Nach den ereignisreichen letzten Wochen, folgte vom 7. bis zum 10. Mai ein ebenso ereignisreiches Rennwochenende bei der German TT in Schleiz. Bereits am Vortag der Abreise, also am 6. Mai (Dienstag) brannte bei uns die Hütte. Bis um ca. 02:15 Uhr in der Nacht waren wir mit den letzten Rennvorbereitungen beschäftigt. Betty musste fertig lackiert werden und die Farbe wollte ewig nicht trocknen. Brunhilde stand bis kurz vor der Abreise noch ohne Kleidchen da. Einen Beladungsplan für den Anhänger gab es bis dahin auch noch nicht. Mit anderen Worten Chaos pur… und alles in loki’s kleiner Einzelgarage mitten im Hinterhof eines 6-Parteien-Mietshauses. Nachdem die Bikes in einigermaßen transportfähigem Zustand und der Rest des Equipments in Anhänger und Auto verstaut waren und wir uns sicher waren, nichts vergessen zu haben, fuhren wir in die wohlverdiente Nachtruhe nach Hause. Der Start gen Schleiz war für Mittwoch 16:30 Uhr (nach Feierabend) geplant. Natürlich hatten wir am Abend zuvor so einiges nicht eingepackt, was wir aber auf alle Fälle dabei haben sollten. So musste loki am Mittwochmorgen, natürlich bei Regen, nochmal zurück zu seiner Garage, um Tisch, Bank und Campingliegen einzuladen. Damit verzögerte sich der gesamte Tagesplan schon mal um eine halbe Stunde. El Mecanico wartete zudem noch auf das ein oder andere Ersatzteil, ohne das Brunhilde am Wochenende keine einzige Radumdrehung auf der Rennbahn machen würde. Den Schlüssel für die Teamzentrale musste er noch besorgen und morgens um 03:00 Uhr hatte es natürlich auch nichtmehr gereicht um seine Habseligkeiten zu packen. Somit war also erneut ein Umweg und eine weitere Verzögerung um 30min vorprogrammiert. Es kam erschwerend hinzu, dass nun sehr viele Leute auf Deutschlands Autobahnen unterwegs waren und das Wetter sich von der Aprilseite zeigte. Kurz gesagt: Die Anreise hätte insgesamt besser laufen können. Nachdem wir für die 350km lange Anreise bereits ca. 4 ½ Stunden gebraucht hatten, faszinierte uns die Schleizer Landstraße zum ersten Mal. Gegen 22:30 Uhr fuhren wir in Richtung Oberböhmsdorf aus Schleiz heraus. Im Scheinwerferlicht plötzlich rot-weiße Randsteine links und rechts neben dem dunklen Asphaltband vor uns. Wir waren angekommen und fanden von der Stadtkurve aus binnen weniger Augenblicke das Fahrerlager kurz hinterm Buchhübel. Nun hieß es Anhänger entladen, Pavillon aufstellen, Stromleitung legen und Schlafstätte einrichten. Es war mittlerweile 00:15 Uhr am Donnerstagmorgen, den 8. Mai 2014. Das Team war im Fahrerlager des Schleizer Dreiecks eingezogen. Wir nächtigen zum ersten Mal im frisch aufgebauten Anhänger und waren gespannt, was die erste Rennveranstaltung 2014 an Überraschungen für uns bereithalten sollte.
Tag 1 – Freies Training und erstes Qualifying
Nach einer kurzen aber dennoch sehr kühlen und daher einigermaßen schlaflosen Nacht, hieß es für unsere Motorradjockeys bereits um 06:00 Uhr: Raus aus den Federn! Das folgende Frühstück fand während eines Regentropfenkonzerts auf dem teameigenen Pavillon direkt unter selbigem statt. Direkt nach der Morgentoilette und Nahrungsaufnahme standen die Anmeldung zum Event und Betty’s technische Abnahme an. Der Prüfer bemängelte nur eine einzige Sache. Loki wurde angehalten doch den db-Eater in Betty’s Auslasskanal zu integrieren, da die Geräuschemission in Schleiz stets besonders streng kontrolliert würde. Loki tat wie ihm geheißen war und war fortan von keinem Menschen mehr anhand des Motorradgeräuschs zu identifizieren. Er hatte außerdem den deulichen Eindruck, dass Betty nach der Implantation etwas schwächer auf der Brust war. Aufgrund der nun herrschenden Streckenverhältnisse ließ Loki den ersten Turn sausen, um bei bester Gesundheit später am Tag voll angreifen zu können. El Mecanico tat während des gesamten Tages seinem Namen alle Ehre und erkundete bis in die Abendstunden unablässig jede einzelne Schraube an und in Brunhilde. In der Zeit, in der er das tat, wurde immer klarer, dass es mit einem Start beim Training für ihn am Wochenende nichts werden würde. Brunhilde wies dazu einfach zu viele Unzulänglichkeiten auf. Loki hingegen absolvierte bis zum ersten Qualifying 4 saubere Turns, mal vom zweiten, in dem er ohne Treibstoff im Tank liegen blieb, abgesehen. Trotzdem zeichnete sich für loki eine klare Tendenz ab. Von Turn zu Turn wurde seine Umrundungszeit des Dreiecks stetig kürzer. Es gelang loki seine Rundenzeiten von 1:51.000 in seinem ersten Turn, auf 1:44.810 zu drücken. Jetzt hieß es: Mentale Vorbereitung auf Q1 zum ersten Rennwochenende der ProThunder. Eben erwähntes Q1 wurde wegen eines Ölunfalls auf der Rennstrecke um ca. 15min verspätet gestartet. Dummerweise lag genau am Ausgang der Kohlbach-Schikane sehr viel Bindemittel mitten auf der Asphaltbahn. Trotz der entstandenen Hektik und der nicht idealen Streckenverhältnisse schaffte es loki sich nochmals signifikant zu verbessern. Seine vorläufige Qualifyingzeit stand bei 1:43.067. Für den ersten Tag Schleizer Dreieck ein ansehnlicher Wert, wie wir finden. Loki sortierte sich mit dieser Zeit vorläufig auf ProThunder-Platz 5 ein, was beim übersichtlichen Feld von nur 8 Fahrern einen Mittelfeldplatz bedeutete. Da sich die ProThunder das Rennen mit 750ern und Superbikes aus anderen Klassen teilte, wuchs das Feld schnell auf 35 Teilnehmer. Hier sortierte sich unser RSV-Pilot auf Gesamtrang 23 ein. El Mecanico befand sich mit den ihm zur Verfügung stehenden Ersatzteilen bei Brunhildes Rekonstruktion inzwischen auf der Zielgeraden. Er hatte seinem Zweirad inzwischen ein intaktes Vorderrad samt riesiger 330mm-EBC-Bremsscheiben, eine passgenaue Rennverkleidung, eine 5,5-Zoll breite Hinterradfelge samt dafür nötigen spanend bearbeiteten Haltern, Adaptern und Hülsen sowie einen Hauptschalter als Zündschlossersatz angedeihen lassen. Am Ende des Tages war er mit seinem Werk sehr zufrieden, bedauerte allerdings gleichzeitig den Umstand tatsächlich nicht auf der Strecke gewesen zu sein. So ging der erste Tag mit Steak vom Einweggrill, der ein oder anderen Flasche Bier, einer warmen Dusche und einer erneut recht frischen Nacht zu Ende.
Tag 2 – Qualifying 2 und 3 und Rennen 1
An diesem Freitag war das Wetter am und um das Schleizer Dreieck herum etwas schwierig zu berechnen. Die ganze Nacht gab’s wiederholt Regen und Sturm. Über den Tag hinweg ging ebenfalls hin und wieder ein kurzer Schauer nieder. El Mecanico hatte seine Schrauberaktivitäten für den Rest unseres Thüringenaufenthalts eingestellt und betätigte sich fortan als Fotograf und Filmer. Wir waren und sind immernoch zuversichtlich, dass Brunhilde zum Festival Italia in Oschersleben einsatzbereit sein wird. Aufgrund des Wetters hat loki lediglich das zweite von zwei möglichen weiteren Qualifyings gefahren. Er konnte die Zeit des Vortags mit einer 1:43.204 leider lediglich bestätigen. Seine am Donnerstag erfahrene vorläufige Startposition manifestierte sich zum für beide Rennen festen Anfangsrang. Das Rennen selbst stand, zumindest für unser Team, unter keinem guten Stern. Das Schleizer Wetterroulette ging in eine neue Runde. Wie oft sich dicke Wolken, Sonne und Regen abgewechselt haben kann kein Mensch mit Sicherheit sagen. Es war oft. Noch 15min vor Rennstart bangte loki wegen eines plötzlichen Regenschauers um seinen Start, da ein so kurzfristiger Radwechsel von Slicks auf Regenreifen nicht möglich gewesen wäre. Dann kam doch die Sonne raus und er machte sich mit Slicks bestückt auf den Weg in die Startaufstellung. Nach einem bekanntermaßen, weil bei ihm doch öfter vorkommend, verbesserungswürdigen Start, kämpfte er sich in Runde 4 nach anfänglichen Positionsverlusten trotz zwischenzeitlicher kleiner Schauer und starken Böen auf Platz 5 nach vorne. Dann geschah es. In der Schikane vor Start-Ziel fing Betty an zu stottern und zu bocken. An der Stelle sollte das Rennen für loki ärgerlicherweise vorzeitig zu Ende sein. Er musste nach Anweisung der Streckenposten hinter einem Reifenstapel das Rennende abwarten, bevor er sein Bike unter starken körperlichen „Verschleizerscheinungen“ alleine bis in die Boxengasse zurück schieben durfte. Währenddessen stand El Mecanico mit der Spiegelreflexkamera im Anschlag auf der Tribüne und befürchtete das Schlimmste. Er half loki, der sein sonst so treues Gefährt im unteren Teil des Fahrerlagers an einen Zaun gelehnt hat, um auf Verdacht einen vollen Benzinkanister zur Rettung der Lage herbeizuschaffen, bei der Motorradbergung. Außerdem stand el Mecanico seinem Teamkollegen auch bei der Suche nach dem Fehlerteufel treu zur Seite. Die Fehleranalyse brachte bald darauf die Ausfallursache ans Licht. Nicht wie vermutet eine Kraftstoffehlmenge, sondern ein Kabelbruch am Hauptschalter war für loki’s Liegenbleiben verantwortlich. So ist das Leben. Noch gab es im Samstagsrennen eine weitere Chance auf eine Topplatzierung und eine stattliche Anzahl an Meisterschaftspunkten.
Tag 3 – Warmup und Rennen 2
Nach einem anständigen Gewitter in der Nacht hatte sich das Wetter nun bei trockener Bewölkung stabilisiert. Es lag die bisher angenehmste Anhängernacht hinter uns. Trotzdem legte loki im Warmup keine Spitzenzeit aufs Parkett. Mit 1:44.810 konnte er nicht wirklich zufrieden sein. Wir hofften, dass beim Rennen 2, das um 12:15 Uhr beginnen sollte, alles klappen würde und wir eine Zielankunft bejubeln können würden. Nach loki’s lahmem Warmup am Morgen, waren unsere Erwartungen für das zweite Rennen in Schleiz eher gedämpft. Allerdings war das Wetter weiterhin stabil und somit herrschten beste Bedingungen. Beinahe hätten wir den Rennstart verpasst. Es gab unsererseits ein kleines Missverständnis mit dem neuen Zeitplan. So trug es sich zu, dass loki erst 10min vor Rennstart um 12:05 Uhr durch eine Durchsage zum zügigen Verlassen des Mitagstischs animiert wurde. Jetzt ging alles ganz schnell. Während loki sich umzog und Betty von Reifenwärmern und Ständerwerk befreite um sogleich flugs in Richtung Boxengasse zu stürmen, flitzte el Mecanico mit Kamera und Stativ bewaffnet gen Tribüne. Dort angekommen richtete er die Kamera für Fotos und spektakuläre Filmaufnahmen von der spannenden Startphase des Rennens ein. Die Inlap war nun vorbei und für loki folgte der Vorstart. Wieder in der Startaufstellung angekommen, schaltete die Ampel das Feld eilig frei und loki erwischte den besten Start samt ersten Kurven seiner bisherigen Rennfahrerlaufbahn. El Mecanico war außer sich vor Freude. Er filmte loki bei etlichen Überholmanövern und einer wahnwitzigen Linienwahl. In den nächsten Runden ging es für unseren ProThunder-Piloten samt seiner Betty nochmal um einen weiteren Platz nach vorne und schließlich überrundete er gegen Rennende sogar einen Fahrer ohne selbst Opfer eines gegnerischen Angriffs geworden zu sein. Schlussendlich jubelte loki über viel Spaß in einem erfolgreich beendeten Rennen. Erst einige Minuten später im Fahrerlager stürzte el Mecanico frohlockend auf ihn zu und versuchte ihn davon zu überzeugen, dass er es auf den dritten Rang in seiner Klasse und somit zum ersten Mal aufs Podest geschafft hatte. Die Freude im Team war riesig und erst bei der Siegerehrung selbst konnte loki seinen Erfolg wirklich fassen. Ein spannendes und ereignisreiches Wochenende hatte so einen würdigen Abschluss gefunden. Es blieben zu dem Zeitpunkt nur noch das Packen der Ausrüstung und das Beladen des Renntransportgespanns. Diese Arbeiten gingen uns äußerst leicht und mit einem breiten Grinsen im Gesicht von der Hand. So machten wir uns erstmalig auf in unsere eigene Teamzentrale, wo wir Anhänger samt Inhalt unterstellten. So waren wir rechtzeitig zum Abendessen zuhause und feierten und lachten noch den gesamten Samstagabend bei Burgern, Bier und Bilder- und Videoschau.
Herzlichen Dank an alle, die uns bei unserem faszinierenden Hobby unterstützen bzw. es duldsam ertragen. Wir freuen uns auf den Lausitzring!