Filmreifes Spektakel in Schrottenheim – Motodrom Masters auf dem Hockenheimring

Es ist Mittwochmorgen 01:00 Uhr vor dem Rennwochenende am für uns naheliegendsten Veranstaltungsort der Saison 2015. Gerade haben wir die letzte Zurröse im frisch teilrestaurierten Rennanhänger aus dem neuen Fußboden freigeschnitten. Den Motorrädern muss nachher zwischen Feierabend und dem Verladen noch für ca. 2 Stunden unsere volle Aufmerksamkeit zuteilwerden. Die notwendigen Arbeiten packen wir jetzt nicht auch noch. Wir sind geschafft und fahren nach Hause.

Mittwoch 16:00 Uhr. Die Motodrom Masters sind im Vorfeld um einen Tag vorverlegt worden. Loki muss also bereits in wenigen Stunden Apollo13 anspannen und gen Baden-Kringel reiten, um am obligatorischen Trainingstag teilnehmen zu können. El Mecanico kann sich vor Donnerstagabend nicht vom Bürostuhl loseisen. Dafür reicht der Resturlaub leider nicht mehr aus. Aufgrund der unplanmäßig vielen Arbeitsstunden, die wir uns mit unserem Feuerstuhlträger beschäftigen mussten, kommen wir erst kurz vorm Verladen dazu, unsere Motorräder zu finalisieren. Während sich loki’s +1 auf Verpflegungsjagd im nahegelegenen Supermarkt befindet, wird an Betty eine neue Bremsleitung ums vorderachsige Schwedengold gebunden und danach die Gfk-Tunika wieder verzurrt. Zur selben Zeit fliegen neue Griffgummis auf Brunhilde’s Lenkerenden und die überarbeitete linke Rastenarmatur ans Stahlskelett. Die Wochenendration ist längst vor Ort, als unsere Jungs endlich zum Einladen kommen. Begleitet von seiner Freundin, steuert loki gegen 19:30 Uhr endlich das Transportgespann vom Hof.

Gut zwei Stunden später trafen die zwei im inzwischen stockfinsteren Hockenheimer Fahrerlager ein. Viel los war noch nicht. Strom war trotz allem bereits Mangelware. Als Wochenendresidenz wurde nach mehreren Platzrunden schließlich ein ca. 60m² großer Asphaltfleck in Fahrerlager 2 in Kabeltrommelweite zur Boxenanlage auserkoren. Kaum war die Elektronenader verlegt, blendete uns das Fernlicht eines ebenfalls Unterkunftsuchenden. Tom (Dick) suchte Gesellschaft. Wenig später, nach einer gemeinsamen Rangieraktion, befanden sich unsere Wochenendreviere in angenehmer Kurzzeitnachbarschaft. Als alle Pavillons ihren Platz gefunden hatten und die Betten gebaut waren, verschwanden wir in selbigen.

Tag 1 – Freies Training
Sowohl Anmeldung als auch technische Abnahme waren beim gestrigen Eintreffen in der Rennstadt natürlich bereits verrammelt. Für Loki hieß es also mal wieder frühzeitig Kissen adé. Der Umstand, dass die gestern eilig montierte Stahlflexleitung noch Luft statt DOT in sich trug, zwang loki bereits in der Dämmerung aus dem mobilen Schlafgemach. Der Aggregatzustand im Bremssystem war nach geübten Handgriffen rasch in flüssig übergegangen. Anmeldung, Fahrerbesprechung und Abnahme waren zügig erledigt und so blieb vorm ersten Turn, der für unseren Aprilianer um 09:20 Uhr gestartet werden sollte, sogar Zeit für ein einigermaßen entspanntes Frühstück mit Cappuccino à la Tom.

Bereits zu Tagesbeginn war loki um eine Info zum Reifenservice bemüht. Ursprünglich war er bestrebt vor Trainingsbeginn den nach Schleiz bereits bis auf die Grundmauern abgebrannten Heckpneu tauschen zu lassen. Nach kurzer Rücksprache mit Tom, dessen Hinterradgummierung in ähnlich bemitleidenswertem Zustand war, entschloss sich loki die Vormittagsturns mit bereits montiertem Material locker anzugehen, um den Rundlauf seines Rotax-Zwillings zu checken und den Verlauf der IDM-Streckenführung sauber abspeichern zu können. Die getroffende Entscheidung entpuppte sich als goldrichtig. Betty zickte mal wieder, dass die Schwarte krachte. Ein neuer Slick wäre den Stress nicht wert gewesen. Glücklicherweise hatte loki die verbauten Einspritzmodule inzwischen tauchgerecht flexibel gestaltet. Der notwendige Umbau war binnen weniger Minuten bewerkstelligt.

Nach der glaubwürdigen Ansage, dass der Bridgestone Truck nicht vor Donnerstag arbeitsfähig im Paddock stehen würde, musste loki die fällige Frischpelle über Bike Promotion beziehen. Diesem Reifendienst wollte das gebrannte Kind nach Brünn 2014 eigentlich nicht nochmal sein Vertrauen schenken. Leider war das Rad nach der Mittagspause nicht rechtzeitig fertig. Der Radrückbau machte einen Start im ersten Nachmittagsturn unmöglich. Es blieb also Zeit Luftdruck und Vorhandensein der Ventilkappe gewissenhaft zu kontrollieren und Tom seine Schwierigkeiten bei der Linienfindung im Motodrom zu klagen. Loki’s Rundenzeit war in den ersten Turns zwar deutlich, bis auf 1:42.13 Minuten gefallen, aber da musste deutlich mehr gehen. Besonders die Doppelrechts, die den Übergang von Motodrom zu Start/Ziel bildet, machte unserem Donnerkapitän Probleme.

In der folgenden Trainingseinheit umrundete ein kleiner Apriliazug den Hockenheimer IDM-Kurs. Tom war für den halben Donnerstag ins aktive Geschehen eingestiegen. An seinem Hinterrad versuchte loki dem Altmeister zu folgen. Die 1100er Tuono skizzierte eine astreine Linie vor. Blöderweise konnte die Mille dem feinen Strich ihrer deutlich jüngeren Schwester nicht immer sauber folgen. In erwähnter Problemecke sorgte loki mit einem Ausritt gen Südtribüne für den Tiefpunkt. Demzufolge hagelte es nach eindeutigen Handzeichen auf der Strecke beim Nachgespräch ungewohnt Kritik an loki’s Fahrstil. „Das Motorrad fährt mehr mit Dir als andersrum. Du musst das äußere Knie mehr nutzen… und denk an Deine Blickführung!“ Diese kritischen Worte versuchte unser V2-Treiber im letzten Turn des Tages zu beherzigen. Trotz einer deutlich runderen Linie, sank die Rundenzeit nicht mehr unter die 1:42er Marke. Dann eben morgen.

Es folgte ein letzter Technikcheck. An Betty war alles soweit iO. Nebenan bei Tom herrschte, wie bereits nach seinem ersten Turn, Aufregung um die Qualität der verbauten Bremsbeläge. Zwischenzeitlich hatte der Motorradmeister Stefan (Lange) 899er Panigale-Beläge besorgt. Die funktionierten in der Tuono sehr gut. Tom wollte unbedingt Nachschub. Da kam el Mecanico ins Gespräch. Nach kurzem Smartphoneeinsatz war der Belaglieferservice aus Stuttgart eingetütet. Unser Hondajockey hatte sich bereit erklärt, nach der Arbeit einen Ducati-Händler zu tangieren und Tom mit der heiß begehrten Ware zu beliefern. Um den Zeitplan für den Quali-Freitag etwas zu entspannen, war loki mit Brunhilde nach anfänglichen Startschwierigkeiten zur Abnahme aufgebrochen und bald darauf erfolgreich zurück.

Nach der Dämmerung kam die Nacht und gegen 22:45 Uhr traf endlich auch el Mecanico in Hockenheim ein. Im Gepäck hatte er nicht nur alles was loki am Vortag in der Hektik vergessen hatte und Tom’s Ankerpads. Am Rande der Szenerie lud ein kleiner Kerl allerhand sperriges Equipment aus el Mecanico’s nachtschwarzem Kombi. Die Rede ist von Maik (Seifert). Maiki ist ein guter Freund des RSRP-Teams und ein wahren Meister, wenn es ums einfangen bewegter Bilder geht. Er war bereits beim Biketoberfest 2013 mit von der Partie und zeichnet für den Streifen „Let It Rain“ (zu betrachten auf unserer Homepage) verantwortlich. Er war heiß auf Rennaktion und bereit jedes Detail in Highspeed gigabyteweise auf SD-Speicher zu bannen. Der Filmprofi und el Mecanico kehrten nach einem Spaziergang durchs Fahrerlager noch unterm Nachbarpavillon ein. Loki +1 begaben sich zur Ruhe.

Tag 2 – Qualifikation

Am Freitagmorgen musste unsere Mannschaft leider feststellen, dass die Wettervorhersage der Pessimisten in die Realität verwandelt hatte. Alles war nass. Sogar im rundum geschlossenen Übernachtungspavillon war der Fussboden gänzlich überflutet. Unser erster Blick ging in den dunklen Himmel, der zweite auf das Regenradar. Der Himmel war dunkelgrau. Die Wolken zogen schnell. Das Regenradar sagte ab Mittag Besserung voraus. Der Zeitplan fürs Qualifying sah 5 Trainingsturns für die ArtMotor-Gladiatoren vor. Die beste Rumrundungszeit sollte als Indikator zur Startplatzfindung für die Rennen herangezogen werden. Nach der Fahrerbesprechung, auf der unser Nachzügler el Mecanico die wichtigsten Infos aus erster Hand mitgenommen hatte, wurde der Zeitplan vorerst ausgesetzt und die Boxengasse für alle geöffnet. Während unser Hondarist ob der immer wieder auftauchenden hellen Flecken im Gewölk mit dem Umbau auf Regenreifen haderte, war loki noch halbwegs entspannt. Er kannte die Strecke ja bereits von gestern und wollte auf die vorherorakelte Trockenzeit warten, um seine Qualifyingzeit zu setzen.

Als das Radar das Ende des Regens mehrfach nach hinten korrigiert hatte, war el Mecanicos Geduld am Ende. Fix waren die profillosen Rotoren ausgebaut und zwischen die Regenreifen auf den Rollwagen gestapelt. Der Bridgestone-Truck war inzwischen eingetroffen und zum aktiven Dienst befähigt. Wenig später rumpelte der Wagen hinter el Mecanico wieder auf unsere Zeltstadt zu. Die Regenreifen befanden sich kurz darauf wieder im Honda-Fahrwerk. Immernoch war die Boxenampel pauschal auf grün gepolt. Kaum war die letzte Radachse fixiert, saß el Mecanico im Sattel um die Hockenheimer Wasserstraße zu sichten. Eine freie Runde später wurde zur Mittagspause abgewunken. Auf Du und Du war el Mecanico mit der Strecke noch lange nicht.

Als die Pause zuende war, ging es bis auf Widerruf mit dem freien Fahren weiter. Allen Piloten, die wie loki das Ende des Regens abgewartet hatten, wurden nicht enttäuscht. Gegen 14:30 Uhr wurde es langsam heller und das Fahrerlager bekam zusehends mehr und mehr trockene Flecken. El Mecanico nahm erneut Anlauf zur Kringelerkundung. Loki hatte sich zwischenzeitlich in der Boxengasse eingefunden, um herauszufinden, wann sich die Konkurrenz auf Slicks raustraute. Bei el Mecanico lief es nicht wirklich rund. Nach einem Beinahecrash mit der 1290er Superduke von Luca Sammet in der Einrollrunde gab es erneut einen Abbruch noch bevor er Brunhilde zu dritten Mal über die Start/Ziel Gerade treiben konnte. Inzwischen war Slickzeit. Loki warf sofort das Leder über und erwischte die letzten 15 unterbrechungsfreien Minuten des freien Fahrens. Auf seine Tagesbestzeit vom Vortag fehlte dem V2-Piloten deutlich über eine Sekunde. Das Training wurde abgewunken. Ab sofort galt wieder der offizielle Zeitplan. El Mecanico geriet erneut in Stress. Die Räder mussten zurückgerüstet werden. Also wieder raus damit und ab zu Bridgestone.

Die ArtMotor-Trainingsgruppe war längst unterwegs, als Brunhilde endlich wieder auf Slicks stand. Für die optimalen Zeitfenster hatte unser Hondapilot heute offenbar kein gutes Gespür. Loki fuhr den Turn, konnte sich aufgrund des starken Verkehrs allerdings nicht nennenswert verbessern. Seine beste Qualifyingrunde stand bis dato mit 1:43.225 Minuten zu Buche. Das war immernoch 1,1 Sekunden langsamer als im Donnerstagstraining. Für unsere Jungs galt es jetzt, sich voll auf den hoffentlich trockenen letzten Turn zu fokussieren. Beide Teamkollegen konnten mit dem bisherigen Tagesverlauf nicht zufrieden sein. Es kam wie es kommen musste. Es wurde dunkel und es begann erneut zu regnen. Wir konnten also getrost die Reifenwärmer ausschalten und den Tag vollends abhaken. Niemand würde sich unter diesen Bedingungen noch verbessern können. Inoffiziell standen die Startaufstellungen also bereits fest.

Unser Fokus schwenkte nun in Richtung Filmmaterial um. Maiki, der mit seiner Ausrüstung den ganzen Tag bereits unser Schatten war und auch zwischendurch für das ein oder andere Bild unsere Mitwirkung eingefordert hatte, bekam nun unsere ungeteilte Zuwendung. Der Kameramann sprudelte nur so vor Ideen für unfassbar tolle Kurzaufnahmen. Kurz vor der Dämmerung machten er und el Mecanico sich auf den Weg um die Badische Asphaltschleife, um die Abendstimmung im Zeitraffer einzufangen. Nebenbei sammelte unser Alteisen-Reiter weitere Eindrücke von der ihm immernoch nahezu fremden Strecke. Zum Tagesabschluss fanden wir uns erneut bei Tom ein. Auch Bernd, unser Freund mit der #171 aus der SuperClassiX TT Open und seine Frau fanden sich dort ein. Gemeinsam stießen wir auf el Mecanico‘s Podestpremiere in Schleiz an und lauschten Tom’s unglaublichen Motorradgeschichten, die er mit eindrucksvollem Bildmaterial untermauerte.

Tag 3 – Warmup und Rennen
Sehr untypisch aber sicher der Anwesenheit von Maiki geschuldet, war der Schlafpavillon am Samstagmorgen als erstes verwaist. El Mecanico und Maiki waren gegen 05:45 Uhr aufgebrochen, um eine Zeitrafferaufnahme des Sonnenaufgangs zu machen. Ja richtig, es gab wieder Sonne zu sehen. In ihrer Mission sind sie beiden Frühaufsteher so ziemlich überall herrumgeirrt und haben sogar im Rennstreckenhotel gefragt ob man von dort aus vielleicht einen guten Blick erhaschen könnte. Im Endeffekt fanden sie auf der Südtribüne einen dankbaren Platz, von dem aus eine hervorragende Aufnahme gelingen sollte. Nach getanem Werk war vor den Warmups noch Zeit fürs Frühstück.

Die Warmups wurden für die anwesende ArtMotor-Gemeinde in zwei direkt hintereinander startenden Gruppen abgehalten. In Gruppe 1 fuhren die bereits aus Most bekannten ProThunder Allstars, also auch loki. Gruppe 2 war den historisch wertvollen Bikes vorbehalten, zu denen auch el Mecanico’s Brunhilde gehört. Diese Konstellation sollte laut Zeitplan auch für die je 2 Rennen aller Klassen Bestand haben. Beide Warmup-Turns liefen insgesamt insgesamt besser als die Trainings am Freitag. Zum einen lag das natürlich an den optimalen klimatischen Bedingungen zum anderen waren die Fahrerfelder deutlich homogener gestaltet. El Mecanico freute sich zudem, dass er endlich auch die Gelegenheit bekam ein paar Runden am Stück zu fahren.

Gegen Mittag, kurz vor den ersten Rennstarts trafen langsam aber sicher alle Freunde und Unterstützer unseres kleinen Rennteams ein, die sich zuvor angekündigt hatten. Loki musste sogleich als erster in seine Startaufstellung. Im Feld von 23 Startern aus den Kategorien ProThunder und ProThunder Open hatte er sich auf Rang 11 eingereiht. El Mecanico und unsere Gäste konnten sich gemeinsam noch loki‘s Start anschauen. Auf seiner RSV liefen der Start und die ersten beiden Rennrunden nicht schlecht. Klassenbereinigt auf 6 gestartet, konnte unser Donnerkapitän sich bereits auf Rang 5 verbessern und seine erste fliegende Runde war mit 1:42:005 die schnellste des bisherigen Wochenendes. Von Runde 3 bis 6 beherrschte ein Gedanke loki’s Rennhirn. „Wie um alles in der Welt knacke ich diese Superduke?!“ Unser Apriliatreiber war auf Karsten Hofmann aufgelaufen. Auf seiner Breitlenker-KTM wurde Karsten an nahezu jedem Kurveneingang zum Hindernis. Beim Zwischenspurt auf den Geraden wurde der Abstand jedesmal größer. Eins war klar. Loki’s Chance lag an irgendeinem Geradenende. Beinahe spielerisch zirkelte einer von loki’s Klassenkammeraden dann in der Anfahrt auf die Sachskurve innen an Betty vorbei. Es war mal wieder dieser Jonas (Heinrich). Der Jonas, der sich seit Saisonbeginn immer wieder als loki’s Lieblingsgegner herauskristallisiert hat.

Aus dem Motodrom heraus war Jonas bereits fast neben Karsten und Ende der Parabolika zog er schließlich vorbei. Das konnte loki trotz offenem Mund nicht auf sich sitzen lassen. Karstens Verwirrung nach Jonas‘ Attacke nutze loki ein paar Kurven später um am Eingang zum Motodrom ebenfalls an dem KTM-Piloten vorbeizugehen. Sofort wurde die Lücke zu Jonas geschlossen. Etwas über eine Runde später bremste sich unser Aprilianer dann Ende Start/Ziel an Jonas vorbei und stellte die ursprüngliche Reihenfolge im ProThunder-Feld wieder her. Im Zweikampf mit Jonas waren dieser und loki bereits sehr nah an Kay Liedtke auf seiner 675er Daytona herangeflogen. Kay, der sich aktuell die Meisterschaftsführung mit Ulrich Geier teilte, lag auf Platz 4 der ProThunder-Kategorie. Loki hatte sofort Feuer gefangen und die Verfolgung aufgenommen. Etwas mehr als eine Runde später war der Abstand zu Kay weiter geschrumpft. Loki, aus diesem Grund wohl etwas übermotiviert, zog eingangs der Parabolika das Gas etwas zu früh auf. Er malte Jonas einen wunderschönen schwarzen Strich vor die Onboardkamera, der als er zuende gezeichnet war, in einem Highsider gipfelte.

Loki, der bereits seit 3 Runden durch eine eingeschlafene Kupplungshand gezeichnet war, konnte sich beim Gegenpendler leider nicht mehr am Lenkerstummel halten und purzelte bei ca. 120 km/h aus dem Sattel. Seine Diva machte keine Anstalten mit zu Boden zu gehen und fasste als idealen Einschlagort die orange gehighlightete Leitplanke vorm nächstgelegenen Streckenposten am gegenüberliegenden Fahrbahnrand ins Auge. Das Rennen war für den Unglücksraben loki an Ort und Stelle in der vorletzten Runde vorzeitig zuende. Die Stimmung war auch bei Ulli Geier im Keller, der als Passagier auf dem Besenwagen zu loki’s Unfallstelle mitgefahren war. Zurück im Fahrerlager konnte loki endgültig einen Haken ans Wochenende machen. Der Schaden an seiner Betty war einfach zu groß um 3 ½ Stunden später in Rennen 2 starten zu können. Unserem Italoracer waren körperliche Folgen glücklicherweise weitestgehend erspart geblieben.
Unterdessen befand sich el Mecanico bereits in den Startlöchern. Aufgrund der unwirtlichen Bedingungen am Vortag, die lediglich für eine 1:59er Rundenzeit gut waren, musste sich der CBR-Treiber in der vorletzten Startreihe auf Platz 3 seiner Klasse ans Feld anstellen. Brunhilde hatte heute keine Lust. Bereits am Vorstart bemerkte el Mecanico ich, dass Brunhilde irgendwie nicht so richtig gut lief. Nach der Einführungsrunde starb ihm die zickige Geisha kurz vor dem Start sogar unterm Hintern aus und nichtmehr an. Wie bei der Fahrerbesprechung für einen solchen Fall empfohlen, fuchtelte el Mecanico wild mit den Armen um auf sich aufmerksam zu machen und so alle nachfolgenden auf einen stehenbleibenden Vordermann vorzubereiten. Gegen das eigentliche Problem half das natürlich herzlich wenig.

Nachdem alle Hintermänner an unserem Hondapiloten vorbeigerauscht waren, versuchte er die Fuhre mehrfach zurück ins Leben zu rufen. Mit Erfolg. Irgendwann, von außen betrachtet fast sofort, für el Mecanico nach einer gefühlten Ewigkeit, sprang Brunhilde glücklicherweise wieder an. Schnellstmöglich flog der Reihenvierer jetzt dem Feld hinterher. Da Brunhilde nur sehr schlecht Gas annahm und extrem viel stotterte, fehlte es el Mecanico seiner späteren Datenauswertung zufolge etwa 40 km/h Topspeed in der Parabolica. Er war also gezwungen alles in der Kurve zu holen und entsprechend viel Risiko zu gehen. Gegen Rennende hatte er besonders eingangs des Motodroms mit erheblichem Untersteuern zu kämpfen. Er hatte das ungute Gefühl an dieser Stelle über weite Strecken nicht Herr über sein Vorderrad zu sein. Nach einem Massencrash in der Bremszone am Ende der Parabolica, bei dem unter anderem auch der Führende in der SuperClassiX F2 Meisterschaft Wolfgang Harbusch abgeräumt wurde, war el Mecanico plötzlich unverhofft zweiter. Er beschloss, es ab diesem Zeitpunkt etwas ruhiger angehen zu lassen. Das Rennen ging ohne weitere Zwischenfälle für unseren Hondaristen mit Platz zwei zuende. Grund zur Zufriedenheit war dieses Ergebnis für el Mecanico jedoch nicht.

Zwischen den Rennen wurden an Brunhilde mehrere Baustellen eröffnet. Eike, unser heimlicher Helfer in der Not, der zu erwähnten Besuchern zählte, tauschte die Zündkerzen. Nebenbei wurden das Kühlwasser nach einem Check nachgefüllt und die Kontakte der Spritpumpe gereinigt. Diese zeitraubenden Maßnahmen sollten Brunhilde im zweiten Rennen etwas beherrschbarer und damit schneller machen.

Am Start zu Rennen 2 sah es tatsächlich so aus, als sollte el Mecanico’s Schraubereinsatz Gutes bewirkt haben. Es lief gut, doch bereits in Kurve 1 kam es zum ersten Aufreger. Unser Hondajockey wollte sich außen an zwei Mitstreitern vorbei pressen. Leider entpuppte sich dieses Manöver als zu optimistisch. Der sich am weitesten innen in der Kurve Befindliche entschied sich zu einer spontanen Richtungskorrektur und doch weiter nach außen zu fahren. Nach einem kleinen Dominoeffekt musste der am weitesten außen entlangpfeilende el Mecanico auf die weite asphaltierte Auslaufzone ausweichen. In der Folge gab es in Runde zwei ein paar schöne Fights mit Bernd, den el Mecanico oft vor oder in den Kursrundungen aufschnupfen konnte. Im Gegenzug war es Bernd, der el Mecanico beim Herausbeschleunigen ob seines Leistungsvorteils immer wieder überflügelte. Das hat richtig Spaß gemacht!

Als Bernd endlich abgehängt war, konnte el Mecanico sich trotz erneuter Motorprobleme mit Rundenzeiten um die 1:49 hoch an Hans Möller, dem Sieger vom ersten Rennen, heranfahren und den Abstand immer weiter verringern. Im weiteren Rennverlauf, wäre in den Kurven allerdings abermals ein sehr hohes Risiko nötig geworden um den immer schlechter laufenden Hondatreibsatz zu kompensieren. Bei el Mecanico stellte sich abermals regelmäßig das Gefühl ein, leicht über Vorder- sowie Hinterrad zu rutschen. Wenig später zwang ihn ein Verbremser erneut auf die bereits vorhin thematisierte Auslaufzone. Der Wiedereintritt über den Curb hat el Mecanico beinahe die Sattelhaftung gekostet. Nach dem sicheren Gefühl gleich mit dem Gesäß auf dem Streckenbelag zu thronen, fing sich die Japanerin wie durch ein Wunder und setzte Ihren Weg auf der Umlaufbahn fort als wäre nichts gewesen. El Mecanico, der in letzter Zeit immer mehr mit Köpfchen unterwegs zu sein scheint, entschied sogleich mit Platz 3 und den damit verbundenen Meitserschaftspunkten gut leben zu können. Er wechselte vom Hasen- in den Schildkrötenmodus und brachte seine 16 Zähler sicher über die Distanz.

Noch bevor die Outlap zuende ging, hatte Brunhilde noch eine Überraschung für Ihren Reiter vorbereitet. Bei beinahe aufrechter Schleichfahrt durch die Querspange der IDM-Variante kochte die CBR ihr Kühlwasser bis über den Behälterrand und spuckte es vors eigene Hinterrad. Damit konnte der unprofilierte Bridgestone-Pneu nicht umgehen. Es kam zu einem üblen Highsider, bei dem Brunhildes Lenkanschläge wechselnd den drohenden Abflug in die Rahmenrohre morsten. El Mecanico, die Augen vor Schreck direkt am Visier klebend, reagierte blitzschnell und instinktiv richtig. Er blieb sitzen.

Eins der chaotischsten Rennwochenenden in der RSRP-Geschichte ging mit dem bisher wohl schnellsten Fahrerlagerabbau zuende. Alle Unterstützer, die noch vorort waren, haben geholfen. Dafür bedanken wir uns auf diesem Wege nochmals recht herzlich. Die Rückfahrt aus Hockenheim verlief angenehm zügig und problemfrei. Auch hier war unser Filmprofi Maiki wieder von der Partie. Er fand das Wochenende klasse. Das gesammelte Bildmaterial trieb ihm Lachfältchen um die wachen Augen. „Jungs, das is hundertmal besser, als das was wir damals in Oschersleben hatten.“ Als Tüpfelchen auf dem i folgte am Sonntagnachmittag ein ergänzender Drehtag in der Teamzentrale. Auf das Endergebnis darf man sicher gespannt sein. Wir platzen jedenfalls fast beim Gedanken daran.

In den nächsten Wochen werden wir alles daran setzen, unsere Feuerstühle fürs Biketoberfest zu rekonfigurieren. Den Saisonabschluss wollen wir auf keinen Fall verpassen.