Unser bisher größtes Abenteuer – DLC-Gaststart in Oschersleben 2017

Unser Abenteuer DLC-Gaststart ist inzwischen seit 3 Tagen überstanden. Alle sind wieder im Alltag zurück. Zeit für einen kleinen Rückblick.

Die Vorzeichen für unser kleines Unterfangen standen nicht besonders gut. Die Planungsphase hatte bereits im Mai dieses Jahres begonnen. Nach unserem Helfereinsatz bei den 1000km von Hockenheim haben wir uns detailierte Gedanken zu Personalien, Aufgabenverteilung und Einsatzfahrzeuge gemacht. Fakt war, wir wollen das Thema DLC noch in 2017 am eigenen Leib in Farbe und bunt, ganz getreu dem Motto „mittendrin statt nur dabei“, live erleben.

Die Erfahrungen aus Hockenheim sollten unsere Basis sein. Schnell waren Fahrer, Ersatzfahrer und Helfer benannt. Schnell war auch die Klasse 2 als Einsatzrahmen auserchoren.
Womit zu der Zeit noch niemand rechnen konnte, waren die kleinen Probleme, die ca. 2 Wochen vor der scharfen Übung immer engere Kreise um RSRP E+ (RS-RACING-PROJECT Endurance mit Freunden) zogen. Benannte Fahrer verletzten sich. Andere Aspiranten hatten so kurzfristig (verständlicherweise) anderen Verpflichtungen nachzukommen. Bei denen, die nachrückten, fielen Einsatzfahrzeuge aus. Selbst der RSRP-eigene Fuhrpark stand alles andere als gut im Futter.
Brunhilde, noch beim Rollout in Hockenheim erneut schwer beschädigt in die Teamzentrale zurückgekehrt und el Mecanico zumindest mental angeschlagen. Betty nach langfristigem Prüfstandsausfall bei Smaltmoto sehr wahrscheinlich nicht uneingeschränkt einsetzbar…

Diese alarmierende Situation, der beinahe notwendig gewordene Rückzieher aus dem Unterfangen DLC, rief gute Freunde auf den Plan. Thomas Hofmann sprang spontan als Fahrer #3 ein. Roland Karas, der Retter in der Not, nahm Urlaub, kaufte in München eine Organspenderin für Betty ein und schraubte sich noch bis 2 Tage vor Oschersleben in den Nachtstunden die Seele aus dem Leib.

Endlich aber noch immer voller Ungewissheit fanden sich alle Mitstreiter von RSRP E+ am Freitag und Samstag im Fahrerlager der Motorsportarena Oschersleben ein. Es entstand, obwohl sich einige nicht kannten, sofort eine wohlige Atmosphäre im Team. Jeder trug seinen Teil bei, übernahm in seinem Aufgabenbereich Verantwortung und alle unterstützten sich ohne zu zögern gegenseitig. Dieser Teamgeist überstand sogar loki’s vorübergehende Dünnhäutigkeit, als klar wurde, dass Betty trotz aller Anstrengungen der letzten Tage und Wochen nicht einsetzbar war.

Kurzerhand wurde loki’s Plan D* innerhalb kürzester Zeit mit großem Termindruck wie Einsatz umgesetzt und seine Räubertochter (Aprilia RSV Tuono) zum Einsatzfahrzeug umkonfiguriert. Fahrwerkskomponenten, Kettenräder und Slickradsatz flogen förmlich hin und her.

El Mecanico hatte Brunhilde in letzter Minute sauber hingestellt und mitgebracht. Er war optimistisch, dass schon alles laufen würde. Tommy’s schöne Baby-Panigale war ohne jeden Zweifel tauglich. Das Qualifying am Samstagabend konnten also tatsächlich alle 3 Piloten auf Klasse2-fähigem Material angehen.

Alles ging glatt. Leider blieben die Rundenzeiten deutlich hinter allen Hoffnungen zurück. Tommy, der einstimmig als LeMans-Starter für das Rennen benannt worden war, trug’s mit Fassung. „Vorletzter?! Na gut! Das birgt einiges an Potential für eine erhebliche Verbesserung im Rennen…“ Bereits am Start war Gesamtrang 39 um 2 Positionen übertroffen.

Die Strategie sah vor, dass jeder der 3 Fahrer je 3 Umläufe a 40 Minuten absolvieren sollte, wenn nichts unerwartetes dazwischen kommen sollte. Matze, unser DLC-erfahrenster E+, war der Chefstratege an der Boxenmauer. Er hatte die Entscheidungsgewalt über die Boxenstopps und er stellte bald fest, dass die 3 Jockeys nicht auf dem gleichen Fitness- und Rundenzeitenlevel unterwegs waren. Die Folge seiner Beobachtung waren Verschiebungen in den Fahrzeiten. Alle zogen im Sinne des Teams mit und gingen mit einem enorm hohen Grad an Professionalität ihrem Job nach. So verging Runde um Runde, Wechsel um Wechsel und Stunde um Stunde. Alle Abläufe klappten perfekt. Auch eine Safetycar-Phase und diverse ultraenge Überholmanöver konnten RSRP E+ nicht aus dem Tritt bringen. Die Konzentration eines jeden Teammitgieds war ständig hoch und alle waren voll bei der Sache. Fahrerleistungen, Stopps, Technik, Verpflegung, Stimmung und nicht zuletzt die Fahrerzufriedenheit waren die kompletten 6 Stunden lang über jeden Zweifel erhaben.

Das Team erlebte am 27. August 2017 ein perfektes Endurance-Rennen und lag sich um 18:00 Uhr nach dem Zieleinlauf und einem unglaublichen 31sten Platz gesamt und Platz 4 in Klasse 2 mit vor lachen und Freunde tränenden Augen in den Armen und feierte gemeinsam!!

Gemeinsam haben wir das gerockt Leute!!! Was für eine grandiose Erfahrung…

Wir bedanken uns auf das Herzlichste bei:
Thomas Hofmann (Fahrer #3)
Roland Karas (Meistermechaniker & Boxenstoppverantworlicher)
Janusz „Yoshi“ Bugla (Meistermechaniker & Technikchef)
Matthias Dürnsteiner (Strategiechef)
Bianca Zimmermann (Verpflegungs- & Physio-Fee)
Elisa Richter (Verpflegungs- & Rundenzeiten-Elfe)

Ihr wart der Wahnsinn und die Stützpfeiler unserer fixen Idee, Leute!

Nicht vergessen wollen wir auch unsere Partner:
#Biketeile-Service (Motorradteile aller Art)
#Stay Loud (Design)
#EBC Brakes (Bremsen- und Kupplungsteile)
#HHRachetech (Fahrwerksüberarbeitung und -service)
#CI Composite Impulse (Entwicklung Cfk-Teile und Lackierung)
#MC Wheelbox (Lagerungs- & Transportsysteme)
#Sascha „Locke“ (für seine Bemühungen rund um Betty)

P.S.: DLC wir sehen uns wieder…

loki’s Doppelpremiere zur Saisoneröffnung – Motodrom Masters beim Mai-Pokal auf dem Hockenheimring

Zusammenfassung (Lesedauer ca. 2 Minuten)
El Mecanico wird aufgrund anderer Verpflichtungen in dieser Saison zu den Rennwochenenden von Art Motor leider öfter fehlen als dabei sein. Loki war daher alleine und in neuer Begleitung in Hockenheim. Ca. einen Monat vor der Saisoneröffnung hat Betty’s Triebwerk den Geist aufgegeben. Daher entschied sich loki zum Kauf einer KTM RC8 R und wechselte in die Pro Thunder Open. Bei den Motodrom Masters sollte von Freitag bis Sonntag (19.-21.5.) die Gewöhnung ans neue Material an oberster Stelle stehen.

Am Freitag, dem Tag der freien Trainings, ließ das Wetter keine Fahrzeit für loki zu. Er begann seine PTO-Karriere also erst zu Q1 (von 3) am Samstagmorgen. Nichts am neuen Motorrad passte auf Anhieb. Nach verkürzten Q1 (beste Runde 2:08.3) und Q2 war Q3 nach einigen Optimierungsschleifen an Mensch und Maschine loki’s erster kompletter 20-Minuten-Turn. Er qualifizierte sich auf Platz 7/19 (in der PTO/ im Gesamtfeld aus PTO und DDC).

Rennen1 lief nach verkorkstem Start recht gut. Loki konnte am Ende wieder seinen Startplatz zurückerobern und kam als 7ter ins Ziel. Das Rennen ist aufgrund eines schweren Unfalls nach 8 Runden abgebrochen. Loki’s persönliche Bestzeit lag bei 1:56.3.

Rennen2 lief vom Start an deutlich besser. Hinter den 3 RSV4s von Lukas Gauster (ehemaliger T-Cupler und Gaststarter bei Art Motor) und den Art Motor Meistern Philipp Messer (Pro Thunder Open 2016) und Andreas Warnke (SuperClassiX TT Open 2016) kämpfte loki mit Frank Schumacher (Pro Bears Meister 2016) um Platz 4. Dieses Rennen wurde nach einem Sturz von eben diesem Frank Schumacher nach 10 Runden abgebrochen und loki kam mit einer persönlichen Bestzeit von 1:55.4 als 4ter in die Wertung.

Ausführlicher Bericht (Lesedauer ca. 15-20 Minuten)
Einleitung

Wir befinden uns 4 Wochen vor den Motodrom Masters. Loki werkelt in der Teamzentrale an Betty mit frisch zusammengenageltem Spenderherz. In einer Stunde soll verladen und der Transport nach Peine zu den Rollenprüfstandsgurus von Smaltmoto vorbereitet werden. Morgen ist es endlich soweit. Der lange geplante und emsig herbeigesehnte Prüfstandstermin steht vor der Tür. Ein letzter Check steht noch aus. Der LiPoFe-Akku hat frische Elektronen aus der Dose gezogen. Flüssigkeitsstände und medienführenden Leitungen sind gecheckt, alle Schrauben sind nochmals abgeknackt. Also los! Zündung! Auf Knopfdruck bricht ein infernalisches Geboller los. Irgendetwas stimmt nicht. Lokis sensibles Gehör nimmt mechanische Störgeräusche wahr. Kurz darauf entschwindet die Drehzahl aus dem Aggregat. Erneuter Startversuch begleitet von Justagen der Leerlaufdrehzahl. Erneut Sendepause aus dem Maschinenraum. Loki beschließt drastischere Maßnahmen zu ergreifen um Wärme und Laufruhe in den V2 zu bekommen. Durch leichte Erhöhung des Drosselklappenwinkels mittels Drehung der zugehörigen Kontrolleinrichtung, auch bekannt als Hauptgashahn, verhilft er der Kurbelwelle zu 6.500 rpm. Es nebelte gar sehr. Wenige Sekunden später entschwand die Seele der hinteren Steuerkette in die ewigen Jagdgründe und lokis Aprilia-gebrandetes Racerherz zerbrach in tausend Stücke. Der schöne Plan war mit einem Schlag dahin. Der Lohn für viele Arbeitsstunden und Entbehrungen war der ultimative Defekt. Der Anruf bei Smaltmoto zur Absage des Prüftstandslaufs bis auf unbestimmte Zeit brachte unseren Pro Thunder Piloten den Tränen nah.

Was macht ein loki in einer solchen Situation? Kurz durchschnaufen, neu orientieren und einen Plan zur Lösung des Problems erdenken natürlich. Da der Unglücksreaktor leider unrettbar zerschossen war und selbst auch einen hoffnungslosen Störfall abgelöst hatte, blieb eigentlich nur eine halbwegs kurzfristige Alternative. Ab nach Zuffenhausen ins RSRP-Außenlager und Bettys Originaltransplantat ausgraben. Dieses besagte Aggregat hatte nach einem Kurbelwellenschaden in Brünn 2013 den Weg ins Leichenfledderregal gefunden, war dort aber glücklicherweise in seiner Grundstruktur erhalten geblieben. Der Ausfallgrund in Brünn war, einige werden sich vielleicht erinnern, ein lockerer Lichtmaschinenrotor. Die Kurbelwelle musste also getauscht werden. Die Ersatzteilbeschaffung war bereits vor 4 Jahren unmittelbar nach dem Schaden erfolgt, der Austausch der Hauptwelle aber bisher als unwirtschaftlich eingeschätzt worden. Lange Rede kurzer Sinn, einmal OP am weit offenen Herzen bitte! Das war der einfache und zügig erledigte Teil der Übung. Die größere Herausforderung war es, in der kürze der Zeit geeignete Zylinderköpfe, Zylinder und Kolben an Land zu ziehen. Tage, gar Wochen sollten ins Land gehen. Viele Telefonate, Mails und andere Nachrichten wurden geschrieben um Teilebestände aller möglichen Leute anzuzapfen. 3 Wochen später dann endlich die Erlösung. In Österreich gab es ein passendes Komplettpaket aus einer Hand. Eine Woche vor den Motodrom Masters war es dann endlich vollbracht. Bettys neues frankensteinmäßig zusammengestückeltes Spenderorgan zuckte zum ersten Mal und erfüllte unser Headquater mit dem besten Sound aller Zeiten.

Doch loki war weiterhin unruhig. Zu oft musste er in den letzten beiden Jahren über zerschraubte Rennwochenenden berichten, in denen er sein eigentliches Hobby, das zügige Kringelsattellitieren, irgendwo in den Tiefen seiner Werkzeugkiste verbummelt hatte. An einen adäquaten Prüfstandslauf war nicht mehr zu denken und das Risiko, eine weitere verkorkste Saison zu erleben einfach sehr groß. Bereits in den 3 Wochen des Teilejägerdaseins war in loki’s Helmadapter immer wieder ein Gedanke aufgeflimmert. Welche Alternative gibt es? Aus seiner Sicht musste er einen drastischen Schritt gehen, um sich und seinem Spaß an der ganzen Rennerei, den Ruf von RSRP und nicht zuletzt auch sein Privatleben abseits des Rennsports für 2017 in ein helleres Licht zu heben.

Nach einigen Tagen massiver Entschlussverstopfung hatte er sich dazu entschieden, Betty ein Geschwisterchen zur Seite zu stellen und der noch schwachen Italienerin abseits der Rundstreckenszene noch ein wenig Zeit zur Erholung zu geben. Lokis ingenieurmäßige und sicher nicht leichtfertig getroffene Wahl bzgl. Betty-Ersatz viel auf ein Österreichisches Vollverkleidungsorangat. Auf eine technisch ausgereifte Rennversion ohne großen Schnickschnack. Auf ein zuverlässiges und wartungs- wie schrauberfreundliches Gerät mit ordentlichem Potential. Auf ein V2-Superbike aus dem aktuellen Jahrtausend. Seine Wahl fiel auf eine KTM RC8 R „Track“. Ihr Name ist Matilda, Monsterous Matilda, zu Deutsch Ungeheuerliche Matilda. Da standen sie nun also, Betty und Matilda, loki’s Supertwins! Zeit für die Wachablösung und den Wechsel in die offene Pro Thunder Klasse.

19. Mai 2017, Tag 1, Trainingstag

Angereist ist gestern Abend leider nur ein einziger RSRP-ler. El Mecanico ware aufgrund anderer gleichzeitiger Verpflichtungen leider nicht in der Lage, seine Brunhilde in Hockenhausen an den Start zu schieben. So musste loki alleine die Teamfahne hochhalten. Das war allerdings garnicht so leicht. Matilda noch in jungfräulicher Gfk-Hülle, die Blitz-Kombi immernoch zur Reparatur beim ledrigen Speedy Nico und auch Apollo 13.2 der treuste von allen (Achtung Wortspiel!) RSRP-Anhängern war zuhause stehen geblieben. Messer’s Philipp hatte loki seinen nigelnagelneuen Sprinter zur Verfügung gestellt, in dem loki neben einigem Messer‘schen Equipment auch seine eigenen Habseeligkeiten nebst KTM gen Baden-Kringel chauffieren und dort angekommen auch sein temporäres Domizil einrichten konnte. Im Fahrerlager war bereits ein Platz unter Philipp’s Rennzelt für loki’s neue Errungenschaft reserviert. Man hätte glatt an eine sorgfältig vorgetragene Übernahme durch’s befreundete Racing Team Blechle #73 denken können…

Der Trainingstag selbst, an dem loki geplant hatte, sich etwas an Matilda zu gewöhnen, notwendige Einstellungen und Justagen an deren Hebel-, Rasten- und Fahrwerk zu tätigen, sowie den noch nicht wirklich präsenten Asphaltverlauf des Hockenheimer GP-Kurses zu erkunden, war ein Tag zum Vergessen. Vormittags war das Wetter hochgradig unbeständig und mit ihm die Fahrbahnverhältnisse auf der Strecke. Bereits in den ersten Turns gab es einige rote Flaggensignale obwohl sich nur eine Hand voll Racer überhaupt aus der Boxengasser herausgetraut hatten. Es blieb also Zeit für technische Abnahme, die bei Art Motor in 2017 vom Smaltmoto-Team durchgeführt wird, und etwas Kosmetik sowie für ingenieurmäßige Auseinandersetzung mit dem neuen Spielzeug, das loki zu Vorführungszwecken bis hierhin tatsächlich erst 2mal gestartet hatte.

Der Tag zog vorüber, ohne dass unser Pro Thunder Open – Frischling auch nur einen Meter Strecke unter die Räder genommen hatte. Selbst zur Abnahme hatte loki seine neue Trackrakete nur geschoben…

20. Mai 2017, Tag 2, Qualifying und Rennen #1 in der PTO

Der Samstag machte den Freitag auf einen Schlag vergessen. Er strahlte mit bestem Maiwetter loki bereits um 06:00 Uhr aus der Koje. Geschlafen hatte unser KTM-Novize vor lauter Aufregung und Gedankengewitter bei Nacht eh kaum. Also erstmal auf in die Duschräumlichkeiten und etwas warmes Wasser über den zittrigen Körper laufen lassen.

Direkt nach der Fahrerbesprechung standen die Pro Thunder Allstars, zu denen natürlich auch deren hubraum- und leistungsstärkste Open-Kategorie gehört, mit dem ersten Viertelstündigen Zeittraining auf der Agenda. Philipp hatte loki kurz zuvor zum Frühsport animiert und ihm danach in den alten zerrockten Einteiler geholfen. Unser neuerlicher Groß-V2-Treiber war derart nervös, dass er fürchtete sein kleines Racerherz gleich durch den Reißverschluss aus seiner Brust springen zu sehen. Um das zu vermeiden, kam der Brustprotektor aus loki’s Blitz-Leder zum Einsatz.

Boxenampel grün! Auf zum ersten Rollout! Loki war klar, dass er mit dem neuen Gerät und der unbekannten Streckenvariante vorerst alle Hände voll zu tun haben und an eine „gute“ Runde keineswegs zu denken sein würde. Er musste unweigerlich an die 10$ denken, die Mr. Keith Code, seines Zeichens Autor verschiedener Fahrtechnikschulbücher und Gründer der California Superbike School, als Sinnbild für die einem Rennfahrer zur Verfügung stehender Konzentrationsfähigkeit so schön plakativ ins Feld geführt hatte. Ca. 5 dieser 10$ waren bereits ausgegeben, als loki aus der Boxengasse entschwand. Das Verhalten des Bikes, die Rasten- und Hebelpositionen, die nicht passten und das viel zu eng eingestellte Spiel am Hauptgashahn waren weitere 4,50$ wert. Als in Runde 3 dann Glaswolle und Endschalldämpferfragmente, ähnlich dem Bild nach einem Busshardangriff auf ein flauschiges Kaninchen, in der Parabolika und nach der Spitzkehre verteilt lagen, war loki’s Konzentrationsgeldbeutel leer. Er entschied sich unmittelbar Q1 abzubrechen und lieber alle Fehlstellungen zu beseitigen, statt Kopf und Kragen zu riskieren. Danke Keith für das Bewusstmachen dieser 10$-Problematik!

Q2 sollte noch vor der Mittagspause folgen. Jetzt, wo Rasten und Hebel endlich passten, fühlte loki sich bereits deutlich wohler auf seiner Mattighofenerin. Den gößten Hub auf der Vertrauensskala brachte das deutlich vergrößerte Gasgriffspiel. Endlich schob die Fuhre beim Anbremsen und Herunterschalten auf die Spitzkehre nicht mehr mit mehr als 3000 U/min in Richtung Leitplanke. Blieben noch die Gewöhnung an den hochsensiblen KLS-Quickshifter und die Erkenntnis, dass die Vmax-Erreichung in der Mitte der Parabolika nicht das Gelbe vom Ei sein konnte. Eine längere Übersetzung musste her! Auch diesen Turn brach loki vorzeitig aber nicht ohne deutliche Rundenzeitenverbesserung ab. Waren es in Q1 noch 2:08,3, konnte seine schnellste Kursumrundung nun bereits mit 5 vollen Sekunden weniger gestoppt werden.

Ins letzte Qualifying ging loki mit einer am Kettenblatt um einen Zahn verlängerten Übersetzung und einem guten Rat von Alex, die selbst kürzlich erst auf RC8 umgestiegen war. Sie sagte: „Du musst ganz bewusst den Fuss nach dem Schalten ganz auf die Raste zurückstellen! Der Quickshifter verträgt nicht die kleinste Berührung. Kommst Du auch nur mit der Fussspitze dran, löst der sofort aus.“ Das war vielleicht ein Stepptanz Leute!? Aber es hat tatsächlich geholfen. Mit übrigen 2-3$ in der Tasche beendete loki sein Q3 als seinen ersten kompletten Turn auf Matilda mit einer Rundenzeit von 1:59.7 und qualifizierte sich damit auf Platz 7 in der PTO-Wertung. Im Gesamtfeld, das in einem (für loki neuen Format) Wellenstart in beide Rennen des Wochenendes gehen sollte, lag er auf Rang 19 von insgesamt 38 Startern.

In einem Pulk von Panigales aus der Dutch Ducati Challenge sollten ProThunder und ProThunder Open in Rennen 1 in die neue Saison starten. Der Wellenstart sah 2 Wellen vor. In Welle 1 Standen die DDC und die PTO im ersten Teilfeld. Mit einer Reihe und 10-15 Sekunden dahinter sollten loki’s ehemaligen Klassenkammeraden aus der Pro Thunder losdonnern. Nun trug es sich zu, dass ein Schweizer Racerkollege diese Geschichte mit dem Wellenstart und seiner Rückversetzung in die zweite Welle entweder verschnarcht oder mit eben dieser „ungebührlichen“ Degradierung in keinster Weise einverstanden gewesen zu sein schien. Er, nennen wir ihn Yves, platzierte seine schwarze MV Agusta Brutale 800 mal eben 8 komplette Startreihen zu weit vorne. Der Pro Bears Meister 2016, Franky Schumacher, in dieser Saison mit einer steroidisierten Dickel-Duc ebenfalls in die PTO aufgestiegen, sah sich seines Startplatzes beraubt und versteckte sich eine Reihe dahinter hinter einem Holländer. Es herrschte zuerst etwas Verwirrung bei den Streckenposten im Grid. Plötzlich kam einem die rettende Idee. Kurzerhand buchsierte er zuerst Franky von dessen Duc und dann die Duc rückwärts durchs halbe Feld, um sie sogleich an der Boxenauer abzustellen. Als Franky begriffen hatte, was abging, fing er an wild gestikulierend zu intervenieren. Nun wurde wild gegrübelt. Es dauerte ein wenig, bis der echte Übeltäter ausgemacht war. Yves! Den Helm heimlich still und leise zwischen den Schultern versteckt, stand er noch immer am falschen Platz, bis einer der Marshals nun auch die MV gekapert und gaaaanz nach hinten durch Welle 1 geschoben hatte. Franky ergriff sogleich die Initiative und seinen wohl verdienten Platz in Reihe 4. Was für ein Spektakel. Natürlich standen alle nun auf kalten Reifen da.

Loki’s erster Rennstart auf KTM ging nicht in die Hose aber es war auch keine Glanzleistung, noch vor der ersten Kurve mal wieder 2-3 Plätze zu verlieren. Mit besonders hohem Überschuss kam mal wieder ein alter Bekannter in der Spezialdisziplin Blitzstart vorbeigeflogen. Axel Knof auf KTM SuperDuke 1290 nämlich. Der Start war insgesamt sicher hübsch anzuschauen und anzuhören. Lauter großvolumiges V2-Konglomerat auf den irrsinnigsten Pfaden auf dem Weg zur und durch die Nordkurve. Welch Gewusel, Gebremse, Liniengewechsel und Ausgeweiche!? Irgendwie haben es die ganzen ferngesteuerten Wahnsinnigen dann tatsächlich allesamt heile durch den ersten Rechtsknick geschafft. Das Feld blieb allerdings bis zur Spitzkehre hinunter in ähnlich kompakter Konstellation.

Runde um Runde wurde loki auf seiner Matilda lockerer, ruhiger, selbstbewusster und angriffslustiger. Er holte sich Position um Position zurück. In Rennrunde 7 war er zurück auf seiner Startposition auf Platz 7 und im direkten Windschatten von Henning Schipper, wieder auf KTM SuperDuke 990 unterwegs (und einzige KTM vor loki), angekommen. Seine Rundenzeit hatte loki bis auf 1:56.3 herunterschrauben können. Leider passierte dann ein schwerer Unfall und das Rennen musste vorzeitig abgebrochen werden. Der Notarzt rückte aus und zog loki’s alten Weggefährten Jehan von der Dragsterstrecke hinter der Mobil1 Kurve am Eingang zum Motodrom. Ein direkter Konkurrent hatte ihn und seine Aprilia RSV Mille in die Mauer geschickt, die in diesem Abschnitt unmittelbar links neben der Strecke steht. Folglich war Jehans linker Oberschenkelknochen ans Tageslicht getreten und die Mille in der schnellen Ecke samt Passagier tangential und wenig später der Rettungsheli abgeflogen. Auf diesem Wege sei Dir nochmals beste Genesung gewunschen mein Freund!

Nach der Siegerehrung ließ loki den Abend bei leckerem Essen und bester Gesellschaft vom großen und kleinen Philipp, Alex und Tommy Hofmann, der erneut auf seiner Babypanigale in der Pro Thunder unterwegs ist, im Güldenen Engel in Hockenheim-City ausklingen. Das Steak da ist der Hammer! Schaut da mal vorbei Leute! Übrigens: Der große Philipp hat für die diesjährige PTO-Saison auf feinstes itlienisches V4-Gerät aus Noale umgesattelt. Wenn wir uns da mal nicht gegenseitig befruchtet haben?!

21. Mai 2017, Tag 3, Warmup und Rennen #2
Auch der Sonntag brachte bestes Wetter und damit optimale Voraussetzungen für einen glanzvollen Renntag. Bis zum 10-minütigen Warmup war nach dem Aufstehen viiiel Zeit. Loki hatte sich daher nach einer weiteren messerscharfen Frühsportsession zum Reifenwechsel auf neue Brückensteine des Typs V02 entschieden. Beim Aus- und Einbau der Räder wurde loki ganz warm uns Herz. Beinahe wären Freudentränen gekullert. So einfach und unkompliziert kann das also funktionieren. Ein großen Dankeschön und Lob an die Ingenieure bei KTM! Das habt Ihr richtig gut gemacht!

Das Warmup endete nach unspektakulären 5 Runden und mit einer 2:00.6er Runde als beste Zeit. Der Zweck war erfüllt. Der Nachtrost war weggefahren. Inzwischen waren einige Fans angereist um unseren loki an Ort und Stelle zu unterstützen. Auch am Samstag ist schon der ein oder andere Freund und/oder Kollege in Hockenheim gewesen. Heimrennen eben! Danke an alle! Loki hat sich über jeden einzelnen von Herzen gefreut!

Das zweite Rennen stand nun vor der Tür. Nachdem einige Mitstreiter mit Yves nochmal das Gespräch gesucht hatten, hat sogar jeder auf Anhieb seinen Startplatz gefunden. Wir sind eben für einander da bei Art Motor!

Start! Der war nicht schlecht loki! Lediglich dieser verflixte Knof hatte wieder einen Weg vorbei gefunden. Der Ablauf vor und in der Nordkurve glich dem vom Vortag wie ein Ei dem anderen. Chaos und Bekloppte wohin das Auge blickte! Außen herum in der Parabolika war dann auch der Herr Knof wieder einge- und überholt. Von der ersten Sekunde war loki voll da. Runde um Runde wurde das Gefühl für Körper und Bike noch besser und die Lücken nach vorne immer kleiner. Zwei Runden nach dem Manöver gegen Axel hatte loki sich an Henning herangesaugt und flog mit guten 250 km/h ebenfalls außen an dessen SuperDuke vorbei. Am Horizont tauchte nun ein roter Apparat auf. Besonders im Streckenabschnitt vor der Mercedestribüne und am Eingang zum Motodrom wurde Franky auf seiner Stero-Duc immer größer. In Runde 8 blühte dem Pro Bears Meister der beiden vergangenen Jahre nun das gleiche Schicksal wie schon den beiden KTM-Piloten zuvor. Außen rum. Parabolika. Da war der Loki dann schon vierter und zu diesem Zeitpunkt auch bereits ein kleines Bisschen schneller als der SuperClassiX TT Open Meister 2016 Andi Warnke, der dieses Jahr auf Aprilia RSV4 ebenfalls neu in die PTO gewechselt hat. Vor Andi lagen nur noch Lukas Gauster auf RSV4, der in den letzten Jahren eine Street Triple im gleichnamigen Cup um die Ecken gescheucht und einige Gaststarts in verschiedenen Art Motor Klassen auf dem Kerbholz hat, auf Platz 1 und der PTO Meister 2016 (Philipp Messer) ebenfalls auf RSV4 auf Platz 2. Rolf Kaben, der Sieger von Samstag, der auch eine RSV4 sein eigen nennt, hatte zu diesem Zeitpunkt sein Rennen bereits aufgeben müssen.

Zurück zu loki! Nach dem Pass gegen Franky vollzog loki ausgangs der Spitzkehre den Schulterblick. Kein Franky mehr da. Loki wähnte sich also sicher auf Platz 4 und gab weiter Gas. Zu Beginn der neunten Runde machte er einen kleinen Flüchtigkeitsfehler bei der Zufahrt auf die Nordkurve. Das kostete ihn seine Linie, etwas Speed und in der Folge den 4ten Platz. Franky!? „Alter, lass es doch! Du hast doch gesehen, dass ich schneller kann und bist eh platt.“ Dachte loki so bei sich. Franky war nämlich durch einen Tanzunfall mit folglich zerstörtem Sprunggelenk vor wenigen Wochen noch gehandicapt und augenscheinlich am Ende seiner Kräfte. Er hatte sich schon rundenlang immer mal wieder nach hinten umgeschaut. Immer ein sicheres Zeichen der Erschöpfung. Außerdem hatte er offenbar Probleme mit dem Fahrwerk, denn die Duc schmierte und schlingerte bedenklich durch die Kurven. Naja, was soll’s? Dran bleiben und wieder vorbei war loki’s Devise. Im Windschatten durch die Parabolika, Spitzkehre am Hinterrad, wieder Windschatten hin zur Mercedestribüne und mit wenigen Metern Abstand durch die Links vor der Tribüne. Ein Rutscher am Hinterrad, ein Zug an der Vorderradbremse und PATSCH… Da lag der Franky auf der Nase. Er legte dabei eine Dreipunktlandung – Kopf, linke Schulter, linke Arschbacke – hin und blieb beinahe an Ort und Stelle liegen Während loki mit großen Augen der roten Bolognesin zusah, wie sie direkt vor sein Vorderrad rutschte. Der Prozessor spuckte ca. 3 Jahre später ‚Brems! Fahre da vorbei, wo das Ding her kommt! NICHT da wo es hin will!!!‘ aus. Gedacht getan. Kurzer Schulterblick. Franky lebt, steht und geht. Weiter geht’s! Eingangs des Motodroms gab’s dann wieder rate Flaggen. Rennabbruch! Franky’s Dickel-Moped war mitten auf der Bahn zum Liegen gekommen. Schön, dass Du inzwischen wieder klar bist Franky!

So endete das Abenteuer „Doppelpremiere am Hockenheimring“ für loki auf Platz 4. Franky wurde sogar noch 5ter, da laut Reglement die Runde vorm Abbruch gewertet wird. Unser Großdonnerkapitän war super happy! Seine Beste Runde lag bei 1:55.4 und Matilda war die schnellste KTM in ganz Hockenheim. Im Rennen hatte er sich mit den Vorjahresmeistern sämtlicher Klassen gemessen und insgesamt 22 Punkte aus Hockenheim entführt. Bei der Siegerehrung kam sogar noch der Blitzstarter Axel, zuckte mit den seinigen (Axeln) und huldigte loki ob seiner steilen Lernkurve auf dem neuen Apparat.

Danke nochmal ans komplette Racing Team Blechle #73 für den tollen Support, Tommy Hofmann für die tollen Gespräche unter der Dusche allen Besuchern und Fans, die allein wegen loki den Weg nach Hockenheim gewagt haben und ganz besonders lokis Freundin Meike, die trotz großen Unmuts die Anschaffung der RC8 nicht bis aufs Messer boykottiert hat!

Wir sehen uns zum Festival Italia in Oschersleben (9.-11. Juni) wieder. Da gibt’s das Bridgestone 100 on Top! Wir freuen uns heute schon riesig!