Nach einer erfolgreichen Jungfernfahrt rings um unsere Teamzentrale in Marbach a.N. konnten wir das Rennwochenende tatsächlich zum ersten Mal in der noch jungen Teamgeschichte von RSRP mit 2 Startern in Angriff nehmen. Nachdem wir den Anhänger am Vortag der Abreise bereits fertig beladen hatten, brachen wir letzten Donnerstag gegen 17:00 Uhr auf gen Norden. Jedenfalls zum ersten Mal… Da ein gewisser Herr Mecanico seine Reisetasche im Auto in Marbach vergessen hatte, fuhren wir um ca. 18:00 Uhr nochmals von dort aus los. Unsere Ankunft in der Börde verzögerte sich somit auf ca. 00:30 Uhr. Nach der Entladung, bei der el Mecanico wiederum Schaden angerichtet hat indem er Betty’s vorderen CFK-Kotflügel geschrottet hat, folgte eine kurze und bitter kalte Nacht. Das Thermometer zeigte 6,5°C und unser Heizlüfter ist leider ausgefallen.
Tag 1 – Freies Training
Mit dem Freitag sollte ein hochinteressanter und spannender Tag in und auf der Motorsportarena in Oschersleben auf uns warten. Handelte es sich doch um el Mecanico’s allerersten Rennstreckentag in seinem gesamten bisherigen Leben. Der arme Junge war ganz aufgeregt, als er die frisch renovierte Brunhilde zum ersten Turn in Richtung Boxengasse steuerte. Auf der Strecke wartete das unbekannte und mystische Dasein als Rennstreckenfahrer…
Nach seinem ersten Adrenalinrausch gab er später folgendes zu Protokoll: „Die ersten paar Kurven oder viel mehr die ersten 2 Runden ist auf jeden Fall ganz krass der Unfall mitgefahren und ich hatte oft den Gedanken ‚Was machst du da eigentlich?‘ Dazu kam noch die Ungewissheit wie das Fahrwerk zusammen funktioniert. Dann wurde meine Linie langsam runder und flüssiger und es fing an Spaß zu machen…“
In Richtung der folgenden Turns entspannte der frisch geschlüpfte Rookie sich dann zusehends. Der zweite Turn lief für ihn schon wesentlich sicherer, da er so langsam ein Gefühl für die Strecke bekam, somit die Schaltpunkte besser passten und das Fahren dadurch viel flüssiger wurde. Außerdem gab es für el Mecanico die seltene Gelegenheit, sich das Hinterrad eines Instruktors zu krallen und diesem 3 Runden lang die richtige Linie abzugucken. Er meinte danach: „ Irgendwann war mir das alles viel zu langsam und ich bin mein eigenes Tempo gefahren. Das hat dann richtig Spaß gemacht weil die Linie nun auch endlich gestimmt hatte. Dann kam der dritte Turn in dem ich es schon in der Boxengasse kaum erwarten konnte, wieder auf die Strecke zu gehen. Da hatte ich dann das erste Mal Bodenkontakt mit Knie- und Zehenschleifer. Die Runden fühlten sich unglaublich flüssig an. Ich hatte auch endlich einen schönen Schaltrythmus gefunden und mich insgesamt nur einmal verschaltet. Generell wurden die Bremspunkte immer später und ich habe mich oft noch reingebremst. Dann habe ich eine S1000RR in der langen Rechtskurve nach der Triplelinks aussen herum, mit dem Knie auf dem Boden überholt. Was für ein unglaublich geiles Gefühl!“
Zwischenzeitlich mehrfach mit loki’s Zeitmessequipment ausgestattet und durch dessen Erfahrungen unterstützt, schaffte el Mecanico im Laufe des Tages eine Zeitenverbesserung von sage und schreibe nachgewiesenen 9,6 Sekunden. Am Freitagabend stand für unseren Kringelnovizen eine Rekordrunde von 1:54.2 zu Buche. Er schlug sich also mehr als beachtlich und mauserte sich in seiner Krabbelgruppe vom Nesthäkchen zum Teil der Spitzengruppe. Richtig gut! Wir sind stolz auf ihn. Gegen Ende machte el Mecanico die ungewohnte Anstrengung dann doch allmählich zu schaffen. Im letzten Turn wartete loki, der die Spiegelreflexkamera um die Strecke trug, um el Mecanicos erste Schritte zu dokumentieren, in den letzten Runden vergebens auf Brunhilde samt Fahrzeugführer. Ein Ausflug in eine Bördekiesgrube war der Grund dafür, wie sich bald darauf herausstellen sollte.
Bei Loki lief am ersten Tag bis auf einen spontanen, nach dramatischen Bremsdruckverlust an der rechten Hand vor Beginn des vierten Turns, äußerst notwendigen Bremssteinwechsel, alles nach Plan. Seine Tagesbestzeit war 1:42.2. Im Wettkampfbetrieb wächst unser Millepilot im Normalfall über sich hinaus. Sein Wochenendziel von einer Rundenzeit unter 1:40 lag allerdings noch ein gutes Stück weit im grauen Dunst der Unerreichbarkeit.
Tag 2 – Qualifyings und Rennen 1
Nachdem loki es im ersten Qualifying mit 1:44.2 noch etwas gemütlich angehen ließ, sollte Q2 eine annehmbare Startposition für die Rennen bringen. Leider hat Betty’s Jockey sich da etwas verrechnet. Nach 3 Runden, die er hinter einer Triumph festgehangen hatte, lösten sich die Einzelteile des in der Lausitz in Mitleidenschaft gezogenen Schaltgestänges in Wohlgefallen auf. Loki, der sich nun nur noch im 4ten Gang fortbewegen konnte, musste die Zeitenjagd also vorzeitig aufgeben. Nach einer kurzen Schrauberpause blieb ihm schließlich nur noch Q3, um seinen Ansprüchen bezüglich Startposition gerecht zu werden. Das dritte Zeittraining des Tages fühlte sich dank vieler freier Runden für unseren Racer recht vielversprechend an. Die Datenauswertung förderte eine 1:41.4 aus den Tiefen des Speichermediums. Das war aktuell die beste Rundenzeit, die Betty unter loki’s Leitung auf dem Bördekringel jemals hinter sich gebracht hat. Loki aber wollte mehr mehr. Das erste Rennen, in das loki von Startplatz 14 gehen durfte, begann um 16:30 Uhr. Jetzt konnte ihn nur noch schlechtes Wetter aufhalten.
Gegen 17:15 Uhr lag ein wahnsinnig spannender Renntag hinter uns. Es war wirklich alles geboten. Der komplette Lauf fand wider Erwarten bei Trockenheit statt. Welch ein Glück für unseren wasserscheuen Aprilianer. Der Start war dieses Mal nicht von schlechten Eltern. Loki kassierte aus seiner Mittelreihenposition gleich zwei Fahrer und positionierte sich für Kurve 1 nahezu perfekt. In den nächsten 2 Runden musste er die beiden gewonnenen Plätze leider wieder hergeben. Auch zwei weitere Fahrer versuchten sich an der menschgewordenen Schikane vorbei zu schieben. Nur einer von ihnen schaffte es, während des gesamten weiteren Rennverlaufs seinen Vorlokiplatz zu behaupten. Das Rennen machte nicht nur loki sondern auch allen Zuschauern und Daumendrückern viel Freude, da es bis zum Ende ein spannendes Mittelfeld bot. Loki hat im Verlauf des Rennens seine persönliche Bestzeit auf 1:40.7 herunter geschraubt. Er behauptete, dass er spüren könnte, dass die Schallmauer 1:40 am Sonntag durchbrochen werden würde.
Der Knaller des Tages war aber das Superbike-Rennen, das unmittelbar nach der ProThunder gestartet wurde. Hier waren auch – Ihr werdet Euch an den Bericht vom Lausitzring erinnern – Dennis und Kevin am Start. Das Rennen war kaum 4 Runden alt, als es wegen einsetzendem Regen für 15 Minuten unterbrochen wurde, um den Fahrern die Möglichkeit zu bieten, auf Regenreifen umzurüsten. Hier kamen unsere Schrauberkönige ins Spiel. Sie waren mal wieder zur Stelle, als Not am Mann und eine schnelle Eingreiftruppe erforderlich war. Mit ihrem beherzten und selbstlosen Einsatz ebneten sie den Weg zu den Podiumsplätzen 2 (Kevin) und 3 (Dennis) für „Monster Racing“ entscheidend mit. Der Lohn dafür waren Bier und 2 temporäre Schraubergötterpokale.
Tag 3 – Warmups und Rennen 2
Mit soviel Glück, wie wir an den letzten beiden Tagen mit dem Wetter hatten, konnte es natürlich nicht weiter gehen. Der Regen hatte sich tatsächlich von Samstagabend über die Nacht bis in den Sonntag hinüber gerettet. Es sah so aus als würde Betty mal wieder nicht schwimmen lernen. Loki hat einfach nicht die Nerven es ihr beizubringen. Außerdem fehlte es an Regenkombi, -reifen und –setup. Außerdem hatten loki’s Freunde und Kollegen ihm bereits im Vorfeld signalisiert, dass sie es schön fänden, wenn er montags wieder am Stück in der Heimat erscheinen würde. Abgesehen davon hätte er mit besten Erinnerungen an Samstag zu diesem Zeitpunkt auch gut leben können. Somit standen die Zeichen auf einpacken und alsbald die Heimreise antreten.
Getreu nach dem Motto „Besser spät als nie“ sprach sich wenige Stunden später wider unsere Erwartungen dann im Fahrerlager herum, dass zumindest die Ideallinie in der Motorsportarena Oschersleben zum ProThunder-Rennen sicher trocken sein würde. Es regnete beinahe den gesamten Vormittag lang. Es hieß für Betty folglich alleine draußen stehen und der Dinge harren, die da kämen. Es hörte tatsächlich zu regnen auf und auf dem Parkplatz des Fahrerlagers zeigten sich wenig später trockene Flecken. Kurz vorm Superbike-Rennen wurde es bei Dennis und Kevin von „Monster Racing“ daraufhin erneut hektisch, während loki und el Mecanico gerade ihre Habseligkeiten in ihren Renntransportanhänger verfrachteten. Die beiden Monster-Racer hatten die Streckenverhältnisse besichtigt und die Regenreifen vom Vortag schlussendlich für heute doch als falsche Wahl erkannt. Es musste also abermals in Windeseile ein Hochgeschwindigkeitsradwechsel an zwei Motorrädern gleichzeitig durchgeführt werden. Natürlich waren unsere Jungs direkt zur Stelle und halfen erneut das Unmögliche möglich zu machen.
Loki, der sich mit dem Bördewetter ebenso nicht 100%ig sicher war, hatte Betty vorsorglich noch nicht im Anhänger geparkt. Er entschied sich seinem Schlachtross doch eine neue Strom- und Benzinfüllung nebst warmen Socken zu spendieren und wandete sich selbst zügig in Leder. Der Start des Sonntagsrennens der ProThunder lag in greifbarer Nähe. Während Dennis und Kevin ihr Rennen bestritten, marschierte unser Apriliapilot nervös im Fahrerlager auf und ab. Würde das Wetter halten? War die Ideallinie komplett oder nur teilweise trocken? Waren Slicks bei diesen Bedingungen tatsächlich die richtige Option? Sein Rennen wurde als Wetrace angekündigt. Es ging los. Bereits während der Einrollrunde war eine beinahe vollständig trockene Linie zu erkennen. Das Rennen konnte also losgehen. Loki’s Start war ansehnlich. Kein Positionsverlust in der ersten Runde. In Runde 2 bremste sich der alte Fuchs Peter, der loki bereits gestern im ersten Rennen mit einer ähnlichen Aktion geärgert hatte, in der Zeppelinkurve vorbei. Dieses Mal jedoch wollte sich loki auf keinen Fall erneut abkochen lassen. So kam es dann in Runde 6 von 8 zum Showdown Ende Start-Ziel. Diese Stelle hatte sich unser Einzelkämpfer schon am Samstag als DIE potentielle Überholstelle ausgeguckt. Plötzlich kam die Gelegenheit und für loki hieß es friss oder stirb. In einem knackigen Manöver frass er Peter den 11ten Platz vor der Nase weg und hielt diesen auch bis zum Rennende fest im Griff. So hatte dieses Rennwochenende einen würdigen Abschluss gefunden. Es gab zum Abschluss reichlich faire Handshakes und freundschaftliche Abschiedsszenen. Wir sehen uns in Brünn…