Erwarten noch immer erhebliche Probleme bereitete. Beim Herausbeschleunigen aus den zahlreichen Schräglagen ruckelte und zuckelte es im Oberösterreichischen Treibsatz. An rundes und harmonisches Fahren war so nicht zu denken. „Im ersten Moment drückt das Ding mit so einer Urgewalt nach vorne, dass Du glaubst, Dir reißen gleich die Arme ab und in der nächsten Sekunde is fast Schubbetrieb…“ war später loki’s Kommentar dazu. Zurück im Fahrerlager klemmte loki als erste Maßnahme direkt wieder den Schaltautomaten ab. Noch vor 4 Wochen in Oschersleben brachte das eine erhebliche Verbesserung. Etwa eine Stunde später war das Problem leider noch immer vorhanden. Betty schien mit ihrem Piloten zu leiden. Zurück im Paddock weinte sie als Zeichen Ihrer Anteilnahme ein kleines Rinnsal feinsten Kühlwassers auf ihre Stellfläche. Auch das noch! Neben der Umrüstung auf die alt bewährten Serieneinspritzdüsen, die ab jetzt wieder die offene Dusche ersetzen sollten, tauschte Loki den verbauten gegen einen Kühler aus der Sturzteilreserve. Die Venezianerin wieder rechtzeitig komplettiert und verkleidet, sollte nun Turn 4 folgen. Jetzt war es der Diva wohl zuviel geworden. „Turn 4… Ohne mich!“ schien sie zu denken, während sie trotz mehrerer Startversuche, teilweise sogar unter Einsatz von Startpilot, nicht anspringen wollte. Loki verpasste folglich bereits den zweiten Trainingslauf dieses Tages.

Dank der Erfahrungen, die er beim Festival machen musste, überlegte loki die nächsten logischen Schritte genau. Seine Probleme musste er noch heute in den Griff kriegen und sich dabei möglichst Optionen zur Entdeckung des eigentlichen Fehlers offen halten. Die erste Konsequenz war, die Serieneinspritzung ohne den Powercommander-Umweg vom Seriensteuergerät befehligen zu lassen. Das funktionierte. Turn 5 war der beste Lauf des Tages. Loki kam dank nun berechenbarem Motorlauf, trotz eines Hinterradrutschers ausgangs der Stadtschikane mit seiner schnellsten Runde von 1:42.02 Minuten bis auf 3 Zehntel an seine persönliche Bestzeit aus 2014 heran. Fürs letzte 20-Minuten-Training lötete unser V2-Treiber Stecker im Kabelbaum so um, dass er beide Einspritzsysteme mit der Serienelektronik ansteuern konnte. Turn 6 diente nun zur Erprobung der unter den gegebenen Umständen optimalen Gemischaufbereitung. Betty machte auf loki einen nicht so gelösten Eindruck wie noch eine Stunde zuvor. Die erreichte Rundenzeit, wie auch der subjektive Fahreindruck machte loki die Entscheidung für das Setup aus Turn 5 leicht. Er baute zurück und ging mit der Turn5-Konfiguration in die Renntage.

El Mecanico war inzwischen auf dem Rückweg zur Thüringer Landstraßentriangel für kleinere Besorgungen bei einem Baumarkt eingekehrt. Bevor er sich mit uns und unseren Gästen Steffen und Florian dem gemütlichen Teil des Abends zuwenden konnte, musste er an einer Zapfstation noch hochoktaniges Raffinat aufnehmen. Die Seemine stand bereits in Flammen und kühles Bier auf dem Tisch, als das Team gegen 19:00 Uhr wieder komplett war. Wenn es schnell ginge, könnte unser Hondapilot vorm Essen vielleicht noch die für sein Rennwochenende notwendigen Formalitäten erledigen. Als el Mecanico auf Brunhilde zur Anmeldung und Abnahme ins obere Fahrerlager aufbrechen wollte, trat der zweite Fall von Inkontinenz zutage. Den Versuch ihren Reihenvierling zu animieren, quittierte die die kleine Japanerin mit spontanem Spritverlust. So kam es, dass statt des erhofften gemütlichen Tagesteils nun erneut ein Schraubereinsatz ins Haus stand. El Mecanico übte sich in der Folge im Multitasking. Er grub sich durch die Hondainnerein und zerschraubte seine Sushi-Rakete bis auf die Grundmauern. Gleichzeitig nahm er frisch Gegrilltes und feinherbes Gebrautes zu sich. Während alle noch aßen und tranken umringte sich unser CBR-Jockey mit allerlei Werkzeug und Motorradteilen. Eine Vergaserbatterie flog auf den Esstisch. Hier lag die Ursache. Es handelte sich um eine Undichtigkeit an der Schnittstelle zwischen den beiden rechten Flachschiebereinheiten. Hitze- und mineralölbeständige Dichtmasse kam zum Einsatz. Inzwischen künstlich beleuchtet, ging es gegen 22:30 Uhr wieder an den Zusammenbau. Schlussendlich war es deutlich nach Mitternacht, als el Mecanico seinen Pavillon zur Nachtruhe von innen verbarrikadierte. In den letzten Stunden war es langsam aber sicher windig geworden. Für Samstag gab es eine amtliche Sturmwarnung.

Tag 2 – Qualifying und 1 Rennen
Um 06:45 Uhr war eine unruhige Nacht vorbei. Schuld daran waren nicht zuletzt unsere offenkundig partyhungrigen Augsburger Fahrerlagernachbarn. Nach der Morgentoilette und dem üblichen Rennfahrermüsli gab es um 07:30 Uhr für alle Fahrer eine weitere Fahrerbesprechung. Hierbei wurde nochmals auf die Sturmwarnung aufmerksam gemacht. Zurück im Fahrerlager stimmte sich das Team mit einem Blick auf den frisch aktualisierten Zeitplan auf den Tag ein. Die Qualifyings der ProThunder Allstars, bestehend aus den Klassen ProThunder, ProThunder Open, Supertwins, ProBears und somit knapp weniger als 50 Fahrern und die Läufe der TT SuperClassiX Open, F1 und F2 nebst Classic und VintageBears sowie ClassicSam mit etwas unter 40 Teilnehmern sollten in gemischter Reihenfolge stattfinden. Die ProThunder-Klassen würden jeweils ein Rennen an Samstag und Sonntag fahren, während die Alteisenreiter beide Rennen des Wochenendes am Sonntag absolvieren sollten. Die Qualifikationsläufe aller Klassen waren für den heutigen Samstag terminiert.

Fürs Team war loki’s Q1 der erste Turn des Tages. In Runde 3 blieb unser ProThunder-Pilot in der Spitzkehre nach der Seng, wie bereits am Vortag in Turn 6, mit dem linken Knie im inneren Rasengitterrandstein hängen. Am Freitag hatte das Rasengitter mal kurz nach dem Schleifer geschnappt und loki nochmal ohne weiteres davonkommen lassen. Heute, wo es Ernst wurde, war auch der grobporige Kurveninsasse auf Krawall gebürstet und fasste dieses Mal etwas fester zu. Als loki in der Start/Ziel-Schikane auf Klett schliff, war klar, dass es das mit Q1 gewesen war. Er lenkte seine Black Betty ohne Umwege in die Box und stellte sie zu Brunhilde unters Zeltdach. Es folgte eine fußläufige Expedition durchs Unterholz. Ziel des Spaziergangs war der Streckenposten an der Spitzkehre. Dort angekommen bat unser Apriliatreiber um Herausgabe des abkömmlichen Gleitpads. Er hatte Erfolg.

Q2 konnte also kommen. Betty frisch betankt, den Akku geladen und mit beiden Schleifern an Ort und Stelle ging’s erneut ab auf die Strecke. Loki triangulierte Runde um Runde zügiger um den Landstraßenkurs. Je ein Hinterradrutscher an den Ausgängen der Stadt- und der Start/Ziel-Schikane trieben loki das Adrenalin in die Augen. Sein Blick war gegen Ende des Laufs so auf die faszinierende Rennstrecke fixiert, dass er die karierte Flagge vollkommen übersah. Auch die gelben Flaggen Ende Start/Ziel kamen ihm nicht verdächtig vor. Erst als ein Streckenposten mit roter Flagge in loki’s Gesichtsfeld trat, war ihm klar, dass er demnächst den Bremsvorgang einleiten sollte, um die Ausfahrt ins obere Fahrerlager nicht zu verpassen. So hart hatte er hier noch nie gebremst. Geradeaus war der verbleibende Asphaltstreifen schon zu knapp um noch vorm Grünstreifen, der Rennstrecke von Rettungsweg trennte, an eine unfallfreie Kursänderung zu denken. Loki beschloss die Bremse aufzumachen, mit gezogener Kupplung über den Grünstreifen zu räubern und den Rest an Geschwindigkeits- und Kurskorrektur auf dem Rettungsweg vorzunehmen. Der Plan ging auf und das Manöver glimpflich über die Bühne. Jonas Heinrich von Desmo Racer Oberpfalz, einer von loki’s Klassenkameraden, fuhr auf seiner Ducati 999 kopfschüttelnd hinterdrein. Mit offenen Visieren tauschten die Zwei ihre situativen Eindrücke aus. „Was machst Du denn? Hast Du die Flaggen nicht gesehen“ fragte Jonas aufgeregt. Loki darauf: „Nee Mann! Ich war noch voll im Tunnel…“

Als es auf die Mittagszeit zuging, war eine nochmals deutliche Zunahme der Luftbewegung zu bemerken. Die Böen wurden so stark, dass wir sämtliche Seitenwände aus den Pavillons entfernen mussten. Anderenorts wurden sogar die Zeltdächer abgebaut und nochmal woanders waren Pavillons und Zelte gleich gänzlich von der Bildfläche verschwunden. Unter diesen Bedingungen bekam das Treiben auf der Rennstrecke nochmal eine ganz andere Qualität. Als loki zu seinem Q3 aufbrach, zerrten Sturmböen heftig an allem, was nicht niet- und nagelfest war. Der Wind machte unserem Aprilianer besonders auf dem Buchhübel und auf der Kuppe zwischen Stadtschikane und Seng zu schaffen. Die in Geradeausfahrt vielmals nötigen Kurskorrekturen nagten an loki’s Performance und ließen daher keine schnellen Rundenzeiten zu. Genau aus diesem Grund und auch um Kraft fürs erste Rennen zu sparen, beendete loki Q3 vorzeitig. Als Indikationszeit für seinen Startplatz musste folglich die beste Runde aus dem zweiten Qualifying herhalten. Immerhin handelte es sich dabei um eine 1:41.477, mit der loki sich auf Platz 6 in seiner Klasse und Gesamtrang 13 im ProThunder/Open-Feld einsortierte.

In Reihe 5 ganz außen an der Boxenmauer kurbelte loki wenig später voll am Gas-Haupthahn. Der direkt vor ihm positionierte Pilot auf Startplatz 10 war wohl ein paar Zehntel zu spät aus dem Mittagsschlaf erwacht. Loki’s anfangs guter Vortrieb versiegte sehr früh, weil zwischen der Meute vor ihm und der Boxenmauer zu wenig Platz zum Überholen frei war. Einige Fahrer zogen innen vorbei. Jedoch schien kein ProThunder-Pilot loki passiert zu haben. So ging es für unseren V2-Treiber, weiterhin auf Platz 6 liegend, ganz außen um Kurve eins und durch die blinde Links oben auf dem Buchhübel. Diese Linie mag er. Wie auf einer Perlenkette aufgezogen brannte das Feld bergab auf die Stadtkurve zu. Alles war glatt gegangen und das Rennen nahm Fahrt auf. In Runde 3 bremste sich Jonas in Anfahrt auf die Stadtkurve an loki vorbei. Die beiden Racer waren fast gleich schnell und es entbrannte ein spannendes und enges Rennen um Platz 6. In Runde 10 war es Jonas, der in der Seng außen herum von loki überholt wurde. Diese Runde war mit 1:40.567 gleichzeitig loki‘s schnellste Rennrunde. Platz 6 vor Augen und Jonas schon einige Meter enteilt geschah genau eine Runde später das Unfassbare. Genau an der Stelle, an der er Jonas noch vor einer Minute und 40 Sekunden überholt hatte, musste loki ohne Vortrieb den Arm heben und Betty in den Notausgang an der Spitzkehre lenken. Ihm war ca. 500m vorm Zieleinlauf der Sprit ausgegangen. Loki ärgerte sich maßlos über sich selbst. Warum hatte er den Kanister nicht noch 2-3 Sekunden länger hochgehalten?! Unter größter Anstrengung schiebenderweise beim Streckenposten angekommen, musste loki nicht lange auf’s Rennende warten, bevor der Lumpensammler ihn Huckepack nahm und über einen recht zerfahrenen Waldweg zurück gen Fahrerlager brachte. Dort angekommen, waren ihm für den Rest des Tages Hohn und Spott der Racergemeinde sicher. Einen Spritverbrauch von gut 7,5 Litern auf 48 km konnte loki einfach nicht vorhersehen…

Zum ersten Mal in seiner noch jungen Rennfahrerkarriere sollte El Mecanico nun auch die seltene Gelegenheit bekommen, die Schleizer Landstraßen K552, L3002 und „Am Schleizer Dreieck“ auf einem beslickten Rennmotorrad erkunden zu dürfen. Sein erster Turn war gleichzeitig auch sein erstes Qualifying. Die durch loki beschriebenen blinden Kurven und das mutmaßlich niedrige Gripniveau trugen dazu bei, dass el Mecanico sich anfangs überhaupt nicht wohlfühlte. Er war gut beraten, es langsam und bedächtig angehen zu lassen. Über eine 1:52er Rundenzeit kam unser Hondarist folglich nicht hinaus.

In Q2 lief das schon ganz anders. Als hätte er einen Schalter im Kopf umgelegt, machte ihm die Strecke plötzlich richtig Spaß. Auf einen Schlag war das Vertrauen in Brunhilde und die Reifen wieder vollkommen hergestellt. Mit der neu gewonnenen Sicherheit drückte el Mecanico seine Rundenzeiten nun auch bereits in die Region um 1:50 Minuten. Das war mehr, als er erwartet hatte.

El Mecanico’s dritter Qualifikationslauf wurde bereits in einer der ersten Runden wegen eines Unfalls abgebrochen. Ralf Teller, einer der schnellen Leute aus el Mecanicos F2-Truppe war gestürzt und musste samt Gerät von der Strecke gezogen werden, bevor Q3 weitergehen konnte. Loki hatte sich zwischenzeitlich auf der Tribüne auf dem Buchhübel in den Wind gesetzt, um ein paar Fotos zu schießen. Kurz nach der Unterbrechung wurde der Lauf neu gestartet. Zwei Runden nach dem Neustart hatte el Mecanico in der unüberschaubaren Ecke auf dem Buchhübel eine kleine Meinungsverschiedenheit mit einem Niederländischen Guzzi-Piloten. Unser CBR-Pilot fuhr direkt innen neben der Guzzi mit der Startnummer 550 in die Kurve ein. Von der Tribüne aus, sah man tatsächlich zuerst nur ein Motorrad um die die Ecke kommen. Die Guzzi war weit außen und verdeckte el Mecanico auf Brunhilde fast vollständig. El Mecanico dachte wohl, dass der Niederländer außen bleiben würde und versuchte innen durchzugehen. Der Guzzi-Fahrer kam dann auf einmal doch komplett nach innen und el Mecanico zuckte kurz die Gashand. Die Relativgeschwindigkeit zur 550 war dadurch dummerweise gegen Null gegangen. Nach einer kurzen Kabbelei, bei der durch einen kurzen aber nicht zu vernachlässigenden Kontakt Brunhildes Kimono rechtsseitig einen Knax bekam, spurte die Guzzi tangential durchs Kiesbett und kam an dessen Ende bei geringer Geschwindigkeit zu Fall. El Mecanico hingegen konnte seine Linie halten und die Linkskurve erfolgreich hinter sich lassen. Erst nach dem Turn wurde ihm klar, dass die Nummer 550 nach der Aktion auf dem Buchhübel gestürzt war. Sofort machte el Mecanico sich auf in die Tiefen des oberen Fahrerlagers um den Niederländer zu suchen und sich angemessen zu entschuldigen. Beide Männer kamen überein, dass es wohl um einen normalen Zwischenfall gehandelt hatte, wie er durchaus vorkommen kann. El Mecanico erntete Respekt für seine Entschuldigung und mit einer 1:48.8er Runde Startplatz 4 in seiner Kategorie.

Inzwischen war der Sturm ausgewachsen und hielt uns auf Drehzahl. Wir waren gezwungen alle Recourcen zu bündeln um wenigstens einen der Pavillons, nämlich el Mecanicos Nachtquartier, strukturell aufrecht zu erhalten. Es wurde abgespannt, verspannt und festgezurrt was das Zeug hielt. Nun angemessen wind- und sichtgeschützt endete ein ereignisreicher Samstag mit einem gemütlichen Grillabend und dem ein oder anderen hopfenhaltigen Kaltgetränk.

Tag 3 – Warmup und 3 Rennen
Die Nacht von Samstag auf Sonntag zum sollte noch unruhiger werden als die vorangegangene. Der Strum hatte mit der Dunkelheit nicht an Kraft verloren. Durch Apollo13’s löchrige Außenhaut hatte es über weite Strecken ordentlich gepfiffen und el Mecanico’s Traumpalast hatte unentwegt gequietscht, geklatscht und gejackelt. El Mecanico hatte nach eigener Aussage nicht mehr als 2 Stunden Schlaf genossen. Das große Los hatte er dabei mit seiner nagelneuen Campingliege gezogen. Diese war ca. 15 Minuten nach Zapfenstreich beim Umdrehen von einer Seite auf die andere mit einem unangenehmen Knarzen einseitig beinahe komplett eingerissen. Wieviel Pech kann man eigentlich haben?

Frühstück gab’s um 08:20 Uhr. Nach nächtlicher Auskunft durch el Mecanico, dem Hüter der Unterlagen, sollte loki’s Warmup um 09:05 Uhr beginnen. Um 08:50 Uhr stellte sich heraus, dass es sich bei el Mecanicos Aussage um eine Fehlinterprätation des Zeitplans gehandelt hatte. Loki war jetzt dran. Textil flog durch die Luft. In Windeseile war loki in zerschlissenes Leder gehüllt, schwang seinen Hintern auf Betty’s und zündete gen Boxengasse. Der Turn war für loki somit auf 8 Minuten eingedampft und ging ohne nennenswerte Ereignisse und Zeitverbesserung zu Ende.

Direkt im Anschluss wunderte sich loki, seinen Teamkollegen immernoch im Fahrerlager anzutreffen. Die ClassiX-Meute war bereits geschlossen startbereit in und vor der Boxengasse angetreten. Es wurde klar, dass der hektisch umherlaufende Hondarist etwas essenzielles vermisste. Seine Handschuhe waren scheinbar im Rumpelstilzchen-Style unauffindbar vom Erdboden verschluckt. Loki förderte die hohlen Lederhände schlussendlich 5 Minuten später zutage. So tat es el Mecanico wie 15 Minuten zuvor durch loki vorgemacht und verschwand kometengleich in Richtung Rennstrecke. Bis auf die anfängliche Aufregung verlief auch dieses Warmup mit der Bestätigung der Qualizeit vom Vortag ohne weitere Komplikationen. Das konnte man vom ersten ClassiX-Rennen nicht behaupten.

Nach der Einführungsrunde fand sich el Mecanico erneut auf seinem Startplatz in Reihe 7 an der Boxenmauer ein. Bevor die Ampel auf Rot schaltete entstand in Reihe 4 oder 5 plötzlich Unruhe. Augenscheinlich hatte ein Fahrer ein Problem mit seinem fahrbaren Untersatz. Ab Reihe 4 winkten inzwischen viele Fahrer mit den Armen und die Posten an der Boxenmauer schwenkten gelbe Flaggen. Auf einmal ging die rote Ampel an. Alle Fahrer vor und neben dem Unglücksraben fuhren bei Ampel aus sofort los. El Mecanico stand wie angewurzelt da und wusste nicht wie ihm geschah. Als der erste Starter von hinten an ihm vorbei fuhr, ging auch er ans Gas und flog los. In der ersten Runde war unser ClassiX-Pilot noch sehr verhalten unterwegs. Er rechnete mit einem Rennabbruch und folglich auch mit einem Neustart. Als die erste Runde rum war und el Mecanico die Start/Ziel-Gerade passierte, wurde ihm klar, dass er das Ding so zu Ende fahren musste. Leider hatte er bis dahin extrem viel Zeit auf die vor dem Stehenbleiber gestarteten Fahrer verloren. Bis zum Rennende schloss er zwar zusehends auf die vor ihm Platzierten auf, war was einen Platzgewinn anging jedoch chancenlos. Die Zielflagge sah er als ungefährdeter Vierter in der F2-Kategorie.

Im direkten Anschluss an die History-Truppe stürmten die ProThunder/Open-Piloten zum Sonntagsrennen auf die Strecke. Die Boxengasse war bereits leergefegt, als loki dort auftauchte. Durch große Armbewegungen der Streckenposten angetrieben, hetzte loki dem Feld gerade noch rechtzeitig hinterher. Der Rennstart gelang ihm hervorragend und brachte ihn sogar eine Position nach vorne. Ungefähr in der Mitte des Rennens wurden loki’s Unterarme langsam aber sicher fest. Das Betätigen der lenkerfesten Hebelage ging Kurve für Kurve schwerer von der Hand. Ab Runde 5, die mit 1:40.243 untypischerweise die schnellste des Rennens war, musste loki schwer kämpfen und ließ dabei Federn. Ein Mitstreiter nach dem anderen zog vorbei und davon. Darunter Jens Schmidt, der sich seinen Platz 5 zurückeroberte und erneut dieser Jonas. In Runde 9 war der Desmo Racer, noch deutlich in loki’s Sichtweite, als er unvermittelt in die Boxengasse abbog und offenkundig sein Rennen beendete. Hinterher berichtete Jonas von der Ölkontrolllampe, die mit ihrem Aufleuchten darauf hinwies, dass es ein kleines Problem gab. Eine Runde vor Rennende musste loki schlussendlich auch seinen sechsten Platz beinahe kraft- und kampflos aufgeben. Die Ausbeute hielt sich an diesem Wochenende für loki also in Grenzen.

Zu Rennen 2 kam el Mecanico extrem spät. Kurz vor Schließung der Boxengasse fuhren er und Bernd, der wie schon beim Festival Italia direkt neben uns campierte, sehr zügig und allein die Inlap und stellten sich im Feld an. Der Rennstart verlief problemlos und unser Reisbrenner konnte bereits vor der ersten Kurve 3 Mitstreiter hinter sich lassen. Auf dem Buchhübel wählte el Mecanico die bewehrte Außenlinie, die es ihm ermöglichte nächsten Kameraden beim Anbremsen der folgenden Rechtskurve aufzuschnupfen. Mit seinen schnellsten Runden des Wochenendes konnte unser Hondapilot die ersten paar Runden in Ralf Teller‘s Sichtweite bleiben und mitgehen. Loki, der auf der Tribüne das Online-Livetiming quälte, sah seinen Teamkollegen auf Platz 3 fahren, die App aber sprach von Platz 2. Was war da denn los? El Mecanico hatte ob der eiligen Gangart in Runde 4 zuerst einen üblen Verbremser in der Anfahrt auf die Stadtkurve und dann einen heftigen Hinterradrutscher im Ausgang der folgenden Schikane, den er zum Glück gerade noch abfangen konnte. Er schaute sich um und stellte fest, dass sein Hintermann weit weg unterwegs war und entschied sich vorerst für eine etwas gediegenere Gangart. „Ralf hätte ich definitiv niemals überholen können. Dazu fuhr der echt zu schnell.“ war später sein Kommentar. Wie nach Rennende klar wurde, hatte Ralf eine 20-Sekunden-Frühstartstrafe bekommen von der während des Rennens niemand wirklich wusste. So hatte el Mecanico‘s direkter Konkurrent 2 Runden vor Schluss einen für ihn ausreichend großen Abstand herausrausgefahren um doch noch auf Platz 2 zu landen. Schade für el Mecanico! Aber gut, er ist das gesamte Wochenende mit Köpfchen unterwegs gewesen und sitzen geblieben. Für seine Leistung erntete er Lob, Respekt und Anerkennung von allen Seiten. Sich hat er unerwartet ein riesiges Geschenk und sein Team stolz gemacht. Er durfte als dritter zum ersten Mal aufs Podium klettern und von dort aus seinen wohl verdienten Pokal in die Höhe strecken. Glückwunsch!

Festival Italia 2015 – Im Land der Junikäfer

Der Blick auf den Wetterbericht sowie die Starterliste zum Festival Italia verhieß ein interessantes und spannungsgeladenes langes Rennwochenende in Oschersleben. Das Wetter schien eine Wundertüte zu werden und die Felder waren teilweise bis zum Bersten gefüllt. Loki sollte eine über 40-köpfige Reisegruppe, von der genau die Hälfte in seine Klasse (ProThunder) gehört erwarten. El Mecanico würde sich im Feld von 23 Fahrern mit 7 anderen um die Pokale in seiner Klasse (TT SuperClassiX F2) streiten dürfen. Doch vorm Event stehen naturgemäß Anreise und Aufbau des Fahrerlagers. Herr Mecanico hatte eine Woche zuvor zusammen mit der jetzigen Frau Mecanico zur Vermählung im hohen Norden geladen. Loki war nebst +1 selbstverständlich mit von der Partie. Unser Donnerkapitän hatte auf halber Strecke zum Partystrand den kleinen Apollo13 (unser Transportanhänger) in Oschersleben zwischengeparkt und nach der Feierlichkeit einen baltischen Kurzurlaub geplant. Die frisch gebackenen Eheleute Mecanico zog es für ein paar Flittertage nach Amsterdam. Die Anreise zum Festival-Gelände musste also zweigeteilt und getrennt erfolgen. So kam es, dass loki +1 bereits am Donnerstagnachmittag in der Börde aufschlugen um sogleich mit einem Supermarktbesuch und dem Fahrerlageraufbau das Rennwochenende standesgemäß vorzubereiten. Loki hatte sich nach der kompizierten Standortsuche bereits fürs freie Training angemeldet und seine Betty am Abend noch problemfrei durch die technische Abnahme geschoben. Obligatorisch wurde dann, wir müssten es eigentlich nicht erwähnen, bei einem kühlen Bierchen die Glut in der Seemine geschürt und totes Tier aufgelegt. Mecanicos näherten sich bei Amsterdam um diese Zeit gerade der Stratosphäre an, um kurz darauf in Stuttgart niederzugehen. Sie mussten danach noch den beschwerlichen Weg Richtung Harz antreten und rückten freitags erst kurz nach der Geisterstunde ins Fahrerlager der etropolis Motorsport Arena ein. Blöderweise (sch)lief das Wachpersonal gerade eine Runde und so mussten die Weltenbummler noch eine geschlagene Stunde auf Einlass warten. Es gab dann ein schnelles Abschiedsküsschen und unser Hondarist durfte verdient und totmüde in seinen Schlafpavillon abtauchen.

Tag 1 – Freies Training
Der Trainingstag begann im Vergleich mit der restlichen RSRP-Reisegruppe für loki am frühsten. Immerhin war er einigermaßen früh im (Luft)bettchen und durfte auch ganz alleine beim aktiven Fahren die Teamfahne hochhalten. El Mecanico hatte ein ähnliches Szenario wie neulich in Most geplant. Am Trainingstag noch die letzten Feinheiten fertigschrauben und dann am ersten Renntag voll angreifen. Das Aufstehen fiel an diesem, wie auch an den folgenden Tagen, unangenehm leicht. Ursächlich für diesen Umstand waren dieselben Zeitgenossen, die bereits am gestrigen Anreisetag nachdrücklich ihren Revieranspruch auf das halbe Fahrerlager verteidigt hatten. Zweitakt-Kartfahrer! Die ADAC Kart Masters. Ihnen hatte loki am Vortag schon die zweimalige Verwerfung der auserkorenen Fahrerlagerlokalität zu verdanken. Allerdings war der somit ergatterte Residenzraum strategisch hochgünstig, direkt im Mittelpunkt des Kreises technische Abnahme, Brigdestone-Truck, Strecken-Imbiss, gelegen. Jedenfalls waren diese militanten Revierverteidiger in unmittelbarer Nachbarschaft bereits gegen 07:00 Uhr dabei, ihre Fuel-to-Noise-Konverter warmlaufen zu lassen. Die Fahrerbesprechung um 07:30 Uhr musste im Kuschelkneuel um Wolf Töns stattfinden, sodass dessen teils hinweisende teils mahnende Schallemissionen auch jedes geneigte Pilotenohr erreichen konnten.

Kaum war die Fahrerbesprechung und das Frühstück Geschichte, wurden an loki’s Italo-Rakete zum ersten Mal die Heizdecken von den glatten Bridgestonegummis gerollt. Der erste Start war erwartungsgemäß schwierig. Die Diva ließ sich mal wieder bitten. Das Aggregat bollerte jedoch bald den Zweizylinder-V-Bass unters Pavillondach und kurz darauf unter die beinahe geschlossene Wolkendecke überm Arenaasphalt. Betty’s Fahrverhalten wurde durch ihren Reiter direkt in der ersten Kurve als leicht schwammig und indirekt bewertet. „Naja… Für den Turn sollte es so gehen. Bin ja eh noch im Einrollen und Systemcheckmodus!“ dachte loki bei sich, der zu dem Zeitpunkt bereits genau wusste, dass er vergessen hatte den Kalt-Luftdruck an den Rädern zu korrigieren. Abgesehen davon, schien Betty’s Schaltautomat fehlerhaft zu sein. Das Hochschalten ging nicht so zügig und weich wie sonst vor sich. So kam es, dass loki bereits Mitte seiner ersten Durchfahrung der Gegengerade ohne Vortrieb mit Motor aus Kurs auf den nächsten Streckenposten nahm. Die Jungs hinterm Shell-S hatten Mitleid und ließen unseren Aprilianer nach der erfolgreichen Wiederbelebung des Rotax-Zwillings kurz vor der Bauer Kurve wieder auf die Strecke einbiegen. Loki nahm vorsorglich den Weg durch die Boxengasse. Als bis zu deren Ausgang keine weiteren Auffälligeiten aufgetreten waren, stellte der ProThunder-Pilot die Drosselklappen wieder auf vollen Durchzug. Der Vortrieb war kurz nach der Hasseröder Kurve abermals akut gen Null gefallen. Über Umwege wieder bei der Crew hinterm Shell-S gelandet, musste loki sich dem Schicksal Besenwagen wohl oder übel fügen. Er wurde auf Betty sitzend auf fremder Achse abtransportiert. Wie erniedrigend!

Zurück im Teamlager war die Ratlosigkeit noch immer groß. Das Problem hing zweifellos mit dem Schaltautomaten zusammen. Also das Ding kurzerhand abgeklemmt und wieder auf manuellen Betrieb zurückevolutioniert. Das würde zwar 2-3 Zehntel pro Runde kosten, war aber augenscheinlich die einzige Lösung. In Turn 2 zurück auf der Strecke war das plötzliche Triebwerksterben tatsächlich behoben. Allerdings trat nun anderes Problem ins Licht. Nach der Ausfahrt der Zeppelin Kurve hinaus in die Weite der Start-Ziel Geraden brach der Vortrieb bei 8000 Umdrehungen im 3. Gang ein. Dieses Problem konnte loki nur mit lupfen und erneuter 100%-Gasgriffstellung begegnen. Das kostete am Anbremspunkt unter der Fussgängerbrücke mindestens 10 km/h Topspeed. Das ging nicht für den Rest des Wochenendes. Also wieder zum Schrauben abbiegen. Nach mehrmaligen versuchen der Fehlerbehebung war schlussendlich die Idee geboren, den PowerCommander V, der über die Dusche die Brennräume mit Hochoktanigem versorgt und eigentlich auch den Schaltautomaten steuert, gänzlich aus dem Regelkreis zu verbannen. Diese Umstellung machte die Italienerin für den Rest des Rennwochendes zwar sicher um 5 Zehntel langsamer aber immerhin fahrbar. Der letzte Turn des Trainingstages war, nachdem der vorletzte wegen Regen ausfallen musste, loki’s erster problemloser. Dieser Turn brachte dann mit 1:41.55 Minuten auch die Tagesbestzeit.

In der Zwischenzeit hatte el Mecanico die Zeit genutzt. Er hatte geschraubt, sychronisiert und zusammengebaut und kam kurz nach loki’s letztem Zentralständerhub mit Brunhilde und einem breiten Grinsen von der technischen Abnahme zurück. Bestanden! Etwas unglücklich zeigte er sich über die inzwischen dritte Form von Transponderhalter, den er zu seinem Unbehagen an seine Brunhilde knüppern musste. Außerdem hatte der Eigner des Honda 4-Zellers erste Kontakte zu unseren Nachbarn geknüpft. Krämer Motorcycles hatte direkt nebenan eine hochinteressante SuperMono-Waffe vor den großen KTM-Pavillon gerollt. Nach Feierabend gab es dort einen Motorrad-Wiegekontest und interessante Benzingespräche unter Ingenieuren.

Der Tag endete nach der Grilleinlage mit einer Teamwanderung um die Strecke, auf der el Mecanico erstmals in den Genuss kam, loki’s Paddock Racer pilotieren zu dürfen. Doch wir waren auf diesem Spaziergang nicht allein. Wir hatten unzählige kleine fliegende Begleiter, die in der Dämmerung anfingen arglose Trackwalker vehement zu attackieren. Überall neben der Strecke waren sie im wiesigen Grund zu hören. Es brummte und kreiselte überall. Wir waren, das war uns nach kurzer Zeit klar, eingedrungen ins Land der dritten territorialen Macht. Wir waren im Land der Junikäfer!

Tag 2 – Qualifikation und Rennen 1
Wie nach dem gestrigen Studieren des Wetterberichts befürchtet, brachte der morgendliche erste Augenaufschlag nicht wirklich viel Licht auf die Netzhautoberfläche. Die müden Ohren vernahmen leises Klopfen auf dem Dach. Das launische Wetter vom Trainings-Freitag war zum ekligen Nieselstelldichein mutiert. „Na das kann ja heiter werden!“ war somit weniger auf eine bevorstehende Wetteränderung sondern vielmehr auf die zu erwartenden Geschehnisse in den Qualifyings und Rennen des Tages bezogen. Wie ca. ein gutes Drittel der angereisten Motorradracer kamen auch wir beim Frühstück darauf, dass der Wechsel auf Regenbereifung sicher nicht die goldene Himbeere beim Jahres-Ideen-Wettbewerb erringen würde. Leider haben auch Bridgestone-Mitarbeiter nur der arbeitenden Hände zwei. So fiel das erste Qualifying für uns wegen Reifenmangels leider aus. Die Strecke war pitsche patsche nass. Loki bekam seinen zweiten Felgensatz, der nun im flammneuen Vollprofilmantel erstrahlte, kurz vorm Aufruf zu Q2 in die vorgespannten Schrauberhände. In Windeseile flogen Räder in Gabel und Schwinge, Drehmomentschlüssel an Schraubenköpfe und Muttern, Schutzbekleidung um den Pilotenkörper und sein Hintern auf das Moosgummipolster, das als Sitzbank dient. Als loki seine Italienische Göttin zum Leben erweckte, standen noch 5 Minuten Qualifying aus. Es war also maximal eine gezeitete Regenrunde möglich. Der Eiertanz begann. „Und das mir! Wo ich doch als Regenkönig gänzlich untauglich bin.“ Dachte loki noch so bei sich, bevor der glitschige schwarze Streckenbelag in jeder kurve versuchte, sich quer zur Fahrtrichtung unter ihm wegzuschieben. Dank korrektem Luftdruck und einer sanfteren Übersetzung im Kurzhubgasgriff gelang loki seine erste positive Regenerfahrung auf einer Rennstrecke. Wie geplant konnte er zwischen Ein- und Ausrollrunde eine einzige zählbare Runde zurechtschwimmen. Das Ergebnis war eine Rundenzeit von 2:18.9. Das war alles andere als das Ende der Fahnenstange, aber immerhin eine in der Wertung stehende Rundenzeit. Diese Runde würde, komme was wolle, verhindern, dass unser Aprilianer zu beiden Rennen dem Feld aus der Boxengasse nacheilen müsste.

El Mecanico hatte in der Zwischenzeit auch sein zweites Qualifying im Blick. Q1 war er hochoptimistisch mit seinen bewährten Semislicks angegangen. Das ging ziemlich gut. Jedenfalls bis zu dem Zeitpunkt an dem er zum ersten Mal aus dem Shell-S heraus in Richtung Bauerkurve zum Beschleunigen ansetzte. „Ich bin aus der Hasseröder schon leicht rausgeslidet. Das war aber ganz gut kontrollierbar. Aus der Shell hatte ich dann das Gefühl, als würde mir einer mit nem Vorschlaghammer das Hinterrad wegschlagen. Total plötzlich! Hab noch versucht mich mit den Beinen abzustützen aber der Gegenpendler hat mich dann voll erwischt.“ Brunhilde kam nach diesem kleinen Ausritt auf dem Besenwagen zurück in die heimische Zeltgarage. Sah ziemlich zerknirscht aus die Gute. Das hat sicher auch beim ehrenwerten Verkleidungdoc Eike zuhause für ein Tränchen im Knopfloch gesorgt. Nach kurzer gemeinsamer Kieselsuche entdeckten unsere Selbstschrauber den Grund für Brunhildes widerwillig drehendes Vorderrad. Einer dieser kleinen Kiesbettinsassen hatte sich in der Bremsbetätigung festgehalten und da Verstecken gespielt. Die Pumpe sowie die Bremshebelage waren also intakt. Die weitere Schadenaufnahme legte im Verhältnis zur Unfallschwere nur kleinere Probleme offen. Ein defekter Bremsschlauch und ein damit einhergehender Leerstand des Bremsflüssigkeitsbehälter der Vorderachse war noch am schwierigsten zu beheben. Nachdem el Mecanico seine Sammelaktion „Steine für den heimischen Blumentopf“ erfolgreich beendet hatte, zogen seine Felgen von Semibeslickung in den von Tom Dick in der Instruktorenbox angepriesenen fast unberührten Satz Regenreifen um. Brunhildes Verkleidung war folglich um einige Quadratzentimeter Panzertape reicher und die Rastenanlage war wieder einigermaßen gerade gebogen. Leider wurde der japanische Samurai-Flitzer zu Q2 nichtmehr rechtzeitig fertig.

Das Wetterroulette ging in die nächste Runde. Im Anflug auf loki’s Q3 hörte der Regen so langsam auf. Knapp 15 Minuten vor Öffnung der Boxengasse fing der Glitschbelag langsam aber sicher an wieder helle Gripflecken zu kriegen. Loki war zwischenzeitlich persönlich an die Boxenmauer geeilt um die Lage auf der Start-Ziel Geraden zu sondieren. Alles noch gut nass. Jetzt war es eh zu spät noch Räder zu tauschen. Als das dritte Qualifying für den Apriliatreiber losging, waren die Hotelkurve und auch der Rest der Strecke auf einem gut 3 Meter breiten Streifen, in dessen Mitte die Ideallinie lag, nahezu vollkommen Trocken. Nur Ende der Tripple Links und vor der Schikane gab es die üblichen kleinen Rinnsale. „Mist! Das wäre schon mit Slicks gegangen.“ Gab loki nach Q3 zu Protokoll. „Ich war beim Anbremsen und auch beim Rausbeschleunigen schon verdammt vorsichtig aber es wurde immer eiriger. Es gab auch nicht wirklich viel Wasser auf der Strecke, in dem ich die Regenreifen hätte vernünftig kühlen können.“ Das stimmte die Regenbereiften ClassiX-Piloten, zu denen auch el Mecanico gehört, alles andere als optimistisch. Ihr Q3 sollte im direkten Anschluss laufen. Loki erfuhr durch die erreichte Rundenzeit von 1:51.87 Minuten einen ordentlichen Hub in der Startaufstellung der ProThunder/Open. Das Feld bestand schlussendlich aus 36 Fahrern. Loki stand auf Gesamtrang 11 und ProThunder-Platz 4, also in der Mitte von Reihe 4 so weit vorne wie nie in der Börde.

Für el Mecanico hieß es jetzt hopp oder top. Er hatte bisher keine einzige wertungsfähige Qualirunde absolviert. Mit Regenreifen bei diesen Bedingungen war die Ausgangslage alles andere als rosig für ihn. Loki’s Schilderungen wurden für ihn nun auch bittere Realität. Er eierte Runde um Runde auf den zusehends stärker abbauenden Regenpneus um den Bördekringel. „Was sollte ich machen? Ich musste Sicherheit gewinnen. Gleichzeitig wollte ich eine halbwegs anständige Runde zusammenkriegen. Hab mich deshalb entschieden noch etwas länger als besprochen draußen zu bleiben.“ Er hatte mit seinem Vorgehen den Reifen zwar arg zugesetzt aber sein Plan ging auf. El Mecanico qualifizierte sich mit einer Bestzeit von 1:57.4 Minuten auf Gesamtrang 12 und Klassenrang 4. Damit gingen die Qualizikationsläufe nochmal glimpflich an und vorbei. Zu den Rennen gab es dann doch den einen oder anderen, der aus der Box starten musste.

Wo wir gerade bei Rennen waren… die Rennstarts ließen nicht lange auf sich warten. Loki war nach längerer Unschlüssigkeit der Reifenwahl und dem schlussendlichen Schwenk auf Slicks – die Deuter des Regenradars waren lange unsicher, ob sein Rennen vom abends erwarteten Unwetter verschont bleiben würde – im Team der Erste, der seine Boden-Boden Rakete an den Start buchsieren durfte. Leider waren vorm Erlöschen der roten Boxenampel noch einige Trümmer vom Vorlauf zu beseitigen, sodass loki’s Rennstart sich um schicksalhafte 15min verzögerte. Nach dem Vorstart wieder in der Startformation angetreten wartete das riesige Feld auf die Freigabe für den Sprint gen Kurve 1. Loki kam verhältnismäßig gut weg. Er verlor und gewann am Start zumindest klassenbereinigt ± 0 Plätze. Im Rennen selbst lieferte er sich einige ansehnliche Duelle auch mit SuperDukes und MV Agustas, die in die Open- und damit die vermeintlich schnellere Klasse gehören. Ab und zu meinte der ein oder andere das Junikäferrevier etwas ausgedehnter erkunden zu müssen und es gab ab und zu einen gelbbeschwenkten Sektor. Die Rundenanzeige an der Signalbrücke auf der Start/Ziel sprang auf 2, dann auf 1 und schließlich auf 0. Doch wieder jede Erwartung schwenkte niemand die schwarz-weiß karierte Flagge. Was war da denn los? „Bin erstmal full pull weitergefahren bis ich hinter der Hasseröder stetig auf eine langsame Gruppe auflief. Da dachte ich bei mir – siehste, is doch vorbei jetz!“ Loki reihte sich hinter der erwähnten Schleichgruppe ein und machte klar zum Abbiegen in die Boxeneinfahrt. Aber niemand bog ab. Stattdessen überholten ihn gleich 3 Raser noch beim Abbiegen auf die Start/Ziel Gerade. Loki war fassungslos! Trotz intensiver Bemühungen gelang es ihm nichtmehr noch einen der dreisten Drei einzuholen. Er ärgerte sich maßlos über sich, die Anzeige, die fehlende checked Flag, die jetzt dann doch noch geschwenkt wurde. Er haderte schlussendlich solange, bis er das offizielle Ergebnis in Händen hielt. Dort war er auf Platz 4 gelistet. Alles war gut!

Dank der Verzögerung vor loki’s Rennstart fingen natürlich auch alle folgenden Läufe entsprechend später an. Als die SuperClassiX an der Reihe waren, sah es am Horizont schon ziemlich düster aus. Es war allen Beteiligten klar, dass es nur eine Frage zu beantworten gab. Diese lautete nicht ob sondern wann es auf der Strecke nass werden würde. Natürlich waren, wie die ProThunder-Truppe, auch die Alteisenreiter ob den unsicheren Wetterverhältnissen zum Reifengamble gezwungen. Da alle Starter samt und sonders auf Trockenbereifung angerückt waren, müsste es bei deutlicher Nässebildung auf der Strecke folglich „Rennabbruch“ heißen. Unser Reisbrenner hatte nach den Regenreifen zum ersten Mal auf Vollslicks umbauen lassen. Bereits in der Einrollrunde wurde klar, dass die profillosen Schwarzmaler einiges können. Auch Brunhildes Kraftwerk lief sauber. Nach dem Start, der el Mecanico auf Brunhilde gut gelungen war, hatte das Feld langsam Fahrt aufgenommen.

Unser Hondapilot war gut mit dabei und hatte Ambitionen Richtung Podium. In der zweiten Runde setzten sich nach der zweiten Hotelkurve die ersten Regentropfen auf‘s Visier. Es folgte eine kleine Tanzeinlage durch die Schikane. Der Puls schlug el Mecanico plötzlich bis zum Kinnriemen. Eine Sekunde später war dieser Vorfall selbstverständlich schon vergessen. Die Gegengerade war völlig trocken. Also wieder hart ans Gas und weiter! Doch dann kam das Unausweichliche. Eine Wasserwand bahnte sich den Weg in Richtung Strecke. Das kühle Nass schob sich aus Richtung Westen unaufhaltsam vorwärts. Die Zuschauer, die unterm Dach der Hasseröder Tribüne Platz genommen hatten, gehörten zu den Glücklichen, die trocken bleiben sollten, als die Regenfront die Start/Ziel Gerade und auch die Gerade zwischen Hotelkurve und Hasseröder Kurve Meter für Meter zum Teich überschwemmte. Unfassbare Bilder und Klänge schlossen sich diesem Schauspiel an, als nach immer stärker werdendem Regen plötzlich der Hagel einsetzte. Das Blechdach der Tribüne bekam ein wahres Trommelfeuer ab. Es war nass! Es war laut! El Mecanico war unterdessen mit großen Augen kurz vorm Bremspunkt Ende Start/Ziel vor Anker gegangen. Als alle Mitstreiter falsch herum in die Boxengasse abbogen, fuhr er kurz entschlossen einfach hinterher. „Ich war plötzlich total blind. Nix zu machen. Ich musste von der Strecke runter.“ Der Weltuntergang war nach wenigen Minuten so schnell gegangen, wie er gekommen war. Unser pudelnasser Hondajockey, mit einem Adrenalinpegel bis unter die CFK-Mütze rannte direkt zu den Krämers und erkundigte sich nach einer Durchsage, aus der hervorgegangen wäre, wieviel Zeit er für den Radwechsel hätte. Die 3 Jungs guckten ihn völlig entgeistert an und meinten dann: „Alter, hast Du mal rausgeguckt?“ Das Rennen war abgebrochen und eine mögliche Verschiebung auf Sonntag wurde diskutiert. Heute sollte niemand mehr ein Rennen fahren.
So rief ArtMotor gegen 20:00 Uhr bei bestem Wetter zur Siegerehrung aller Klassen unter das Boxendach. Unter der Begleitung von bester italienischer Rockmusik wechselten Unmengen an Küssen und eine ansehnliche Anzahl Pokale die Besitzer. Weil wir es vorher nicht geschafft hatten, heizten wir zum letzten Mal an diesem Festival-Wochenende die Seemine an und machten und ein paar Bierchen auf.

Tag 3 – Warmup und Rennen 2

Schon am Sonntagmorgen konnte man ein lautes Aufatmen durchs Fahrerlager wabern hören. Endlich trocken und für den Tagesverlauf waren optimale Bedingungen vorausgesagt. Die Erleichterung der leidgeprüften Racergemeinde konnte man an jeder Ecke vernehmen. Bei loki lief es nach den technischen Problemen der Vortage und der gemachten Kompromisse bezüglich Betty-Setup ganz gut. Warmup 1 und 2 dienten nochmals zur Sicherstellung der Bremspunkterkennung bei Sonnenschein und die Rundenzeiten lagen von Beginn an in den tiefen 1:40ern. Die Pace sollte für ein ähnliches Rennergebnis wie am Samstag ausreichen. So jedenfalls loki‘s Meinung. Also ab in die Startaufstellung und volle Attacke!

Der Renngott bestraft zu optimistische Pläne auf dem Fusse! Er hat dazu auch allerlei ausgefuchste Mittelchen zu Hand. Bei loki’s Start entschied er sich für den gern genommenen Wheelie! So verlor zuerst Betty’s Vorderrad erheblich an Bodenkontakt und kurz darauf loki entscheidende Plätze. Um die zickig steigende V2-Asphaltfräse zu bändigen drehte loki kurz den Gashahn zu. Die so hervorgerufene Vortriebsschwäche nutzten gleich 3 Klassenkameraden um noch vorm Erreichen der ersten Kurve vorbeizuschlüpfen. Diese 3 Plätze waren während des gesamten Rennverlaufs nicht mehr zurückzugewinnen. Das lag nicht zuletzt an der MV Agusta F4, an der sich loki Runde für Runde die Zähne ausbiss. Nach den Kurven hatte das Teil einfach zu viel Druck. Kurz vor Rennende presste sich unser V2-Treiber gekonnt am Eingang der Shell-S an der MV vorbei. Leider zu spät. So ist das Leben. Nach einem vom Start abgesehen recht spaßigen und mit engen Fights und einem Beinaheausflug ins Kiesbett eingangs Start-Ziel gespickten Rennen, brachte loki Rang 7 in trockene Tücher.

Bei el Mecanico lief Warmup 1 wirklich mies. Er hatte offenbar Probleme mit Brunhildes Treibstoffsystem. Die Gute schien einfach nicht genug vom herrlichen Rennsprit in die Brennräume zu bekommen. Drehzahlen über 8000 und Rundenzeiten unter 2 Minuten blieben so echte Mangelware. Nach dem verkorksten Warmup war nun also wieder ein Schraubereinsatz angesagt. Die schnellen Mittel, wie Benzinpumpe abklemmen und auf Unterdruckversorgung umrüsten sowie das Steuergerät an die kühle Außenluft versetzen, die auf Anraten der Wellbrock Jungs ergriffen wurden, brachten die Bonsai-Waffe nicht zurück zu gewohnten Manieren. Das Samstagsrennen war – wir erinnern uns – wegen Unwetters abgebrochen und verschoben worden. Das Zweite Warmup fiel eben dieser Rennwiederholung zum Opfer. An eine tiefgreifende Frischzellenkur für Brunhilde war in der Kürze der Zeit im Traum nicht zu denken. Rennen 1 ebenfalls unter schmerzhaft niedrigen Drehzahlen und unterirdischen Rundenzeiten bestreiten, hieß also die Devise. Alles andere als ein letzter also 7. Platz in seiner Klasse wäre mit diesem Handycap eine echte Überraschung gewesen. So kam es dann nach einem erwartet grottigen Start, wie es kommen musste. Der Sushi-Blitz ruckelte und zuckelte von der ersten bis zu letzten Sekunde des Rennens oft schwer kontrollierbar über die Rennstrecke und verlangte ihrem Reiter einiges ab. El Mecanico war teilweise gezwungen die Zündung in der Kurve aus- und wieder einzuschalten, weil die Fuhre wegen fehlender Brennstoffzufuhr einfach zu stark zappelte. Nach etlichen Helm-Kanzel Crashes, der eindrucksvollen Tachodisco und Maximalgeschwindigkeiten von 140 km/h auf der Start/Ziel musste sich el Mecanico dann überrunden lassen. Das hat kein Rennfahrer gerne. Er konnte nur versuchen so gut wie möglich dran zu bleiben, was in den Kurven deutlich besser klappte als auf den Geraden. Nach diesem Höllenritt reichte es leider nur zum eben thematisierten Platz 7. Bei der Ausfahrt durch die Boxengasse gab es von den dortigen Streckenposten immerhin respektvollen Beifall für unseren Shakerpiloten. Es folgte eine abermals ausgedehnete Schauberpause. Zündkerzen wurden gecheckt und getauscht und die Spritpumpe wurde zerlegt und gereinigt. Das brachte den erwünschten Erfolg. Brunhilde’s Performance war wieder hergestellt.

In Rennen 2 am Nachmittag brannte el Mecanico nach einem gelungenen Start seine erste 1:45er Zeit in den Bördeasphalt. Das Rennen lief insgesamt deutlich besser. Bald taten sich sowohl vor als auch hinter dem R4-Joghurtbecher größere Lücken auf und el Mecanico konnte sich ganz auf sein eigenes Rennen fokussieren. Die Slicks verlangeten recht hohe Lenkkräfte, boten bis dahin aber ein unbekannt hohes Gripniveau. Gegen Rennende, als die Rundenzeiten etwas gesunken waren, setzte in der Hotelkurve sogar mehrmals kurz die rechte Fussraste auf. Auf Platz 4 liegend hatte die rechte Raste im Belag der Zeppelin Kurve der vorletzten Rennrunde dann schlussendlich etwas entdeckt an dem sie sich richtig festhalten konnte. El Mecanico hatte das nicht geplant und war entsprechend überrascht. So kam es dann leider zum Sturz und der nächsten mittelschweren Havarie an diesem Festival-Wochenende. El Mecanico und seine Kamikaze-Schleuder blieben aufgrund dieses Sturzes im zweiten Festival-Rennen leider platz- und punktlos.

Das finale Teamergebnis lautet 1x Platz 4 und 2x Platz 7. Wir nahmen aus Oschersleben also trotz der komplizierten Bedingungen neben unschätzbaren Erfahrungen weitere 31 Meisterschaftspunkte und 2 Pokale mit ins RSRP-Hauptquartier nach Marbach. Sicher hätte es besser laufen können. Wir haben allerdings gezeigt, dass wir nicht aufgeben und voll für unseren Sport leben. Aufgeben? Niemals! Schleiz, mach Dich schonmal frisch!!!

P.S.: El Mecanico’s Klassenkameraden Henning, der nach dem Regenabbruch vom Samstagsrennen spektakulär gestürzt ist und sich das linke Schulterblatt dabei gebrochen hat, wünschen wir schnelle Genesung!

4 gewinnt – Masters & ClassiX in Most/CZ

Brunhilde gab gerade erste Lebenszeichen in Form von Stromfluss im gesamten Netz und Anlasserrattern von sich. Loki wartete bis zum letzten Tag noch auf Farbnachschub für Betty. Auch der Anhänger war noch jenseits von der Verkehrstauglichkeit. Alles lief, wie so oft, auf einen Hardcore-Schraubertag hinaus. So trug es sich traditionell zu, dass wir erst gegen 02:00 Uhr des Abreisetages (Mittwoch, 20.5.) startklar für Most waren. El Mecanico hatte zuvor leichte Probleme, seiner Brunhilde während der ersten seriösen Versuche sie aus dem Winterschlaf zu erwecken, ihre Kraftstoffinkontinenz in den Griff zu bekommen. Dazu waren des Nachts noch stundenlange Vergaserumbauten nötig geworden. Es ging schlussendlich ans Verladen. Danach hieß es für jeden auf einen Schlafzimmerkurzbesuch nach Hause, noch fix zur Arbeit und dann um 16:00 Uhr ab nach Most. Für RSRP zum allerersten Mal wohl gemerkt. Auf uns sollte ein sehr spannendes Wochenende mit einem der buntest gemischten Fahrerlager der Saison warten.

Tag 1 – Freies Training und Schrauben
Nachdem wir Am Mittwoch, oder vielmehr donnerstagmorgens um halb eins alles ausgeladen und aufgebaut hatten, ging es, wie üblich, recht früh mit der Fahrerbesprechung und der technischen Abnahme los. Die Abnahme bestand Betty, wie sich kurz darauf herausstellen sollte allerdings unberechtigt, mit Bravur. Zurück im Fahrerlager, das aufgrund der neuen Pavillons ein äußerst ansehnliches war, stellte loki ein Kühlwasserleck fest, dass sich offenbar in Hockenheim noch arglistig versteckt hatte, um ihm in Most mal so richtig den Tag zu versüßen. Für loki’s ersten Turn bedeutete das „Ausfall aufgrund von Schraubertätigkeit“. Nachdem das Leck, das eine lockere Schlauchschelle an der Verbindung der beiden Wasserkühler zur Ursache hatte, gefunden und beseitigt war, durfte sich unser Aprilianer fortan in der schnellen Gruppe (A) tummeln und die Strecke erkunden. Er stieg mit Rundenzeiten um 2:02 min ins Geschehen ein. Nach dem ersten Turn war er ganz aufgeregt und meinte zu el Mecanico: „Aaalter… Beim Rausbeschleunigen aus der Box hat das Ding mir fast die Handschuhe ausgezogen. Da hab ich aber schnell den Hahn wieder zugedreht…“ Gemeint war Betty’s neue Motorleistung, die in Most nun aufgrund der wieder verbauten offenen Abgasanlage erstmalig voll zur Entfaltung kam, nachdem 2 Wochen zuvor beim Test in Hockenheim ja noch auf Serien-Schalldämpfer umgebaut werden musste. Das Geräuschlimit betrug neulich 98db. Lächerlich! Im Verlauf des Tages purzelten loki’s Zeiten dann trotz schlechter werdenden Wetters und der wechselnden Zurschaustellung aller Flaggen des Streckensortiments durch die hochmotivierten Streckenposten rundum in die mittleren 1:50er Regionen.

Während loki immer sicherer wurde und sich mit dem nordtschechischen Asphaltkringel auf’s „Du“ einigte, hatte el Mecanico alle Zeit der Welt um aufgeschobene Kleinigkeiten an Brunhilde fertig zu bekommen. Nach dem Mittag kam es beim Synchronisieren von Brunhilde’s Vergaservierlingen zu erheblichen Kühlwasserproblemen, die jedoch behoben werden konnten. Außerdem modifizierte er seinen alten Auspuffhalter, beschnitt und Befestigte die alte Heckverkleidung am neuen kürzeren und leichteren Heckrahmen, montierte noch eine vorher konfektionierte Stahlflex-Bremsleitung für die Hinterradbremse, wobei die nächste Flüssigkeit aus dem Inneren der CBR ihren Weg ans Tageslicht fand, und entdeckte die neuen Immitationstalente seiner Honda. Immitationstalente?! Ja genau! El Mecanico versuchte sich inzwischen an Testfahrten durchs Paddock. Aufgrund der erheblich reduzierten Schwungmasse an der Kurbelwelle lief die Honda im unteren Drehzahlbereich jetzt wie ihre italienische Nachbarin. „Ab 6000 geht das Ding richtig vorwärts. Voll spontane Gasannahme. Geil!“ gab el Mecanico später begeistert zu Protokoll. Die 600F hatte den Test also erfolgreich bestanden. Lediglich ein kleines Ölleck an der ehemaligen Kabeldurchführung der nun fehlenden Lichtmaschine war noch zu beseitigen. Die Dreifaltigkeit der Flüssigkeitsprobleme war an diesem Wochenende also abgehakt. So buchte Brunhilde‘s stolzer Besitzer zur Feuertaufe direkt vorsichtig noch den ersten Turn des Freitags.

Zum Abschluss des ersten Tages gab es nach dem üblichen Einsatz für die „Kleine Seemine“ (so heißt unser kleiner roter Kugelgrill) noch den obligatorischen Trackwalk, um die Strecke besser kennenzulernen. Ganz besonders schauten wir uns dabei die Befahrbarkeit der Randsteine und den „speziellen“ grobnarbigen Asphalt der letzten beiden Rechtskurven vor Start/Ziel an. Lustigerweise hat man diese beiden Kurven nämlich vergessen, als man dem Autodrom vor etwa 4 Jahren neuen Asphalt spendiert hatte. Aus diesem Grund ist in diesem Streckenabschnitt die Ideallinie nicht von der Streckenführung sondern vielmehr von der Beschaffenheit des Fahrbahnbelags abhängig.

Tag 2 – Freies Training und Qualifikation
Endlich war auch el Mecanico aktiv ins Geschehen auf dem Autodrom Most eingestiegen. Nachdem er im freien Training am Morgen, trotz mangelnder Kenntnis des Streckenlayouts in Fahrgeschwindigkeit und damit einhergehender eckiger und unsicher wirkender Fahrweise ein gutes Gefühl bzgl. Brunhilde’s Kondition hatte, ging es für ihn sofort im Anschluss daran zu Wolf Töns, um die restliche Veranstaltung nachzubuchen und danach noch vor loki ins erste Qualifying. Mit dem ersten Zeittraining sortierte er sich mit seiner besten Runde (2:03.5min) auf Startplatz 2 in seiner Klasse ein. Er war stolz wie Bolle. Loki erfuhr sich mit Betty mit 1:53.0min in Q1 Platz 4 in seiner Kategorie. Auch er war damit durchaus zufrieden. Dem zweiten Qualifying blickten wir zuversichtlich entgegen, da sich das Wetter nach dem zuletzt schaurigen Donnerstag nun von seiner sonnigen Seite zeigte.

Aller Hoffnung zum Trotz konnte sich loki aufgrund zu hohen Verkehrsaufkommens leider nicht mehr verbessern und startet dementsprechend von Platz 4 in seiner Wertung. „Das Feld ist einfach zu groß für ein anständiges Qualifying. In jeder Kurve steht Dir ein anderer im Weg rum. Gegen Ende hat dann auch noch meine Konzentration nachgelassen. Schade…“ war seine Meinung nach Q2. El Mecanico wurde trotz Sicherheits- und Spaßgewinn, der stets mit Zeitenverbesserung einhergeht – dieses Mal waren es 1,2 Sekunden – von Wolfgang Harbusch, einem echten Urgestein in der SuperClassiX F2, auf Platz 3 degradiert. Nichtsdestotrotz hatten wir einen tollen Trainingstag bei bestem Wetter und blickten den Rennen, die für uns samt und sonders am Samstag stattfinden sollten, positiv entgegen. Da loki glücklicherweise zusammen mit unserem Paddocknachbarn Tom Dick, einem echten Könner der Rennfahrerzunft, seine Runden drehte konnte er sich ein paar Kniffe für seine optimale Linie abgucken. Zum Tagesabschluss wurde, um nicht mit den Traditionen zu brechen und so die Renngötter zu erzürnen, wie immer gegrillt und bei ein paar leckeren tschechischen Bieren die Rennstrategien für den Folgetag erörtert.

Tag 3 – Warmup und Rennen
Der Renntag ist nach alter Rennfahrer Sitte der Tag mit dem größten Nervositäts- und Ereignispotential. So war es dann auch in Most. Los ging die Ereigniskette bereits im ersten Warmup. Die Classic Superbikes waren gerade auf der Strecke, als es plötzlich einen Abbruch gab. Direkt hinter unserem Fahrerlager lag der Grund dafür mitten in der Anbremszone auf die vorletzte Rechtskurve schwarz triefend auf der Fahrbahn. Eine enorme Ölspur war dort zu sehen. Die Spur erstreckte sich über sicher 400m angefangen vom leichten Linksknick der sogenannten Gegengeraden bis hinein in die Boxengasse und kreuzte so zweimal die Ideallinie. Die orangenen Mainzelmännchen machten sich sogleich ans Werk und massierten Unmengen von weißem Bindemittel in den grobkörnigen Belag. Dies dauerte natürlich eine ganze Weile. So trug es sich zu, dass aufgrund eines Einzelnen alle nachfolgenden Warmups verkürzt durchgeführt werden mussten. So hatte El Mecanico nur eine Besichtigungsrunde und musste in der darauf folgenden schon wieder ins Fahrerlager abbiegen. Loki war immerhin eine freie Runde vergönnt. Der Zeitplan konnte nachmittags nur aufgrund einer verkürzten Mittagspause wieder eingehalten werden. Nachdem die Warmups zwar kurz aber dafür recht unaufgeregt und mit den Bestätigungen der Vortagszeiten zuende gingen, begann der Puls unter den Ledergewändern unserer Piloten so langsam zu steigen.

Als erster durfte el Mecanico in die Ansammlung von Dreierreihen auf der Start-/Ziel-Geraden des Tschechenkringels. Loki, in Vorbereitungen auf sein direkt im Anschluss terminiertes erstes Rennen begriffen, beobachtete das Geschehen aus dem Fahrerlager am anderen Ende der Strecke. Beinahe eine Runde nach Erlöschen der Startampel bemerkte er dort, dass el Mecanico einen Wahnsinnsstart gehabt haben musste. Loki‘s Teamkollege war im Feld deutlich weiter vorne unterwegs, als seine Startposition vermuten ließ. Im Verlauf des Rennens, in dem außer der SuperClassiX F2 auch die F1- und die Open-Kategorie nebst Classic SAM unterwegs waren, pegelten sich die Kräfteverhältnisse langsam ein. Hinter Wolfgang Harbusch und Hans-Werner Bischoff, die sich wenig schenkten, fiel el Mecanico bis zum Rennende zurück und konnte den Abstand trotz allen Bemühungen nicht halten geschweige denn verkleinern. Ein Grund dafür war auch folgende kleine Episode: El Mecanico befand sich im Clinch mit dem Fahrer einer alten Guzzi aus der Classic SAM. Dieser hatte kurz vor Ende der siebenten Runde 3-mal die blaue Flagge gesehen. Der Guzzifahrer steuerte sein Einspurfahrzeug in der letzten Rechtskurve vor Start/Ziel weit nach innen. Das schien das Zeichen für unseren Hondapiloten zu sein. El Mecanico schickte sich also an, außen herum zum Überholen anzusetzen. Als Brunhilde mit Geschwindigkeitsüberschuss und in Schräglage befindlich am Kurvenausgang mit dem Vorderrad bereits außen am Hinterrad der Guzzi schnupperte, ließ der Guzzitreiber sich auf einmal nach außen Richtung Curb treiben. El Mecanico, einigermaßen überrascht vom Dargebotenen, musste infolge dessen komplett auf den Curb und danach sogar aufs Gras ausweichen, um einen Zusammenstoß zu vermeiden. Nach dem Rennen beschrieb Brunhilde`s Jockey sein augenblickliches Empfinden folgendermaßen: „Und mit der Geschwindigkeit und immernoch leichter Schräglage im Gras ging mir der Arsch ganz schön auf Grundeis und ich dachte das ich das Rennen wohl gleich aus dem Kies beobachten kann. Bin dann mit gezogener Kupplung wieder hinter ihm auf die Strecke gekommen und konnte ihn dann auf der Geraden noch vor der ersten Kurve beim reinbremsen überholen. Hätte ich `nen lupenreinen Diamanten pressen können, wenn ich mir vorher `n Stück Kohle zwischen die Arschbacken gelegt hätte…“ El Mecanico war ob seines Überlebens recht froh und euphorisch. Dazu trug zusätzlich bei, dass er sich auf Platz 3 wähnte. Er freute sich wie ein Schneekönig.

Loki war unterdessen bereits in seinem Starterfeld, das neben loki’s ProThunder noch aus ProThunder Open, Supertwins und ProBears bestand, angekommen. Mit zusammengenommen 30 Startern war es ein ansehnliches Feld, dass nach dem Erlöschen der roten Ampel wie ein F-Jugend-Rudel hinterm Ball auf die erste Wechselkurve zustürmte. Loki erwischte einen mäßigen bis besch… Start. Bis zum Anbremspunkt hatte er sicher schon 5 bis 6 Mitstreiter und/oder Konkurrenten passieren lassen. Nachdem die Schikane aufgrund von Gedränge in Schrittgeschwindigkeit aber glücklicherweise sturzfrei überwunden war, begann das Feld sich leicht zu entzerren. Es war die Zeit gekommen, sich die verlorenen Positionen zurückzuerobern. Ab jetzt hatte loki Spaß! Kurve für Kurve, Runde für Runde näherte er sich Mann für Mann seinem ursprünglichen Platz im Feld. Es gab insgesamt bis dahin wenige Verluste bzw. Stürze zu beklagen. Es war daher etwas verwundernlich, dass die Streckenposten an der vorletzten Rechts in Runde 6 plötzlich ganz aufgeregt mit den gelben Flaggen fuchtelten. Noch in der Kurve mit dem Asphalt kuschelnd, bemerkte loki im rechten Augenwinkel das Unfassbare! Im Bereich der Boxeneinfahrt versuchte ein SuperDuke-Treiber aus der ProThunder Open einen frei laufenden Hund in die Boxengasse abzudrängen. Loki sagte dazu später: „…Wie krass is das denn bitte gewesen?! Ich dachte mir nur: Alter bleib fokussiert und fahr Dein Rennen weiter… und jetz bloß kein Hundegulasch produzieren!“ Eine Runde später lag der Fahrer der SuperDuke bereits hinter loki und auch von der böhmischen Promenadenmischung gab es keine Spur mehr. So hatte es jedenfalls den Anschein. In Runde 8 schien im Schlussteil der Strecke etwas Schwerwiegendes passiert zu sein. Schon ab der Spitzkehre (kurz vor Streckenmitte) wurde mit roten Flaggen der Rennabbruch signalisiert. Das bedeutet normalerweise, dass gleich der Krankenwagen über die Piste rauscht. Dieses Mal war der Grund zum Glück weniger schmerzhaft. Unser bepelzter Freund hatte sich von seiner Auszeit zurückgemeldet und machte erneut die Strecke unsicher. Loki beendete das Rennen auf Platz 4 in seiner Klasse. Das versprach ein einträglicher Tag für das RSRP-Team zu werden.

Zurück im Fahrerlager bekamen unsere Jungs beiläufig mit, dass die Siegerehrung ihrer Klassen gleichzeitig stattfindet und bereits im Gange war. Also Zwischenspurt zum Podium! Für el Mecanico war es leider schon zu spät. Loki hingegen kam gerade noch rechtzeitig, um seinen Pokal entgegenzunehmen und sich nach den Händeschütteleien und Glückwünschen breit grinsend fürs Siegerfoto direkt neben das Podest zu stellen. El Mecanico bekam im Anschluss natürlich auch noch seinen Pokal. Aber was war das? Platz 4? Wieso denn das? Die Aufklärung folgte sogleich. Frank Schumacher hatte sich kurzfristig überlegt, mit seiner Ducati 748 gleich in 2 Klassen (ProBears und SuperClassiX F2) zu starten. Er ist leider verdammt schnell und hatte das Rennen sogar mit knapp 4 Sekunden Vorsprung vorm Duo Bischoff-Harbusch gewonnen. Das sorgte bei el Mecanico für erhebliches Zähneknirschen und ein langes Gesicht. Am Ende musste er sich leider mit Platz 4 abfinden.

Am Nachmittag standen nun noch die zweiten Rennen auf dem Plan. Zuerst waren die Klassiker an der Reihe. El Mecanico konnte in einem recht unspektakulären Rennen nach einem guten Start seine Rundenzeiten und Position aus Rennen 1 bestätigen. Nach loki’s vierten Plätzen im Qualifying und Rennen 1 und el Mecanicos viertem Platz in den Rennen 1 und 2 zeichnete sich fürs Team ein gewisser Trend zur niedrigen geraden Einstelligkeit ab. Allerdings stand noch loki’s letzter Akt aus.

Nach einem guten Start in Rennen 2 der „ProThunder AllStars“, wie loki’s Starterfeld von ArtMotor liebevoll getauft worden war, musste er in der ersten Kurve zwei stürzenden Mitstreitern ausweichen. Die Schikane nach Start/Ziel war hierbei, wie auch bereits in Rennen 1, bis zum Bersten gefüllt. Ein Fahrer stürzte in der Anfahrt auf die Ausgangskurve recht mittig auf der Strecke. Kurz darauf suchte auch ein Fahrer ganz links innen die Nähe zum Untergrund. Leider war das genau die Spur, in der sich auch unser V2-Pilot einsortiert hatte. Ihm blieb als Ausweg nur die Flucht ins Gelände. Das war in dem Fall die holprige Linie direkt über die Randsteine samt Innenbefestigung der Schikane. Loki hielt seine Kupplung dabei fest, sodass Betty schön weiterblubbern konnte. Im Eifer des Gefechts ging im Kleinhirn des Apriliaaufsassen leider das Runterschalten im Rauschen unter. Als loki nun die Aufholjagd starten wollte, quitierte Betty widerwillig ihren Dienst und war danach wohl eingeschnappt. Die italienische Diva ließ sich trotz mehrfacher Startversuche auf der Strecke leider nicht mehr reanimieren. So musste loki wohl oder übel den Anweisungen der herbeieilenden Streckenposten Folge leisten und die Strecke an Ort und Stelle schiebenderweise schmachvoll verlassen. Ärgerlich so wertvolle Meisterschaftspunkte zu verschenken.

Nichtsdestotrotz war es für das Team dennoch ein erfolgreiches Rennwochenende, ja sogar das erfolgreichste in der noch jungen Teamgeschichte. Wir hatten viel Spaß in Most und konnten auch einmal mehr nette neue Bekanntschaften schließen. Wir fuhren mit insgesamt 39 Meisterschaftspunkten (loki: 13; el Mecanico: 26) im Gepäck nach Hause. Bei der Heimfahrt sind wir nachts gegen 22:00 Uhr auf der A9 kurz vor Nürnberg dann zu guter Letzt noch vom deutschen Zoll angehalten und kontrolliert worden. Wir hatten nichts zu verbergen und alles lief glatt. Unbehelligt, voller Zuversicht und Tatendrang blicken wir nun in Richtung Festival Italia in Oschersleben…

Wir bedanken uns bei unseren Sponsoren und Freunden, die uns vor, während und sicher auch nach dem Rennwochenende tatkräftig unterstützt haben und sicher auch weiter tun werden.
Danke Leute!